Liebe Heike,
sowohl Profact als auch Zoladex sind sogenannte LHRH-Analoga. Sie unterdrücken beim Mann die Testosteron-Produktion in den Hoden. Hierdurch wird das Wachstum hormonabhängiger Prostatatumorzellen verhindert. Taxotere ist zugelassen im hormonrefraktären Stadium, wenn das Karzinom trotz wirksamer Unterdrückung des männlichen Sexualhormons weiter wächst. In sofern bin ich mir zunächst mal sicher, dass dein Vater in der Vergangenheit ebenfalls ein LHRH-Analogon bekam. Dieses scheint jetzt nicht mehr oder nicht mehr ausreichend zu wirken. Ob es in dieser Situation Sinn macht, das LHRH-Analogon weiter zu geben, ist nicht ganz sicher. Die vorherrschende Mehrheitsmeinung in Onkologen- und Urologenkreisen ist wohl, man solle das Testosteron auch unter Taxotere weiterhin unterdrücken, weil auch in dieser Situation ein Teil des Tumorgewebes noch hormonabhängig sei.
Vor diesem Hintergrund halte ich es für wahrscheinlich, dass auch dein Vater weiterhin ein LHRH-Analogon bekommt. Profact oder Zoladex werden als Dreimonatsdepot verabreicht. Es kann sein, dass sich dein Vater gar nicht der Tatsache bewusst ist, dass das Depot, welches er vor drei Monaten bekam, weiterhin wirksam ist. Es kann durchaus auch sein, dass sich das Krankenhaus darauf verlässt, dass dein Vater das LHRH-Analogon beim Urologen bekommt und deshalb nichts tut. Selbst wenn bei deinem Vater das LHRH-Analogon abgesetzt sein sollte, würde es u. U. monatelang dauern bis das Testosteron wieder ansteigt.
Prof. Schultze-Seemann vertritt im persönlichen Gespräch eine davon abweichende (Außenseiter- (??)) Meinung. Er sagt ganz klar: "Eine nicht mehr wirksame Therapie setzt man ab!" Es gibt seiner Meinung nach keine ernst zu nehmenden Hinweise dafür, dass in dieser Situation die Fortführung der antiandrogenen Therapie dem Patienten einen Benefit bringt. Prof. Schultze-Seemann würde in meinem Falle auch Avodart absetzen.
Eine andere Frage ist, ob Taxotere nicht auch gegen möglicherweise noch hormonabhängige Anteile des Tumors wirksam ist und man schon deshalb auf die Hormonunterdrückung verzichten könnte, denn irgendwie ist es doppelt gemoppelt.
Ich selbst überlege mir durchaus, Profact abzusetzen, denn der Testosteronentzug geht auf längere Sicht mit unerfreulichen Nebenwirkungen einher, siehe z. B. Siegbert. Er klagt nach 7 Jahren Hormonentzug über erhebliche Muskelschwäche. Auch Osteoporose, Blutarmut, Antriebslosigkeit und Gedächtnisschwund sind häufige Nebenwirkungen der Therapie. Vor diesem Hintergrund sollte man therapeutischen Nutzen und die damit einhergehenden Risiken sehr gründlich hinterfragen.
Im Gegensatz zu Prof. Schultze-Seemann warnt mich mein Urologe sehr. Er ist sich sicher, dass es in meinem Falle mit Anstieg des Testosterons zum weiteren PSA-Progress käme. Er hält die Frage, ob in dieser Situation der fortgeführte Testosteronentzug Sinn macht, für beantwortet. Ich weiß nicht, ob es zu diesem Thema jemals eine Studie gab. Wenn nicht, dann fände ich dies viel spannender als die Fragestellung, welcher in der Studie nachgegangen wird, an der dein Vater beteiligt ist.
Ich habe die Frage auch dem Erlanger Onkologen, mit dem ich ein wenig über Kreuz liege, gestellt. Der sagte immerhin, mit Absetzen der in meinem Falle nicht mehr wirksamen antiandrogenen Therapie ginge Chance einher, dass zu einem späteren Zeitpunkt der Hormonentzug erneut Wirkung zeigt.
Ich habe die Frage auch der mich in Frankfurt betreuenden Ärztin (nicht der Chefärztin) gestellt. Die hat zu dem Thema keine gefestigte Meinung. Sie sagt aber, dass sie dort das LHRH-Analogon regelmäßig weiter verabreichen. Man folgt offenbar der Mehrheitsmeinung (siehe oben). Ob dies dort jemals kritisch hinterfragt wurde, weiß ich nicht.
Dazwischen dann der Patient, liebe Heike, nun mache etwas draus. Mein Profact-Depot hält bis Anfang Februar. Ob ich es erneuere weiß ich noch nicht. Ich werde der Frage weiter nachgehen. Vielleicht gibt’s ja noch weitere Forumsteilnehmer, die dazu eine Meinung haben.
Dein Vater hat, wenn ich es recht erinnere, Knochenmetastasen. Vor diesem Hintergrund sollte er auf jeden Fall Zomata bekommen.
Ich wünsche dir und deinem Vater alles Gute,
Gruß Winfried
sowohl Profact als auch Zoladex sind sogenannte LHRH-Analoga. Sie unterdrücken beim Mann die Testosteron-Produktion in den Hoden. Hierdurch wird das Wachstum hormonabhängiger Prostatatumorzellen verhindert. Taxotere ist zugelassen im hormonrefraktären Stadium, wenn das Karzinom trotz wirksamer Unterdrückung des männlichen Sexualhormons weiter wächst. In sofern bin ich mir zunächst mal sicher, dass dein Vater in der Vergangenheit ebenfalls ein LHRH-Analogon bekam. Dieses scheint jetzt nicht mehr oder nicht mehr ausreichend zu wirken. Ob es in dieser Situation Sinn macht, das LHRH-Analogon weiter zu geben, ist nicht ganz sicher. Die vorherrschende Mehrheitsmeinung in Onkologen- und Urologenkreisen ist wohl, man solle das Testosteron auch unter Taxotere weiterhin unterdrücken, weil auch in dieser Situation ein Teil des Tumorgewebes noch hormonabhängig sei.
Vor diesem Hintergrund halte ich es für wahrscheinlich, dass auch dein Vater weiterhin ein LHRH-Analogon bekommt. Profact oder Zoladex werden als Dreimonatsdepot verabreicht. Es kann sein, dass sich dein Vater gar nicht der Tatsache bewusst ist, dass das Depot, welches er vor drei Monaten bekam, weiterhin wirksam ist. Es kann durchaus auch sein, dass sich das Krankenhaus darauf verlässt, dass dein Vater das LHRH-Analogon beim Urologen bekommt und deshalb nichts tut. Selbst wenn bei deinem Vater das LHRH-Analogon abgesetzt sein sollte, würde es u. U. monatelang dauern bis das Testosteron wieder ansteigt.
Prof. Schultze-Seemann vertritt im persönlichen Gespräch eine davon abweichende (Außenseiter- (??)) Meinung. Er sagt ganz klar: "Eine nicht mehr wirksame Therapie setzt man ab!" Es gibt seiner Meinung nach keine ernst zu nehmenden Hinweise dafür, dass in dieser Situation die Fortführung der antiandrogenen Therapie dem Patienten einen Benefit bringt. Prof. Schultze-Seemann würde in meinem Falle auch Avodart absetzen.
Eine andere Frage ist, ob Taxotere nicht auch gegen möglicherweise noch hormonabhängige Anteile des Tumors wirksam ist und man schon deshalb auf die Hormonunterdrückung verzichten könnte, denn irgendwie ist es doppelt gemoppelt.
Ich selbst überlege mir durchaus, Profact abzusetzen, denn der Testosteronentzug geht auf längere Sicht mit unerfreulichen Nebenwirkungen einher, siehe z. B. Siegbert. Er klagt nach 7 Jahren Hormonentzug über erhebliche Muskelschwäche. Auch Osteoporose, Blutarmut, Antriebslosigkeit und Gedächtnisschwund sind häufige Nebenwirkungen der Therapie. Vor diesem Hintergrund sollte man therapeutischen Nutzen und die damit einhergehenden Risiken sehr gründlich hinterfragen.
Im Gegensatz zu Prof. Schultze-Seemann warnt mich mein Urologe sehr. Er ist sich sicher, dass es in meinem Falle mit Anstieg des Testosterons zum weiteren PSA-Progress käme. Er hält die Frage, ob in dieser Situation der fortgeführte Testosteronentzug Sinn macht, für beantwortet. Ich weiß nicht, ob es zu diesem Thema jemals eine Studie gab. Wenn nicht, dann fände ich dies viel spannender als die Fragestellung, welcher in der Studie nachgegangen wird, an der dein Vater beteiligt ist.
Ich habe die Frage auch dem Erlanger Onkologen, mit dem ich ein wenig über Kreuz liege, gestellt. Der sagte immerhin, mit Absetzen der in meinem Falle nicht mehr wirksamen antiandrogenen Therapie ginge Chance einher, dass zu einem späteren Zeitpunkt der Hormonentzug erneut Wirkung zeigt.
Ich habe die Frage auch der mich in Frankfurt betreuenden Ärztin (nicht der Chefärztin) gestellt. Die hat zu dem Thema keine gefestigte Meinung. Sie sagt aber, dass sie dort das LHRH-Analogon regelmäßig weiter verabreichen. Man folgt offenbar der Mehrheitsmeinung (siehe oben). Ob dies dort jemals kritisch hinterfragt wurde, weiß ich nicht.
Dazwischen dann der Patient, liebe Heike, nun mache etwas draus. Mein Profact-Depot hält bis Anfang Februar. Ob ich es erneuere weiß ich noch nicht. Ich werde der Frage weiter nachgehen. Vielleicht gibt’s ja noch weitere Forumsteilnehmer, die dazu eine Meinung haben.
Dein Vater hat, wenn ich es recht erinnere, Knochenmetastasen. Vor diesem Hintergrund sollte er auf jeden Fall Zomata bekommen.
Ich wünsche dir und deinem Vater alles Gute,
Gruß Winfried
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