Die Phase der Entscheidungsfindung habe ich abgeschlossen. Nun gilt es, die Therapie in Angriff zu nehmen.
Sorglos, wie ich war, habe ich mit der Vorsorge geschlampt. Aber heute ist das Schnee von gestern. Ein Zeckenbiss hat mich aus scheinbar heiterem Himmel aufgeklärt. Um eine Borreliose auszuschließen, veranlasst der Hausarzt einen Bluttest und verkündet mir Tage später meinen PSA-Wert.
Das geschah Mitte Juli. Seither versuche ich mich schlau zu machen, entdecke dieses Forum, lese darin und verfolge die Links. Nach dem Biopsiebefund melde ich mich an und stelle meine Fragen in diesem Thread. Ich erhalte wertvolle Informationen in Beiträgen und PN's, auch in der SHG Saarbrücken, wofür ich allen herzlich danke.
Nach dem Befund aus der Biopsie ist klar, dass mich seit vielen Jahren Krebstumore in der Prostata begleiten, gegen die jetzt zu handeln wichtig ist. Ich sehe drei Behandlungsalternativen: eine radikale Prostatektomie, eine Strahlentherapie und eine Hormontherapie (u. Kombinationen daraus).
Trotz Überdenkens mancher Hinweise aus dem Forum, scheidet in meiner persönlichen Bewertung als erste eine Hormontherapie aus dem Rennen. Zum einen, da mir auch hormonelle Therapie als eine "Verletzung" meines körperlichen Systems erscheint, welche ähnlich den anderen Heilungswegen eigene Nebenwirkungen einschließt; zum anderen habe ich als Suchtkranker (Alkoholiker) in den 19 Jahren, in denen ich trocken lebe, mir eine kritische Zurückhaltung erarbeitet gegen über allem, was ich schlucke (oder spritzen lasse).
Die zweite Kandidatin, die Strahlentherapie, lockt mich schon sehr. Sie kommt daher mit dem Charme der modernen Technik. Bei Dr. Neubauer von der Kölner Klinik am Ring erfahre ich, dass ich für die Seed-Implantation nicht mehr in Frage komme, da der Tumor schon beidseitig nachgewiesen (DRU und Biopsie) ist. Bleibt die andere Brachytherapie: Afterloading, kombiniert mit äußerer Bestrahlung (und eventuell mit Hormonbehandlung). Diese Heilungsmethode verspricht zwar ein der Operation überlegenen größeren Sicherheitsbereich, riskiert aber eine irreparable Verletzung der sensiblen Schleimhäute des Enddarms und der Blase. Nach neuesten Studien erscheinen die Nebenwirkungen allerdings langfristig günstiger als nach einer OP. Entscheidend wiegt für mich am Ende die im Vergleich geringere Aussagefähigkeit hinsichtlich einer langfristigen Lebenserwartung. Ich ordne die Bestrahlung als zweiten Pfeil in meinen Köcher ein.
Die dritte Option tritt an zur Abwägung: jene mit scharfen Instrumenten durchgeführte Behandlung, die OP. Vor ihr empfinde ich von Beginn an die größte Angst. Aber es ist nur eines tödlich: die Angst vor der Angst. Antworten von Mitbetroffenen aus dem Forum verschaffen mir einen nuancierteren Blick, und in der Befragung von vier Ärzten setze ich das Fundament meiner Entscheidung. Ich frage nach der „sanfteren“ OP-Methode mit dem DaVinci-System und erfahre, dass auch in den klassischen Verfahren der Prostatektomie mittels Bauchschnitt verschieden Operateure verschiedene Techniken anwenden. So werde ich auf Dr. Prätorius in Starnberg aufmerksam. Die Erfahrungsberichte von Kollegen, die von ihm und seinem Team behandelt wurden, machen mich neugierig und mutig. In einem sehr offenen und ausführlichem Gespräch bereden meine Frau und ich mit Dr. Manuel Prätorius alle Fragen, die wir gesammelt haben, während der Operateur selbst noch weitere Details in die Beratung einbringt. Auch Dr. P. senior stößt zu unserer Gesprächsrunde. Wir fragen, bis uns einsichtig wird, dass die Operationstechnik und die Philosophie des Teams um Dr. P. auf die sichere Entfernung (möglichst) aller Tumorherde abzielt. Und doch haben diese Ärzte bei über 99 % ihrer Patienten den Erhalt der Kontinenz erreicht. Das sollte auch in meinem Falle zu erreichen sein. Auch die Fragen nach der möglichen Wahrung der Potenz finden Antwort. Ohne beim Operieren Abstriche zu machen hinsichtlich der Entfernung der Tumore, darf auf einen relativen Schutz der Potenz gehofft werden, - wenn es auch nicht das primäre Ziel sein wird. Die Darlegung des Dr. P. bleibt ruhig und sachlich, wenn er schildert, wie er – wie alle drei Operateure des Teams – fürsorglich umgehen wird mit dem die Prostata umgebenden Nervengeflecht, um die Funktionstüchtigkeit der Nerven zu erhalten, wie sie die Prostata freilegen und am Ende der Operation in ganz eigener Technik Harnröhre und Blase wieder verbinden werden, ohne den empfindlichen Schließmuskel zu stören und zu verletzen. Nicht zuletzt werden sie sich viel Zeit nehmen, etwa 4 bis 5 Stunden, um den Eingriff vorzunehmen.
Resümee: Meine Frau und ich vertrauen dem Menschen und dem Operateur Dr. P. Nach manchen weiteren Gesprächen und einem Überschlafen bei gutem Gewissen entscheide ich mich für die klassische radikale Prostatektomie; und meine Frau (und der Sohn) tragen meine Entscheidung mit.
Nachdem meine Entscheidung gefallen ist, geht es schneller weiter als gedacht. Ich kann einen Operationstermin bereits für den 15. Oktober vereinbaren.
Ich weiß gleichzeitig, dass damit meine Geschichte mit dem Krebs nicht zu Ende sein wird. Ich werde ihn auch in Zukunft beachten müssen und mit ihm leben.
Herzliche Grüße,
Helmut
Sorglos, wie ich war, habe ich mit der Vorsorge geschlampt. Aber heute ist das Schnee von gestern. Ein Zeckenbiss hat mich aus scheinbar heiterem Himmel aufgeklärt. Um eine Borreliose auszuschließen, veranlasst der Hausarzt einen Bluttest und verkündet mir Tage später meinen PSA-Wert.
Das geschah Mitte Juli. Seither versuche ich mich schlau zu machen, entdecke dieses Forum, lese darin und verfolge die Links. Nach dem Biopsiebefund melde ich mich an und stelle meine Fragen in diesem Thread. Ich erhalte wertvolle Informationen in Beiträgen und PN's, auch in der SHG Saarbrücken, wofür ich allen herzlich danke.
Nach dem Befund aus der Biopsie ist klar, dass mich seit vielen Jahren Krebstumore in der Prostata begleiten, gegen die jetzt zu handeln wichtig ist. Ich sehe drei Behandlungsalternativen: eine radikale Prostatektomie, eine Strahlentherapie und eine Hormontherapie (u. Kombinationen daraus).
Trotz Überdenkens mancher Hinweise aus dem Forum, scheidet in meiner persönlichen Bewertung als erste eine Hormontherapie aus dem Rennen. Zum einen, da mir auch hormonelle Therapie als eine "Verletzung" meines körperlichen Systems erscheint, welche ähnlich den anderen Heilungswegen eigene Nebenwirkungen einschließt; zum anderen habe ich als Suchtkranker (Alkoholiker) in den 19 Jahren, in denen ich trocken lebe, mir eine kritische Zurückhaltung erarbeitet gegen über allem, was ich schlucke (oder spritzen lasse).
Die zweite Kandidatin, die Strahlentherapie, lockt mich schon sehr. Sie kommt daher mit dem Charme der modernen Technik. Bei Dr. Neubauer von der Kölner Klinik am Ring erfahre ich, dass ich für die Seed-Implantation nicht mehr in Frage komme, da der Tumor schon beidseitig nachgewiesen (DRU und Biopsie) ist. Bleibt die andere Brachytherapie: Afterloading, kombiniert mit äußerer Bestrahlung (und eventuell mit Hormonbehandlung). Diese Heilungsmethode verspricht zwar ein der Operation überlegenen größeren Sicherheitsbereich, riskiert aber eine irreparable Verletzung der sensiblen Schleimhäute des Enddarms und der Blase. Nach neuesten Studien erscheinen die Nebenwirkungen allerdings langfristig günstiger als nach einer OP. Entscheidend wiegt für mich am Ende die im Vergleich geringere Aussagefähigkeit hinsichtlich einer langfristigen Lebenserwartung. Ich ordne die Bestrahlung als zweiten Pfeil in meinen Köcher ein.
Die dritte Option tritt an zur Abwägung: jene mit scharfen Instrumenten durchgeführte Behandlung, die OP. Vor ihr empfinde ich von Beginn an die größte Angst. Aber es ist nur eines tödlich: die Angst vor der Angst. Antworten von Mitbetroffenen aus dem Forum verschaffen mir einen nuancierteren Blick, und in der Befragung von vier Ärzten setze ich das Fundament meiner Entscheidung. Ich frage nach der „sanfteren“ OP-Methode mit dem DaVinci-System und erfahre, dass auch in den klassischen Verfahren der Prostatektomie mittels Bauchschnitt verschieden Operateure verschiedene Techniken anwenden. So werde ich auf Dr. Prätorius in Starnberg aufmerksam. Die Erfahrungsberichte von Kollegen, die von ihm und seinem Team behandelt wurden, machen mich neugierig und mutig. In einem sehr offenen und ausführlichem Gespräch bereden meine Frau und ich mit Dr. Manuel Prätorius alle Fragen, die wir gesammelt haben, während der Operateur selbst noch weitere Details in die Beratung einbringt. Auch Dr. P. senior stößt zu unserer Gesprächsrunde. Wir fragen, bis uns einsichtig wird, dass die Operationstechnik und die Philosophie des Teams um Dr. P. auf die sichere Entfernung (möglichst) aller Tumorherde abzielt. Und doch haben diese Ärzte bei über 99 % ihrer Patienten den Erhalt der Kontinenz erreicht. Das sollte auch in meinem Falle zu erreichen sein. Auch die Fragen nach der möglichen Wahrung der Potenz finden Antwort. Ohne beim Operieren Abstriche zu machen hinsichtlich der Entfernung der Tumore, darf auf einen relativen Schutz der Potenz gehofft werden, - wenn es auch nicht das primäre Ziel sein wird. Die Darlegung des Dr. P. bleibt ruhig und sachlich, wenn er schildert, wie er – wie alle drei Operateure des Teams – fürsorglich umgehen wird mit dem die Prostata umgebenden Nervengeflecht, um die Funktionstüchtigkeit der Nerven zu erhalten, wie sie die Prostata freilegen und am Ende der Operation in ganz eigener Technik Harnröhre und Blase wieder verbinden werden, ohne den empfindlichen Schließmuskel zu stören und zu verletzen. Nicht zuletzt werden sie sich viel Zeit nehmen, etwa 4 bis 5 Stunden, um den Eingriff vorzunehmen.
Resümee: Meine Frau und ich vertrauen dem Menschen und dem Operateur Dr. P. Nach manchen weiteren Gesprächen und einem Überschlafen bei gutem Gewissen entscheide ich mich für die klassische radikale Prostatektomie; und meine Frau (und der Sohn) tragen meine Entscheidung mit.
Nachdem meine Entscheidung gefallen ist, geht es schneller weiter als gedacht. Ich kann einen Operationstermin bereits für den 15. Oktober vereinbaren.
Ich weiß gleichzeitig, dass damit meine Geschichte mit dem Krebs nicht zu Ende sein wird. Ich werde ihn auch in Zukunft beachten müssen und mit ihm leben.
Herzliche Grüße,
Helmut
Kommentar