Liebe Diskutanten,
der letzte Satz von Andreas lautet:
Bei aller Diskussion um Thalidomid ist diese Erkenntnis genau das, was man von Thalidomid erwarten kann. Wikipedia führt aus:
Der amerikanische Krebsforscher Judah Folkman entwickelte schon in den 70er Jahren die Modellvorstellung, dass man durch eine Blockade dieser Angiogenese auch das Krebswachstum hemmen könnte. Daraus entwickelte sich die Vorstellung, Tumoren regelrecht auszuhungern und vom Körper des Patienten "abzunabeln"; die Anti-Angiogenese.
Vom Modell zur Therapie war der Weg jedoch weit: Viele Schritte in der Gefäßbildung sind noch nicht identifiziert.
Thalidomid ist zur Zeit immer noch das stärkste antiangiogene Medikament. Neue Medikament sind aber schon fast am Ende der Röhre, teilweise schon einsatzbereit, aber noch nicht zugelassen (Bevacizumab).
Antiangiogenese ist der Mechaismus, der bei Contergan (Thalidomid) zu den Schädigungen der Embryos geführt hat: Zellen mit Wachstumsanspruch werden nicht mit Blut versorgt, Miniäderchen wachsen nicht zu, sie können daher auch nicht andocken und dadurch den Tumor zu größerer Metastase heranwachsen lassen. Nun ist der antangiogene Vorgang sehr Komplex,
- er ist als alleinige Therapie bei aggressiven Metastasen nicht ausreichend. Jedoch ist die bei Neudiagnostizierten meist bereits vorhandene systemische Situation, die durch eine Hormonblockade nicht ausgemerzt werden kann, dann durch antiangiogenen Medikamente unter Kontrolle zu halten (Konzept Leibowitz - bestes Beispiel unter mehreren: ich selbst)
- nicht bei jedem Menschen kann Thalidomid die Mikroäderchen aufhalten, aber wohl bei den meisten.
- Erfolge von Thalidomid müssen nicht sofort und umgehend einsetzen. In der chinesischen Medizin sind Einwirkungszeiten von 6 bis 9 Monaten gar nichts Ungewöhnliches. Wir Westeuropäer sehen halt die medizinische Maßnahme als eine Reparaturmaßnahme nach dem Prizip der Autoreparatur an.
- die wesentlichen Nebenwirkungen von Thalidomid sind die Gefahr einer Thrombose (relativ leicht vorzubeugen) und neuropathologische Auswirkungen, wie Kribbeln oder Taubheit in den Extremitäten (schwerer in den Griff zu bekommen).
Nun meine eigenen Erfahrungen:
Kurze Wiederholung: aPSA 32 ng/ml, 4 von 8 Stanzen zu 100% befallen, Gleason (3;4) 7.
Erstdiagnose in 10/98
DHB 12/98 bis 2/2000, dann nur noch Proscar bzw. Avodart
PSA-Anstieg ein Jahr später,
Thalidomid ab 9/2001 bei PSA 8,9 ng/ml
Im Laufe der Jahre, in denen ich auch schon mal einen PSA von 15,1 ng/ml gesehen habe, kamen außer Bisphosphonat (in immer wieder abnehmender Dosierung - zur Zeit 30 mg Aredia) und entzündungshemmenden Medikamenten auch noch folgende Medikamente hinzu:
- metronomische Zyklophosphamide (12,5 mg Cytoxan)
- Leukine
- Alpha-Interferon
Mit diesen Medikamenten wurde ein ständiger langsamer Abfall des PSA bewirkt, der sich seit 6 Monaten zwischen 2 und 3 ng/ml stabilisiert zu haben scheint. Die Lebensqualität ist ausgezeichnet.
Zum Thema:
Ich nehme also bis jetzt seit mehr als 7 Jahren Thalidomid ein. Immer wenn sich über die Jahre ein erstes Kribbeln abzeichnete, habe ich im Einverständnis mit Dr. Leibowitz Thalidomid von ursprünglich 200 mg pro Nacht herbgestuft über 50 mg jeden Tag, 50 mg jeden zweiten Tag, bis heute auf 50 mg alle drei Tage. Die Taubheit kommt in Zeitschüben (also nicht ständig) jeweils in den linken und rechten äußeren beiden kleinen Zehen vor. Mit weiteren Medikamenten (Neurontin und Cymbalta) werden diese Auswirkungen stark gedämmt. Dr. Leibowtz hat mir auch ein Gel verschrieben, das möglicherweise diese Auswirkungen weiter zurückdrängt. Ich nehme es erst seit ein paar Tagen. Wiederum gilt: das ist keine Wundersalbe sondern wirkt erst nach längerer Zeit. Die hiesigen Apotheker haben Schwierigkeiten, das Gel herzustellen, es sollte jedoch möglich sein. Wer mehr dazu erfahren will, spreche mich bitte an, er kann gerne das Rezept bekommen E-Mail oder 0170 5388 545. Achtung! Apotheker stellen sehr ungern Salbe selbst her!
Eine Überprüfung der Prostata mit end. MRT mit Spektroskopie und dynamischem Testen (Prof. Barentz) im Abstand von 2 1/2 Jahren ergab beim Muttertumor in der Prostata keinerlei Veränderungen, verdächtige Bereiche in der linken Seite der Prostata, die beim ersten mal noch vorhanden waren, konnten 2 1/2 Jahre später nicht mehr erkannt werden.
Dr. Leibowitz empfiehlt, die Dosis des Thalidomidwirkstoffes zu erhöhen, aber nicht mehr mit Thalidomid sondern mit Revlimid. Ich glaube, er will meinen PSA-Wert auf Null drücken. Revlimid hat keine neuropathologischen Nebenwirkungen mehr, aber dafür einige andere unangenehme, z.B. stärkere Thrombose und "hohe finanzielle Ausgaben".
Andere Nebenwirkungen sind bisher nicht aufgetreten. Die Schlafmützigkeit hält sich in Grenzen :-) und übersteigt nicht das Maß, das mir als 72Jähriger dienstgradmäßig zusteht.
Den deutschen und amerikanischen Ärzten, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, bin ich sehr dankbar.
Grüße
Christian
der letzte Satz von Andreas lautet:
Die Rezidive in diesem frühen Stadium nach zwei PSA-Anstiegen unterscheiden sich vom Primärtumor dadurch, daß sie als (Mini-)metastasen zum Wachsen auf die Einsprossung von Blutgefäßen angewiesen sind. Und die verhindert das Thalidomid offenbar.
Der amerikanische Krebsforscher Judah Folkman entwickelte schon in den 70er Jahren die Modellvorstellung, dass man durch eine Blockade dieser Angiogenese auch das Krebswachstum hemmen könnte. Daraus entwickelte sich die Vorstellung, Tumoren regelrecht auszuhungern und vom Körper des Patienten "abzunabeln"; die Anti-Angiogenese.
Vom Modell zur Therapie war der Weg jedoch weit: Viele Schritte in der Gefäßbildung sind noch nicht identifiziert.
Thalidomid ist zur Zeit immer noch das stärkste antiangiogene Medikament. Neue Medikament sind aber schon fast am Ende der Röhre, teilweise schon einsatzbereit, aber noch nicht zugelassen (Bevacizumab).
Antiangiogenese ist der Mechaismus, der bei Contergan (Thalidomid) zu den Schädigungen der Embryos geführt hat: Zellen mit Wachstumsanspruch werden nicht mit Blut versorgt, Miniäderchen wachsen nicht zu, sie können daher auch nicht andocken und dadurch den Tumor zu größerer Metastase heranwachsen lassen. Nun ist der antangiogene Vorgang sehr Komplex,
- er ist als alleinige Therapie bei aggressiven Metastasen nicht ausreichend. Jedoch ist die bei Neudiagnostizierten meist bereits vorhandene systemische Situation, die durch eine Hormonblockade nicht ausgemerzt werden kann, dann durch antiangiogenen Medikamente unter Kontrolle zu halten (Konzept Leibowitz - bestes Beispiel unter mehreren: ich selbst)
- nicht bei jedem Menschen kann Thalidomid die Mikroäderchen aufhalten, aber wohl bei den meisten.
- Erfolge von Thalidomid müssen nicht sofort und umgehend einsetzen. In der chinesischen Medizin sind Einwirkungszeiten von 6 bis 9 Monaten gar nichts Ungewöhnliches. Wir Westeuropäer sehen halt die medizinische Maßnahme als eine Reparaturmaßnahme nach dem Prizip der Autoreparatur an.
- die wesentlichen Nebenwirkungen von Thalidomid sind die Gefahr einer Thrombose (relativ leicht vorzubeugen) und neuropathologische Auswirkungen, wie Kribbeln oder Taubheit in den Extremitäten (schwerer in den Griff zu bekommen).
Nun meine eigenen Erfahrungen:
Kurze Wiederholung: aPSA 32 ng/ml, 4 von 8 Stanzen zu 100% befallen, Gleason (3;4) 7.
Erstdiagnose in 10/98
DHB 12/98 bis 2/2000, dann nur noch Proscar bzw. Avodart
PSA-Anstieg ein Jahr später,
Thalidomid ab 9/2001 bei PSA 8,9 ng/ml
Im Laufe der Jahre, in denen ich auch schon mal einen PSA von 15,1 ng/ml gesehen habe, kamen außer Bisphosphonat (in immer wieder abnehmender Dosierung - zur Zeit 30 mg Aredia) und entzündungshemmenden Medikamenten auch noch folgende Medikamente hinzu:
- metronomische Zyklophosphamide (12,5 mg Cytoxan)
- Leukine
- Alpha-Interferon
Mit diesen Medikamenten wurde ein ständiger langsamer Abfall des PSA bewirkt, der sich seit 6 Monaten zwischen 2 und 3 ng/ml stabilisiert zu haben scheint. Die Lebensqualität ist ausgezeichnet.
Zum Thema:
Ich nehme also bis jetzt seit mehr als 7 Jahren Thalidomid ein. Immer wenn sich über die Jahre ein erstes Kribbeln abzeichnete, habe ich im Einverständnis mit Dr. Leibowitz Thalidomid von ursprünglich 200 mg pro Nacht herbgestuft über 50 mg jeden Tag, 50 mg jeden zweiten Tag, bis heute auf 50 mg alle drei Tage. Die Taubheit kommt in Zeitschüben (also nicht ständig) jeweils in den linken und rechten äußeren beiden kleinen Zehen vor. Mit weiteren Medikamenten (Neurontin und Cymbalta) werden diese Auswirkungen stark gedämmt. Dr. Leibowtz hat mir auch ein Gel verschrieben, das möglicherweise diese Auswirkungen weiter zurückdrängt. Ich nehme es erst seit ein paar Tagen. Wiederum gilt: das ist keine Wundersalbe sondern wirkt erst nach längerer Zeit. Die hiesigen Apotheker haben Schwierigkeiten, das Gel herzustellen, es sollte jedoch möglich sein. Wer mehr dazu erfahren will, spreche mich bitte an, er kann gerne das Rezept bekommen E-Mail oder 0170 5388 545. Achtung! Apotheker stellen sehr ungern Salbe selbst her!
Eine Überprüfung der Prostata mit end. MRT mit Spektroskopie und dynamischem Testen (Prof. Barentz) im Abstand von 2 1/2 Jahren ergab beim Muttertumor in der Prostata keinerlei Veränderungen, verdächtige Bereiche in der linken Seite der Prostata, die beim ersten mal noch vorhanden waren, konnten 2 1/2 Jahre später nicht mehr erkannt werden.
Dr. Leibowitz empfiehlt, die Dosis des Thalidomidwirkstoffes zu erhöhen, aber nicht mehr mit Thalidomid sondern mit Revlimid. Ich glaube, er will meinen PSA-Wert auf Null drücken. Revlimid hat keine neuropathologischen Nebenwirkungen mehr, aber dafür einige andere unangenehme, z.B. stärkere Thrombose und "hohe finanzielle Ausgaben".
Andere Nebenwirkungen sind bisher nicht aufgetreten. Die Schlafmützigkeit hält sich in Grenzen :-) und übersteigt nicht das Maß, das mir als 72Jähriger dienstgradmäßig zusteht.
Den deutschen und amerikanischen Ärzten, die zu diesem Erfolg beigetragen haben, bin ich sehr dankbar.
Grüße
Christian
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