Neu?

[Reinhold2]

https://urogate.stockholm3.com/

[RalfDm]

Die verlinkte Seite ist zunächst mal eine Werbemaßnahme der Vitalicum Urologie in Frankfurt/M., die den Test wohl anbietet, für 300,- €. Ob die wirklich von den PKVn erstattet werden, wie behauptet, halte ich für fraglich.

Zitat von dieser Seite:

STOCKHOLM3

"Stockholm3 findet 20% mehr Fälle von aggressivem Prostatakrebs, die behandelt werden müssen, und kann gleichzeitig die Anzahl der unnötigen Biopsien (wegen nicht-signifikanter Karzinome) deutlich senken.
Stockholm3 findet Prostatakrebs, der eine Behandlung erfordert, selbst bei Männern mit einem PSA-Wert unter 3 ng/ml."

Mein Kommentar dazu:
– 20 % mehr als welches andere Verfahren?
– Der Test kann auch nur Aussagen liefern wie
"Kein Hinweis auf Prostatakrebs"
"Verdacht auf nicht-aggressiven Prostatakrebs"
"Verdacht auf aggressiven Prostatakrebs"
Im Fall der ersten Aussage wird man nicht biopsieren, bei den anderen beiden Aussagen wird man
biopsieren, um die Aussage zu verifizieren. Das ist nicht anders als heute, ganz ohne Stockholm3-Test.

"Der Test wird seit 2017 erfolgreich in Schweden, Norwegen und Finnland eingesetzt. Er basiert auf wissenschaftlichen und klinischen Studien, an denen mehr als 75.000 Männer teilgenommen haben."

Der erste Satz klingt erstmal gut. Tatsächlich ist man in diesen Ländern weit davon entfernt, den Test routinemäßig als Früherkennungsmaßnahme einzusetzen. Ich habe mich mal auf den Seiten der Selbsthilfeorganisationen dieser drei Länder umgeschaut, Ergebnis:

- Norwegen (PROFO, https://prostatakreft.no/): Der Stockholm3-Test wird überhaupt nicht erwähnt.
- Schweden (Prostatacancerförbundet, https://prostatacancerforbundet.se/): Eine Suche ergibt neun
Treffer (verlinkte Artikel), von denen aber sechs über Leute sind, die auf die eine oder andere Weise
etwas mit der Forschung zum Stockholm3-Test zu tun haben; nur drei Artikel befassen sich mit dem
Test selbst und verweisen auf eine Studie, die am renommierten Karolinska Institutet zu dem Test
läuft, jetzt als Stockholm3MR-Test (MR für Magnetresonanz), also in Kombination mit einer MRT-
Untersuchung im Rahmen der Früherkennung.
- Finnland (PROPO, im Langtext, und nur so zum Spaß:
"Suomen eturauhassyöpäyhdistys" (eturauhassyöpä = Vorsteherdrüse, yhdistys = Gesellschaft, Verein)
https://www.propo.fi/): Die Seite verfügt über keine Suchfunktion.
Ein Googeln nach "eturauhassyöpä" und "Stockholm3" führte zu einer .pdf-Datei auf einer
finnischsprachigen Seite (http://jultika.oulu.fi/files/nbnfi-fe202201111829.pdf), auf der es nach einer
Erläuterung, worum es sich bei dem Test handelt, heißt:
"Der Test ist in einigen Privatkliniken und Laboren in Finnland erhältlich und kostet etwa 300 Euro."

Also keine Rede von "Der Test wird seit 2017 erfolgreich in Schweden, Norwegen und Finnland eingesetzt". Eingesetzt ja, wie auch z. B. in der Schweiz, aber keinesfalls routinemäßig im Rahmen der Prostatakrebs-Früherkennung, wie hier wohl suggeriert werden soll, und was hier mit "erfolgreich" gemeint ist, ist auch nicht weiter ausgeführt. So viel also dazu.

Ralf

[Barnold]

Hallo Ralf,
wunderbar. Danke für die Klarstellung.
Gruß Arnold

[KarlEmagne]

Und was wollte man beispielsweise bei einem PSA von 4 und negativem Stockholm3 mit der Aussage anfangen, dass mit einer 20% niedrigeren Wahrscheinlichkeit als sonst die Biopsie einen signifikanten Krebsbefund ergeben wird?

Wenn ich von dieser Pandemie extrapolieren darf, wo Inzidenzen, R-Werte, Impfwirksamkeitsraten, Fallsterblichkeiten, Klinikauslastungen usw durch die Medien geisterten, aber niemand verlässlich Zeitpunkt und Heftigkeit der nächsten Welle vorhersagen konnte, wird der Durchschnittspatient aus Stockholm3 wenig bis keinen Nutzen ziehen.