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    Steigender PSA nach Prostatakrebstherapie

    Liebe Mitleser,



    ausgedruckt hier:


    "Biochemisches Rezidiv und Mortalität

    Steigender PSA nach Prostatakrebstherapie: Wie gefährlich ist das?


    Ein biochemisches Rezidiv nach primär erfolgreicher Behandlung eines Prostatakarzinoms war in einer Kohortenstudie nur in begrenztem Maß mit der krebsbedingten Mortalität assoziiert. Die international besetzte Autorengruppe plädiert für genauere Definitionen und eine verbesserte Risikostratifizierung, um unnötige Diagnostik und Übertherapien zu vermeiden.
    Von Dr. Elke OberhoferVeröffentlicht:


    Das Wichtigste in Kürze

    Frage: Welche Auswirkungen hat ein nach Primärtherapie nachgewiesenes biochemisches Rezidiv (BCR) eines Prostatakarzinoms und die derzeit übliche Risikostratifizierung auf die prostatakrebsspezifische Mortalität (PCSM)?
    Antwort: Wie eine große Bevölkerungsstudie zeigt, sind BCR nach Prostatektomie oder Strahlentherapie häufig. Auf die PCSM haben solche Rezidive jedoch nur begrenzt Einfluss. In der Studie kamen zwar nach Prostatektomie häufiger Rezidive vor als nach Strahlentherapie. Das Sterberisiko im Fall eines Rezidivs war jedoch nach einer Radiotherapie höher als nach Prostatektomie. Die PSA-DT (PSA-Verdopplungszeit) erwies sich als stärkster Risikofaktor für die PCSM nach radikaler Prostatektomie.
    Bedeutung: Mit einer verbesserten Risikostratifizierung könnten Übertherapien vermieden werden.
    Einschränkung: Retrospektive Studie; zwischenzeitlich Einführung von MRT und zielgerichteter Biopsie.

    Stockholm. Das prostataspezifische Antigen im Serum (PSA) ist ein hochsensitiver Biomarker für die Erkennung eines Rezidivs nach kurativ intendierter Primärtherapie eines Prostatakarzinoms. Ob jedoch ein Anstieg des PSA-Werts nach der Op bzw. nach der Bestrahlung wirklich mit der prostatakrebsspezifischen Mortalität (PCSM) zusammenhängt und ob ein entsprechendes Testergebnis eine unverzügliche Behandlung erfordert, ist nach wie vor fraglich. Die Leitlinien der EAU (European Association of Urology) empfehlen gegenwärtig, zwischen biochemischem Rezidiv (BCR) mit hohem und niedrigem Risiko zu differenzieren und die Therapieentscheidung danach auszurichten. Allerdings liegen dieser Differenzierung Studien zugrunde, in denen die relevanten Größen – BCR, PSA und PSA-Verdopplungszeit (PSA-DT) – unterschiedlich definiert wurden.


    Über 16.000 Patienten nachbeobachtet

    Ein Team aus dem schwedischen Karolinska-Institutet hat nun zusammen mit weiteren Instituten aus Italien, den USA und den Niederlanden eine Bevölkerungsstudie durchgeführt, in der die PCSM in Abhängigkeit von den unterschiedlichen BCR-Risikokategorien untersucht wurde, und zwar getrennt nach der jeweiligen Primärtherapie, entweder radikale Prostatektomie oder Strahlentherapie (JAMA Netw Open 2023; online 11. September). An der Studie waren 16.311 Männer beteiligt, davon hatten 10.364 eine radikale Prostatektomie erhalten, die übrigen eine Radiotherapie (medianes Alter zu diesem Zeitpunkt 64 bzw. 69 Jahre).
    Zunächst ermittelte das Forschungsteam die kumulative Inzidenz eines BCR nach Primärtherapie (definiert als PSA ≥ 0,2 ng/ml mit einem Folgewert > 0,2 ng/ml nach Prostatektomie bzw. als Anstieg des PSA-Werts um 2 ng/ml über den tiefsten nach Radiotherapie erreichten Wert) für die unterschiedlichen Risikogruppen nach D’Amico bei Diagnose.
    BCR nicht unbedingt prognostisch relevant



    In der Gruppe mit radikaler Prostatektomie hatten innerhalb von 15 Jahren nach dem Eingriff 16 Prozent aus der Niedrig-Risiko-Gruppe, 30 Prozent aus der Gruppe mit mittlerem Risiko und 46 Prozent aus der Gruppe mit hohem Risiko ein BCR entwickelt. Wie die Forschenden zeigen konnten, war ein BCR bei Zugehörigkeit zur Hochrisikokategorie signifikant mit der PCSM assoziiert, das Risiko war um 27 Prozent höher als Patienten, die kein BCR entwickelt hatten. Keine signifikante Assoziation wurde dagegen für Personen aus der Niedrig-Risiko-Kategorie festgestellt. Unter Berücksichtigung etwaiger Salvage-Therapien betrugen die PCSM-Raten nach zehn Jahren in der Hochrisikogruppe neun Prozent, in der Gruppe mit niedrigem Risiko dagegen nur 4 Prozent.
    Bei den mit Strahlentherapie behandelten Männern lagen die entsprechenden kumulativen Inzidenzen eines BCR in den drei Risikogruppen bei 18 Prozent, 24 Prozent und 36 Prozent. Patienten mit Niedrig-Risiko-BCR hatten ein um 34 Prozent, solche mit Hochrisikorezidiv ein um 45 Prozent erhöhtes PCSM-Risiko. Adjustiert nach Salvage-Behandlungen betrug die kumulative 10-Jahres-Inzidenz 24 Prozent in der Gruppe mit niedrigem Risiko und 46 Prozent in der Gruppe mit hohem BCR-Risiko laut EAU.
    Wie das Forschungsteam in einer Multivariablenanalyse zeigen konnten, war die PSA-DT der stärkste Risikofaktor für die PCSM nach radikaler Prostatektomie.
    Sterberisiko nach Radiotherapie höher



    „Patienten, die nach radikaler Prostatektomie in die niedrige BCR-Risikokategorie fallen, hatten ein ähnliches PCSM-Risiko wie Patienten ohne BCR und können daher als Patienten mit klinisch nicht signifikantem Rezidiv betrachtet werden“, schreiben Dr. Ugo Giovanni Falagario von der Universität Foggia und sein Team. Bemerkenswerterweise seien Rezidive nach Prostatektomie häufiger vorgekommen als nach Strahlentherapie. Das Sterberisiko im Fall eines Rezidivs sei jedoch nach einer Radiotherapie höher gewesen als nach Prostatektomie. Dabei, so Falagario et al., müsse man bedenken, dass die radikale Protatektomie vor allem bei jüngeren, gesünderen Patienten zum Einsatz kommt, während die Radiotherapie eher von älteren Patienten in schlechtem Zustand bevorzugt wird. Daraus könnte sich ein Verzerrungsrisiko ergeben haben.
    Ein Rezidiv nach erfolgter Therapie eines Prostatakarzinoms sei für die Betroffenen oft ein harter Schlag, so die Forschungsgruppe. In der Praxis ziehe ein BCR denn auch häufig zusätzliche Untersuchungen und Therapien nach sich. Angesichts der nachweislich geringen Mortalität über 15 Jahre (Laut Prostate-Testing-for-Cancer-and -Treatment-Studie) sollte man jedoch weitere Therapien auf Patienten begrenzen, die davon tatsächlich profitieren.
    Falagario et al. ziehen aus ihren Ergebnissen drei Schlussfolgerungen:
    1. Ein BCR, wie es gegenwärtig definiert wird, ist kein verlässlicher Prognosefaktor für die prostatakrebsspezifische Mortalität und sollte daher nicht zum Vergleich von Therapiemodalitäten herangezogen werden.
    2. Patienten mit Niedrig-Risiko-BCR gemäß EAU-Definition nach einer Radiotherapie haben ein vergleichsweise hohes Risiko, am Prostatakrebs zu sterben. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit verbesserter Kriterien.
    3. Die Risikostratifizierung von Patienten mit BCR ist unerlässlich, nicht nur als Grundlage für weitere Therapieentscheidungen, sondern auch, um eine Übertherapie zu vermeiden und die Zahl der Staging-Untersuchungen im Fall erhöhter PSA-Werte nach Primärtherapie zu begrenzen."



    Zitat Ende


    Winfried

    #2
    Winfried,

    dann hat meine RP, bei allen negativen Folgen, hoffentlich was gebracht. Bei den Studien wird aber das Alter der Patienten bei Ersttherapie nicht berücksichtigt?

    Gruß Karl
    Nur der Wechsel ist bestaendig.

    Kommentar


      #3
      Die "Level of Evidence" und die Begründungstexte der Leitlinie berücksichtigen diese Erkenntnisse bereits, nur im "Konsens der Experten" schlägt sich das nicht nieder. Da alle Empfehlungen zur Definition des Rezidivs (Abschnitt 7.1) nur Level 4 haben (schlechter gehts nimmer) beruhen sie auf der Meinung einiger Experten.
      Zur Therapie sagt Empfehlung 7.8: "Bei Patienten mit PSA-Rezidiv und günstigen prognostischen Kriterien (PSA Verdopplungszeit von > 12 Monaten, Gleason Score < 8 (ISUP <4)) ist das abwartende Verhalten eine Option." Dies mit Evidenz 2++.
      Zu den weiteren Empfehlungen bezüglich Salvage-RT, ob, wann und mit welcher Dosis, muss man den ganzen Abschnitt 7.2 studieren, um zu erkennen, dass immer eine Gesamtbetrachtung aller Parameter (PSA, PSA-VZ, Gleason, Staging, Bildgebung nach Op,...) erforderlich ist, um dem Patienten eine unnötige Salvage-RT zu ersparen bzw. eine bessere (eventuell systemische) Therapie vorzuziehen; dies umso mehr, als die Definition des Rezidivs auf wackligen Füßen steht (siehe oben). Generell gilt als sicher, dass die Salvage-RT das nächste Rezidiv nach hinten verschiebt. Beim Gesamtüberleben wird es aber schwierig. Die von Winfried zitierte Studie verwendet die "prostatakrebsspezifische Mortalität". Diese ist für den Vergleich von Rezidiven nach primärer RPE und RT ein zulässiger Parameter; darüber hinaus als absolutes Kriterium für die jeweilige Therapie jedoch problematisch. Die Studienautoren wollten auch nicht einen Therapiepfad bewerten, sondern die bisherigen in Frage stellen. Die eigentliche Arbeit ist noch zu tun.

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