Hallo Forum, seit Jahren bin ich Leser der oftmals sehr informativen Beiträge und Verlinkungen zu neusten wissenschaftlichen Veröffentlichungen. Das Internet und speziell Foren wie dieses sind als Quellen zur Informationsgewinnung für jeden Patienten nicht mehr weg zu denken und jeder Mediziner muss heute diese Informationsquelle in seinem Patientenkollektiv akzeptieren. Fluch und Segen zugleich, da dies oftmals unnötige Diskussionen hervorbringt aber anderseits gut informierte Patienten eher Verständnis ihrer Erkrankung haben oder die Notwendigkeit der kurativen Ansätze verstehen. Information erhöht die eigene Akzeptanz bei der Bewältigung einer Erkrankung.
Aufgrund der sehr stiefmütterlichen Darstellung der aktiven Überwachung habe ich mich entschlossen deren Image durch meine eigenen Erfahrungen aufzupolieren. Ich möchte zum Nachdenken anregen und für Akzeptanz als zeitgewinnende Alternative werben.
Nun zu mir, mein Name ist Matthias, Jahrgang 1961 und selbst Mediziner. Aufgrund des Prostatakarzinoms meines Vaters habe ich mich vor 7 Jahren vertrauensvoll in die Hände eines guten Freundes der urologischen Fakultät begeben. Neben der bekannten Routine wurde auch das PSA ermittelt. Zu meinem Schrecken wurde ein Initialwert von über 6ng/ml ausgewiesen, der natürlich Folgeuntersuchungen nach sich zog. Nach mehrmaliger PSA Kontrolle und differentialdiagnostischem Ausschluß einer Prostatitis wurde bei weiter steigenden PSA Werten ein randomisierte Biopsie durchgeführt. Der Schock saß tief, Prostatakarzinom, nachgewiesen mit 1 Prozent in einer Stanze, Gesamtgleason 3+3. Ich sah in dem Moment meine ganzen privaten und beruflichen Perspektiven schwinden. Mit meinem befreundeten Urologen hatte ich dann die kurativen Ansätze besprochen, wobei ich bei der Ektomie oder Bestrahlung mit den bekannten unerwünschten Nebenwirkungen hätte rechnen müssen. Die Aussicht auf Impotenz hätte meine damals frische Beziehung auf eine harte Probe gestellt und schwer an meinem Ego gekratzt. Eine drohende Inkontinenz hätte meiner Karriere im Weg gestanden. Mein befreundeter Urologe kam dann auf die Idee der damals aufkeimenden Aktiven Überwachung zu folgen. Die Idee einer engmaschigen Kontrolle mit nötigenfalls kurativen Eingreifen bei Verschlechterung der Parameter.
In den ersten 1 1/2 Jahren hatte ich mich dann einer engmaschigen, vierteljährlichen PSA Kontrolle unterzogen. Nach diesem Zeitraum wurde dann ein MRT, damals noch mit Endorektalspule , durchgeführt und gab Einblicke in meine Prostata. Die Ergebnisse des MRT führten zu halbjährlichen PSA Kontrollen. Die PSA Werte pendelten sich, mit natürlichen Schwankungen, dann meistens um die 5ng/ml ein. Im Dritten Jahr der AS hatte ich dann eine Rebiopsie machen lassen, die diesmal sehr gezielt auch um die Fundstelle des Karzinoms geplant war. Insgesamt wurde 20 Stanzen entnommen die alle keinerlei Anhaltspunkte auf ein Karzinom ergaben. Seither kontrolliere ich meinen PSA Wert im halbjährlichen Intervall und habe voriges Jahr ein mpMRT anfertigen lassen. Die PSA Werte liegen mittlerweile im alterstypischen Referenzbereich und das mpMRT ergab keinerlei Hinweise auf ein Karzinom.
Mit diesem Bericht möchte ich eine Lanze brechen und Mut machen. Mittlerweile ist die Aktive Überwachung integrativer Bestandteil der S3 Leitlinien. Sie folgt einem festgelegten Schema und ist mit Evidenz untermauert. Die Aktive Überwachung ist kein Versagen der Ärzte, wie hier im Forum schon dargestellt, sondern eine Alternative ein Prostatakarzinom unter Kontrolle zu halten und kurative Wege zu verschieben oder gänzlich zu vermeiden. Die aktive Überwachung ist auch ein Weg eine Krankheit seiner Lebensplanung anzupassen und Zeit für Lebensqualität zu gewinnen. Die AS ist eine echte Alternative für Männer mit passender Diagnose.
Ich habe diese Zusammenfassung als Patient und nicht als Mediziner geschrieben. Ich kenne die Belastungen die mit der Diagnose einhergehen. Informationsgewinnung und schlussendlich Akzeptanz sind Grundvoraussetzungen eine AS zu bestreiten. Vielleicht hatte ich günstigere Voraussetzungen und mein rationales Denken halfen mir entscheidend die Erkrankung auch mental zu bewältigen. Ich bin aber froh über diese Entscheidung und hoffe das Thema ist bei mir weiterhin nur präsent, wenn mein Freund mich mal wieder zur großen Hafenrundfahrt einlädt
Matthias
Aufgrund der sehr stiefmütterlichen Darstellung der aktiven Überwachung habe ich mich entschlossen deren Image durch meine eigenen Erfahrungen aufzupolieren. Ich möchte zum Nachdenken anregen und für Akzeptanz als zeitgewinnende Alternative werben.
Nun zu mir, mein Name ist Matthias, Jahrgang 1961 und selbst Mediziner. Aufgrund des Prostatakarzinoms meines Vaters habe ich mich vor 7 Jahren vertrauensvoll in die Hände eines guten Freundes der urologischen Fakultät begeben. Neben der bekannten Routine wurde auch das PSA ermittelt. Zu meinem Schrecken wurde ein Initialwert von über 6ng/ml ausgewiesen, der natürlich Folgeuntersuchungen nach sich zog. Nach mehrmaliger PSA Kontrolle und differentialdiagnostischem Ausschluß einer Prostatitis wurde bei weiter steigenden PSA Werten ein randomisierte Biopsie durchgeführt. Der Schock saß tief, Prostatakarzinom, nachgewiesen mit 1 Prozent in einer Stanze, Gesamtgleason 3+3. Ich sah in dem Moment meine ganzen privaten und beruflichen Perspektiven schwinden. Mit meinem befreundeten Urologen hatte ich dann die kurativen Ansätze besprochen, wobei ich bei der Ektomie oder Bestrahlung mit den bekannten unerwünschten Nebenwirkungen hätte rechnen müssen. Die Aussicht auf Impotenz hätte meine damals frische Beziehung auf eine harte Probe gestellt und schwer an meinem Ego gekratzt. Eine drohende Inkontinenz hätte meiner Karriere im Weg gestanden. Mein befreundeter Urologe kam dann auf die Idee der damals aufkeimenden Aktiven Überwachung zu folgen. Die Idee einer engmaschigen Kontrolle mit nötigenfalls kurativen Eingreifen bei Verschlechterung der Parameter.
In den ersten 1 1/2 Jahren hatte ich mich dann einer engmaschigen, vierteljährlichen PSA Kontrolle unterzogen. Nach diesem Zeitraum wurde dann ein MRT, damals noch mit Endorektalspule , durchgeführt und gab Einblicke in meine Prostata. Die Ergebnisse des MRT führten zu halbjährlichen PSA Kontrollen. Die PSA Werte pendelten sich, mit natürlichen Schwankungen, dann meistens um die 5ng/ml ein. Im Dritten Jahr der AS hatte ich dann eine Rebiopsie machen lassen, die diesmal sehr gezielt auch um die Fundstelle des Karzinoms geplant war. Insgesamt wurde 20 Stanzen entnommen die alle keinerlei Anhaltspunkte auf ein Karzinom ergaben. Seither kontrolliere ich meinen PSA Wert im halbjährlichen Intervall und habe voriges Jahr ein mpMRT anfertigen lassen. Die PSA Werte liegen mittlerweile im alterstypischen Referenzbereich und das mpMRT ergab keinerlei Hinweise auf ein Karzinom.
Mit diesem Bericht möchte ich eine Lanze brechen und Mut machen. Mittlerweile ist die Aktive Überwachung integrativer Bestandteil der S3 Leitlinien. Sie folgt einem festgelegten Schema und ist mit Evidenz untermauert. Die Aktive Überwachung ist kein Versagen der Ärzte, wie hier im Forum schon dargestellt, sondern eine Alternative ein Prostatakarzinom unter Kontrolle zu halten und kurative Wege zu verschieben oder gänzlich zu vermeiden. Die aktive Überwachung ist auch ein Weg eine Krankheit seiner Lebensplanung anzupassen und Zeit für Lebensqualität zu gewinnen. Die AS ist eine echte Alternative für Männer mit passender Diagnose.
Ich habe diese Zusammenfassung als Patient und nicht als Mediziner geschrieben. Ich kenne die Belastungen die mit der Diagnose einhergehen. Informationsgewinnung und schlussendlich Akzeptanz sind Grundvoraussetzungen eine AS zu bestreiten. Vielleicht hatte ich günstigere Voraussetzungen und mein rationales Denken halfen mir entscheidend die Erkrankung auch mental zu bewältigen. Ich bin aber froh über diese Entscheidung und hoffe das Thema ist bei mir weiterhin nur präsent, wenn mein Freund mich mal wieder zur großen Hafenrundfahrt einlädt
Matthias
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