Zitat von Reinardo
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wir können und dürfen gar keine Therapieempfehlungen geben. Was wir tun dürfen, ist darauf hinzuweisen, was Ärzte, die wir für besonders kompetent halten, in vergleichbaren Fällen und mit einigem Erfolg getan haben und vermutlich tun würden. Es ist dann Sache des Patienten, diese Information mit dem zu vergleichen, was der Urologe vor Ort zu tun bereit ist, und die entsprechenden Schlüsse zu ziehen, d. h. sich auf dessen Therapieempfehlung einzulassen oder sich ggf. einen anderen Arzt zu suchen, der mehr zu tun bereit ist.
Der Wert einer Telefonhotline wie auch jeder anderen Art der Kontaktaufnahme mit dem BPS, einem SHG-Leiter oder KISP, liegt - so wie ich es sehe - im Vermitteln von Information darüber, was über das hinaus, was der Urologe in fünf Minuten von sich gibt, noch an Diagnostik und Therapie gemacht werden könnte. Mit dieser zusätzlichen Information machen wir uns beim Gros der Urologen nicht unbedingt beliebt, denn sie ist unbequem für sie, und darum werden sie ihre Patienten kaum auf die Möglichkeit aufmerksam machen, sich bei der Selbsthilfe und/oder im Internet weiter zu informieren ("Im Internet steht viel Unsinn!").
Nach neuesten Angaben wird in Deutschland jährlich bei 46.000 Männern PK diagnostiziert. Ich glaube, die allermeisten von ihnen tun das, was sie bei jeder anderen Krankheit, vom Schnupfen angefangen, auch tun: Sie gehen zum Arzt und verlassen sich darauf, dass der weiß, was zu tun ist. Sich selbst mit der Krankheit zu beschäftigen ist ihnen zu strapaziös. Der Arzt soll dafür sorgen, dass man wieder gesund wird und zur Tagesordnung übergehen kann. Auf die derzeit bestehenden 178 SHGn gleichmäßig verteilt, wären diese 46.000 Neudiagnostizierten 258 Neuzugänge jedes Jahr. Davon sind wir sehr weit entfernt, was zeigt, wie sehr - besser wie wenig - sich die allermeisten Betroffenen mit ihrer Krankheit auseinandersetzen. Wir sehen es ja auch daran, dass für viele es die Partnerin, der Sohn, die Schwiegertochter usw. übernimmt.
Auch das Gros der Hausärzte dürfte froh sein, einen PK-Patienten kommentarlos an den Kollegen Urologen überweisen zu können und das weitere Vorgehen und Informieren dem zu überlassen.
Ein Bewusstseinswandel bei den Patienten kann wahrscheinlich am ehesten über die SHGn erfolgen, wenn sie in der Tagespresse auf ihre Treffen und Themen aufmerksam machen, und dabei als Referenten nicht nur den örtlichen Urologen einladen, der dann über "PSA-Anstieg nach kurativer Behandlung" spricht.
Ralf
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