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In Erinnerung an meinen Vater

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    In Erinnerung an meinen Vater

    Hallo Miteinander! Einige werden mich evtl. noch unter mikel1 kennen da ich bis zum Frühjahr hier regelmäßig meine kritische Haltung zum Ausdruck gebracht habe. Das Forum habe ich wegen zunehmender Entgleisungen damals verlassen.

    Seit dieser Zeit hat sich aber in meinem Leben einiges bewegt und ich möchte einfach nur meinen sehr holprigen Weg mit dem Thema Prostatakrebs an dieser Stelle weiter schreiben.

    In Erinnerung möchte ich meine Prostatakrebsdiagnose während der Pandemie bringen die sich im Nachhinein als falsch herausstellte. Schuld war eine schludrige pathologische Begutachtung und ein Versagen des Labors. Dazu kam noch ein betriebsblinder Urologe kurz vor seinem Ruhestand. Nur den Bemühungen meines jetzigen Urologen habe ich zu verdanken, noch eine Prostata zu haben. Auslöser war das Prostatakarzinom meines Vaters und mein bestreben mit einer Früherkennung eigentlich alles richtig machen zu wollen.

    Einige werden sich auch daran erinnern, dass mein Vater an tiefen Depressionen in Folge der Nebenwirkungen seiner RPX gelitten hatte. Über die Jahre hatte mein Vater damals jede weitere urologische Untersuchung abgelehnt und das Karzinom seinem Schicksal überlassen. Im Laufe der Zeit kam eine Demenz dazu die ihn seine Erkrankung vergessen ließ.

    Im Frühjahr dieses Jahres ist mein Vater gestürzt und die Untersuchung der Armfraktur hatte das zu Tage gefördert, was ich vermutet hatte. Mein Vater hatte über den Körper verteilt etliche Knochenmetastasten die ihm auch zunehmend Schmerzen bereiteten. Auch hatte sich die Demenz zunehmend verschlechtert. Er hatte zum Schluss selbst Reflexe wie Schlucken verloren. Die Palliativersorgung beschränkte sich dann nur noch auf die Bekämpfung der Schmerzen und weitere lebenserhaltende Maßnahmen wurden gemäß der vorliegenden Patientenverfügung eingestellt. Ohne Nahrung und Wasserzufuhr hatte es dann schließlich noch eine Woche gebraucht, bis mein Vater Anfang Juli mit 88 Jahren verstarb. Todesursache war eine fortgeschrittene Demenz und kein Prostatakrebs!

    Auch bei mir hat sich seit meinem Ausscheiden aus dem Forum einiges bewegt. Meine PSA-Werte haben seit Frühjahr eine Achterbahnfahrt hingelegt und so wurde mein mittlerweile 5. mpMRT veranlasst das diesmal eine PIRADS 3 Läsion ans Licht brachte. Daraufhin wurde zum 4. Mal in meinem Leben eine Biopsie als Fusions-Sättigungsbiopsie mit 48 Stanzen durchgeführt, die wieder kein Karzinom ans Licht brachte. Dafür aber eine heftige Organschwellung mit Entzündung , Harnverhalt und 14 Tage Klinikaufenthalt.

    Alles in allem habe ich jetzt mit dem Thema Früherkennung komplett abgeschlossen und mit meinem Urologen vereinbart einfach nichts mehr zu machen. Ich Folge dem Beispiel meines Vaters. Ich bin das Thema einfach Leid und verkrafte das hin und her psychisch nicht mehr. Ich werde wieder aktiv, wenn sich irgendwelche Beschwerden einstellen sollten.

    Das Thema Früherkennung wird meines Erachtens zu einseitig dargestellt. Niemand spricht von den Schattenseiten, den falsch positiven Diagnosen, den Männern, die unnötigerweise ihre Prostata verlieren, den psychischen Belastungen usw... Durch meine mittlerweile sehr gute Vernetzung kenne ich etliche Fälle wie meinen.

    Stellvertretend für alle Männer bei denen das Ziel einer Früherkennung verfehlt wird bzw. eine Belastung in ihrem Leben bedeutet werde ich hier wieder meine kritische Haltung zum Ausdruck bringen. Auch möchte ich wieder als Gegenpol in der bereits bekannten Weise agieren und den Finger mahnend heben wenn die Argumentationen hier wieder zu einseitig werden. Die Auseinandersetzung mit diesem Tabuthema gehört zu einer Meinungsbildung dazu und ein Forum wie dieses muss das meines Erachtens aushalten können.

    Michael

    #2
    Hallo Michael,

    ich habe auch an meiner Diagnose gezweifelt und tue es eigentlich immer noch ein bisschen, weil Krebs bzw. PCA eigentlich überhaupt nicht in meiner Familie liegt. Einzig bei meinem Opa mütterlicherseits wurde im Alter von 82 Jahren PCA festgestellt, was aber gemacht wurde weiß ich gar nicht.

    Mich beschäftigt auch folgendes: nach einer RPE wird die Prostata ja nochmals untersucht, um die Biopsie quasi zu bestätigen. Was ist, wenn da aus welchem Grund auch immer, was anderes herauskommen würde, also doch kein PCA? Würde man das jemals erfahren?

    Wenn ich da an meine Biopsie zurückdenke, würde es mich nicht wundern, wenn am Schluss auch noch die Biopsate vertauscht wurden. Warum? Alles war chaotisch. Schon in der Ambulanz im EG sollte mir eine Antibiotika Infusion gelegt werden, wurde aber nicht. Man schickte mich sofort in den 2. Stock zur Urologie. Dort wartete ich erstmal 45min obwohl ich der erste zu biopsierende war. Weil der Nebenraum zum Ausziehen mit irgendwas zugestellt war. musste ich die Hosen im Raum dazwischen runterlassen, Tür zum Flur war erst offen, nach 5 min machte eine Krankenschwester dann zu. So stand ich da erstmal 10min, weil man die Fussstützen suchen musste. Der Arzt bat mich dann auf den Stuhl/Tisch und meinte, ich möge mich hinlegen wie beim Frauenarzt. Als ob ich da schon mal war. Er setzte dann die vergessene Infusion und legte los. Ich weiß nicht was der in den After schob, aber es fühlte sich an 1. wie ein Ofenrohr und 2. wie ohne Gleitmittel. Dann wurden die Biopsien geschossen, was nicht schmerzhaft war. Als er fertig war und ich aufstehen durfte, sah ich eine Blutlache aufm Boden, vermischt mit heller Flüssigkeit. Da war wohl was daneben gegangen. Der Arzt war sich auch nicht sicher, ob das Antibiotikum nun rein ist, und gab mir noch 2 so Riesentabletten. Die schluckte ich mit halbem Vertrauen, aber es ging gut. Mir wurde dann beim Rausgehen etwas übel und ich setzt mich erstmal für ein paar Minuten hin, fuhr aber dann nach Hause.

    Für mich war das alles völlig unvorbereitet und eher chaotisch, sodass es mich nicht wundern würde, wenn meine Stanzen mit denen des Mannes, der draußen im Gang im Bett lag und vllt der nächste war, oder sonst einem Patienten danach verwechselt worden sind.
    Man hat auch schon ganze Babies vertauscht☺

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      #3
      Hmmm.... man muss da an der Stelle etwas aufpassen, um nicht in die Verschwörungstheorien zu verfallen. Der Faktor Mensch ist und bleibt die größte Schwachstelle und hat natürlich gerade im Medizinbetrieb gravierende Auswirkungen. Alles in allem gibt es aber in Deutschland Qualitätskriterien und Richtlinien, die in der Regel auch eingehalten werden. Alles daneben ist kriminelle Energie oder einfach menschliches Unvermögen oder Versagen auch unter den Ärzten. In Erinnerung bleibt der große Pathologieskandal an einer großen deutschen Uniklinik, dessen damaliger Leiter einfach die Kompetenz fehlte. Die Konsequenz, zigtausend Proben mussten neu begutachtet werden und einige Diagnosen wurden korrigiert. Im Saarland hatte ein Pathologe mehrfach Scheindiagnosen gestellt und Menschen wurden operiert obwohl sie gar nicht krank waren. Krank war aber der Arzt, er litt an Alkohol- und Drogensucht.

      Nach meinem Anwalt zufolge erfahren die wenigsten Patienten davon. Auch eine Prostata, die kein Krebs aufweist, wird höchst wahrscheinlich, unter zudrücken beider Augen, ein niedrig Risiko Karzinömschen aufweisen. Der Fall im Saarland wurde auch mehrfach gedeckt und fiel erst durch eine engagierte Klinikpathologin auf, die eben in den OP-Präparaten kein Karzinom entdecken konnte.
      Seit längerem liegen auch Studien vor, die gerade die Reproduzierbarkeit von pathologischen Diagnosen beleuchtet. Demnach kommt es vor, dass pathologische Einstufungen durch die Ersteller oder Referenzpathologen bei einer Zweitbegutachtung anders ausfallen. Dies insbesondere in der niedrigsten Gleason-Stufe. Für den einen ist es eine Hyperplasie, für den anderen ein Gleason 6.
      Das Problem ist bekannt und so wird schon seit Jahren diskutiert, wie man damit umgehen soll. Dar war die Einstufung der Gleason 6 Tumore als nicht behandlungsbedürftig im Gespräch. Die Urologie erfand die Aktive Überwachung als Antwort auf die Überdiagnosen und letztendlich ist es jetzt die Technik, die es richten soll.
      Mittlerweile können Präparate automatisiert durch KI ausgewertet werden. Der Pathologe erhält eine Auswertung, die nur noch von ihm verifiziert werden muss. Durch die selbstlernenden Maschinen erhofft man sich die Fehlerquelle Mensch reduzieren zu können.
      Meine persönliche Handlungsempfehlung liegt daher immer in Zweit- und nötigenfalls auch Drittmeinungen. Zugegeben ist diese Vorgehensweise mit finanziellen Belastungen behaftet.
      In meinem Fall war es letztendlich Zeitmangel und eine fehlende Verifizierung die eine Fehldiagnose lieferte. Frei nach dem Motto lieber mal eine Krebsdiagnose zu viel als eine zu wenig, der Patient muss sich ja bei einer positiven Stanze mit 10% Karzinomanteil nicht operieren lassen.


      LG Michael

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