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Paradigmenwechsel bei der Hormontherapie II

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    Nummer 4:

    Eine Resistenz gegenüber Abirateron ist nicht unbedingt die Folge von bösen, resistenten, neuroendokrinen oder kleinzelligen Tumoren.

    Unabhängig von diesen biologischen Erwägungen im Vorfeld, ist es jedoch eine unvermeidliche Tatsache, dass es schlecht ist, wenn sich CRPC [Kastrationsresistenz] entwickelt. Nicht nur biologisch, sondern auch aufgrund der damit reduzierten Anzahl von Therapien, aus denen wir wählen können. Angesichts der enttäuschenden Daten hinsichtlich der Wirksamkeit bei der Sequenzierung von Enzalutamid nach Abirateron bei CRPC ist es unwahrscheinlich, dass die Verwendung von Enzalutamid als Frontline-CRPC-Behandlung nach der Anwendung von Abirateron bei der Frontline-Hormonsensitivität von Nutzen sein wird. Wenn wir also einen Patienten nach LATITUDE, und damit in einem abirateronresistenten Stadium sehen, haben wir nur noch eine begrenzte Anzahl von Optionen.

    An diesem Punkt des Krankheitsverlaufs sollten wir (falls noch nicht geschehen) die Genomanalyse durchführen und in Erwägung ziehen, klinische Studien zu berücksichtigen. Glücklicherweise gibt es eine Reihe von Studien mit neuartigen Ansätzen, die auf die DNA-Reparatur, die Bromodomäne, die DNA-Proteinkinase und eine Vielzahl anderer Wege, einschließlich Immuntherapien, abzielen. Klinische Studienschemas müssen und werden diese Anpassung vornehmen.

    Wir sollten überdenken, was CRPC ist. Die Verwendung von Abirateron und Enzalutamid hat uns gelehrt, dass wir Hormontherapien weiterhin anwenden können, auch nachdem die Kastration versagt hat. Daher haben wir aufgehört, es als hormonrefraktärer PCA zu bezeichnen. Vielleicht müssen wir auch diese Definition ändern, weil die Krankheit erst nach Abirateron (und vielleicht auch Enzalutamid) wirklich Testosteronentzugs resistent geworden ist?



    Eigenen Anmerkungen:
    Hier spricht Dr. Ryan zwei Punkte an, zu denen ich auch kurz Stellung nehmen will:
    1. Viele Patienten scheuen die Kombination, oder den frühen Einsatz von Therapien, um sich noch Optionen für die Zukunft offen zu halten. Das ist menschliche, aber hat mit evidenzbasierter Medizin wenig zu tun. Da sollte nur nach der Frage behandelt werden, was wann und wie nacheinander oder in Kombination die längsten Überlebenszeiten bei akzeptabler Lebensqualität bringt. Eine Chemotherapie mit Docetaxel beispielsweise bringt statistisch 2-3 Monate Überleben wenn es spät eingesetzt, und 12 Monate, wenn man es bei selektierten Patienten (hohe Metastasenlast) früh verabreicht.
    2. Man hat die Definition von Testosteronresistenz schon zu Kastrationsresistenz geändert, aber die Frage bleibt, wie wir dieses Krankheitsstadium bezeichnen wollten, das nach Kastrationsresistenz, aber vor Versagen von Abiraterone/Enzalutamide existiert?


    Auch geht die Angst bei den Patienten um, dass sich in Folge der ADT bösartige Zellen entwickeln könnten, die weder durch eine PSA Bestimmung erkannt, noch durch bekannte Therapien zu behandeln wären. Der Begriff der dabei oft genannt wird ist: ‘neuroendokrine Differenzierung‘. Dabei werden aus den normalen (luminal) Epithelzellen, über eine stammzellähnliche Zwischenstufe, neuroendokrine Zellen. Diese zeigen Progression und ein invasives Verhalten, ohne sich irgendwie von auf die Androgensignalwege zielende Therapien beeindrucken zu lassen.



    Aber ist das wirklich ein Problem? Wie oft kommt das vor, und was sind die Indikatoren dafür?
    Um die Häufigkeit von t-NEPC (treatment- induced small- cell neuroendocrine prostate cancer) zu bestimmen und dessen Eigenschaften zu ergründen, hat Aggarwal und Kollegen eine multi- institutionelle prospektive Studie mit 202 mCRPCA Patienten durchgeführt. Dabei hatten 148 (73%) Patienten einen Progress nach Therapie mit Abirateron und/oder Enzalutamid. Bei diese Patienten war zuvor ein histologischer Nachweis eines Adenokarzinoms in der Prostata und mindestens eine metastatische Läsion (Knochen, Leber, Lymphknoten oder Weichteilgewebe) ermittelt worden. Es wurden Proben von jeder Metastase gesammelt, eine für die histologische Untersuchung und eine zur Sequenzierung.

    Von den 160 auswertbaren Patienten hatten 27 (17%) ein t-NEPC, wobei 20 Patienten eine reine kleinzellige Histologie zeigten und 7 mit eine gemischte kleinzellige und Adenokarzinom Histologie hatten. Vor allem Metastasen in der Leber zeigten diese t-NEPC Histologie, aber auch in Lymphknoten- und Knochenmetastasen war diese nachweisbar. Und das, obwohl die traditionelle Sichtweise eher davon spricht, dass NEPC bevorzugt viszeral metastasiert, und daher eher selten die Knochen befällt. Aggarwal konnte aber bei ca. 14% der Knochenmetastasen nach Abi/Enza Versagen t-NEPC nachweisen.

    Auf Genom Ebene hatten 83% der t-NEPC Tumore Mutationen in TP53 und/oder RB1, aber auch AR-Amplifikationen und Punktmutationen traten in einer vergleichbaren Rate zu den nicht-t-NEPC-Fällen auf. Primär NEPC gilt allgemein als AR-negativ, aber 75% der t-NEPC-Fälle zeigten einen aktiven Adrogenrezeptor, wenn auch auf niedriger Expression verglichen mit nicht t-NEPC. Diese Daten legen nahe, dass der Androgenrezeptor bei mCRPC in Knochen und viszeralen Organen eine Transdifferenzierung zu t-NEPC mit verringerter Abhängigkeit von AR-Signalisierung durchläuft.

    Interessant war auch, dass ein Verlust von DNA-Reparatur-Genen (BRCA1, BRCA2, ATM, CDK12,…) bei Tumoren mit neuroendokrinen Eigenschaften eher selten sind, was darauf hindeutet, dass t-NEPC ein eine spezifische Teilmenge von mCRPC darstellt. Die Charakterisierung dieser Tumoren gibt Einblick in die durch Therapie induzierte Pfade, die zu Die Entstehung von t-NEPC führen. Interessant weiterhin, dass es möglich erscheint, die Entwicklung hin zu einem t-NEPC Stadium dadurch verhindern zu können, indem wir die Stammzellartige Zwischenstufe versuchen zu erhalten, und versuchen zu verhindern, dass diese sich ausdifferenziert.
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      Nummer 5:

      Diejenigen, die von einer Chemotherapie profitieren, können dieselben Patienten sein oder nicht, die von Abirateron profitieren.

      In der Diskussion der LATITUDE-Studie auf der ASCO 2017 präsentierte Dr. Eric Small eine überlappende Kaplan-Meier-Kurve der CHAARTED-Daten, die den Überlebensvorteil von Docetaxel bei einer sehr ähnlichen Patientenpopulation (hormonempfindliche Erkrankung mit hoher Metastasenlast) darstellt, direkt auf der Überlebenskurve die LATITUDE-Daten. Die 2 Kurven sind im Wesentlichen deckungsgleich.

      Es wurde jedoch vorgeschlagen, dass die Form der Kastrationsresistenz, die nach einer intensiveren ADT mit Abirateron Ergänzung auftritt, eine Art virulenteren "Horrortumor" hervorrufen kann, welcher aggressiver ist und somit zu einem früheren Tod führt. Dies scheint aber nicht das Schicksal von vielen Patienten zu sein, die mit der Therapie begonnen haben. Es ist jedoch möglich, dass einige dieser Patienten einen kleinzelligen oder neuroendokrinen Phänotyp entwickeln.

      Wenn dies der Fall ist, deutet es auf eine plötzliche spunghafte Erhöhung des Risikostatus hin. Das passiert aber nicht zu einem fest definierten Zeitpunkt. Die Überlebenskurve würde an diesem Punkt einen etwas seltsamen Knick machen, aber es könnte passieren.

      Die Arbeit in unserem Zentrum und anderen hat sich auf die Genetik, Histologie und das klinische Ergebnis von Patienten mit Abirateron-resistenter Erkrankung konzentriert. Es ist eine Geschichte, die noch geschrieben wird, und es genügt zu sagen, dass wir an diesem Punkt von der Anzahl der Fälle überrascht sind, bei denen neuroendokrine oder kleinzellige Pathologien auftreten. Es tritt in einigen Fällen auf, aber nicht in allen. In diesen Fällen kann eine frühere Integration der Chemotherapie erforderlich sein.

      Ich erinnere mich hier an die Norton-Simon-Hypothese. Diese Hypothese konzentriert sich auf die Vorstellung, dass ein bestimmter Tumor zwei oder mehr Subklone beherbergen kann, die auf verschiedene Therapien ansprechen. Die aufeinanderfolgende Verabreichung der jeweiligen Therapien bei voller Dosis kann zu einer verbesserten Fähigkeit führen, jeden dieser Klone anzusprechen. Wenn dies beim PC der Fall ist, müssen wir diese Abfolge identifizieren und untersuchen, wie wir sie optimal angehen können. Meine Vermutung ist, dass wir nicht die Frage betrachten sollten, ob es Abirateron oder Docetaxel ist, sondern ob wir eine Reihenfolge der beiden betrachten sollten.





      Eigene Anmerkungen:
      Die Idee der schnellen Sequenzierung von unterschiedlichen Therapien, wie beispielsweise auch bei der BAT, ist nicht neu, aber auch wenig erforscht. Da gibt es sicherlich noch Potential, welches gehoben werden könnte.

      Abschlussbemerkung:
      Nun hat es sich doch etwas länger hingezogen, den ganzen Aufsatz hier zu besprechen, denn ich habe das gerne genutzt, um auch eigene Gedanken einzubringen. Diese spiegeln aber immer mein Verständnis wider, das im zeitlichen Kontext gesehen werden sollte, und auch nicht unbedingt richtig, oder vollständig sein muss.


      Danke für Euer Interesse, ich hoffe das gibt genug Anregung zum Nachdenken. THANKS and stay well.
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        Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen



        ich hoffe das gibt genug Anregung zum Nachdenken.
        So ist es, danke wieder einmal für diesen tollen Beitrag
        Meine Werte grafisch bei myprostate: hier
        PSA Verlauf unter Metabloc und Metformin: hier #253

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          Ja, sehe ich genauso.
          Vielen Dank für die Übersetzungen und besonders auch der eigenen Kommentare, welche helfen das ganze besser einordnen zu können.




          Meine PCa-Geschichte:
          https://myprostate.eu/?req=user&id=864

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            Zitat von Charles Ryan
            Es tritt in einigen Fällen auf, aber nicht in allen. In diesen Fällen kann eine frühere Integration der Chemotherapie erforderlich sein.
            Das hört sich harmloser an als es ist. Wenn man einen neuroendokrinen Tumor hat, hilft eine Therapie nur noch sehr begrenzt. Am besten hilft dann noch, so weit mir bekannt, die PSMA-Therapie.

            In diesem Artikel wird beschrieben, dass nach Eintritt einer Resistenz gegen Abiraterone bei 20-25% dieser Patienten sich neuroendokrine Tumore feststellen lassen. Das finde ich schon beunruhigend.

            Georg

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              Enzalutamid +/- ADT?

              Bedeutung der Androgenentzugstherapie während der Enzalutamid-Behandlung bei Männern mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs nach einer Chemotherapie: Ergebnisse aus retrospektiven, multizentrischen Daten

              Hintergrund
              Enzalutamid kann das Überleben von Patienten mit metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs (mCRPC) signifikant verlängern. Es gibt jedoch keine ausreichenden Belege für die Fortsetzung der androgenen Deprivationstherapie (ADT) für mCRPC Patieten. Hier untersuchten wir die Wirkung einer gleichzeitigen ADT während der Enzalutamid-Behandlung bei Männern mit mCRPC nach einer Chemotherapie.

              Methoden
              Wir haben retrospektiv die Krankenakten von 232 Patienten mit mCRPC überprüft, die zwischen 2014 und 2016 nach Chemotherapie in 9 Tertiärzentren in Korea oral (160mg pro Tag) Enzalutamid erhielten. Der primäre Endpunkt war das Gesamtüberleben, während sekundäre Endpunkte die Zeit bis zur (biochemischen) PSA-Progression und dem radiologischer Progressionsfreiheit waren.

              Ergebnisse
              Das mittlere Alter der Patienten betrug 71 Jahre (64–75). Der Anteil der Patienten in einem Gleason ≥4 Anteil betrug 77,6%. Die Rate der begleitenden ADT betrug 29,3% und die Gesamtmortalität betrug 27,1% (n = 63). Das mediane Gesamtüberleben, die Zeit bis zum PSA Progress und das radiographische progressionsfreie Überleben betrugen 24, 8 bzw. 10 Monate. Die begleitende ADT zeigte eine signifikante Assoziation mit einem längeren Gesamtüberleben (mittlere Dauer nicht erreicht gegenüber 18,2 Monaten). Bereinigt um Störfaktoren war die gleichzeitige ADT immer noch mit einem längeren Gesamtüberleben verbunden (Hazard Ratio 0,35).

              Fazit
              Eine gleichzeitige ADT während der Enzalutamid-Behandlung kann das Überleben von Patienten mit mCRPC nach einer Chemotherapie verbessern.



              Anmerkungen:
              Hier wird ein Aspekt thematisiert, der auch oft hier im Forum angesprochen wird: Ist es erforderlich die Testosteronunterdrückung (ADT) während einer Enzalutamid Therapie weiterlaufen zu lassen, oder kann, in Hoffnung einer besseren Lebensqualität, darauf verzichtet werden?

              Vom Standpunkt der harten Überlebensdaten spricht wohl viel dafür die ADT parallel weiterlaufen zu lassen, auch wenn das irgendwie erstmal unverständlich klingt. Letztendlich reduziert sich das dann wieder auf die Frage ADT1 vs. ADT2, wobei ADT2 immer gewinnt. Der Vorteil steigt steil mit der Wirksamkeit des Antiandrogens an. Futamid, ein Antiandrogen der ersten Generation, zeigte nur wenig Zusatznutzen. Bei Bicalutamid war es schon besser und bei Enzalutamid ist es offensichtlich.

              Natürlich bleibt es immer eine persönliche Entscheidung, ob man dem zugeneigt ist, oder es als Übertherapie ansehen würde.

              ----------------------------------------------------
              [1]: Importance of androgen-deprivation therapy during enzalutamide treatment in men with metastatic castration-resistant prostate cancer following chemotherapy: results from retrospective, multicenter data.
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                ARAMIS: Efficacy and safety of darolutamide in nonmetastatic castration-resistant PCA

                ARAMIS: Wirksamkeit und Sicherheit von Darolutamid (ODM-201) bei nicht metastasiertem kastrationsresistentem Prostatakrebs (nmCRPC).

                Hintergrund:
                Die Verzögerung der Metastasen bei nmCRPC-Patienten bei gleichzeitiger Minimierung des Risikos unerwünschter Ereignisse ist ein wichtiges Behandlungsziel. Darolutamid, ein strukturell einzigartiger Androgenrezeptor (AR) -Antagonist, wird für die Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs untersucht. Die ARAMIS-Studie untersuchte die Wirksamkeit und Sicherheit von Darolutamid bei nmCRPC-Patienten.

                Methoden:
                Diese doppelblind, placebokontrollierte Phase-III-Studie randomisierte nmCRPC-Patienten im Verhältnis 2: 1, die entweder Darolutamid 600mg zweimal täglich oder Placeb erhielten, während die Androgenentzugstherapie (ADT) fortgesetzt wurde. Die Patienten wurden nach PSA Verdopplungszeit (≤6 Monate oder >6 Monate) und unter Verwendung einer auf Osteoklasten gerichteten Therapie (Zoledronsäure/Denosumab) unterschieden. Der primäre Endpunkt war das metastasenfreie Überleben (MFS) mit unabhängiger zentraler Überprüfung der Röntgenbilder alle 16 Wochen. Sekundäre Endpunkte umfassen das Gesamtüberleben (OS), die Zeit bis zum Schmerzprogress, die erste zytotoxische Chemotherapie, das erste symptomatische Skelettereignis sowie das Sicherheitsprofil.

                Ergebnisse:
                Insgesamt wurden 1.509 Patienten randomisiert (955 für Darolutamid, 554 für Placebo). Die mediane Metastasenfreiheit (MFS) betrug 40,4 Monate mit Darolutamid gegenüber 18,4 Monaten mit Placebo (Hazard Ratio 0,41). Das Gesamtüberleben (OS) zeigte einen Trend zugunsten von Darolutamid (HR 0,71), genauso wie die Zeit bis zur Schmerzprogression (HR 0,65). Andere sekundäre und explorative Endpunkte der Wirksamkeit begünstigten auch Darolutamid. Anzeichen von behandlungsbedingten unerwünschten Ereignissen (UE) mit Häufigkeit ≥5% oder Grad 3–5 waren zwischen Darolutamid und Placebo vergleichbar; gesteigerte Müdigkeit trat bei weniger als 10% der Patienten auf. Die Abbruchraten aufgrund von unerwünschten Ereignissen (UEs) betrug 8,9% bei Darolutamid und 8,7% bei Placebo. Vergleichende Untersuchungen zu unerwünschten Nebenwirkungen mit anderen AR-Hemmern (wie Frakturen, Stürze, Anfälle, Gewichtsabnahme, Bluthochdruck und kognitive Störungen) zeigten einen minimalen oder keinen Unterschied in der Inzidenz zwischen den Studienarmen.

                Fazit:
                Bei Männern mit nmCRPC war das MFS mit Darolutamid signifikant länger als unter Placebo mit einer geringen Inzidenz von behandlungsbedingte Nebenwirkungen bei dieser asymptomatischen Patientengruppe.
                Weitere Informationen zur klinischen Studie: NCT02200614.


                Anmerkungen:
                Vom ASCO GU Symposium 2019.
                Dies wird wohl, genau wie bei Apalutamid zur Zulassung von Darolutamid für nicht metastasierte kastrationsresistente Patienten führen, auch wenn es die eigentlich gar nicht gibt – oder geben sollte. Wie schon bei der Apalutamid Zulassungsstudie, war hier das Erkennen der ersten Fernmetastase als Surrogat-Parameter für das Gesamtüberleben ausreichend, und da gibt es schon einen riesigen Unterschied:

                ADT + Darolutamid: 40,4 Monate
                ADT + Placebo: 18,4 Monate

                Das Gesamtüberleben zeigte dann kein derart deutliches Ergebnis, war aber auch signifikant besser (HR: 0,71).
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                  Subcastrate Testosterone Nadir & Clinical Outcomes in Intermediate- or High-Risk PCA

                  Hintergrund:
                  Es ist unklar, ob eine zusätzliche Serum-Testosteron-Unterdrückung unterhalb der Kastratenschwelle von 50ng/dl die klinischen Ergebnisse bei Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs, die sich einer definitiven Strahlentherapie unterziehen, verbessern könnte.

                  Methoden und Materialien:
                  Wir untersuchten den Zusammenhang von superniedrigem Testosteron Nadir mit dem Prostata-spezifischem Antigen (PSA) und langfristigen klinischen Ergebnissen bei 764 US-amerikanischen Veteranen mit lokalem Prostatakrebs mit mittlerem oder hohem Risiko, die zwischen 2000 und 2015 mit einer Testosteronentzugstherapie (ADT) begleitend zur definitiven Strahlentherapie (RT) behandelt wurden. Die Patienten wurden auf Basis der minimalen Testosteron-Messung während einer kontinuierlichen GnRH-Agonist-Therapie in zwei Testosteron-Nadir-Gruppen eingeteilt (<20ng/dl gegenüber 20-49ng/dl). Zu den Ergebnissen gehörten die PSA-Entwicklung (PSA 3 Monate nach Strahlentherapie, und das 2-Jahres-PSA-Nadir) und langfristige klinische Ergebnisse (biochemisches Rezidiv, Metastasierung und Prostatakrebs-spezifische Mortalität).

                  Ergebnisse:
                  Ein Testosteron-Nadir von 20 bis 49ng/dl war mit einem höheren 3-monatigen und mit einem höheren 2-Jahres-PSA-Nadir PSA nach Bestrahlung assoziiert als es bei Patienten mit <20ng/dL der Fall war. Verglichen mit der <20ng/dl Gruppe, wies die 20 - 49ng/dL Gruppe höhere biochemische Rezidivraten (28,1% gegenüber 18,3%) und Metastasierungsraten (12,9% gegenüber 7,8%) auf, die auch bei multivariabler Analyse Bestand hatten. Es gab einen Trend hin zu einer erhöhten Prostatakrebs-spezifischen Mortalität für die 20 - 49ng/dl Gruppe.

                  Schlussfolgerungen:
                  Eine zusätzliche Serum-Testosteron-Unterdrückung deutlich unter 50ng/dl war mit verbesserter PSA-Entwicklung und niedrigeren Raten biochemischer Rezidive und Metastasen in dieser Kohorte von Patienten mit lokalisiertem Prostatakrebs verbunden.



                  Eigene Anmerkungen:
                  Es ist nun schon seit Jahrzehnten bekannt, dass niedrige Testosteronwerte, unterhalb der offiziellen Schwelle von 0.5ng/ml [entsprechend <50ng/dl] den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen kann, wenn denn eine ADT als Therapie zum Einsatz kommt - also praktisch immer in palliativen Situationen.

                  Ob das auch bei Bestrahlung von Tumoren als Erstlinientherapie der Fall wäre ist weitgehend unbekannt. Ganz im Gegenteil geht hier der Trend eher zu kürzeren Zeiten der begleitenden ADT und eher zum Einsatz von Antiandrogenen statt einem Testosteronentzug, da hiermit die Nebenwirkungen für den Patienten geringer ausfallen. Bei mittlerem oder hohem Risiko war das aber keine Praxis, hier wurde eigentlich immer mit Testosteronentzug für zumindest 18 Monate gearbeitet.

                  Interessant ist nun die Frage, ob sich für die Gruppe mit mittlerem und hohem Risiko eine weitere Absenkung des Testosteronwertes unter 0.2ng/ml als hilfreich zeigen könnte. Die GETUG-P07 Studie gibt uns hier eindeutige Hinweise, wenngleich sie als Phase-II Studie nicht leitlinienbindend angesehen werden kann.

                  Leider sind Testosteronwerte <0.2ng/ml schwer mit den klassischen Therapieansätzen wie GnRH-Analogas zu erreichen, weshalb hier vielleicht auch langfristig Abiraterone eine Option wäre.

                  -------------------------------------------------------------------------------
                  [1]: RadOnc, April-2019, Subcastrate Testosterone Nadir and Clinical Outcomes in Intermediate- or High-Risk Localized Prostate Cancer
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                  Kommentar


                    Es gibt noch weitere Studien, die einen Benefit für einen Testosteronwert nahe oder unter 20 ng/dl zeigen:



                    In the current report the lowest testosterone castration level with clinical relevance in medically castrated patients with prostate cancer was 32 ng/dl. Breakthrough increases greater than this threshold predicted a lower survival free of androgen independent progression. Maximal androgen blockade &#8230;


                    Nadir testosterone 20 ng/dl was the most significant cutoff level for overall survival in Japanese patients with prostate cancer treated with combined androgen blockade.

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                      Noch eine Ergänzung zu Beitrag #141: diese Frage wurde offenbar in der Spare-Studie untersucht und vorläufige Ergebnisse auf der EAU 2019 vorgestellt. Soweit ich das erkennen kann ergab sich (bei dieser kleinen Patientengruppe) kein signifikanter Vorteil für die Ergänzung mit ADT:

                      Kommentar


                        Mal abwarten, bin gespannt.
                        Die Response Rate alleine ist noch nicht matchentscheidend. Da werden ja dann später sicher auch noch medianes Gesamtüberleben, Zeit bis PSA Anstieg, Zeit bis zur radiologischen Progression hinzukommen.

                        Tritus
                        Meine PCa-Geschichte:
                        https://myprostate.eu/?req=user&id=864

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                          Georg,
                          PSA Abfall ist kein zulässiger Surrogate-Parameter für die Wirksamkeit, das sollte Dir bekannt sein! Notwendig ist die verzögerte der Metastasenbildung und/oder ein längeres Überleben. Die allgemeine Bedeutung des Testosteronwertes bei einer palliativen ADT ist seit 20 Jahren bekannt. Morote hatte hier Pionierarbeit geleistet, die auch in diesen Thread (ab Beitrag #34) gewürdigt wird. Einfluss auf das Verhalten der Ärzte hatte es aber nicht. Die beharrten darauf, dass 05.ng/ml als Testosteron NADIR in einer ADT ausreichend wäre, und man das auch nicht weiter überprüfen müsste. Und das ist auch heute leider noch zu oft die Ansicht der Urologen vor Ort.

                          Was das aber alles mit dem Testosteronwerten bei RT begleitender Hormontherapie zu tun hat, das ist mir völlig unklar.
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                            Dass die Spare-Studie keinen leitlinienverwertbaren Beweis liefert, war mir schon klar. Ich dachte aber, die Ergebnisse sind trotzdem für den einen oder anderen Forumleser interessant. Letztlich beobachtet man als Patient die Entwicklung des PSA Wertes. Man hält dies nicht für irrelevant, obwohl es keinen Beweis gibt, dass diese Entwicklung mit dem Gesamtüberleben korreliert.

                            Die europäische Leitlinie hat sich auch mit der Frage beschäftigt, ob man nun die ADT fortsetzen soll, wenn Kastrationsresistenz eingetreten ist (6.5.3.1). Man verweist dazu auf zwei Studien, die einen marginalen Vorteil für die Fortsetzung zeigen konnten [828,829]. Da die ADT kein Risiko für den Patienten darstelle, solle man auf den kleinen Vorteil durch die Fortsetzung der ADT nicht verzichten. (Die Nebenwirkungen der ADT werden also ausgeblendet). Ansonsten wird darauf verwiesen, dass die Zulassungsstudien die neueren Medikamente nur in Verbindung mit ADT getestet haben.

                            Da die Vermeidung von Nebenwirkungen für mich immer sehr wichtig ist, überzeugt mich diese Argumentation nicht. Ich wäre bereit zu Gunsten der Lebensqualität auf einen marginalen Vorteil zu verzichten. Ob die durch ADT verursachte Osteoporose diesen marginalen Vorteil wert ist?

                            Georg


                            828.
                            Hussain, M., et al. Effects of continued androgen-deprivation therapy and other prognostic factors on response and survival in phase II chemotherapy trials for hormone-refractory prostate cancer: a Southwest Oncology Group report. J Clin Oncol, 1994. 12: 1868.
                            This study failed to show obvious advantages in response to chemotherapy or survival for patients with continued gonadal suppression. A prospective randomized trial is suggested to evaluate the effect of this factor on progression-free and overall survival of patients with hormone-refractory prostat &#8230;


                            829.
                            Taylor, C.D., et al. Importance of continued testicular suppression in hormone-refractory prostate cancer. J Clin Oncol, 1993. 11: 2167. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/8229130

                            Kommentar


                              Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                              Da die Vermeidung von Nebenwirkungen für mich immer sehr wichtig ist...
                              Und wie unterscheiden sich die Nebenwirkungen bei metastasiert-kastrationsresistentem PCA bei Einsatz von Abiraterone/Prednisone mit oder ohne GnRH Analoga?
                              Who'll survive and who will die?
                              Up to Kriegsglück to decide

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                                Du hast Recht, der Unterschied wird nicht groß sein. Trotzdem würde ich gern auf die zusätzliche Spritze verzichten wollen.

                                Bei Xtandi könnte es aber einen größeren Unterschied machen. Xtandi unterdrückt das Testosteron ja nicht.

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