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Erfahrung mit IMRT und 6 monatiger adjuvanter Hormonentzugstherapie

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    Erfahrung mit IMRT und 6 monatiger adjuvanter Hormonentzugstherapie

    Liebe Forumsmitglieder,

    ich habe mich nach eingehender Recherche für eine IMRT statt einer RP entschieden. Die Leitlinie empfiehlt in meinem Fall zusätzlich eine neo-adjuvante Hormonentzugstherapie für sechs Monate. Nachdem ich viel über Hormonentzugstherapien gelesen habe, bin ich davon wenig begeistert. Zumal in meinem Alter auch nicht sicher ist, ob der Körper die Hormonproduktion danach überhaupt wieder aufnimmt.

    Deswegen würde ich gerne wissen, ob jemand von Euch Erfahrung mit einer solchen Therapie und der Zeit danach gemacht hat?

    #2
    Hallo,
    die Auswirkungen der Hormonentzugstherapie sind von Person zu Person sehr verschieden.
    Ich hatte eine Prostatektomie und danach ein Rezidiv, was mit IMRT Bestrahlung und Hormonentzugstherapie für geplant 6 Monate behandelt wurde.
    Mir ist die Hormonentzugstherapie sehr schlecht bekommen.
    Ich hatte nach ca 6 Wochen Hitzewallungen/Schweißausbrüche, Müdigkeit, Lustlosigkeit/Erektionsstörungen, Stimmungsschwankungen.
    Besonders heftig waren Depressionen/Affektlabilität und Kognitive Veränderungen. Das ging soweit, dass ich 3 mal kurz vor dem Selbstmord war und es nur glücklichen Umständen zu verdanken war, dass es nicht so weit gekommen ist.
    Weiter trockene Haut am ganzen Körper+Gelenkschmerzen/Verstärkung der Arthrose besonders an den Fingern+Verlust der Körperbehaarung außer Kopfhaar.
    Beängstigend waren auch Orientierungslosigkeit. Ich war bei mir zu Hause spazieren und wußte plötzlich nicht mehr wo ich bin. Zum Glück kam die Orientierung nach ca. 1 Minute zurück.
    Die Hormonentzugstherapie wurde nach 3 Monaten abgebrochen. Leider blieben die meisten Nebenwirkungen noch 1 Jahr (!) nach Ende der Hormonentzugstherapie bestehen.
    Es gibt aber auch positives zu berichten. Wahrscheinlich hat die Hormonentzugstherapie die Bestrahlung sehr gut unterstützt, was bei mir bewirkt hat, dass der Krebs sei ca 2 Jahren weg ist.
    Außerdem bin ich wohl ein Extremfall. Mein Urologe sagte, dass er noch keinen Patienten hatte, der so stark unter den Nebenwirkungen gelitten hat wie ich.
    Auf mehrere Rehas habe ich Patienten kennen gelernt, die kaum Nebenwirkungen, außer Verlust der Sexualität hatten.
    Nur kann man es nicht ausprobieren, ob man die Therapie verträgt.
    Bei mir hat eine 3-Monatsspritze genügt für 18 Monate ( 3 Monate Wirkung der Spritze, 3 Monate bis Normal Testosteron-Spiegel und 12 Monate Nachwirkungen) heftiger Nebenwirkungen. Ich würde das nicht noch einmal machen.
    Also eine schwierige Entscheidung.
    Eins habe ich noch vergessen: Wenn man nicht aktiv etwas unternimmt (SKAT, MUSE) macht die Hormonentzugstherapie impotent!
    Nach Ende der Hormonentzugstherapie muss man sich entsprechend ernähren (Haferflocken, Cashewnüsse, Meeresfrüchte) und Kraftsport machen, damit das Testosteron schnell wieder kommt. Bei mir hat es 3 Monate gedauert, bis der Testosteron-Spiegel wieder okay war. (3,5 ng/ml)

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      #3

      @Postler: Vielen Dank für Deinen Bericht. Es tut mit leid, dass Du so heftige Erfahrungen machen musstest, die auch noch so lange angehalten haben!
      Ich ziehe daraus schon einmal den Schluss, dass ich auf keinen Fall mit einer 3-Monatsspritze anfange, sondern falls überhaupt mit 1-Montasspritze(n).

      Ins Grübeln bringt mich auch diese relativ neue Studie zu Patienten mit Prostatakrebs mit mittlerem Risiko:
      Einen statistisch relevanten Überlebensvorteil scheint die begleitende Hormontherapie gar nicht zu bringen.
      Dose-Escalated Radiotherapy Alone or in Combination With Short-Term Androgen Deprivation for Intermediate-Risk Prostate Cancer: Results of a Phase III Multi-Institutional Trial https://ascopubs.org/doi/10.1200/JCO.22.02390


      Mir leuchtet auch nicht so ganz ein, wieso man bei Gleason 7b bei einer Bestrahlung zusätzlich eine Hormontherapie machen muss und bei einer Prostatektomie nicht.
      Darüber habe ich auch noch nichts gefunden. Weiß jemand etwas dazu?

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        #4
        Hallo Steppay,
        habe mir die Studie auch gerade durchgelesen. Tja, was soll man davon halten? Ich bin ein 7 b. (4+3) PSA bei OP: 55 ng. Nach OP ( sh.auch mein Profil) mit R1 Situation lt. Empfehlung Martiniklinik Bestrahlung und ADT, da PSA noch 1,0 ng.Seit 06/22 nun 6x PSA unter 0,01. Aber was die Nebenwirkungen (Leuprone) angeht, geht's mir wie Postler ( hatte diesem in einem anderen Thread darauf schon früher geantwortet) Erst heute morgen hatte ich wieder Mal einen ernsthaften Suizidgedanken .Die anderen NW ( Müdigkeit, Muskelabbau usw.) kommen dazu. Fazit? Ich mache die ADT noch bis 11/24. Das sind dann knapp 2 1/2 Jahre. Ich hoffe, die Qual hat sich dann für weitere 2-4 Jahre ohne Rezidiv gelohnt. Grüße hulle 1960

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          #5
          Hier stehen Informationen dazu:


          "Die Hormonentzugstherapie ist zweifellos eine hocheffektive und sehr wichtige Therapie des nicht mehr lokalisierten Prostatakarzinoms. Seit Huggins und
          Hodges im Jahre 1941 ist jedoch keine abschließende Beurteilung in Bezug auf
          eine Lebensverlängerung möglich. Zwar kann sie palliativ die Symptomatik der
          Erkrankung und ihres Fortschreitens mildern, doch es gibt bis heute keinen
          schlüssigen Beweis, dass sie das Leben verlängern kann, wie auch die Leitlinien
          der Europäischen Gesellschaft für Urologie darlegen (Aus et al., 2005). Liegt
          dieses Paradox an den nicht unerheblichen Nebenwirkungen der Hormonentzugstherapie?"

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            #6
            Das Zitat kann ich nicht nachvollziehen, natürlich verlängert die Hormontherapie das Gesamtüberleben.

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              #7
              Die von mir oben angeführten Studie bezieht sich aber nur auf die sechsmonatige Hormontherapie, die vor und begleitend zur dosis-eskalierten intensitätsmodulierten Bestrahlung bei lokalem Prostatekrebs mit Gleason 7b in den Leitlinien empfohlen wird. Es geht nicht um die Hormontherapie als Haupttherapie bei fortgeschrittener Erkrankung.

              Gibt es nicht bei der Dauertherapieform die Möglichkeit einer intermittierenden Hormontherapie zur Linderung der Nebenwirkungen?
              Hab gerade hier etwas dazu gefunden:Hat jemand Erfahrung damit?

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                #8
                @Postler: Eins habe ich noch vergessen: Wenn man nicht aktiv etwas unternimmt (SKAT, MUSE) macht die Hormonentzugstherapie impotent!

                Dauerhaft oder "nur" während der Therapie?

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                  #9
                  Hallo Steppay,
                  leider dauerhaft. Liegt daran, dass die Schwellkörper, wenn man sie nicht regelmäßig beansprucht, degenerieren. Und der Prozeß ist leider irreversibel.
                  Gruß Arnold
                  Mein Bericht: http://de.myprostate.eu/?req=user&id=875

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                    #10
                    Zitat von Barnold Beitrag anzeigen
                    leider dauerhaft. Liegt daran, dass die Schwellkörper, wenn man sie nicht regelmäßig beansprucht, degenerieren. Und der Prozeß ist leider irreversibel.
                    Wie oft muss man denn die Schwellkörper "trainieren", damit das nicht passiert?
                    Und wie sieht es mit den anderen Nebenwirkungen aus? Bilden die sich nach den sechs Monaten auch nicht wieder vollständig zurück?
                    Kommt die Körperbehaarung wieder?

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                      #11
                      Hallo Steppay,

                      - Haarausfall wird bei der Hormonentzugstherapie (ADT) als seltene Nebenwirkung gelistet. Bestrahlung hatte ich bisher keine, aber jetzt bald 7 Jahre ADT.
                      Die Kopf- und Barthaare wachsen üppig, Körperbehaarung hat sich leicht verringert. Kurzzeitigen Haarausfall hatte ich lediglich bei einer Chemotherapie 2017.

                      - Rückgang der Nebenwirkungen nach Ende ADT, das dauert etwas bis sich der Testosteronwert wieder erholt. Nach 2 Jahren ADT waren bei mir plötzlich die Nebenwirkungen sehr heftig. Da der PSA-Wert sehr niedrig, setzte ich für ein halbes Jahr mit den Spritzen aus. Dauerte ungefähr drei oder vier Monate bis die Nebenwirkungen ADT abgeklungen waren. Potenz und Libido nach ca. 5 Monaten nach leichtem Testosteronanstieg wieder allmählich vorhanden. Da mit dem langsam zurückkehrenden Testosteron ( vom Normalwert war ich noch weit entfernt) auch der PSA-Wert anstieg, wieder ADT. Seitdem kaum Nebenwirkungen.

                      Wenn deine ADT auf sechs Monate begrenzt ist, sollte der Testosteronwert danach schneller ansteigen als damals bei mir nach 2 Jahren ADT.
                      ------------------------------------------------------------------------------

                      Eine Studienauswertung:
                      Nach Strahlentherapie und ADT erreichten von den Patienten mit 6 Monaten ADT rund 76 % nach 1,5 Jahren wieder normale Testosteronwerte. Nachteilig für einen Wiederanstieg des Testosteronwertes sind höheres Alter, längere ADT-Dauer, Diabetes, Hoher PSA und hoher Gleason-Score.

                      Testosteron-Wiederanstieg nach Strahlentherapie und unterschiedlicher ADT-Dauer


                      Franz
                      https://myprostate.eu/?req=user&id=889

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                        #12
                        Hallo Steppay,
                        dazu ein Zitat aus dem Basiswissen von Ralf-Rainer Damm:
                        Jeder einigermaßen gesunde Mann hat nachts gelegentliche bis regelmäßige Erektionen, von denen er im Schlaf oft gar nichts bemerkt. Mit ihnen sorgt der Körper dafür, dass dieses Organ „in Form“ bleibt. Ohne diesen Mechanismus kann Schwellkörpergewebe abgebaut werden, und dies ist nach der Therapie nur zum Teil reversibel. Sie sollten dafür sorgen, dass das gute Stück nicht ganz vergisst, was nach dem Ende der Therapie wieder von ihm erwartet wird!
                        Da die unwillkürlichen nächtlichen Erektionen ausbleiben, sollte vermutlich ein tägliches Training genügen. Dafür habe ich aber jetzt keinen Beleg.
                        Gruß
                        Arnold
                        Mein Bericht: http://de.myprostate.eu/?req=user&id=875

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                          #13
                          Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                          Das Zitat kann ich nicht nachvollziehen, natürlich verlängert die Hormontherapie das Gesamtüberleben.
                          Nein, das Gesamtüberleben wird nicht verlängert. Man stirbt dann nur nicht an Prostatakrebs sondern an Schlaganfall, Herzinfarkt oder plötzlichlichem Herztod.
                          Hier noch ein Zitat aus einer amerikanischen Studie:
                          Schlussfolgerung: PADT und SADT verlängern das Überleben bei Männern mit Prostatakrebs. HRPC deutet auf ein schlechtes DSS hin. Das Alter bei Diagnose und ADT-Induktion, der PSA-Wert vor der ADT und das Krankheitsstadium geben in dieser Population sowohl Hinweise auf das Gesamtüberleben (OS) als auch auf das DSS (DSS). Allerdings starben die meisten Männer an Ursachen, die nichts mit Prostatakrebs zu tun hatten, was den wahren Wert der ADT für die Verlängerung des Patientenüberlebens in Frage stellt.

                          PADT =Primär SADT= Rettungsbehandlung
                          PADT and SADT prolong survival in men with prostate cancer. HRPC portends a poor DSS. Age at diagnosis and ADT induction, PSA level before ADT, and disease stage predict both OS and DSS in this population. However, most men died from causes unrelated to prostate cancer, thus questioning the true val …

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