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    #16
    Liebe Carola Elke.

    Deine Beiträge und Deine Links, aus der Sicht der wissenschaftlichen erwiesenen Untersuchungen stellt niemand in frage und sind für uns alle unentbehrlich.

    Deine Meinung über Schuldgefühle teile ich nicht.

    Schuldgefühle hätte ich, wenn ich meine Lebensqualität unnötig verlieren würde.

    Schuldgefühle hätte ich, wenn ich alles glauben würde was die Mediziner mir erzählen.

    Schuldgefühle hätte ich, wenn ich mir keine eigene Meinung bilden würde.

    Schuldgefühle hätte ich NICHT, wenn ich alles hinterfragt und dann meine Entscheidung getroffen hätte.

    Wäre meine Entscheidung dann falsch, hätte ich keine Schuldgefühle weil ich der Ueberzeugung war das Richtige zu tun.

    Alles Andere wäre Selbstmitleid

    Liebe Gruesse

    UWE

    Kommentar


      #17
      Kleine Nuancierung

      Liebe Carola-Elke

      Mit Deinen Beiträgen bin ich in der Regel rundum einverstanden. Diesmal aber möchte ich mir doch ein paar Zeilen gestatten, die Deinen Text nicht etwa in Frage stellen, ihn aber mit einer leicht veränderten Akzentsetzung bestätigen sollen.



      Vorweg: Der Krebsinformationsdienst schreibt so ziemlich am Ende der Ausführungen zur Krankheitsbewältigung:

      „Es muss nach wie vor als ungeklärt gelten, ob und vor allem wie seelische Faktoren den Krankheitsverlauf und die Überlebenszeit beeinflussen. Unbestritten ist dagegen, dass eine positive Krankheitsverarbeitung im Sinne einer gelungenen Neuorientierung mit einer besseren Lebensqualität einhergeht.“


      Zum ersten Satz dieses Zitats:

      Das tönt, wie wir uns ja gewohnt sind, nach dem ach so vorsichtigen Grundsatz, alles sei fragwürdig, was nicht mit einer Studie eindeutig als gut oder schlecht qualifiziert worden sei. Ehrlicher wäre es, offen zuzugeben, dass der Einfluss seelischer Faktoren auf Krankheitsverlauf und Überlebenszeit auch mit einer qualitativ bestens angelegten Studie nicht beantwortet werden kann: Wo so viele, ja praktisch ausschliesslich subjektive Faktoren im Spiel sind, da lässt sich nichts messen, da kann keine Antwort als korrekt oder unkorrekt ausgewertet werden.

      Dann zum zweiten Satz:

      Sicher wäre es absolut falsch, die Meinung zu vertreten, mit „kämpferischer“ Haltung könnte Krebs ernsthaft gehemmt oder gar besiegt werden. Wer solches behauptet, der riskiert wirklich, bei den Betroffenen, denen es nicht gelingt, eine kämpferische Haltung einzunehmen, Schuldgefühle auszulösen. Der Ausdruck „Kampf“ ist also fehl am Platz.

      Allerdings muss „Kampf“ ja nicht immer Dreinschlagen mit dem Zweihänder bedeuten. Es gibt ja auch die subtile Art des Floretts, es gibt asiatischen „Kampf“-Sportarten, die eigentlich „Kampfkunst“-Sport heissen sollten, weil den meisten von ihnen nicht die Körperkraft, sondern die Geschicklichkeit im Vordergrund steht. Und hier, meine ich, sollten wir einhängen: Nicht Kampf gegen den Krebs führen, sondern möglichst geschickt mit ihm umgehen. Genau das steht übrigens, wenn auch mit anderen Worten, in diesem zweiten Satz zu lesen.

      Geschickt umgehen: Das ist für jeden Betroffenen etwas anderes. Der eine liest sich nächtelang die Augen müde, der andere kapselt sich ab. Der eine blickt gelassen auf die unausweichliche Entwicklung, der andere zittert vor Angst. Das hängt vom Individuum und (manchmal auch) von seiner Umwelt ab. Ob Abkapselung eine „geschickte“ Haltung sei, nun, das erscheint natürlich fragwürdig; es kann aber für den Betroffenen die einzig gangbare Lösung sein, solange es nicht gelingt, ihn mit Hilfe von aussen daraus zu befreien.

      Der nächtliche Leser dagegen, der kann profitieren: Er erfährt, mit was er rechnen kann oder sollte, er lernt (hoffentlich!) auch, medizinischen Weizen von Spreu zu unterscheiden, er gewinnt Kenntnisse, die ihm nicht nur bei der Bewältigung seiner Lage, sondern ganz besonders bei der Therapie und den dazugehörigen Gesprächen mit dem medizinischen Therapeuten nützlich sein können. Er kann dank Internet oder in SHG Kontakt mit Mitbetroffenen aufnehmen und Erfahrungen austauschen. Und damit Lebensqualität gewinnen trotz des Wissens darum, dass die Dauer dieses Lebens begrenzt, oft auch sehr begrenzt ist.

      Also: Wem es gelingt, trotz Krebs, trotz unheilbarem Krebs, sich von den schlechten Aussichten nicht niederdrücken zu lassen, sondern aktiv am Therapieprozess, aber auch aktiv an seinen anderen Lebensinhalten teilzunehmen, dem gelingt es mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht, seine Lebenszeit zu verlängern. Wohl aber gelingt es ihm, seine ihm verbleibende Lebenszeit so zu gestalten, dass er, wenn auch vielleicht nicht mit seinem Schicksal, so doch wenigstens mit sich selber zufrieden sein darf.

      Das soll soll nichts gegen jene Betroffenen sagen, die nicht in der Lage sind, sich mit ihrer Erkrankung aktiv auseinanderzusetzen; sie sind seelisch anders strukturiert und müssen so akzeptiert werden. Sie benötigen meist Hilfe von aussen, und da kann es eine schöne Aufgabe für Mitbetroffene sein, solche Hilfe zu bieten.

      Jürg
      Meine vollständige PK-Geschichte findet sich hier:
      http://www.myprostate.eu/?req=user&id=37

      Kommentar


        #18
        Hallo Dieter .

        Auszug aus der deutschen Krebshilfe.

        Selbsthilfe bei Krebskranken Menschen.

        Denn Krebs bedeutet nicht nur für viele Patienten eine große körperliche Belastung sondern zugleich eine seelische Belastung für alle Beteiligten - Betroffene wie Angehörige.

        Angst und Depressionen V E R S C H L E C H T E R N jedoch die Genesung entscheidend. Zudem hängt die Lebensqualität des Patienten davon ab, wie er sich in seiner oftmals plötzlich eintretenden neuen Situation zu orientieren vermag.

        Die Berücksichtigung psychischer Symptome in der Krebsbehandlung ist bis dato ein Stiefkind in der onkologischen Betreuung.

        Was lerne ich daraus?

        Hoffnung schöpfen indem man sich schlau macht um sich eine eigene Meinung zu bilden. Optimist sein, Sport treiben und seine früheren eventuell ungesunde Ernährung umstellen. Dem Krebs von innen und von aussen den Kampf ansagen. Gute Laune verbreiten. Sich von Leuten trennen, die uns Schaden zufügen wollen.
        Jeden Tag geniessen als wäre er der Letzte und das jahrelang.
        Lachen und fröhlich sein nach dem Motto: Fröhlich sein das kostet wenig und wer froh ist ist ein König.

        Alles Gute


        UWE

        Kommentar


          #19
          Hallo Juerg.

          Danke für Deinen sensationell guten Beitrag.

          Es wurde nichts weggelassen und es kann meiner Meinung nach auch nichts hinzugefügt werden.

          Alles Gute

          UWE

          Kommentar


            #20
            "Kampf-Kunst"

            Lieber Jürg,

            deine Ausführungen sind absolut zutreffend und klingen wirklich motivierend für die Mitstreiter - sie spiegeln sicherlich auch einen Teil deine Art der Krankheitsbewältigung und der persönlichen Auseinandersetzung mit PK wieder. Charakterliche Eigenschaften sind das Eine.

            Womit ich nicht einverstanden bin, ist die unbewiesene Aussage, die nicht von dir stammt, doch inzwischen einigen Zuspruch erfuhr : "Eine optimistische Einstellung sei unbedingt förderlich für den Krankheitsverlauf".
            Diese überholte Meinung von früher, die einem Mythos ähnelt, ist nicht zeitgemäss und entspricht nicht den Erfahrungen der Psychoonkologie.
            Dazu hätte ich definieren sollen, dass für mich der Begriff "Krankheitsverlauf" gleichbedeutend mit "verbleibender Lebenszeit" oder dem "Zeitraum des progressionsfreien Überlebens" ist. Das scheinen manche Leser missinterpretiert zu haben.

            Für mich scheint die Frage klärungsbedürftig, ob man überhaupt und mit Bestimmtheit diesen Ratschlag geben sollte oder dürfte, ohne sich der Verantwortung darüber bewusst zu sein, dass diese Aussage gleichzeitig große Verunsicherung auslösen kann.
            Dazu sollte man sich doch einmal praktisch vorstellen: Der Patient X hat an Knochenmetastasen, unter Morphium- und Chemotherapie zu leiden, keinen Spass mehr am Essen oder an Bewegung und hört von dieser Behauptung, er müsse nun eine "optimistischere Haltung einnehmen", dann ginge es bestimmt bergauf.
            Wenn er diese These ernst nähme, müsste er entweder anfangen an sich zu verzweifeln, weil er keinen Optimismus mehr aufzubringen in der Lage ist, oder aber er besäße übermenschliche psychische Ressourcen, damit ihm diese innerliche Wende hin zum Optimismus gelingt.
            Reagiert er aber folgendermaßen: "Wenn ich nicht wieder ein wenig optimistischer nach Vorne blicke, muss ich früher sterben?" - würde das nicht automatisch "Schuldgefühle" oder zusätzliche, unnötige Ängste in ihm hervorrufen, weil er mangels Erfahrung keinen Grund sieht, dieser unbewiesenen Aussage skeptisch gegenüber zu stehen, doch leider gegen seinen körperlichen geschwächten Zustand kein Rezept erhält, das ihm das Leben wieder lebenswerter macht?... das ihm Kraft zum Optimismus gibt?
            Wäre dieser Optimismus überhaupt noch gerechtfertigt?

            Völlig auf deiner Linie liege ich insofern, als dass du zu Recht betonst, wie wichtig es ist, selbst an der Krankheitsbewältigung zu arbeiten.
            Denn nach der Diagnose oder einem Rezidiv verfallen sehr viele Patienten zuerst einmal in ein tiefes dunkles Loch, aus dem sie unbedingt wieder herausfinden sollten - wenn es sein muss, mit Hilfe professioneller Unterstützung oder der intensiven persönlichen Zuwendung von Familienangehörigen und erfahreneren Mitstreitern.

            Depressionen und Angst kommen häufig vor, da darf man sich nichts vormachen:
            http://www.uroonkologie.de/nachricht...ils.asp?id=123
            http://www.uroonkologie.de/nachricht...ails.asp?id=72
            Wahrscheinlich sprechen die Wenigsten gerne darüber. Es könnte ihnen anfangs die Kraft fehlen...

            Die innere Balance zu finden und zu erhalten, fällt schon in gesunden Zeiten vielen Menschen schwer genug.
            Unangemessene Reaktionen, die einem Zwangsoptimismus ähneln, gehen für mich in die falsche Richtung und könnten den Blick fürs Wesentliche trüben.
            Innere Ruhe und Ausgeglichenheit zählen viel mehr.
            Hochs und Tiefs, aktive und passive Phasen, Krankheitsbewältigungsstrategien und Freizeit gehören zum Kranksein und dem Leben dazu und sollten zugelassen sein.
            Rechtzeitig wichtige Angelegenheiten zu regeln und mit sich selbst im Reinen zu sein, kann sehr beruhigend wirken.

            Auf der anderen Seite eine möglichst aktive Haltung der Krankheit gegenüber einzunehmen, so es dem Betroffenen gelingt, schenkt stückweise Lebensqualität zurück, erzeugt günstigstenfalls Erfolgsgefühle, beugt einem negativ besetzten Gefühl des "hilflosen Ausgeliefertseins" vor und kann so insgesamt neue Kraft und Energie schenken.
            Dies alles käme deinem Bild der "Kampf-Kunst" nahe, die viele Facetten kennt.

            Manche Erkrankte hingegen bemerken, dass sie den Tatsachen lieber nicht direkt ins Auge blicken wollen und können mit medizinischen und wissenschaftlichen Beiträgen nichts anfangen, da sie ihnen ein Gefühl der Unsicherheit vermitteln, weil sie die Informationsflut nicht sortieren und verwerten können. Sie bemerken, dass es ihrer Seele besser bekommt, wenn sie gewisse Themen verdrängen.
            Wieder andere verlassen sich tendenziell lieber auf Spirituelles, Magisches und die alleinige gefühlsbetonte Auseinandersetzung mit der Krankheit - das kann man ihnen nicht absprechen, solange sie sich dabei wohlfühlen.

            Letztendlich muss jeder seinen persönlichen Weg finden, sich zwischendurch neu orientieren, um im Laufe der Erkrankung auch seine Wertvorstellungen an die Lebensqualität immer wieder neu zu sortieren und auf die sich verändernden Situationen während einer Krankheitskarriere angemessen zu reagieren.
            Es gibt so viele verschiedene Formen des Umgangs mit Krankheiten, daher sollte man keine Patentrezepte für jedermann propagieren.

            Viele liebe Grüsse,

            Carola-Elke
            Zuletzt geändert von Carola-Elke; 10.07.2006, 22:41.
            Man sollte dem anderen die Wahrheit wie einen Mantel hinhalten, in den er hineinschlüpfen kann, und sie ihm nicht wie einen nassen Lappen um die Ohren hauen.“ (Max Frisch)

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