Beziehungen PSA zu Gleason-Grad und -Score und Tumorvolumen
Jein, lieber Werner
Die lineare Beziehung zwischen PSA und Tumormasse ist wohl unbestritten,
zumindest innerhalb des einzelnen Patienten und solange wir von derselben
Zellpopulation ausgehen. Sobald jedoch neue, rascher wachsende Zellstämme
dominant werden, tritt eine andere, in sich wieder lineare Beziehung auf.
Fig. [3]
Guck dazu die rote Linie des Krebswachstums in [3], und stell Dir eine weitere,
noch steilere Linie durch die Punkte des PSA-Anstiegs um das Alter 59 vor.
Diese neue Linie repräsentiert eine andere, viel aggressivere Zellinie, die sich
einige Jahre später bildete und die Fähigkeit zur Metastasierung besass,
weswegen sie die RPE schadlos überlebte, sehr zu meinem Schaden.
Hätte ich nichts gemacht, würde dieser neue Zellstamm im Schnittpunkt der
beiden Geraden bei etwa 250ng/ml PSA den PSA-Verlauf dominieren,
wie die blaue BPH-Linie von der roten Krebslinie rasch dominiert wurde.
(Die schwarze Linie zeigt die realen PSA-Messungen, die sich aus Beiträgen
von BPH und Krebs zusammensetzen.)
Der Gleason-Grad GG hingegen ist eine am Mikroskop abgeschätzte
subjektive Grösse, die damit mathematisch nicht fassbar ist.
Tendenziell scheint aber ein höherer Grad weniger PSA/Tumormasse
zu exprimieren, ja es gibt gar Zellenlinien, die überhaupt kein PSA
mehr bilden. Solche Zellen haben sich offensichtlich sehr weit
entfernt von ordentlich differenzierten Prostatazellen.
Es ist plausibel, dass Solches eher auf Zellen zutreffen möge,
die auch unter dem Mikroskop stark entdifferenziert aussehen,
also dem GG5 zugeordnet würden.
Entdifferenzierung kann auch zu zunehmender Deregulierung der
Teilungsgeschwindigkeit führen. Zellen, die sich langsamer oder gar
nicht mehr teilen, fallen rasch ausser betracht, während jene wenigen
Zellen, die sich schneller teilen können, innert einiger Verdoppelungen
überwiegen. Das ist der Grund, warum GG5 stets aggressiver ist,
als die Grade 3 und 4.
Eine hohe Mutationsrate innerhalb der Krebszellpopulation führt
durch diesen Selektionsmechanismus zwangsweise zu hohen
GG. Tiefe Mutationsraten halten den Krebs genetisch stabil,
mit geringer Entdifferenzierung und langer VZ. Diese Stabilität
ist der Grund, warum Gleason-Score 3+3=6 fast ausschliesslich in
älteren Patienten gefunden wird und in vielen Fällen keiner
Therapie bedarf, sondern lediglich der Überwachung oder gar
nur des wachsamen Abwartens.
Höhere Gleason-Scores, insbesondere solche mit einem GG5 drin,
weisen mindestens teilweise sehr weitgehend entdifferenzierte
Zellen mit hohen Mutationsraten auf. Ob solche Zellen PSA
exprimieren, PSMA auf ihrer Oberfläche präsentieren, sich
aus den chaotischen Zellverband lösen und andernorts
wiederansiedel können, lieber in Lymphen oder in Blut schwimmen,
sind vollkommen individuelle Parameter, die sich der Mathematik
weitgehend entziehen.
Weil sie aber innerhalb einer Zellpopulation immer noch ein lineares
Verhältnis von PSA zu Tumorvolumen haben (sofern sie zumindest
ein bisschen PSA exprimieren) kann das PSA selbst bei aggressivsten
Prostatakrebsen noch bestens als Tumormarker eingesetzt werden.
War jetzt 'n Bisschen viel, 'tschuldigung!
Konrad
Zitat von W. Werner
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Die lineare Beziehung zwischen PSA und Tumormasse ist wohl unbestritten,
zumindest innerhalb des einzelnen Patienten und solange wir von derselben
Zellpopulation ausgehen. Sobald jedoch neue, rascher wachsende Zellstämme
dominant werden, tritt eine andere, in sich wieder lineare Beziehung auf.
Fig. [3]
Guck dazu die rote Linie des Krebswachstums in [3], und stell Dir eine weitere,
noch steilere Linie durch die Punkte des PSA-Anstiegs um das Alter 59 vor.
Diese neue Linie repräsentiert eine andere, viel aggressivere Zellinie, die sich
einige Jahre später bildete und die Fähigkeit zur Metastasierung besass,
weswegen sie die RPE schadlos überlebte, sehr zu meinem Schaden.
Hätte ich nichts gemacht, würde dieser neue Zellstamm im Schnittpunkt der
beiden Geraden bei etwa 250ng/ml PSA den PSA-Verlauf dominieren,
wie die blaue BPH-Linie von der roten Krebslinie rasch dominiert wurde.
(Die schwarze Linie zeigt die realen PSA-Messungen, die sich aus Beiträgen
von BPH und Krebs zusammensetzen.)
Der Gleason-Grad GG hingegen ist eine am Mikroskop abgeschätzte
subjektive Grösse, die damit mathematisch nicht fassbar ist.
Tendenziell scheint aber ein höherer Grad weniger PSA/Tumormasse
zu exprimieren, ja es gibt gar Zellenlinien, die überhaupt kein PSA
mehr bilden. Solche Zellen haben sich offensichtlich sehr weit
entfernt von ordentlich differenzierten Prostatazellen.
Es ist plausibel, dass Solches eher auf Zellen zutreffen möge,
die auch unter dem Mikroskop stark entdifferenziert aussehen,
also dem GG5 zugeordnet würden.
Entdifferenzierung kann auch zu zunehmender Deregulierung der
Teilungsgeschwindigkeit führen. Zellen, die sich langsamer oder gar
nicht mehr teilen, fallen rasch ausser betracht, während jene wenigen
Zellen, die sich schneller teilen können, innert einiger Verdoppelungen
überwiegen. Das ist der Grund, warum GG5 stets aggressiver ist,
als die Grade 3 und 4.
Eine hohe Mutationsrate innerhalb der Krebszellpopulation führt
durch diesen Selektionsmechanismus zwangsweise zu hohen
GG. Tiefe Mutationsraten halten den Krebs genetisch stabil,
mit geringer Entdifferenzierung und langer VZ. Diese Stabilität
ist der Grund, warum Gleason-Score 3+3=6 fast ausschliesslich in
älteren Patienten gefunden wird und in vielen Fällen keiner
Therapie bedarf, sondern lediglich der Überwachung oder gar
nur des wachsamen Abwartens.
Höhere Gleason-Scores, insbesondere solche mit einem GG5 drin,
weisen mindestens teilweise sehr weitgehend entdifferenzierte
Zellen mit hohen Mutationsraten auf. Ob solche Zellen PSA
exprimieren, PSMA auf ihrer Oberfläche präsentieren, sich
aus den chaotischen Zellverband lösen und andernorts
wiederansiedel können, lieber in Lymphen oder in Blut schwimmen,
sind vollkommen individuelle Parameter, die sich der Mathematik
weitgehend entziehen.
Weil sie aber innerhalb einer Zellpopulation immer noch ein lineares
Verhältnis von PSA zu Tumorvolumen haben (sofern sie zumindest
ein bisschen PSA exprimieren) kann das PSA selbst bei aggressivsten
Prostatakrebsen noch bestens als Tumormarker eingesetzt werden.
War jetzt 'n Bisschen viel, 'tschuldigung!
Konrad
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