Um die alten Geschichten nicht wieder nach vorne zu holen, beginne ich einen neuen Thread.
Am 5.3.2009 hatte ich meinen Besprechungstermin beim Urologen.
Nach Diagnose im Jahre 2001 (PSA =8,9, Gleason 2+3) und DHB nach Leibowitz hatte ich einen zwar langsamen, aber stetigen Wiederanstieg des PSA bis auf 9,91 im Dezember 2008. Nur im Jahre 2007 hatte es eine Stagnation in der Entwicklung gegeben, die ich auf Granatapfel-Elixier zurückführte. Dieses enthält pflanzliche Östrogene, die wie eine leichte Hormontherapie wirken, selektiv, und von nur kurzer Dauer.
Das von Leibowitz in Aussicht gestellte und erhoffte „stabile Plateau“ auf niedrigem Niveau hatte sich nicht eingestellt. Vom Biopsiematerial nachträglich gemachte DNA-Analysen hatten gezeigt, dass die Voraussetzungen nicht gegeben waren.
DNA-Analysen im vergangenen Jahr hatten eine wesentliche Verschlechterung der Malignität angezeigt, verbunden mit ungünstiger Prognose. Den Gleason 2+3 habe ich also längst nicht mehr. Davon muss ich ausgehen.
Mit unguten Gefühlen bin ich zum Besprechungstermin gefahren. Urologen hatten mir dringend eine Hormontherapie angeraten: Casodex 150 und Bestrahlung der Brustdrüsen.
Aber: „Hinter der Brust schlägt das Herz“ schrieb einst ein Selbsthilfe-Pionier der ersten Stunde, Wil de Jongh, in einem seiner Beiträge. Er hatte das abgelehnt, und ich werde das auch nicht mit mir machen lassen. Im schlimmsten Fall kann die Brustbestrahlung einen Brustkrebs triggern.
Auch die Hormontherapie war ich entschlossen zu verweigern.
Innerhalb der Bandbreite, in welcher der PSA-Wert Verlässliches über das Wachstum des Krebses aussagt, bleibt er ein einseitiger Marker. Würde man bei PSA-Messungen zeitgleich die Malignität neu bestimmen, kämen unerwartete Abhängigkeiten zutage. Die schlimmsten Entwicklungen bei Prostatakrebs gibt es nach Hormontherapien. Das war damals auch Wil de Jonghs Verhängnis. Er konnte das nicht wissen. Es ist das Verdienst der Cytopathologen, die Zusammenhänge jetzt aufgezeigt zu haben.
Die Professoren der Urologie zerbrechen sich den Kopf über Möglichkeiten der Therapie des androgenresistenten Prostatakarzinoms. Kein Seminar, kein Krebskongress ohne dieses Thema. Verkennen aber, dass es sich hier um ein künstliches, durch unbedachte Therapie erzeugtes Krankheitsstadium handelt. Leibowitz hingegen hat seine Therapie so entwickelt, dass Hormonresistenz gar nicht erst entstehen kann.
Auf keinen Fall werde ich mich also vom Urologen in eine Hormonresistenz hineintherapieren lassen.
Nach der letzten DNA-Analyse hatte mir der Urologe zur HIFU geraten, „um das Potential, das gefährlich heranwächst, zu reduzieren“, wie er es formulierte. Was mich an Stephen B.Strums “debulking the tumor“ und an so genannte „salvage“-Operationen erinnerte, bei denen dann alles Erreichbare „ausgeräumt“ wird, das krebsbehaftet oder krebsverdächtig ist. Aber wo sind die Fallbeispiele? Wo ist aufgezeigt, wie lebensverlängernd das wirklich ist? Und wie steht es mit der Lebensqualität danach?
In den Jahren, in denen ich mich mit Prostatakrebs befasse, habe ich starke Überzeugungen entwickelt. Bei niedrigen Gleason-Graden ist die Operation eine Übertherapie, mit Risiken und unverhältnismäßigen, meist irreversiblen Folgeschäden behaftet. Bei hohen Gleason-Graden kommt es fast immer zu Rezidiven. Es gibt bessere Alternativen: z.B. die HIFU, gut fokussierte Bestrahlungen wie IMRT, Brachy, Protonen, bei niedrigem Gleason die DHB, falls nicht sogar abwartendes Verhalten möglich ist. Als ich vor Jahren in der Berliner Charité wegen einer schmerzhaften Trigeminus-Neuralgie um eine Operation nachsuchte, wurde ich abgewiesen mit der Begründung, dass medikamentöse Therapien nicht ausgeschöpft seien. D a s nenne ich ärztliche Ethik.
Radikale Therapien werde ich also auch nicht machen, werde mir die letzten Lebensjahre mit Nebenwirkungen nicht verderben. Seit Diagnose vor nunmehr 8 Jahren geht es mir gut, und ich bin frei von Ängsten. Diese schönen und glücklichen Jahre kann man mir schon nicht mehr nehmen, und ich hoffe, es kommen noch einige dazu.
Die Operation verweigert zu haben, und mich damals für die DHB nach Leibowitz zu entscheiden, das war meine Sternstunde.
Was bleibt? Auf der Suche nach antiangiogenen Mitteln (das von Leibowitz favorisierte Thalidomid ist schwer beschaffbar und nicht bezahlbar) war ich auf Agaricus phalloides gestoßen, eine Droge, welche aus dem Saft des Knollenblätterpilzes in homöopathischer Verdünnung hergestellt wird. Sie hat den Vorteil, dass der Körper sie nicht abbaut. Sie reichert sich in den Zellen an. Sie wirkt nicht sofort. Erst wenn man sich an eine individuell unterschiedlich wirksame Menge „herangetastet“ hat, so die Zellbiologin Dr. Riede, würde die Krebszell-Proliferation bis zum Normalen verlangsamt, und unser Immunsystem erhielte die Chance, den Krebs abzubauen. Soweit die Theorie. Für mich ist es ein Versuch, mehr noch nicht.
Unser Immunsystem, daran zweifle ich nicht, kann das. Bereits eine Nahrungsumstellung (Vermeidung von rotem Fleisch) hat Einfluss auf Prostatakrebs, wie Hans-Jörg Fiebrandt in seinem Vortrag „Prostatakrebs Seminar Bad Reichenhall“ es eindrucksvoll gezeigt hat.
Neben regelmäßiger körperlicher Bewegung nehme ich zum Zwecke der Gesunderhaltung als Nahrungsergänzung in geringen Mengen Selen, Vitamin E, Granatapfel-Elixier, OMEGA-3-Öl, Nachtkerzenöl und etwas Zinksalbe. Zur Vorbeugung gegen Metastasen nehme ich wöchentlich 1 Tablette Fosamax und täglich 1 Tablette Mariendistel.
Und natürlich, wie von Leibowitz empfohlen, täglich 1x Proscar „ein Leben lang“.
Mit meinem Urologen mich auseinanderzusetzen, war aber nicht nötig, da er mir gleich überrascht und erfreut mittelte, dass mein PSA-Wert von 9,85 im Dezember auf 7,91 zurückgegangen sei. Im September 2008 hatte mein Wert noch bei 8,81 gelegen. Auch ein neues Knochenszinti war ohne Befund. „Was haben Sie denn nur gemacht?“ waren seine Worte. Ich fühlte mich bestätigt. Ich hoffe nur, dass der Erfolg nachhaltig ist. Das werden erst weitere Messungen zeigen.
Da fallen mir nun auch wieder Worte eines Klassikers der Selbsthilfe ein. Am 14. Dezember 2002 schrieb Uwe Peters im Forum:
„Wenn man eine Krankheit hat, gibt es nur zwei Wege.
1.) Ich mache hündisch alles was mein Arzt sagt und
2) Ich bilde mir aus den vielen Meinungen der Ärzte und den vielen Meinungen der Betroffenen meine eigene Meinung.
Mein Freund Gerd und ich nennen das „Sei Dein eigener Guru“.
Uwe Peters, Pionier der Selbsthilfe, Entdecker, Rebell - und Vorbild für die Späteren.
Gruß, Reinardo
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