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    #16
    Hallo Knut,

    zur HDR Brachytherapie mit externer Bestrahlung habe ich leider auch keine Daten von z. Bsp. den Zentren Kiel und Offenbach gefunden, welche diese Therapie schon in mehreren tausend Fällen und seit ca. 15 Jahren durchführen. Eine Anfrage an diese beiden Kliniken werden Dir sicher gute Einblicke geben können.

    Ein Studienergebnis über den Einsatz der HDR Brachy mit perkutaner Bestrahlung, präsentiert auf der Jahrestagung 2006 der European Society for Therapeutic Radiology and Oncology steht hier unten.

    Günter

    Zusätzliche Hochdosis-Brachytherapie besser als alleinige perkutane Bestrahlung?

    Die Kombination aus Brachytherapie und perkutaner Strahlentherapie beim lokal begrenzten Prostatakarzinom ist in dieser Studie signifikant wirksamer als die alleinige perkutane Strahlentherapie. Die Verträglichkeit der Therapie scheint vergleichbar gut. Sowohl die akute Toxizität als auch Spätfolgen bei allerdings kurzer Nachbeobachtungszeit waren nicht signifikant unterschiedlich. So das Ergebnis einer randomisierten Studie aus Großbritannien mit 220 Patienten, die auf dem ESTRO 2006 präsentiert wurde.

    Das lokal begrenzte Prostatakarzinom ist mit alleiniger hochdosierter perkutaner Strahlen­therapie langfristig heilbar. Die Ergebnisse sind vergleichbar gut wie die radikale Prostat­ektomie. Es gilt inzwischen als sicher, dass höhere Dosen (> 70 Gy) mit verbesserten Heilungsraten beim lokal begrenzten Prostatakarzinom einhergehen. Diskutiert wird, ob durch die HDR-Brachytherapie in Verbindung mit der perkutanen Strahlentherapie im Vergleich zur alleinigen perkutanen Strahlentherapie das Behandlungsergebnis weiter verbessert werden kann.

    Brachytherapie in Afterloading-Technik
    Eine Variante der Brachytherapie ist die „Nachladetechnik“, auch als Afterloading-Technik bezeichnet. Beim Prostatakarzinom werden hierbei ultraschallgesteuert über ein Template Hohlnadeln in die Prostata eingebracht, in die dann eine radioaktive Quelle mit unterschiedlich langen Haltezeiten an definierten Orten einfährt. Durch dreidimensionale Bestrahlungsplanung können Enddarm und Blase gut geschont werden. Hierdurch können hohe Einzeitdosen bestrahlt werden.

    Prospektive randomisierte Studie
    Zwischen 1998 und 2005 wurden 220 Patienten mit lokal begrenztem Prostatakarzinom randomisiert einem der folgenden Therapiearme zugeteilt:
    Eine Gruppe wurde perkutan im Bereich der Prostata mit einer Gesamtdosis von 55 Gy und einer Einzeldosis von täglich 2,75 Gy bestrahlt. Die zweite Gruppe erhielt eine perkutane Gesamtdosis von 35,7 Gy mit einer Einzeldosis von 2,7 Gy gefolgt von 2 Einzelfraktionen einer HDR-Brachytherapie mit 17 Gy Gesamtdosis und einer Einzeldosis von jeweils 8,5 Gy. Das Patientenalter betrug im Mittel 70 Jahre wobei die Patienten nach Tumorstadium, Gleason Score und PSA-Werten vergleichbar verteilt waren. Fortgeschrittene Tumoren (T3) lagen bei 27%, ein Gleason Score von 8-10 bei 15,5% und ein PSA-Wert von > 15 ng/ml in 42,7 % der Fälle vor.

    Signifikant bessere Wirkung mit der kombinierten Strahlentherapie
    3 Jahre nach der Behandlung waren 80,3% der Männer mit zusätzlicher Brachytherapie im Vergleich zu 63,6% der Männer ohne Brachytherapie tumorfrei gemessen am PSA-Wert (p=0,026). Als Progressdefinition galt das Kriterium der ASTRO (American Society for Therapeutic Radiologie and Oncology). Danach gilt eine Progression als gesichert bei drei aufeinanderfolgenden konsekutiven PSA-Anstiegen nach Therapie.

    Wenig Unterschiede in der Toxizität
    Die akuten Reaktionen unter der Therapie unterschieden sich zu Ungunsten der allein perkutan bestrahlten Gruppe in Bezug auf rektalen „Dyskomfort“ (p=0,025). Dieses ist auf die höhere Gesamtdosis bei hoher Einzeldosis zurückzuführen. Die radiogenen Spätfolgen waren in beiden Gruppen vergleichbar. Vier Wochen nach Therapiebeginn hatte zunächst in beiden Gruppen die Lebensqualität etwas abgenommen, gemessen mit dem FACT-P-Score (Functional assessment of cancer therapy – prostate). Nach 8 Wochen war jedoch das Niveau wieder vergleichbar.

    Wertende Zusammenfassung
    Erstmals wird in einer randomisierten Studie ein möglicher Vorteil der Kombination aus HDR-Brachytherapie und perkutaner Strahlentherapie gegenüber der alleinigen Strahlentherapie gezeigt. Die Bewertung der Studie unterliegt jedoch erheblichen Einschränkungen. Die Einzel- und Gesamtdosen der perkutanen Strahlentherapie entsprechen nicht den gültigen Standards (Standard: Einzeldosis 1,8–2 Gy, Gesamtdosis 70-74 Gy). In der vorliegenden Studie wurden hohe Einzeldosen von 2,75 Gy mit verringerter Gesamtdosis verwendet, was potenziell höhere Spätfolgen und stärkere Akutreaktionen zur Folge haben kann. Insbesondere sind durch die höheren Einzeldosen ausgeprägte Spätfolgen möglich, die vorgestellte Nachbeobachtungszeit von 3 Jahren ist darum wesentlich zu kurz. Zusätzlich sind die Untergruppen der Studie bei insgesamt nur 220 Patienten klein. Die Frage der Lymphknotenmetastasierung bei Patienten mit Gleason Score 8–10 und PSA -Wert> 15 (ca. 50% der Patienten) wurde nicht untersucht. Dieses hat erhebliche Bedeutung, da das Lymphknotenmetastasierungsrisiko > 20% ist. Es ist somit zu befürchten, dass ein relevanter Anteil der Patienten untertherapiert war. Der 16%ige Vorteil in der Progressionsfreiheit gemessen am PSA-Wert nach 3 Jahren ist darum nur sehr präliminar zu werten. Es ist jedoch festzuhalten, dass erstmals ein Hinweis auf einen Vorteil der HDR-Brachytherapie in einer randomisierten Studie nachgewiesen werden konnte. Welche Patientengruppe am meisten profitieren könnte, ist allerdings völlig unklar.


    Quelle:
    Hoskin P, et al. A prospective randomised trial of HDR Brachytherapy boost in radical radiotherapy for localised carcinoma of the prostate. ESTRO 2006 #367.

    Kommentar


      #17
      Erkundung der vermeintlich besten Bestrahlung

      Hallo, lieber Knut, Rendsburger-Urgewächs, schon per andalusischer Talk-Line konnte ich Dir meine Bewunderung für Deine umfangreichen Recherchen zum Ausdruck bringen. Es ist schon erstaunlich, mit welcher Hartnäckigkeit Du versuchst, das für Dich vermeintlich optimale herauszuloten.
      Ebenso ist verwunderlich, aber für mich ja nicht mehr so ganz neu, daß der gute, wortkarge Prof. Debus wieder einmal die IMRT, die ohne die von Prof. Schlegel entwickelte Software niemals so möglich geworden wäre, wie sie heute ist, als weniger wichtig darstellt. Vielleicht liegt es aber auch daran, daß er mit seinen teilweise alten Geräten, die er mit 3 D auszulasten versucht, eben für IMRT keine Priorität setzt. Im DKFZ - irgendwie im Wettbewerb mit der Uni-Klinik - hat man aber IMRT in Bestausstattung.

      Bitte, habe Verständnis, wenn Prof. Debus für die neue Schwerionenklinik andere Prioritäten setzen möchte. Was ist für diese hochmodern ausgelegte Anlage schon so ein ordinärer Prostatakrebs.
      Hirntumore z.B., das ist ein Feld, was einen Debus motiviert und sein Blut in Wallung bringt. Aber PCa, so ein Allerweltstumor, da genügt doch 3 D.
      Lieber Knut, ich habe mir vorgestern das Buch "Strahlentherapie kompakt" von Lohr Wenz gekauft. Wenn Du das durchgeblättert hast, wirst Du verstehen, auch wenn PCa mittlerweile mit an der Spitze der tödlichen Männer-Erkrankungen steht, daß wir Betroffene (also aus diesem Forum) nur eine Minderheit für die überall im Körper vorkommenden bösartigen Tumore darstellen. Ist zwar nicht tröstlich und auch nicht beruhigend, aber man versteht dann vielleicht doch, wenn man gesagt bekommt "Sie sind kein Hochrisikopatient", und das war immerhin tröstlich.
      Lieber Knut, und wenn Du Zitat Knut : Übrigens bin ich schon in der großen Familie von Loma Linda willkommen/aufgenommen worden, nachdem ich vorgestern meine Anfrage gestartet habe.

      auch in Loma Linda, was ich Dir von ganzem Herzen gönne und schon heute viel Glück wünsche, herzlich willkommen bist, bedenke aber dabei, daß auch diese tüchtigen Radio-Onkologen letztlich Deine schönen Taler in, wie oben erwähnt, möglicherweise 3-facher Menge haben wollen. Ob das, wie Prof. Wenz meint, eine 1 zu 1.1 Verbesserung rechtfertigt, kannst nur Du entscheiden, und zwar auch im Angesicht der geringeren Nebenwirkungen. Das scheint Dir aber am wichtigsten zu sein, obwohl nichts Genaueres weiß man immer hinterher. Die von Dir schon befragten Forumsteilnehmer werden Dich sicher in Deiner Entscheidung noch bestärken. Also auf nach dem schönen Loma Linda. Deinem Wunsch entsprechend nehme ich zu meinen ersten 5 Tagen IMRT in einem separaten Thread Stellung.

      "Man weist ein Lob zurück in dem Wunsch, nochmals gelobt zu werden" (Francois de la Rochefougauld)

      Gruß Hutschi

      Kommentar


        #18
        Hallo,

        Heute, kurz vor meiner Abreise nach USA, bringe ich nachstehend den 2. Teil meines Beitrages „Was ist die richtige (Srahlen)therapie?“. Meine Absicht war es, noch einen Anhang zu machen über die Protonentherapie und den Stand in Deutschland und Europa. Aber die Zeit hat mir nicht gereicht, und ich warte noch auf versprochene Unterlagen. Bisher gibt es bei uns im Forum wenige Informationen über die Protonentherapie. Dies möchte ich mit meinen Ausführungen ändern, da gemäß meiner Überzeugung die Protonentherapie das Potential hat, der neue Goldstandard zu werden, bis dann endlich über die Medikamentenschiene der Krebs besiegt oder zumindest in eine chronische Erkrankung überführt wird. Die Protonentherapie liefert die besten kurativen Ergebnissen bei den geringsten Nebenwirkungen. Dies wurde weltweit erkannt und so sind in USA drei weitere Protonenzentren entstanden, und zwar in Boston, Jacksonwille/Florida und Houston/Texas. In Deutschland soll das neue Protonenzentrum in Heidelberg noch in diesem Jahr erste Patienten behandeln. In München werden die Arbeiten am Protonenzentrum fortgesetzt. In Tübingen soll ein Zentrum bis 2010 entstehen. Auch außerhalb Deutschlands in Europa entstehen Zentren. In Mailand und Stockholm sind die Arbeiten voll im Gange. In Paris sind die Planungen abgeschlossen und der Baubeginn erfolgt demnächst. Österreich ist noch in der Planung, ein Zentrum in Wienerneustadt zu erstellen. Dies sind Großinvestitionen und für mich ein Zeichen, dass der große Durchbruch auf der Medikamentenseite in vielen kleinen, manchmal sehr kleinen Schritten, wie wir ja hier im Forum immer wieder beobachten, erfolgt und somit noch viele Jahre dauern wird. Die Lücke soll/wird die Protonentherapie schließen.

        Viele Grüße
        Knut.fficeffice" />



        Kapitel Loma Linda Fortsetzung
        Ich möchte heute, wie angekündigt, meinen Thread über die richtige (Strahlen)therapie mit meiner Entscheidung für die Protonentherapie abschließen. Ich werde am 5. Juni mit meiner Frau nach Los Angeles fliegen und habe dann am 7. Juni mein Arztgespräch mit anschließender Immobilization Session (Fixierungssitzung). Unter letzterer wird die Herstellung des eigenen Bettes auf dem Strahlentisch mittels des Einschäumens des eigenen Körpers in Hartschaum verstanden, um eine gute Reproduzierbarkeit der Körperposition für die dann später zu erfolgenden Bestrahlungen zu erreichen. Es wird auch gleich ins Rectum der Ballon eingeführt und mit 120ml Wasser gefüllt, um den Darm gegen die Prostata zu drücken. Dies dient auch dazu, bei den zukünftigen Bestrahlungen die Prostata zu fixieren und den Darm zu dehnen. Es wird ganz bewusst in Kauf genommen, dass ca. 20 % der Darmwand im Bereich der Prostata immer mit bestrahlt werden. Der restliche Bereich ist durch den wassergefüllten Ballon geschützt bzw. natürlich auch durch den besonderen physikalischen Effekt der Protonenbestrahlung (Bragg Peak) seine gesamte Energie in der Prostata zur Zerstörung des PK abzugeben und danach energiefrei den Körper zu durchlaufen und somit keine ungewünschten Zerstörungen/Nebenwirkungen mehr zu erzeugen. Dieser strahlenbeschädigte Teil des Darmes regeneriert sich dann später alleine wieder, da der gesunde Darm in der Lage ist, diese begrenzte Beschädigung in Ordnung zu bringen. Es wird dann in dieser Position ein CT erstellt. Damit ist dann die Fixierungssitzung beendet.
        Nun wird dann auf Grundlage des CT das Bestrahlungsprogramm erarbeitet und eine individuelle Strahlenblende für meine Prostata erstellt. Diese ist so abgestimmt, dass 10 % die Prostata überlappend bestrahlt wird. Aufgrund meiner eingereichten Krankheitsunterlagen wurden 45 Protonenbestrahlungen festgelegt. Dies entspricht 81 – 82 Gray. Jetzt dauert es dann ca. 10 Tage, um die individuellen Vorbereitungen für mich abzuschließen, die in Erarbeitung des Strahlenprogramms und der Blendenherstellung bestehen. Meine individuellen Teile wie Blende und Auflagebett werden mit Barcode versehen, um Verwechslungen auszuschließen und eindeutig diese Teile mir zu zuordnen. Dann läuft das Bestrahlungsprogramm ab. Es wird 5x in der Woche bestrahlt. Die Wochenenden sind frei sowie auch eventuelle Feiertage, die in meinen Aufenthaltzeitraum fallen. Die eigentliche Bestrahlungszeit ist mit 1 ½ Minuten kurz.

        Entscheidungsfindung- die Qual der Wahl
        Meinen Eröffnungsthread hatte ich mit dem Stand der getroffenen Vorentscheidung Schwerionen- oder Protonentherapie beendet. Wie ging nun der Entscheidungsprozess weiter. Einige Tage habe ich nur gedanklich die beiden Verfahren mit meinem Wissensstand und Gefühlen abgewogen, mit meiner Frau und ältesten Sohn, der zu der Zeit gerade in Spanien war, diskutiert und ein bisschen im Internet herum gesucht. Dann war ich innerlich soweit, die Entscheidung herbeizuführen. Mein erster Schritt war Robert J. Marckini- Author des Buches „You can beat Prostate Cancer…“ und Gründer des Webclubs „Brotherhood of the Balloon“ für ehemalige und neue Patienten von Loma Linda- per E-Mail anzuschreiben mit der Bitte, mir Name und Anschrift ehemaliger Patienten von Loma Linda aus Deutschland mitzuteilen. Einen Tag später war die freundliche Antwort mit sechs Namen und zugehörigen Anschriften da. Ich habe allen eine E-Mail mit vorbereitetem Fragenkatalog geschickt verbunden mit der Bitte, anrufen zu dürfen. Innerhalb von drei Tagen hatte mir jeder geantwortet mit der Anrufzusage, und somit hatte ich eine 100 % Erfolgsquote.
        Ich hatte mir natürlich auch Gedanken gemacht, aus welchen Gesellschaftsschichten meine Gesprächspartner wohl kommen würden? Die Behandlung in Loma Linda ist sehr teuer. Triffst du nur auf Millionäre, Unternehmer oder auf Schauspieler und Politiker?
        Das Ergebnis war dann doch etwas überraschend für mich, denn vertreten war unser typischer deutscher Mittelstand mit der beruflichen Gruppierung von vier Ingenieuren, ein Physiker und ein Arzt, und für alle war der Entscheidungsgrund für Loma Linda die physikalische Überlegenheit der Protonenbestrahlung. Drei waren normale Kassenpatienten und mussten alle Kosten selber tragen. Bei einem hatte die Familie gesammelt, um die Therapie in Loma Linda zu ermöglichen. Die restlichen drei hatten zwar die Behandlungskosten von ihrer Privatkasse erstattet bekommen, mussten aber die nicht unbeträchtlichen Nebenkosten für Flug, Aufent- und Unterhalt auch selber tragen.
        Soviel Eigeninitiative war einfach ansteckend und so überzeugend, dass mit jedem weiteren Gespräch ich unbewusst innerlich die Entscheidung immer mehr zu Gunsten von Loma Linda vollzog und schon vor dem letzten Gespräch war dann endgültig die Entscheidung für Loma Linda gefallen.
        Die Dauer der einzelnen Telefongespräche lag zwischen einer halben bis zu zwei Stunden, und diese verliefen in einer angenehmen, offenen Atmosphäre. Alle waren bereit, sehr bereitwillig auf meine Fragen einzugehen, und mein Leitfaden war mein zugesandter kleiner Fragenkatalog

        1. Wann haben Sie in Loma Linda die Protonenbestrahlung durchgeführt?

        2. Waren Sie mit dem Ablauf und der Betreuung während der Behandlung zufrieden?

        3. Sind Sie mit dem Ergebnis der Protonentherapie zufrieden?

        4. Sind bei Ihnen unerwünschte Nebenwirkungen aufgetreten
        a) temporär
        b) bleibend

        5. Würden Sie sich mit Ihrer heutigen Erfahrung noch einmal für Protonentherapie in Loma Linda entscheiden?

        6. War die Protonentherapie Ihre Ersttherapie? Wenn nein, welche Therapie hatten Sie vorher durchgeführt und aus welchem Grund?

        7. Falls Sie bereit sind
        a) nennen Sie bitte Ihre Diagnosedaten mit Anfangs-PSA.
        b) Wie hoch ist Ihr heutiger PSA?

        Gleich mein erster Gesprächspartner war für mich äußerst interessant, da er mit Gleason 7 PSA 7,0 auch DHB gemacht hatte. Er berichtete mir, so wie der PSA mit der DHB herunterging, genau so schnell stieg er nach der DHB wieder an. Er bezeichnete dies als Badewannenverlauf. Ich hatte diesen Verlauf ja bereits bei HorstK gesehen und sah meine Entscheidung bestätigt, eine kurative Therapie frühzeitig zu beginnen, da ich nicht unbedingt der Dritte in der Badewanne sein wollte.
        Alle Gesprächspartner lobten die Behandlung, die Betreuung und die Fürsorge für den Patienten in Loma Linda in den höchsten Tönen, so dass mir dies schon bald wieder unheimlich/unglaubwürdig vorkam im Vergleich zu meinen Erfahrungen mit dem deutschen und spanischen Gesundheitswesen.
        Einer der Befragten sagte mir auch, dass für ihn ein Entscheidungsgrund für Loma Linda war, weil der gesamte Komplex Universität und Krankenhaus unter der Leitung einer christlichen Vereinigung, nämlich den Seventh-day Adventisten, steht. Ihre Zielsetzung dem Herrn zu dienen, übertragen sie auch auf ihre Patienten, diese fürsorglich zu betreuen und immer für diese da zu sein. Dafür haben sie das Programm „Make Man Whole“ entwickelt.
        Es wird also nicht nur eine Bestrahlung absolviert, sondern man kümmert sich um den Patienten als Ganzes, mit dem Ziel ihn körperlich, emotional und geistig/seelisch aufzubauen und zu stärken. Es stehen ein riesiges Sportzentrum mit vier Tennisplätzen, Basketballhallen, zwei sehr großen Schwimmbädern, fünf Racquetballplätzen und ein mehrere Hundertquadratmeter großer Fitnessraum mit den modernsten Gerätschaften zur Verfügung. Eine Ernährungsberaterin unterrichtet einem über die richtige Ernährung während der Behandlung und wie man sich nach der abgeschlossenen Behandlung optimal ernährt. Es gibt Fachvorträge um/über PK und allgemeine Gesundheitsthemen. Es werden Konzertbesuche, Ausflüge spezielle Restaurantbesuche organisiert. In den Bereich der Nuklearmedizin wurde eine Abteilung Sozialarbeit integriert. Man bietet diverse Programme für die emotionale und psychische Bewältigung der Krebserkrankung an. Neben PK werden auch Gehirn- und Augentumore behandelt.
        Das Herzstück ist der wöchentliche Mittwochabend-Treff, der von einem erfahrenen Moderator geleitet wird. Es werden die Veranstaltungen der kommenden Woche erläutert. Der Moderator macht zur Auflockerung ein paar Scherze. Die Neuangekommenen (Newbies) erzählen Ihre Krankheitsgeschichte, und warum/wie sie nach Loma Linda gekommen sind, Patienten, die Ihre Behandlung abschließen (Graduates) berichten über Ihre Erfahrungen während der Protonentherapie, und es finden sich sogar zu diesen Treffs Ehemalige (Alumni) immer ein, die dann über ihre Erfahrungen danach sprechen.
        Das Ganze erfolgt in einer gelockerten Atmosphäre und dient wohl dazu, dem Patienten ein heimisches, geborgenes Gefühl zu vermitteln, dass er weiß, er ist mit seinen Problemen nicht alleine.
        Alle von mir Interviewten sagten einhellig, dass ihr Aufenthalt, ihre Heilbehandlung in Loma Linda schon eine ganz besondere positive Erfahrung in ihrem Leben darstellt, und einer meinte, dass die Zeit dort die schönste Zeit in seinem Leben gewesen wäre.
        Der Zeitpunkt der Therapiedurchführung meiner Gesprächspartner lag von knapp zwei Jahren bis zu 6 Jahren zurück, und alle berichteten, dass sie die Therapie noch einmal machen würden, da sie diese auch jetzt noch als richtig, optimal und allen anderen Verfahren als überlegen ansehen würden. Keiner hatte über unerwünschte Nebenwirkungen zu klagen. Nur einer war in meinem Alter, alle anderen jünger und noch berufstätig, und der Jüngste war 48 Jahre alt.
        Die von mir befürchtete Qual der Wahl ist ausgeblieben. Mit den Gesprächen lösten sich meine Zweifel auf, und es ergab sich ein natürlicher Trend zur Protonentherapie. Die Schwerionentherapie ist noch Neuland und in Darmstadt in der Experimentierphase, und das Entscheidende für mich war, dass eine Grundbestrahlung von 60 Gray als Photonenbestrahlung erfolgt, auf die dann 18 Gray Schwerionenbestrahlung aufgesetzt werden. Das neue Protonencenter in Heidelberg ist noch nicht in Betrieb, und es ist ungewiss, wann die ersten Patienten behandelt werden. Weiter wollte ich den Vorteil der Kombination laufende DHB gekoppelt mit einer Strahlentherapie als die beste Aussicht auf eine kurative Behandlung unbedingt auch nutzen.

        Kontakt und erste Erfahrungen mit Loma Linda University Medical Center kurz LLUMC.
        Als nächsten Schritt füllte ich nun die in der Homepage angebotene Kontaktaufnahme für internationale Patienten aus und verschickte diese per Klick. Bereits am nächsten Tag hatte ich eine E-Mailantwort, und es stellte sich Christine Romero als für mich zuständige „Intake Coordinator“ vor mit der Aufgabenstellung alle notwendigen Angaben und Unterlagen von mir einzusammeln, vorzuprüfen und dann der Ärztekommission zur Entscheidung vorzulegen, ob die Protonentherapie mit Aussicht auf Erfolg für mich infrage kommt.
        Weiter informierte sie mich in dieser E-Mail über Abläufe wie Erstarztgespräch mit anschließender Immobilization Session, Hotelvorschläge für den Erstaufenthalt, Abholung vom Flughafen u.s.w. Sie lieferte mir eine detaillierte Aufstellung der benötigten Unterlagen, und da diese alle in Englisch sein mussten, war meine nächste Aktion, ein Übersetzungsbüro zu finden, das auf medizinische Texte spezialisiert war. Es war eine Woche vor Ostern, aber mittels Google und diversen Anrufen hatte ich dann innerhalb von zwei Tagen eine Übersetzerin gefunden, die die Arbeit in einer Woche über Ostern machen wollte. Nachdem ich ihr alle meine Unterlagen zugemailt hatte, bat sie aufgrund des Umfanges um einen Tag mehr Arbeitszeit und lieferte dann auch pünktlich am Mittwoch nach Ostern alle Übersetzungen als PDF-Dokumente an meine E-Mailadresse. In der Zwischenzeit war noch das kleine Problem der Übermittlung der PET-Cholindaten aus zwei Untersuchungen mit je 205 Mbytes zu lösen. Christines Vorschlag war, diese per CD auf dem Postweg bzw. mit internationalem Paketdienst zu versenden. Mir war das zu unsicher, da nicht abschätzbare Verzögerungen durch Fehlleitung, Zollkontrollen u.s.w. auftreten konnten. Ich schaute mir dann den Aufbau der PET-Cholindatei an und stellte fest, dass es mehrere in sich verschachtelte Unterdateien gab. Mein Provider lässt als Attachment maximal 50 Mbytes zu, und so suchte ich mir von der Größe geeignete Unterdateien heraus und komprimierte diese, und mit vier E-Mails war dann eine PET-Cholindatei komplett über den großen Teich verschickt. Christine erhielt von mir genaue Instruktionen, in welcher Reihenfolge die Entkomprimierung und Zusammenfügung der Dateien vorzunehmen war. Es funktionierte alles einwandfrei, und wir erreichten unsere interne Terminzielsetzung bis Mittwochabend Ortszeit Loma Linda alle Unterlagen bei Christine zu haben, da am Donnerstag die Prüfungskommission tagte.
        Bereits am Donnerstagabend 21:00 Uhr erhielt ich dann von ihr die erfreuliche Nachricht per E-Mail, dass mein Antrag positiv entschieden wurde und dazu gleichzeitig eine Fülle von Hinweisen, wie die Abläufe sind und was alles zu beachten ist. Ich nannte meine Terminwünsche für den Therapiebeginn und bekam umgehend eine Fülle von möglichen Startterminen genannt mit dem dezenten Hinweis, dass die Reservierung des von mir gewählten Termins erst nach Eingang der Zahlung verbindlich ist. Diese Anmerkungen, die es auch schon früher gab, dass ärztliche Leistungen erst nach Eingang der Zahlung in Anspruch genommen werden können, waren das einzige befremdliche, ungewöhnliche und vielleicht auch störende in dieser Aufnahmeprozedur. Ansonsten war ich sehr angetan von der Professionalität der Abwicklung, von dem freundlichen Ton und von der Fürsorge beim Nachfragen mit den Unterstützungsangeboten. Ich war hier wirklich in der nicht unangenehmen Position nicht agieren sondern lediglich reagieren zu müssen.
        Einen Tag später stellte sich dann der „Financial Coordinator“ vor und übersandte den „Financial Letter of Agreement“. Dies war die Rechnung mit genauer Beschreibung des Leistungsumfanges. Für Zusatzleistungen wie PET-Cholin-CT, PSA-Bestimmung usw. waren gleich die Preise angegeben, die 3 bis 5x höher, als bei uns für Privatpatienten üblich, lagen.
        Auch hier wieder der dezent deutliche Hinweis, dass erst nach dem Zahlungseingang bzw. Zusendung einer Kopie des Überweisungsauftrages der ausführenden Bank die nächsten Schritte erfolgen würden. Ich veranlasste die Überweisung und ließ mir per Fax von der Bank eine Kopie ihres Transferauftrages zusenden und leitete diese sofort weiter. Damit war dann die kurze Episode mit dem „Financial Coordinator“ beendet, und zwei Stunden später meldete sich bereits per E-Mail der „Associate Coordinator“ mit der üblichen Selbstvorstellung und Erläuterung seiner Funktion und Aufgaben. Es wurde ein Fragenkatalog mitgeschickt, wann Ankunft, mit welcher Fluglinie, mit Begleitung, gewünschte Abholung vom Flughafen, diverse Hotelvorschläge für die ersten Übernachtungen, Ansprüche/Ausführung und Preislage der zu mietenden Apartment, Wohnung oder Haus für den Aufenthalt usw. Ich schickte meine Wünsche und Vorstellungen per Mail zurück und fragte gleichzeitig höflich an, ob meine Frau und ich am 6.6.07 morgens vorbei schauen könnten, um Hallo zu sagen und ob man einen Termin bei einem Autoverleiher vereinbaren könnte.
        Am anderen Tag hatte ich bereits von Sharon- meinen Associate Coordinator- Antwort

        - Vom Flughafen holt uns Mrs. ... ab und bringt uns ins Hotel. Sie steht am Gepäckausgang mit einem Schild mit der Aufschrift ...

        - Das Hotel ist gebucht, und wir erhalten noch direkt vom Hotel die Bestätigung zugeschickt.

        - Man erwartet uns gerne am 6.6.07 um 9:30 Uhr oder zu einer anderen von uns gewünschten Uhrzeit.

        - Wir erhalten eine Führung durch das Protonentherapiecenter und anderen wichtigen Einrichtungen des Medical Center und der Universität.

        - Ein Termin bei der Autovermietung ist vereinbart und Sharon wird uns hinbringen.

        - Nachmittags sind drei bis vier Besichtigungen von Apartments unterschiedlicher Preisklasse und Lage vorgesehen.

        Ich war beeindruckt.


        Der Versuch einer gedanklichen Aufarbeitung meines Weges bis zur Entscheidungsfindung
        Ich bitte meine ausführliche Darstellung zu entschuldigen, die sicherlich manchem zu langatmig ist. Aber, wie ich schon einmal ausführte, dient mein Bericht nicht nur zur Information anderer, sondern beim Schreiben ist dies auch für mich eine Aufarbeitung des zurückliegenden Geschehens, auch mit dem Ziel zu erkennen, was waren logische und was waren gefühlsmäßige Entscheidungen.
        Hierbei ist mir dann klar geworden, dass ich meinem Urologen, Dr. Fleischmann, viel zu verdanken habe, den Weg zu einem kurativen Therapieansatz gefunden zu haben, da er, mich geschickt an der langen Leine führend, über Informationen und Denkanstöße zuerst meine Zweifel nährte und dann meine Initiative in Richtung einer adjuvanten, kurativen Behandlung lenkte.
        Mein Entschluss für die DHB war rückblickend eine Bauchentscheidung. Ich war zwar damals der Meinung diese rationell getroffen zu haben und fühlte mich durch meine Informationen aus den Forumsbeiträgen sowie Texten über PK und DHB sehr gut informiert, und bei den Therapiegesprächen mit den Ärzten sah ich dies aus der Position des vermeintlich Wissenden zu den ewig Gestrigen, die nur ihren Goldstandard, die Prostatektomie, offerierten. Ich wusste es doch besser und so perlten auch gut begründete Vorschläge einfach ab, denn ich hatte bereits innerlich meine Entscheidung für die DHB getroffen. Dies hing sicherlich auch damit zusammen, dass ich schon die Vorentscheidung für die DHB als Therapie getroffen hatte, bevor überhaupt PK diagnostiziert war, da mein zeitlicher Weg bis zur Diagnose, wie ich bereits beschrieben habe, recht lang war, und ich schon vor der Diagnose davon ausging, PK zu haben.
        Nachdem sich das vermeintliche Non Hodgkin Lymphom als eine wohl gutartige Lymphomveränderung herauskristallisierte, wandte ich mich wieder meinem PK-Problem zu und bat Ralf per E-Mail um die Information von Urologen in meiner Wohnnähe, die DHB begleiteten. Er gab mir postwendend drei Adressen von Urologen, wovon zwei in Urlaub waren und beim Dritten unter zwei Wochen kein Termin zu bekommen war. Ich setzte meine Überredungskunst ein und bekam für den kommenden Mittwoch 12:00 Uhr einen Termin mit dem Hinweis, dass ich wahrscheinlich mit etwas Warten rechnen müsste. Um 13:30 Uhr kam ich dann endlich als letzter Patient an die Reihe. Herr Dr. Fleischmann führte eine sorgfältige Erstuntersuchung mit TRUS durch, wobei sich schon während der Untersuchung ein interessanter Dialog über meine Krankheitsgeschichte entwickelte.
        Anschließend führten wir das Gespräch weiter in seinem Büro. Er hörte aufmerksam zu, als ich meine Überlegungen/Sichtweise erläuterte, warum ich mich für die DHB entschieden hatte. Er führte dann aus, dass er, wenn er an meiner Stelle wäre, auch keine Operation machen lassen sondern auch mit der Hormonblockade beginnen und dann später als kurative Maßnahme eine HDR hinzufügen würde. Dies sandte er mir dann auch noch als Befundbericht verbunden mit seinem Therapievorschlag zu.
        Gegen 15:00 Uhr verließ ich die Praxis, wobei die Arzthelferinnen schon alle warteten, endlich Feierabend zu haben. Bei der Untersuchung und dem Gespräch mit Dr. Fleischmann entstand nie der Eindruck- auch nicht bei späteren Konsultationen- von Zeitdruck.
        Das gefiel mir.
        Ich vereinbarte einen weiteren Termin acht Tage später, da ich dazwischen noch in Ulm beim Professor ein Therapiegespräch hatte. Am zweiten Gespräch nahm auch meine Frau teil, und wir verließen mit einem guten Gefühl die Praxis und den Verordnungen für Casodex und Avodart für den sofortigen Therapiebeginn und eine Monatsspritze Pamorelin aus dem Werbungsbestand von Dr. Fleischmann, die mir dann mein Hausarzt in Spanien 10 Tage später injizierte.
        Ich war zufrieden mit meiner Entscheidung- meine Frau auch-, und die Welt schien in Ordnung.
        Ich hatte mir auch das von Ralf empfohlene Buch „Ratgeber zum Prostatakrebs“ von Dr. Strum gekauft, und es ist ohne Zweifel ein gutes Buch, das einem ein gutes Grundwissen über den PK, die Biologie des PK, die Therapiemöglichkeiten und sonstige Zusammenhänge gut verständlich vermittelt.
        Einen wichtigen für mich aktuellen Punkt hatte ich aus dem Buch mitgenommen, nämlich bei DHB-Therapie unbedingt die DNA bestimmen zu lassen. Dies hatte ich über Dr. Fleischmann veranlasst, und er hatte vorgeschlagen, dies bei Prof. Bonkhoff, verbunden mit einem Zweitgutachten, machen zu lassen. Das Zweitgutachten habe ich dann bekommen aber nicht die DNA, weil diese Bestimmung bei Prof. Bonkhoff nicht möglich ist. Wir fanden dann heraus, dass dies von Prof. Böcking, Universität Düsseldorf, durchgeführt wird. Die Stanzproben wurden dann zu ihm geschickt, und ich bekam zuerst einmal ein Schreiben versehen mit einer Einverständniserklärung, dass ich als Privatpatient die Kosten auch übernehme, falls meine Kasse diese nicht tragen sollte. Da ich nur im monatlichen Rhythmus wegen den Untersuchungen beim Urologen mit Verabreichung der Spritze nach Deutschland kam, verzögerte sich entsprechend diese Aktion der DNA-Bestimmung. Das Ergebnis bekam ich dann Anfang November von Prof. Böcking zugeschickt. Es war eine Peridiploide Verteilung und Prof. Böcking wies gleich darauf hin, mit dieser Verteilung keine längere Hormonblockade zu machen mit seiner hier im Forum sehr populären Aussage „ Die Guten machen Platz für die Bösen“.
        Jetzt war ich aus meiner Zufriedenheit aufgewacht.
        Ich startete den Thread „DHB und peritetraploide DNA-Verteilung“. Mancher wird sich wohl noch daran erinnern können sowie auch an naive Fragestellungen und Schlussfolgerungen von mir. Aber im Forum ist es wie mit dem Erwachsen werden, nur läuft dies im Zeitraffer ab, und damals war ich noch in der Pubertät.
        Ich schaute mich dann nach Therapiealternativen um, und als DHBler natürlich nicht im ersten Schritt gleich nach den „harten kurativen Möglichkeiten“. So liebäugelte ich mit der AHIT und Nano-Therapie/Charite und trat auch in direkten Kontakt mit den Verantwortlichen.
        Alle meine Überlegungen und gedachten weiteren Vorgehensweisen faxte ich meinem Urologen, Dr. Fleischmann, zu, mit dem Hinweis mit ihm über die weiteren Schritte bei der monatlichen Konsultation Anfang Dezember 06 sprechen zu wollen.
        Dr. Fleischmann war wie immer gut vorbereitet und hatte Kopien von Vorgängen, die die von mir ausgesuchten Therapien betrafen, vorliegen und nach unserer sachlichen Diskussion, an der auch meine Frau teilnahm, kamen wir zu dem Ergebnis, nun ernsthaft in Richtung einer kurativen Strahlentherapie zu gehen. Dr. Fleischmann machte dann den Vorschlag eine Protonentherapie in Heidelberg bei Prof. Debus in Angriff zu nehmen und teilte mir dies wegen der besseren Nachhaltigkeit auch schriftlich mit.
        Ich wurde aktiv und stellte dann fest, dass in Heidelberg die Protonentherapie eine Schwerionenbestrahlung in Darmstadt war und trat in Verbindung mit der zuständigen Professorin Schulz-Ertner. Es zeigte sich dann, dass die durchgeführten Bestrahlungen an Patienten noch im Status wissenschaftlicher Untersuchungen waren und jeweils von der Ethik-Kommission genehmigt werden mussten. Von den PK-Daten war ich 1a Kandidat, aber wegen des noch nicht endgültig ausgeräumten Verdachts des Non Hodgkin Lymphoms sah die Professorin Schulz-Ertner keine Chance, die Genehmigung der Ethik-Kommission für meinen Fall zu bekommen.
        Die weitere Entwicklung meiner Entscheidungsfindung ist bekannt.
        Wie schon eingangs dieses Kapitels ausgeführt, ist mir erst beim Schreiben aufgegangen, dass ein wesentlicher Anteil meines Weges zur Protonentherapie meinem behandelnden Arzt, Dr. Fleischmann, gebührt.
        Für seine ärztliche Fürsorge, für sein Verständnis für meine Anliegen und Befürchtungen und für sein großes Geschick mich verständnisvoll in Richtung einer kurativen Therapie zu lenken, danke ich ihm ganz herzlich.

        Verschiedenes
        Da ich diesen Beitrag auch für Interessierte an der Protonentherapie verfasst habe, möchte ich kurz auf die Kostenübernahme durch die KVs eingehen. In Deutschland gibt es keinen Rechtsanspruch auf Kostenübernahme – auch nicht durch die privaten Kassen- für die Protonentherapie. Die Kosten wurden schon komplett oder anteilig erstattet aber immer auf den Kulanzweg. Meine Versicherung hat die Kostenübernahme abgelehnt und auch noch einmal nach meinem begründeten Widerspruch. Ich habe den Vorgang nun einer Anwältin mit einschlägiger Erfahrung auf diesem Gebiet übertragen.

        Erwartungen, Hoffnungen, Wünsche.
        Der Countdown läuft, und es sind nur noch ein paar Tage bis die lange Reise nach Kalifornien beginnt. Innerlich bin ich ruhig und überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Aufregungen sind äußerlicher Art, da es in Spanien viel zu regeln gibt für eine vierteljährliche Abwesenheit. Aber glücklicherweise baut zurzeit unser ältester Sohn sich in Spanien eine berufliche Existenz auf, so dass er während unserer Abwesenheit überwiegend auf der Finca ist. Dies ist für uns sehr beruhigend.
        Meine Erwartungen sind, dass ich in Loma Linda auch die mir mitgeteilte Professionalität und insbesondere auch die Herzlichkeit und Fürsorge vorfinde.
        Meine Hoffnungen sind, dass keine Komplikationen oder andere Probleme während der Therapie auftreten.
        Meine Wünsche sind, dass die Therapie den kurativen Erfolg bringt, und ich mich in die Gruppe des Forums einreihen kann, die mit ihrer Therapie zufrieden sind.

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          #19
          hallo Knut. Zu Deiner Reise wünsche ich Dir alles Gute und würde mich gerne mit Dir freuen, wenn die Therapie Deinen Erwartungen entsprechend die Ergebnisse bringt. Ich nehme an, Du denkst da auch manchmal an die hier Zurückgebliebenen, deren finanzielle Möglichkeiten begrenzt sind und nicht über die analytischen Fähigkeiten verfügen, so systematisch die Dinge auszuloten, wie Du dies vermagst.
          Du bist in Deinem Bericht mehrmals auf die von Bob Leibowitz entwickelte DHB zu sprechen gekommen, was natürlich meine besondere Aufmerksamkeit gefunden hat. In der Tat, so scheint mir, entscheidet die DNA darüber, ob die DHB, konsequent zu Ende geführt, zu einem von Leibowitz "Plateau" genannten biologischen Gleichgewicht führt oder nicht. Im Symposium-Bericht (welchen ich Dir als therapie-begleitende Lektüre empfehle), berichtet Bichler in seiner Kasuistik von einem 66-jährigen Patienten, bei dem es trotz beginnender peritetraploider Verteilung unter Hormontherapie zu einer günstigen Prognose, d.h. zu einer Linksverschiebung im DNA-Diagramm kam. Er führt dies darauf zurück, dass es sich um noch nur wenige peritetraploide Zellen gehandelt haben könnte, die möglicherweise noch hormonsensitiv waren. Aber wo hören diese Zellen auf, wenige zu sein? Das hat Du auch nicht gewusst, und Dich konsequenterweise für die Protonentherapie entschieden (obwohl Leibowitz als mögliche Folgetherapie eine Chemotherapie für möglich erachtet hätte). Wie seinem letzten Vortrag zu entnehmen ist, hat Leibowitz seinen Therapieweg im Laufe der Jahre auch neuen Erfahrungen angepasst. Hatte er anfangs noch geglaubt, die Therapie der DHB wäre richtig für alle Varianten von Prostatakrebs, glaubt er das heute nicht mehr und praktiziert viel mehr als dies hier im Forum diskutiert wird mit antiangiogenen Mitteln und frühzeitiger Chemotherapie. Der Vortrag ist interessant anzuhören, und in den USA hättest Du nicht das Problem des Versands und der Bezahlung. Im Vortrag wirkt und überzeugt Leibowitz noch ganz anders als die Interpreten hierzulande dies zu vermitteln vermögen.
          Also: Alles Gute! Vielleicht kannst Du von dort auch einmal einen Bericht schicken.
          Grüsse, Reinardo

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            #20
            Lieber Reinardo,

            Danke für Deine guten Wünsche. Bei meinen Ausführungen gehört die DHB dazu. Sie ist meine Ersttherapie, die ich auch noch zurzeit durchführe. Im Mai habe ich meine letzte Dreimonatsspritze erhalten, so dass Ende August die DHB mit 14 Monaten bei mir abgeschlossen ist. Solange nehme ich auch noch brav mein Casodex und Avodart, und man weiß ja nie und deshalb, doppelt hält besser.
            Ich werde selbstverständlich von Loma Linda berichten, da drei Monate ohne Forum wohl nicht auszuhalten isind.

            Liebe Grüße
            Knut.

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              #21
              Zitat von Hutschi Beitrag anzeigen
              Erkundung der vermeintlich besten Bestrahlung
              .
              .
              .
              ...ich habe mir vorgestern das Buch "Strahlentherapie kompakt" von Lohr Wenz gekauft...
              Lieber Harald, lieber Knut!

              Könnt Ihr mir, der ich nicht nur, aber besonders bzgl. Strahlentherapie ein ziemlicher Laie bin, bitte in dürren Worten die folgende Frage beantworten:

              Was sind - bei einem höchstwahrscheinlich intrakapsulären PK mit Gleason 3+3/3+4 und Gesamt-PSA zwischen ca. 4 und 6 - die wesentlichen Vorteile von IMRT und/oder Protonentherapie ggü. einer SEEDS-Behandlung?

              Herzliche Grüße

              Schorschel

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                #22
                Hallo Schorschel,

                in Mannheim kannst Du sogar eine Kombination aus Brachy und IMRT bekommen. Das sollte mit Prof. Wenz abgestimmt werden. Du bist ja oft hier in der Gegend wegen Deiner AHIT-Therapie, so daß Du das dann miteinander verbinden könntest.
                Grundsätzlich ist bei einer Seeds-Therapie zu beachten, daß der Halbzeitwert der keramikummantelten Metallnadeln nur relativ kurz ist und die Strahlenenergie in Abhängigkeit von der Größe der Prostata evtl. nicht ausreicht, um möglichst alle PK-Zellen zu schädigen. Darum hat Prof. Wenz das mit 3 D oder IMRT ergänzt. Bei den von Dir genannten Werten sehe ich aber enorm gute Chancen auf einen erfolgreichen Verlauf einer Bestrahlung gleich welcher Zusammensetzung.

                Gruß Hutschi

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                  #23
                  Hallot Knut,

                  nachdem ich nun Dich und Deine liebe Frau anläßlich eines gemeinsamen Mittagessens mit Paul Neuer und meiner Frau im "DA VINCI" Heidelberg live erlebt habe, kann ich beurteilen, was für ein unbändiges Energiebündel Du bist. Auch auf die Gefahr, mich zu wiederholen, Deine Hartnäckigkeit und Zielstrebigkeit ist kaum noch zu überbieten. Nachdem ich eben noch einmal ausführlich zur Kenntnis genommen habe, welche Hürden Du und Deine Frau noch im Vorfeld überwinden mußtet, um überhaupt dort für eine Bestrahlung akzeptiert zu werden - vom finanziellen Teil ganz abgesehen - habe ich mich innerlich selbst befragt, ob ich da nicht noch einen Rückzieher gemacht hätte, um hier im Lande eine mit etwas weniger Aufwand verbundene Therapie zu bekommen. Aber ich bin halt nur der Hutschi, der aber auch nur manchmal den Weg des geringsten Widerstandes einschlägt. Du bist einfach ein noch urwüchsigerer norddeutscher Junge, der sich dann als Mann von einem einmal eingeschlagenen Weg nicht mehr abdrängen läßt. Ich freue mich heute schon auf Eure glückliche und sicher gesunde Heimkehr und den geplanten Andalusien-Trip in nicht allzu ferner Zukunft.

                  Herzliche Grüsse Hutschi (Harald)

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                    #24
                    Zitat von Hutschi Beitrag anzeigen
                    Grundsätzlich ist bei einer Seeds-Therapie zu beachten, daß der Halbzeitwert der keramikummantelten Metallnadeln nur relativ kurz ist und die Strahlenenergie in Abhängigkeit von der Größe der Prostata evtl. nicht ausreicht, um möglichst alle PK-Zellen zu schädigen.

                    Na Hutschi, ob das so stimmt ???

                    2 Monate Halbwertszeit bei Jod 125 ist beachtlich und 145 Gy als Gesamtdosis kein Pappenstiel.

                    Bei Kombinationsbestrahlung wird die Brachydosis - ob HDR oder LDR - extra reduziert, damit die Gesamtdosis in der Prostata nicht zu hoch wird.
                    Der Vorteil der Kombibestrahlung liegt in der mehr regionären Bestrahlung, also in der Bestrahlung der Prostataumgebung.

                    Es wäre bei mir technisch durch aktivere Seeds problemlos machbar gewesen statt 145 Gy in die Prostata 200 Gy einzubringen.

                    Macht man aber bewusst nicht.

                    Gruss Ludwig
                    Wer nichts weiß ist gezwungen zu glauben.

                    https://drive.google.com/file/d/1IVQ...w?usp=drivesdk

                    Kommentar


                      #25
                      Hallo Ludwig,

                      sicher ist an Deiner Bewertung etwas dran. Weil aber ein guter Bekannter wegen der Größe der Prostata sowohl mit Brachy als anschließendem Afterloading keinen Erfolg hatte, begründete man dies auch mit dem nur begrenzten Halbzeitwert.
                      Aber zu den biologisch wirksamen Grays folgender Beitrag im Zusammenhang mit meinem IMRT-Thread:

                      Hallo Hutschi,

                      die biologische Wirkung einer Gesamtdosis hängt auch von der Höhe der jeweiligen Tagesdosis ab. Bei einer kombinierten Therapie, z.B. EBRT und Afterloading, kann man die Gesamtdosis nicht einfach zusammenzählen, da eine Einheit (1 Gray) von der Einzeldosis Afterloading biologisch viel wirksamer ist als 1 Gray von einer Tagesdosis EBRT.
                      Da bei deiner IMRT mit 2,3 Gy Tagesdosis bestrahlt wurde, vorher aber mit 2,0 Gy betrahlt wurde, sind die IMRT Strahlen wirksamer und werden auf eine äquivalente 2,0 Gy Tagesdosis hochgerechnet.
                      Bei kombinierter Afterloading werden oft nur (nicht hochgerechnete) 60 Gy verwendet, die dann aber biologisch äquvalent zu 72 Gy sind.
                      Andererseits wird bei niedriger Tagesdosis, wie sie bei Seeds auftritt, mit 145 Gy bestrahlt. Die biologische Äquivalenz liegt dann vielleicht bei 75 Gy.
                      Gruß Winni

                      Winni, möge mir verzeihen, daß ich mich an ihr Wissen dran gehängt habe.


                      Gruß Hutschi

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                        #26
                        Zitat von Hutschi Beitrag anzeigen
                        Weil aber ein guter Bekannter wegen der Größe der Prostata sowohl mit Brachy als anschließendem Afterloading keinen Erfolg hatte..........
                        Dass man nach richtig berechneter LDR-Brachy (Seeds) eine HDR-Brachy (Afterloading) nachschieben kann ist mir neu.
                        Nach Dr. Kahmnn jedenfalls ist das nicht machbar sondern man muss auf OP, Hifu oder Kryo orientieren.

                        Bei richtiger Patientenselektion funktionieren die Seeds.

                        Nicht von ungefähr haben sie in den USA den grössten Anteil an den lokalen Prostatatherapien.

                        Gruss Ludwig
                        Wer nichts weiß ist gezwungen zu glauben.

                        https://drive.google.com/file/d/1IVQ...w?usp=drivesdk

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                          #27
                          Hallo Schorschel,

                          Entschuldige bitte, dass ich erst jetzt auf Deine Frage antworte, aber wir sind am Packen, da es morgen nach Deutschland geht und dann am Dienstag weiter nach Kalifornien.
                          Wenn Du Dir noch einmal den ersten Teil, also meine Threaderöffnung ansiehst und die Links wählst, dann siehst Du, dass die Überlegenheit der Protonenbestrahlung physikalisch begründet ist, und zwar wird der größere Teil der Strahlenenergie im Pk umgesetzt während bei der Photonenbestrahlung der größte Teil der Energie im gesunden Gewebe verbraten wird. Darum habe ich mich mit für die Protonentherapie entschieden, weil die Nebenwirkungen sehr gering oder gar nicht da sind.

                          Gruß Knut.

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                            #28
                            Hallo Knut. Auch von mir nochmals allerletzte gute Wünsche. Ein hier noch gar nicht erwähnter Vorteilsaspekt Deiner Therapie in Loma Linda ist die Nähe zu Las Vegas, wohin Du einen Wochenend-Ausflug machen könntest und die Chance hättest, mit einem geglückten putting of stakes Deine gesamten Reise-, Aufenthalts- und Therapiekosten wieder hereinzuholen.
                            Gruss, Reinardo

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                              #29
                              Hallo Reinardo,

                              Danke für Deine lieben Abschiedsworte. Sollte ich nach Las Vegas kommen, dann werde ich 50 $ investieren, und knacke ich den Jackpot, dann bekommst Du die Hälfte ab. Nun geht es zum Flughafen und
                              liebe Grüße
                              Knut.

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                                #30
                                Praxisbericht 1. Teil aus Loma Linda

                                ......................................



                                Hallo,

                                It’s so easy that I can’t believe that it works.

                                Dies waren die Worte eines Mitpatienten zu einem Kollegen im Warteraum, als er aufgerufen wurde, zum Umziehen zur Bestrahlung zu gehen.
                                Und ich möchte es wie folgt ergänzen: Ich kann mir keine angenehmere Art vorstellen, seinen PK zu „besiegen“.
                                Und im Mittwochabend Treff ist das geflügelte Wort des Moderators: Sagt Euren Verwandten und Freunden nicht, wie gut es Euch geht, sonst bekommt ihr keine Blumen oder mitleidsvolle Karten/Briefe und E-Mails mehr geschickt.
                                Nach nun zwanzig absolvierten Bestrahlungen möchte ich einen Zwischenbericht über meine Eindrücke geben. Meine Erwartungen in Abläufe und Organisation wurden erfüllt. Ich bin an der Gantry drei- dies ist die modernste Bestrahlungsstation von insgesamt vier Stationen-, und es wird im 15 Minuten Rhythmus von morgens 6:00 bis abends 22:30 Uhr bestrahlt. Ich habe mich für Termine nachmittags entschieden, da diese am besten in unsere tägliche Ablaufroutine passen. Meine Termine liegen zwischen 14:30 und 15:30 Uhr, und ich bekomme bei der Bestrahlung immer den genauen Termin für den folgenden Tag gesagt. Ich gehe etwa 40 Minuten vor meinem Termin in den Warteraum, der zwei Stockwerke unter der Erde liegt auf dem Niveau der Bestrahlungsräume. Wenn man aus dem Fahrstuhl kommt, ist man direkt im Warteraum , und drei Meter gegenüber der Lifttür ist die Rezeption. Man wird freundlich begrüßt und meine erste Frage ist, wie es aussieht und wie viele Personen noch vor mir sind. Dies ist wichtig zu wissen, um die zwei Becher Wasser zum richtigen Zeitpunkt zu trinken, damit die Bestrahlung bei gefüllter Blase erfolgt. Aber man wird auch von der Rezeptzionistin erinnert: Mr. Krueger, please drink your water.
                                Der Warteraum ist in Art und dort herrschender Atmosphäre nicht mit den uns geläufigen Warteräumen zu vergleichen. Der Warteraum wird durch den Lift und den gegenüberliegenden offenen Rezeptionsbereich zweigeteilt und hat vier Aufenthaltsbereiche/Ecken mit insgesamt ca. 20 Sitzplätzen. Der eine Eckbereich ist mit einem Fernseher ausgestattet für alle, die mit Nachrichten oder anderen Sendungen die Wartezeit überbrücken wollen. Auf der selben Raumseite ist die zweite Ecke mit Sesseln und Sofa versehen zum Lesen und Unterhalten sowie einer Kinderspielecke. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es wieder zwei Eckbereiche, gebildet durch Rezeption und Fahrstuhl. Der Bereich neben der Rezeption ist wieder mit mehreren Sesseln, einer kleinen Bibliothek und einem Klavier versehen. Am Klavier spielen immer wieder Patienten oder deren Ehefrauen. Man unterhält sich, liest oder klatscht auch, wenn eine gute Klavierdarbietung erfolgte. In dem vom Lift abgegrenztem Eckbereich sind an der einen Wand zwei Terminalplätze eingerichtet mit Internetzugang. Gegenüberliegend ist die Selbstbedienungsbar für Kaffee, Tee und Wasser eingerichtet und auf der Stirnseite sind die Toiletten.
                                Zwischen dem Bereich mit Bibliothek und Klavier und dem Bereich mit den Terminals und der Getränkebar ist ein großer runder Tisch mit vier Sesselstühlen untergebracht. Auf dem Tisch ist ein großes Puzzle mit mehreren tausend Teilen ausgebreitet, an dem sich meistens wartende Ehefrauen vergnügen. Ist das Puzzle fertiggestellt, dann gibt es wieder ein neues Puzzle.
                                Die Atmosphäre im Warteraum ist familiär. Man kennt und begrüßt sich herzlich. Kommt ein Neuer, so wird er gleich ins Gespräch integriert, da man ja auch neugierig ist, wo er herkommt und natürlich auch welchen Gleason Score und PSA er hat.
                                Manchmal ertönt aus dem zentralen Lautsprechersystem des Krankenhauses das Lied Lullabyund dann wird es für einen Augenblick still im Raum, und jeder freut sich und lacht den anderen an, da dieser Song aussagt, dass gerade ein Kind im Krankenhaus geboren wurde.
                                Spätestens der Aufruf von Levita (Rezeptzionistin) „Mr. Krueger, drink your water“ und ca. 15 Minuten später „Mr. Krueger, go back“ bringt einem wieder in Erinnerung, warum man da ist.
                                Nach dem letzten Aufruf verlässt man den Warteraum und geht zum Umkleideraum, wo dann der Vorvorgänger, der seine Bestrahlung absolviert hat, sich gerade anzieht oder noch in der am Umkleideraum angeschlossenen Toilette ist, um sich vom Inhalt der beiden zuvor getrunkenen Becher zu erleichtern. Sobald der Vorvorgänger sich wieder angezogen hat, kann man in den hinteren Bereich des Umkleidezimmers gehen mit zwei abschließbaren Kleiderspinten, eine Bank zum Sitzen oder Ablegen, ein Regal mit Stapeln von Baumwollkitteln in Einheitsgröße und einer Tonne zum Entsorgen der gebrauchten Kittel. Man zieht sich aus bis auf die Socken und Sandalen und zieht dann einen Kittel an mit der Öffnung nach hinten. Ich öffne dann schon die Sandalen, um später leicht herausschlüpfen zu können. Nun ist 5 – 10 Minuten Warten angesagt, bis die Tür aufgeht, und der Vorgänger, der nun seine Bestrahlung absolviert hat, hereinkommt. Es gibt ein kurzes Begrüßungshallo, und man bekommt mit auf den Weg „Have fun oder good luck ect.“ Man geht zur Gantry, deren Eingang schräg gegenüber vom Umkleideraum liegt. Dort hat man schon die kurze Zeit genutzt den Pot des Vorgängers abzunehmen und den eigenen aufzulegen, der mit einem frischen Leinentuch ausgelegt ist. Ich vergewissere mich kurz, ob auf der Kopfseite des Pots mein Name steht und benutze die Einstieghilfe, um in meinen Pot zu klettern. Dort drehe ich mich dann auf den Rücken und schiebe mich soweit vor, dass die Fersen am Ende des Pots anstoßen. Nun kommt der Mann mit dem Balloon, und das heißt sich im Pot nach links auf die Seite drehen und das rechte Bein über den Potrand hinauslegen. Es wird nun der Balloon in den After eingeführt- deshalb die Kittelöffnung am Rücken- und anschließend mit Flüssigkeit gefüllt. Dieser Vorgang ist weniger unangenehm als der Tasttest des Urologen. Man legt sich dann wieder zurück und überprüft, ob die Fersen am Potende anstoßen. Sobald man seine richtige Position im Pot eingenommen hat, wird überprüft, ob man waagerecht im Pot liegt und über Ziehen des zuvor eingelegten Tuches wird dann die waagerechte Körperposition erreicht. Begleitet wird das Ganze natürlich auch mit dem üblichen netten Small Talk.
                                Dann wird der Pot mit dem Patienten in die Gantry hineingeschoben. Die Gantry erinnert an eine überdimensionale CT-Röhre mit einem Durchmesser von ca. 3 ½ Meter. Nun erfolgt eine Feinjustierung, indem über drei Röntgenstrahlen aus verschiedenen Positionen auf einem für Röntgenstrahlen empfindlichen Schirm die Prostata abgebildet wird, und dies Bild wird direkt auf einen Computer übertragen und mit der Solllage über ein Fadenkreuz verglichen, und der Schlitten mit Pot und Patient nachjustiert, bis das Fadenkreuz im Zentrum der Prostata ist.
                                Es wird dann die Strahlenaustrittsöffnung in die für den Patienten festgelegte Position gebracht, und die individuell für jeden Patienten hergestellte auf die Prostata abgestimmte Strahlenblende eingelegt. Nun verlässt das Team den Gantryraum, schließt die Tür, und man wartet, dass die Sicherheitsschecks mit Freigabe durch den Arzt über das Computersystem erfolgen, was im allgemeinen eine halbe bis eine Minute dauert, und wenn der Blendenmotor startet, dann weiß man, es hat alles geklappt und nach ca. 15 Sekunden setzt ein Piepton ein als Hinweis, dass nun die Strahlung freigegeben ist. Die Bestrahlung dauert nur etwa 1 ½ Minuten und sobald der Piepton aus ist, geht die Tür auf, und das Team kommt wieder herein. Die ersten Worte des jungen Mannes, der mich samt Pot aus der Gantry herauszieht, sind immer, Mr. Krueger, an other one. Dann dreht man sich wieder nach links, und hängt das rechte Bein über den Potrand hinaus. Die Flüssigkeit vom Balloon wird abgelassen und dann wird der Balloon herausgezogen. Über die schon parat stehende Ein/Ausstiegshilfe klettert man aus seinem Pot. Auf den Boden angekommen, zupfe ich erst einmal den Einheitskittel zurecht und schlüpfe in meine Sandalen. Verabschiede mich und gehe zum Umkleideraum zurück, wo dann die vorher beschriebene Prozedur wieder beginnt.

                                Wie sieht nun mein Tages/Wochenablauf aus?
                                Morgens um 7:00 Uhr wird aufgestanden und im Hotel gefrühstückt. Mein Frühstück besteht aus einer kleinen Schüssel mit Porridge, und anschließend zwei kleine Schüsseln mit Naturyoghurt. Dazu tue ich pro Schüssel eine Handvoll Nüsse und ½ Handvoll Kürbiskerne. Nüsse und Kürbiskerne haben wir im Organic Shop gekauft, wobei ich die Nüsse mische im Verhältnis 1 : 1 mit Wallnüsse und einer Nussmischung. Da ich noch bis Ende August meine DHB mache, trinke ich nach meinem Hausrezept zwei Becher amerikanischen Kaffee, um Kopfschmerzen zu vermeiden.
                                Dann geht es in den Draysoncenter , wo wir um 9:00 Uhr eintreffen. Meine Frau macht viele Gruppenaktivitäten wie Aerobic, Stretching, Wassergymnastik usw. mit und dazu Fahrradhometrainer und Laufband. Mein Programm ist dreimal die Woche 1 ½ - 2 Stunden Krafttraining- wegen der DHB- an diversen Hanteln und anderen Martermaschinen. Meistens schwimme ich danach noch eine halbe Stunde. An zwei Tagen mache ich Ausdauersport je eine halbe Stunde am Laufband, Fahrrad und Exzenterstepper mit einem Kalorienverbrauch von über 750 cal. Danach schwimme ich noch eine halbe Stunde. Nachdem wir geduscht und uns umgezogen haben, treffen wir kurz vor 12:00 Uhr in der Cafeteria ein und essen dort zu Mittag. Da Universität und Krankenhaus von den Seventh Day Adventisten betrieben werden, ist das Essensangebot vegetarisch, und es gibt noch eine Besonderheit, und zwar ist der Samstag in Loma Linda der Sonntag, d.h. am Samstag sind Geschäfte, Banken, Universität usw. geschlossen und entsprechend ruhig ist es auf den Straßen. Dies ist noch dadurch besonders auffällig, da San Bernardino als die viel größere Stadt und Loma Linda aneinandergrenzen und viele Straßen durch beide Städte gehen. In San Bernardino pulsiert samstags das Leben und 100 m ab Stadtgrenze Loma Linda ist heilige Sonntagsruhe.
                                Das Lunchangebot in der Cafeteria besteht aus einer großen wirklich sehr vielfältigen Salatbar, zwei Suppenangeboten, diversen warmen Speisen einschließlich Pizza und verschiedenen Nudeln, diverse frische Früchte in Stücke zerschnitten zum Dessert und Fruchtsaftgetränken. Und das alles kostet zu zweit 12,91 $, und wie ich aus meiner Visakartenabrechnung gesehen habe, sind dies 4,80 Euro pro Person.
                                Nachmittags zwischen 14:00 und 15:30 Uhr habe ich dann meine Protonenbehandlung, und danach gehen wir Einkaufen oder erledigen andere Besorgungen. Am Mittwoch ist noch das Arztgespräch zu führen und um 17:00 Uhr ist die Veranstaltung in der Cafeteria mit Dinner- bestehend aus Sandwichs und Fruchtsäften. Alle zwei Wochen gibt es bei dieser Veranstaltung einen Vortrag.
                                Am Freitag fahren wir dann nach der Behandlung ins Wochenende an den Pazifik, um der Hitze zu entfliehen. Die Hitze ist das einzig Unangenehme im Sommer in Loma Linda. Wir sind von Spanien Wärme gewohnt, aber hier hatten wir über zwei Wochen Temperaturen von über 40°C, so dass Aktivitäten außerhalb nicht möglich sind. In der Zeit habe ich sogar mein Schwimmen auf 15 Minuten reduziert. Am Pazifik sind die Temperaturen 15 – 20°C niedriger, so dass man schöne lange Strandwanderungen machen kann oder andere Außenaktivitäten.
                                Montags fahren wir dann wieder nach Loma Linda zurück und treffen dort mittags ein, so dass wir noch in der Cafeteria unseren Lunch haben. Unser Sportprogramm absolvieren wir dann spätnachmittags.
                                Wer mitgerechnet hat, wird festgestellt haben, dass wir nur an zwei Nachmittagen etwas Zeit zur Verfügung haben. Wir haben schon fast Urlaubsstress, und nun ist meine Eingangsaussage „Ich kann mir keine angenehmere Art vorstellen, seinen PK zu besiegen“ sicherlich verständlicher.
                                Ich werde den Bericht noch mit einem zweiten Teil fortsetzen, und zwar werde ich über das Loma Linda Hospital und über meine Erfahrungen mit den amerikanische PK-Patienten berichten. Beim Aufrufen der im Text eingebauten Links bitte ich um etwas Geduld, da teilweise eine größere Anzahl von Fotos hinterlegt ist.

                                Gruß Knut.
                                Zuletzt geändert von Gast; 16.07.2007, 04:43.

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