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    Ich habe ja nun übernommen, vor zu großen Hoffnungen in die Immuntherapie zu warnen. Die derzeit verfügbaren Medikamente schlagen nur bei einem Teil der Patienten an, dies sind meist weniger als die Hälfte. Hier eine tabellarische Übersicht, gegen Prostatakrebs ist offenbar noch kein Immun-Kraut gewachsen:

    Kommentar


      Hallo Georg,

      Danke für das Sheet von Fr. Nößler.

      Hier ist eine übersetzte Zusammenfassung von einer aktuellen Veröffentlichung speziell zur Immuntherapie bei fortgeschrittenen Prostatakrebs:



      „Zusammenfassend ist festzuhalten, dass PD-1 / PD-L1-Inhibitoren einen Durchbruch bei der Krebsbehandlung darstellen. Versuche, die Wirksamkeit der Immuntherapie bei Prostatakrebs zu verbessern, sind gerechtfertigt und werden weiterhin aktiv untersucht. Pembrolizumab zeigt eine Antitumoraktivität bei einer Untergruppe von Patienten mit therapierefraktärem mCRPC mit einem akzeptablen Sicherheitsprofil. Obwohl es unwahrscheinlich ist, dass Immun-Checkpoint-Inhibitoren zu dauerhaften Reaktionen in der gesamten nicht ausgewählten Prostatakrebspopulation führen, kann es eine Untergruppe von Patienten geben, bei denen ein bemerkenswerter klinischer Nutzen eintreten kann. Die Bemühungen prädiktiven genomische Biomarker zu entwickeln, sollen gefördert werden und hoffentlich zukünftiges Studiendesign voran treiben. Schließlich kann das Verständnis der Resistenzmechanismen gegen die PD-1 / PD-L1-Inhibitor-Therapie dazu beitragen, Therapieentscheidungen zu optimieren und die nächsten Schritte bei der Entwicklung einer Immuntherapie für fortgeschrittenen Prostatakrebs zu leiten.“

      Das hört sich doch optimistischer an.

      Lothar

      Kommentar


        Zitat von Lothar M Beitrag anzeigen
        Hallo Georg,

        Das hört sich doch optimistischer an.

        Lothar
        Hm, vielleicht. Die Autoren nutzen das Wörtchen "kann" wohl mit Bedacht.
        Gruß, Rastaman

        Kommentar


          Lothar,

          als ich die obige Tabelle sah, war ich wirklich überrascht, wie gering der Anteil an Patienten ist, die von der Immuntherapie profitieren. Und zwar die, die für den jeweiligen Tumor zugelassen ist und von den Krankenkassen bezahlt wird. Beim Melanom wird diese Therapie standardmäßig eingesetzt und man berichtet von guten Erfolgen – d.h. Remissionen bis zu zwei Jahren. Wie die Tabelle zeigt, sprechen aber nur 35% der Patienten überhaupt an, d.h. 65% erleiden die Nebenwirkungen ohne dass die Therapie etwas für sie gebracht hätte.

          In dem von Dir verlinkten Artikel wird von der KEYNOTE-028 Studie berichtet, darin wurde Pembrolizumab bei Prostatakrebs getestet. Es heißt, 245 kastrationsresistente Patienten wurden daraufhin getestet, ob sie möglicherweise auf die Therapie ansprechen. Danach hielt man 35 Männer (14%) für geeignet. Davon erhielten dann 23 Männer die Therapie und es zeigte sich bei 4 Patienten ein Ansprechen, aber keine komplette Remission. Diese 4 Patienten sind 1,6 % der ursprünglich 245 Patienten.

          Wenn ich die schier unüberschaubare Zahl an Studien zur Immuntherapie betrachte, müsste es ja mit dem Teufel zugehen, wenn nicht irgend etwas dabei herauskommen würde. Aber speziell beim Prostatakrebs wird das wohl noch ein sehr weiter Weg sein. Ich lasse mich aber gerne positiv überraschen.

          Georg

          Kommentar


            Zitat von rastamann
            Hm, vielleicht. Die Autoren nutzen das Wörtchen "kann" wohl mit Bedacht.
            Es ist gut, dass bei dieser sehr umstrittenen Therapiemöglichkeit Zweifel angebracht sind.

            Zitat von Georg_
            als ich die obige Tabelle sah, war ich wirklich überrascht, wie gering der Anteil an Patienten ist, die von der Immuntherapie profitieren.
            Das kommt nicht so ganz unvorbereitet. Knut konnte nicht davon profitieren.

            Zitat von Georg_
            Diese 4 Patienten sind 1,6 % der ursprünglich 245 Patienten.
            Das ist in der Tat fatal.

            Zitat von Georg_
            Wenn ich die schier unüberschaubare Zahl an Studien zur Immuntherapie betrachte, müsste es ja mit dem Teufel zugehen, wenn nicht irgend etwas dabei herauskommen würde. Aber speziell beim Prostatakrebs wird das wohl noch ein sehr weiter Weg sein. Ich lasse mich aber gerne positiv überraschen.
            Die Hoffnung stirbt zuletzt.

            Das Leben ist ein andauerndes Staunen über das Wunder, zu leben.

            (Rabindranath Tagore)

            Harald

            Kommentar


              Harald,

              ich würde die Immuntherapie nicht als umstritten bezeichnen. Wenn sie so funktionieren würde wie man das sich das erhofft, wären alle begeistert. Es ist nur unklar, wie lange es noch dauert bis wir Forumsmitglieder davon profitieren könnten. Ich glaube, das dauert noch sehr lange. Was immer das heißt.

              Georg

              Kommentar


                "Wenn ich die schier unüberschaubare Zahl an Studien zur Immuntherapie betrachte, müsste es ja mit dem Teufel zugehen, wenn nicht irgend etwas dabei herauskommen würde."
                Solange die Pharmaindustrie viel Profit erwartet wird die Zahl der Studien nicht sinken. Ein Grund dafür ist die Hoffnung auf maßgeschneiderte Therapien für einzelne Personen oder Gruppen: deren Preis läßt sich frei bestimmen und jedes Präparat kann separat geschützt werden. Soweit Verfahren gegen Krebs entwickelt werden ist es nicht unwahrscheinlich, dass am Ende wenig herauskommt. Krebszellen mutieren vielfältig und ein Karzinom kann diverse Varianten enthalten. Bereits beim PSMA zeigt sich, dass es Zellen gibt, die mehr exprimieren als andere im gleichen Tumor. Das andere Problem sind die Nebenwirkungen, schließlich sind es ja körpereigene Zellen: sie sind den gesunden Zellen immer noch ziemlich ähnlich.
                Vorerst besteht allenfalls die Hoffnung auf palliative Verfahren. Vor einer kurativen Therapie muß vermutlich erst der Vorgang der Metastasierung verstanden werden - dazu wird in aktuellen Studien immer gesagt "man wisse fast nichts darüber". Metastasierung ist schließlich bei PCa das eigentliche Risiko. Wie kommt es, dass Prostatazellen sich in anderem Gewebe einnisten und vermehren können? Wo kann man da eingreifen? Das Wissen um "Inhibitoren", "Pathways", "Rezeptoren" usw. reicht dazu noch (lange) nicht aus.

                Kommentar


                  Zitat von MartinWK Beitrag anzeigen
                  Vor einer kurativen Therapie muß vermutlich erst der Vorgang der Metastasierung verstanden werden - dazu wird in aktuellen Studien immer gesagt "man wisse fast nichts darüber". Metastasierung ist schließlich bei PCa das eigentliche Risiko. Wie kommt es, dass Prostatazellen sich in anderem Gewebe einnisten und vermehren können? Wo kann man da eingreifen? Das Wissen um "Inhibitoren", "Pathways", "Rezeptoren" usw. reicht dazu noch (lange) nicht aus.
                  Die "Metastasierung" zu verstehen kostet viel Zeit und Geld. Das wäre Aufgabe der Grundlagenforschung, die aber weil sie selbst kein wirtschaftliches Interesse verfolgt, auf öffentliche Förderung angewiesen ist.

                  Dazu ein Positionspapier des VBIO


                  „Grundlagenforschung braucht mehr Wertschätzung, eine wirksame und längerfristige Finanzierung und die strukturelle Absicherung der dort Beschäftigten….“


                  Franz

                  Kommentar


                    Ich hatte ja immer Hoffnungen in die Immuntherapie gebremst. Es ist aber jetzt so, das man in Deutschland im Rahmen einer Studie eine Immuntherapie für Prostatakrebs bekommen kann.

                    In einem anderen Thread hatte Sunnnnny alias Sandra die KEYLYNK-010 Studie erwähnt: https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...n-mit-Olaparib
                    Dies ist eine Studie für kastrationsresistente Patienten, die nach einer Abiraterone oder (nicht und!!) Enzalutamid und einer Docetaxel Chemotherapie weiter einen steigenden PSA Wert haben. Es muss hier keine spezielle Genmutation nachgewiesen werden, um an der Studie teilnehmen zu können. Die TUM in München hat die Studie in deutsch beschrieben: http://www.mriu.de/klin_studien/info_P_KEYLYNK-010.html
                    Die Studie ist in der amerikanischen Studiendatenbank hier beschrieben: https://clinicaltrials.gov/ct2/show/NCT03834519

                    An folgenden Kliniken kann man an dieser Studie teilnehmen:

                    Charite Universitätsmedizin Berlin
                    Berlin, Germany, 10117
                    Contact: +4930450515288, Dr. De Santis
                    Universitätsklinikum Düsseldorf
                    Düsseldorf, Germany, 40225
                    Contact: +492118108588, Dr. Arsov
                    Universitätsklinikum Erlangen
                    Erlangen, Germany, 91054
                    Contact: +4991318223122, Prof. Goebell
                    Klinikum Rechts der Isar
                    München, Germany, 81675
                    Contact: +498941402522, Prof. Retz
                    Universitätsklinik der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität
                    Nürnberg, Germany, 90419
                    Contact: +49911398114729, Dr. Augustin
                    Studienpraxis Urologie
                    Nürtingen, Germany, 72622
                    Contact: +491703809223 , Feyerabend
                    Krankenhaus der Barmherzigen Brueder Trier
                    Trier, Germany, 54292
                    Contact: +496512082681, Prof. Neisius
                    Universitätsklinik fuer Urologie
                    Tübingen, Germany, 72076
                    Contact: +4970712986613, Prof. Stenzl
                    Uniklinik Freiburg - Klinik für Urologie
                    Freiburg im Breisgau, Germany, 79106
                    Contact: +49761 27028930, Prof. Gratzke
                    Universitätsklinikum Jena
                    Jena, Germany, 07743
                    Contact: +4936419329901, Prof. Grimm
                    Also ist es auch in Deutschland möglich, eine Immuntherapie zu bekommen. 780 Teilnehmer werden weltweit gesucht. Allerdings schlägt die Therapie nur bei einem geringen Teil der Patienten an. Hier ein Bericht über erste Ergebnisse eine Vorläuferstudie: https://www.urotoday.com/conference-...te-cancer.html
                    Demnach zeigte sich nur bei 13% ein Rückgang des PSA Wertes, was für Immuntherapien offenbar schon ein deutlicher Erfolg ist.

                    Georg

                    Kommentar


                      Zitat von Sunnnnny Beitrag anzeigen
                      Nur 13 % hatten mit einem PSA-Abfall in der Vorläuferstudie reagiert. Das ist wirklich nicht vielversprechend.
                      Ich wollte (wie immer?) vor zu großen Hoffnungen warnen, will aber die Studie auch nicht schlecht machen. Bisher wurde Pembrolizumab bei Patienten mit einem speziellen Gendefekt eingesetzt, den etwa 5% der Patienten hatten. Davon sprachen dann nur etwa die Hälfte auf Pembrolizumab an, also profitierten nur 2,5% aller Patienten. Inzwischen hat man festgestellt, dass auch einige wenige (!) Patienten ohne diesen Defekt ebenfalls profitierten. Außerdem meint man einen Synergieeffekt mit Olaparib festgestellt zu haben. Daher wird diese Studie durchgeführt. Wenn 13% statt 2,5% der Patienten davon profitieren, so ist das eine erhebliche Verbesserung. Man muss auch berücksichtigen, dass die Patienten, die auf diese Therapie ansprechen, oft eine sehr lange Remission zeigen, im Vergleich zu anderen Mitteln. Ich kann aber auch gut verstehen, wenn ein Patient sagt, die Chance ist mir zu gering.

                      Alternativen zu dieser Studie sind eine Chemo mit Cabazitaxel (CARD-Studie), eine Lu177 oder Lu177/Ac-225 Kombinationstherapie, oder Abirateron bzw. Enzalutamid, die nach einer Chemo wieder ansprechen können, auch wenn vorher eine Resistenz eingetreten war.

                      Georg

                      Kommentar


                        Hier ein Video über Blutkrebs-Therapie mit CAR-T Zellen in Hamburg:

                        Kommentar


                          Hier ist eine kleine Studie, bei der 80% der 44 teilnehmenden Patienten auf eine Immuntherapie ansprachen: https://oncology.medicinematters.com...zumab/17722270 Das waren kastrationsresistente Patienten mit Metastasen, die eine Therapie mit Enzalutamid und/oder Abirateron hinter sich hatten.

                          Diese Therapie bestand aus der Kombination von Cabozantinib and Atezolizumab. Man geht davon aus, dass Cabozantinib eine immuntherapiefördernde Umgebung erzeugt, die die Reaktion auf den Immun-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab verbessert.

                          Diese Therapie resultierte in keiner Heilung vom Tumor, sie wirkte über ca. 8,3 Monate. Es soll jetzt mit einer Phase III Studie begonnen werden. Ein Ansprechen von 80% bei nicht genetisch selektierten Tumorpatienten ist schon eine sehr große Verbesserung gegenüber anderen Mitteln.

                          In Magdeburg hatte Prof. Miller von der Charite Atezolizumab(Tecentriq) angesprochen:

                          Kommentar


                            Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                            Hier ist eine kleine Studie, bei der 80% der 44 teilnehmenden Patienten auf eine Immuntherapie ansprachen: https://oncology.medicinematters.com...zumab/17722270 Das waren kastrationsresistente Patienten mit Metastasen, die eine Therapie mit Enzalutamid und/oder Abirateron hinter sich hatten.

                            Diese Therapie bestand aus der Kombination von Cabozantinib and Atezolizumab. Man geht davon aus, dass Cabozantinib eine immuntherapiefördernde Umgebung erzeugt, die die Reaktion auf den Immun-Checkpoint-Inhibitor Atezolizumab verbessert.

                            Diese Therapie resultierte in keiner Heilung vom Tumor, sie wirkte über ca. 8,3 Monate. Es soll jetzt mit einer Phase III Studie begonnen werden. Ein Ansprechen von 80% bei nicht genetisch selektierten Tumorpatienten ist schon eine sehr große Verbesserung gegenüber anderen Mitteln.

                            In Magdeburg hatte Prof. Miller von der Charite Atezolizumab(Tecentriq) angesprochen:
                            https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...361#post104361

                            44% Reaktionsquote ist schon nicht schlecht. Es stellt sich die Frage, ob die Kombination der beiden Medikamente Nebenwirkungen auslöst oder wie eine längere Behandlung sich auswirkt.

                            Kommentar


                              Es waren 44 Teilnehmer, davon hat die Therapie bei 80% gewirkt - allerdings unterschiedlich stark. Die Nebenwirkungen werden als "tolerierbar" beschrieben, d.h. 59 + 9,1 = 68,1 % hatten erhebliche Nebenwirkungen, sind aber nicht daran gestorben. Daher tolerierbar.

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                                Auf der ASCO 2022 hat Frau Dr. Dorff über ihre Studie zur CAR-T Zell-Therapie bei Prostatakrebs berichtet. Die Therapie ist sehr aufwändig und mit starken Nebenwirkungen verbunden, wirkt aber nur sehr kurz. Hier ein Link auf ein Bild aus einem Bericht über diesen Vortrag bei Urotoday.



                                Die grünen Punkte zeigen an, wann der PSA Wert bei den Patienten um 30% gesunken war und die gelben Punkte, wann er um 50% gesunken war. Die schwarzen Punkte zeigen, wann der PSA Wert dann wieder anstieg. Das war nach einem Monat, teilweise auch erst nach drei Monaten der Fall. Nur der erste Patient hat längerfristig von der Therapie profitiert. Ich meine, diese Zeitspanne ist zu kurz, um diese aufwändige Therapie allgemein anzuwenden. Da ist noch weitere Entwicklungsarbeit erforderlich.

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