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    #16
    PSA-Screening rettet Menschenleben!

    Hallo Josef,

    mit meiner Überschrift möchte ich gleich aufzeigen, dass ich die PSA-Messung für einen Segen und nicht für einen Fluch halte. Die von Dir angeführten Studien hatten wir im Forum schon vor mehr als zwei Jahren, direkt nach ihrem Erscheinen, diskutiert. Vorab möchte ich noch kurz das Studiendesigne der beiden Studien aufzeigen und gegenüber stellen.

    Die amerikanische Studie sah vor, dass über 6 Jahre der PSA-Test und über 4 Jahre die rektale US-Untersuchung jeweils jährlich gemacht werden sollte. 85 % der Screening-Gruppe haben dies befolgt. Die amerikanische Studie ergab für die Screening Gruppe keinen Überlebensvorteil, denn in der Kontrollgruppe waren über 60 % mit PSA-Test. Man muss wissen, dass beim Start dieser Studie Meinungen aufkamen, aus ethischen Gründen die Studie zu verbieten, da man nicht bewusst Männer in den Tod treiben könnte. Der PSA-Test bzw. das Screening hat in USA eine ganz andere Bedeutung, eine viel größere Popularität als bei uns, und so haben in der Kontrollgruppe viele den Test heimlich durchgeführt. Die Studie ist somit eine Farce. Warum sie nicht eingestellt wurde, ist nicht begreiflich.

    Die europäische Studie hat einen großen Mangel, und zwar mit der Vorgabe, in vier Jahren einmal PSA zu messen. Dies kann man wohl nicht als systematisches Screening bezeichnen sondern ist wohl eher bei der Stochastik angesiedelt.
    Aber diese eine Messung, dieser Zufallsbefund hat schon ausgereicht, die Todesrate zu reduzieren.

    Bei der damaligen Diskussion habe ich mit Bezug auf die Zahlenspiele des Herrn Dubben- er ist der von Dir angeführte Studienstatistiker-, mein eigenes Zahlenspielchen zur Horizontaufhellung wie folgt vorgestellt:
    In der europäischen Kontrollgruppe gab es nach 8,8 Jahren 324 PK-Tote bezogen auf 80000 Teilnehmer. In der amerikanischen Studie habe ich beide Arme zusammen gezogen als eine gescreente Gruppe, und es ergeben sich nach 8,8 Jahren 141 PK-Tote bezogen auf 69000 Teilnehmer. Dies Ergebnis auf 80000 hochgerechnet ergeben 163 Verstorbene. Damit halbiert das Screenen die Totenzahl. Dies sind auf Deutschland bezogen nicht 11000 sondern 5500 Verstorbene, ein doch sehr schönes und anstrebenswertes Ergebnis, denn dies Ergebnis ist wohl kaum der guten Luft in USA sondern dem Screening zu zurechnen.

    Und dies Ergebnis ließe sich noch deutlich verbessern mit einem frühzeitigen PSA-Screening, denn es liefert die entscheidenden Informationen, und Urologe wie Patient erkennen frühzeitig die Entwicklung und können ohne Schock, ohne Hektik sondern wohl überlegt handeln. Die langfristige PSA-Entwicklung über Jahre erfasst und grafisch dargestellt hat eine große Aussagekraft und liefert mit die entscheidenden Informationen, ob AS/WW weiter vertretbar oder weiter führende Maßnahmen angesagt sind. Ich möchte dies an einem Fallbeispiel von zwei 40-jährigen, die mit der PSA-Überwachung vor zwei Jahren begonnen haben und dann jährlich weiter fortführen würden, demonstrieren.



    Der Verlauf gemäß Datenreihe 1 (blau) signalisiert spätestens ab dem Jahr 2024, dass mit dem Entstehen eines Karzinoms gerechnet werden muss und dass zwischen 2024 und 2027 und spätestens 2028 eine Biopsie gemacht werden sollte.
    Datenreihe 2 (rot) signalisiert zwar auch, dass eine unerwünschte Entwicklung sich anbahnen könnte, wobei aber ohne großes Risiko weiter abgewartet werden kann. Vorsichtige würden dann bei gleichbleibender Tendenz in ein bis zwei Jahren MRT und FNAB zur weiteren Absicherung/Klärung durchführen. In der Datenreihe 2 habe ich im Jahr 2020 einen Ausrutscher eingebaut, wobei die Ursache eine Fehlmessung oder Prostatitis z.B. sein könnte. Ich möchte damit auch zeigen, wie sicher man bei regelmäßigem PSA-Screening gegen Fehlinterpretationen und falschen Schlüssen gefeit ist. Vollständigkeitshalber führe ich noch an, dass selbstverständlich der Quotient zu freiem PSA zu messen bzw. zu bilden ist sowie der Testosteronspiegel und der Verlauf dieser Werte als weitere Indikatoren im Diagramm zu führen sind und zwischen 45 und 50 Jahren begonnen werden sollte, jährlich die Vorsorgeuntersuchung mit rektalem US beim Urologen durchzuführen.

    Ein ordentliches PSA-Screening, wie ich es hier vorgestellt habe, reduziert das Leid, rettet Menschenleben und hat das Potential die Übertherapie drastisch zu begrenzen.
    Und nun möchte ich zur Pivotstudie kommen, die für mich keine Sensation ist sondern Ergebnisse liefert, wie ich sie erwartet habe. Die Teilnehmer der Studie haben alle einen GS < 6 also eine Diagnose, bei der sich die erfahrenen Forumsteilnehmer erst einmal entspannt zurücklegen würden. Aber schon bei der Gruppe GS < 6 mit PSA-Wert 10 ergibt sich ein signifikanter Überlebensvorteil des ektomierten Studienarmes. Wie würde dies erst bei GS 6 und GS 7 aussehen?
    Und deshalb möchte ich noch einmal auf mein Screeningsdiagramm zurück kommen, denn hier können wir sehr wohl erkennen, dass der Betroffene mit Datenreihe 1 (blau) mit großer Wahrscheinlichkeit ohne kurative Maßnahme an PK versterben würde, und das i-Tüpfelchen zur Untermauerung der richtigen Entscheidung ist dann natürlich die Bestimmung der DNA-Ploidie wie durch die angelaufene Studie „Vorhersage eines klinisch gutartigen Verlaufes durch die DNA-Bildzytometrie bei Niedrigrisikopatienten mit Mikrokarzinomen der Prostata“ gezeigt werden soll.

    Ich stimme mit Dir überein, dass die Übertherapie vermieden werden muss, aber es muss auch Untertherapie ausgeschlossen werden können, denn eine einmal erfolgte Progression ist mit den heutigen Mitteln nicht rücknehmbar und vermindert die Erfolgsaussichten einer kurativen Therapie.
    Gruß Knut.

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