Hallo Freunde,
da ich vor 40 Min. eine Ladung von 30 Tr. Tilidin + 20 Tr. Stangyl wegen starker, nervender Schmerzen eingenommen habe und die Schmerzen jetzt um 5.30 Uhr größtenteils nachgelassen haben und ich aber trotzdem nicht weiter schlafen kann, da mir so vieles durch den Kopf geistert, beschloss ich, aufzustehen und einiges hier zu veröffentlichen, zumal meine Frau und ich heute Abend für 4 Tage nach Sardinien fliegen und ich daher im Forum pausieren werde.
Genau heue vor 40 Jahren ist meine Mutter mit ihren zwei Söhnen (mein Bruder und ich) als Spätaussiedlerin aus Oberschlesien (heute Polen) nach Friedland bei Göttingen gekommen. Damals war es der Freitag.
Die Spätaussiedler waren damals schon ziemlich clever ob des Zeitpunktes der Ankunft in Deutschland , und zwar hat man uns in der alten Heimat damals schon geraten, möglichst am Donnerstag Schlesien zu verlassen, um dann am darauffolgenden Freitag, Friedland zu erreichen, weil es ein Durchgangslager war, in dem man maximal 3 Tage bleiben würde wegen der Registrierung und anderer Formalitäten, danach wurde man so schnell als möglich in die vielen anderen Lager in Deutschland verteilt, die man sich natürlich aussuchen durfte, aber in denen man dann schon mehr oder weniger selbständig war, sprich Möbel anschaffen, kochen, einkaufen evtl erste Arbeitsschritte.
In Friedland wiederum wurde man schön verwöhnt, man konnte sich gebrauchte Kleidung in allen Größen und Formaten aussuchen und mitnehmen, was einem gefiel. Es gab eine Kantine mit einer Vollpension für uns, natürlich kostenlos, ein einziger kleiner Haken war, dass man gern in der Kirche gesehen wurde, was uns ja nicht schwer viel, waren mein Bruder und ich doch Messdiener in Schlesien, aber manch einer musste sich da schon Mühe geben. Jetzt wird es klar, warum man in Friedland am besten am Freitag ankam, vor allem Freitagnachmittag, wo alle Büros schon geschlossen hatten. Man hat sage und schreibe zwei volle Tage Schlaraffenland gewonnen und musste „notgedrungen“ insgesamt fünf Tage bis zum darauffolgenden Mittwoch bleiben, welch ein Opfer in der neuen Heimat.
Ich erzähle das deshalb, weil mein Bruder gestern Abend die engsten noch lebenden Verwandten und ihren Nachwuchs mit Nachwuchs, die bei unserem Abschied („Vertreibung“) aus Schlesien dabei waren, zum Essen eingeladen hat und wir waren immerhin 19 Personen, gut, sechs habe ich schon alleine geliefert, aber obwohl die anderen nicht so vermehrungsfreundlich waren, kamen doch noch allerhand zusammen. Ich erinnere mich mit Wehmut, wie die kleine und verkommene, wie alles damals im Kommunismus, verwahrloste Straße sich mit Nachbarn und Freunden füllte und Spalier bildete als wir aus dem Haus kamen, um in das Auto zu steigen, das uns nach Gleiwitz zum Zug bringen sollte. Ich sehe mich als einen 15 jährigen, pubertierenden, pickeligen Jugendlichen, der wie ein kleines Kind heulte und sein kleines Geburtsstädtchen Tost nicht freiwillig verlassen wollte. Ich fand die Welt total ungerecht, einerseits kursierten Märchen vom Schlaraffenland Deutschland, von der grenzenlosen Demokratie und Reisefreiheit, um die uns schon viele beneideten, andrerseits konnte ich nicht einsehen, warum ich dafür meine vielen Freunde und Freundinnen, ja das schönste Städtchen, das ich fast bis heute kenne (ist sehr übertrieben) verlassen sollte, nur weil meine Vorfahren Deutsche waren, die ja ein komisches Deutsch nur dann sprachen, wenn sie nicht wollten, dass wir Kinder etwas verstehen, weil wir Kinder natürlich nur Polnisch sprachen. Es war mir damals unbegreiflich, dass man mich aus diesem Vertrauten Netz gerissen hatte, ohne mich zu fragen. Natürlich war ich nach außen ein wenig stolz darauf, als ich die neidvollen Blicke der Nachbarn sah; denn man darf nicht vergessen, es gab Familien, die sich schon jahrelang um eine Ausreise bemühten, die aber immer wieder neue Absagen von der Bezirksregierung bekamen. Einige meinten schon, dass unsere Mutter ganz schön jemanden „geschmiert“ haben muss, dass unser erster Ausreiseantrag direkt bewilligt wurde, dabei hatte die Frau doch gar nichts zu schmieren gehabt, gehörte sie doch mit ihren zwei unehelichen Kindern zu den Ärmsten der Stadt, die praktisch nur durch die Hilfe einer entfernten Cousine aus Deutschland monatlich mit Paketen versorgt wurde und somit ihr Überleben gesichert war. Jetzt habe ich mich aber ausgelassen und das nur deshalb, weil ich bei dem Essen gestern auch ziemliche Schmerzen bekam, obwohl ich meine Portion Schmertropfen eingenommen hatte und obwohl ich noch 2 mitgenommene Ibuprofens 600 auch noch zusätzlich geschluckt habe.
Ich bin langsam so verzweifelt, die Naturheilkunde kann natürlich den akuten Schmerzen kurzfristig auch nichts entgegensetzen, so dass ich jetzt fest entschlossen bin, demnächst mit der Samariumtherapie anzufangen, zumal mein Blutbild noch relativ gesund aussieht und der Nuklearmediziner in Essen es nach dem Knochenszinti empfohlen hat. Das Leben verliert für mich immer mehr an seinem Wert und ich möchte noch so gern mich mit meinen Kindern freuen und lachen und feiern und nicht immer nur wie ein Miesepeter aussehen. Es kotzt mich an, permanent zwischen den Schmerzmitteln zu irren, um die Nebenwirkungen, die manchmal schlimmer als die Schmerzen sind, in Schah zu halten.
Ich hoffe, die ein paar Tage auf Sardinien werden mir gut tun und verbleibe mit herzlichen Grüßen.
Michael
da ich vor 40 Min. eine Ladung von 30 Tr. Tilidin + 20 Tr. Stangyl wegen starker, nervender Schmerzen eingenommen habe und die Schmerzen jetzt um 5.30 Uhr größtenteils nachgelassen haben und ich aber trotzdem nicht weiter schlafen kann, da mir so vieles durch den Kopf geistert, beschloss ich, aufzustehen und einiges hier zu veröffentlichen, zumal meine Frau und ich heute Abend für 4 Tage nach Sardinien fliegen und ich daher im Forum pausieren werde.
Genau heue vor 40 Jahren ist meine Mutter mit ihren zwei Söhnen (mein Bruder und ich) als Spätaussiedlerin aus Oberschlesien (heute Polen) nach Friedland bei Göttingen gekommen. Damals war es der Freitag.
Die Spätaussiedler waren damals schon ziemlich clever ob des Zeitpunktes der Ankunft in Deutschland , und zwar hat man uns in der alten Heimat damals schon geraten, möglichst am Donnerstag Schlesien zu verlassen, um dann am darauffolgenden Freitag, Friedland zu erreichen, weil es ein Durchgangslager war, in dem man maximal 3 Tage bleiben würde wegen der Registrierung und anderer Formalitäten, danach wurde man so schnell als möglich in die vielen anderen Lager in Deutschland verteilt, die man sich natürlich aussuchen durfte, aber in denen man dann schon mehr oder weniger selbständig war, sprich Möbel anschaffen, kochen, einkaufen evtl erste Arbeitsschritte.
In Friedland wiederum wurde man schön verwöhnt, man konnte sich gebrauchte Kleidung in allen Größen und Formaten aussuchen und mitnehmen, was einem gefiel. Es gab eine Kantine mit einer Vollpension für uns, natürlich kostenlos, ein einziger kleiner Haken war, dass man gern in der Kirche gesehen wurde, was uns ja nicht schwer viel, waren mein Bruder und ich doch Messdiener in Schlesien, aber manch einer musste sich da schon Mühe geben. Jetzt wird es klar, warum man in Friedland am besten am Freitag ankam, vor allem Freitagnachmittag, wo alle Büros schon geschlossen hatten. Man hat sage und schreibe zwei volle Tage Schlaraffenland gewonnen und musste „notgedrungen“ insgesamt fünf Tage bis zum darauffolgenden Mittwoch bleiben, welch ein Opfer in der neuen Heimat.
Ich erzähle das deshalb, weil mein Bruder gestern Abend die engsten noch lebenden Verwandten und ihren Nachwuchs mit Nachwuchs, die bei unserem Abschied („Vertreibung“) aus Schlesien dabei waren, zum Essen eingeladen hat und wir waren immerhin 19 Personen, gut, sechs habe ich schon alleine geliefert, aber obwohl die anderen nicht so vermehrungsfreundlich waren, kamen doch noch allerhand zusammen. Ich erinnere mich mit Wehmut, wie die kleine und verkommene, wie alles damals im Kommunismus, verwahrloste Straße sich mit Nachbarn und Freunden füllte und Spalier bildete als wir aus dem Haus kamen, um in das Auto zu steigen, das uns nach Gleiwitz zum Zug bringen sollte. Ich sehe mich als einen 15 jährigen, pubertierenden, pickeligen Jugendlichen, der wie ein kleines Kind heulte und sein kleines Geburtsstädtchen Tost nicht freiwillig verlassen wollte. Ich fand die Welt total ungerecht, einerseits kursierten Märchen vom Schlaraffenland Deutschland, von der grenzenlosen Demokratie und Reisefreiheit, um die uns schon viele beneideten, andrerseits konnte ich nicht einsehen, warum ich dafür meine vielen Freunde und Freundinnen, ja das schönste Städtchen, das ich fast bis heute kenne (ist sehr übertrieben) verlassen sollte, nur weil meine Vorfahren Deutsche waren, die ja ein komisches Deutsch nur dann sprachen, wenn sie nicht wollten, dass wir Kinder etwas verstehen, weil wir Kinder natürlich nur Polnisch sprachen. Es war mir damals unbegreiflich, dass man mich aus diesem Vertrauten Netz gerissen hatte, ohne mich zu fragen. Natürlich war ich nach außen ein wenig stolz darauf, als ich die neidvollen Blicke der Nachbarn sah; denn man darf nicht vergessen, es gab Familien, die sich schon jahrelang um eine Ausreise bemühten, die aber immer wieder neue Absagen von der Bezirksregierung bekamen. Einige meinten schon, dass unsere Mutter ganz schön jemanden „geschmiert“ haben muss, dass unser erster Ausreiseantrag direkt bewilligt wurde, dabei hatte die Frau doch gar nichts zu schmieren gehabt, gehörte sie doch mit ihren zwei unehelichen Kindern zu den Ärmsten der Stadt, die praktisch nur durch die Hilfe einer entfernten Cousine aus Deutschland monatlich mit Paketen versorgt wurde und somit ihr Überleben gesichert war. Jetzt habe ich mich aber ausgelassen und das nur deshalb, weil ich bei dem Essen gestern auch ziemliche Schmerzen bekam, obwohl ich meine Portion Schmertropfen eingenommen hatte und obwohl ich noch 2 mitgenommene Ibuprofens 600 auch noch zusätzlich geschluckt habe.
Ich bin langsam so verzweifelt, die Naturheilkunde kann natürlich den akuten Schmerzen kurzfristig auch nichts entgegensetzen, so dass ich jetzt fest entschlossen bin, demnächst mit der Samariumtherapie anzufangen, zumal mein Blutbild noch relativ gesund aussieht und der Nuklearmediziner in Essen es nach dem Knochenszinti empfohlen hat. Das Leben verliert für mich immer mehr an seinem Wert und ich möchte noch so gern mich mit meinen Kindern freuen und lachen und feiern und nicht immer nur wie ein Miesepeter aussehen. Es kotzt mich an, permanent zwischen den Schmerzmitteln zu irren, um die Nebenwirkungen, die manchmal schlimmer als die Schmerzen sind, in Schah zu halten.
Ich hoffe, die ein paar Tage auf Sardinien werden mir gut tun und verbleibe mit herzlichen Grüßen.
Michael
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