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Diagnose Prostatakarzinom am 18.12.2020

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    Die vergleichsweise geringen Nebenwirkungen sind definitiv ein Argument für die Brachy.

    Mit Anfang 50 hätte ich mehr Bedenken als mit 70, was die Folgen und Risiken der Bestrahlung anbelangt. Auch, dass man ggf. erst Jahre später erfährt, wenn doch etwas gestreut hat, ist mit 50 eher relevant.

    Der Erhalt der sexuellen Funktion aber ebenso und von Peters Zustand kann ich wirklich nur träumen. Mit meinem 90% 4+3 war ich aber glaube ich leider nicht so der Kandidat für eine Brachy.
    Nur der Wechsel ist bestaendig.

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      Interessanterweise argumentierte meine Urologin gerade umgekehrt zum normalen Diskurs bei jungen Patienten:

      "Mit ihren 48 Jahren sind sie doch viel zu jung, um eventuell jahrzehntelang unter den Nebenwirkungen einer OP zu leiden. Wagen Sie die Brachy".

      Ich fand das eigentlich ganz überzeugend.

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        Hallo Peter, positive Beispiele wie Deins tragen hoffentlich zur Akzeptanz von Alternativen bei. Das Problem, sehe ich, ist die Tatsache, dass die radikale Operation aus den Anfangszeiten der Prostatachirurgie immer als Goldstandard empfohlen und damit mit einem "Sicherheitsgefühl" assoziiert wird. Seit Jahrzehnten hat sich die RPx weiter entwickelt und alternative Verfahren blieben auf der Strecke. Gefördert wurde das Ganze auch noch durch unser Vergütungssystem bei dem eher der Benefit für den Leistungserbringer im Vordergrund steht als das Interesse von uns Patienten. Das alles hat sich als schwarz-weiß Denken in unseren Entscheidungsprozess eingeschlichen. Gefördert durch Multiplikatoren, also ehemalige Patienten, die eben nichts anderes kannten als das radikale Verfahren.

        Ich bin aber davon überzeugt, dass wir mit zunehmenden Generationswechsel bei den Patienten oder auch bei den Ärzten ein neues Verständnis dafür bekommen. Viele Männer werden zukünftig, gefördert durch zugängiges Wissen, mehr Fragen haben und nicht einfach nur Meinungen akzeptieren. Aktive Überwachung, Brachytherapie und Co. werden zukünftig mehr an Bedeutung gewinnen. Mit den zukünftigen Leitlinien ist hierzu der Grundstein gelegt. Allein die Tatsache, dass in der Primärdiagnostik ein mpMRT einer Biopsie vorausgehen soll wird eine wesentlich genauere Einschätzung und damit auch alternative Therapieoptionen bieten.

        Michael

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          Michael,
          große Zustimmung zu deinem Posting! Zwei Sätze stecken seit Jahrzehnten fest in den Köpfen von Ärzten und Patienten: 1.) "RPE ist der Goldstandard" und 2.) "Das DING muss RAUS!" Diese Sätze haben, besonders bevor AS als Therapieweg anerkannt wurde, ungezählten Männern praktisch keine andere Wahl gelassen. Wenn man bedenkt, wie oft nach wie vor als Ersttherapie operiert wird und wie selten als Ersttherapie Bestrahlung gewählt wird, merkt man, dass noch sehr viel Aufklärung nötig ist. In vielen Fällen würde auch AS oder eine fokale Therapie die wirklich "goldene" Lösung sein, aber leider: Das "Ding" muss ja "raus!"
          Gruß
          Oskar

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            Zitat von Peter3 Beitrag anzeigen
            Interessanterweise argumentierte meine Urologin gerade umgekehrt zum normalen Diskurs bei jungen Patienten:

            "Mit ihren 48 Jahren sind sie doch viel zu jung, um eventuell jahrzehntelang unter den Nebenwirkungen einer OP zu leiden. Wagen Sie die Brachy".

            Ich fand das eigentlich ganz überzeugend.
            Mit 48 oder auch 53 ist man zu jung für eine OP mit im wahrsten Sinne des Wortes einschneidenden Konsequenzen, das stimmt. Die radikale OP bietet vielleicht einen Überlebensvorteil, aber mit Sicherheit auf Kosten der Lebensqualität. Wie letztlich jede Behandlung eines Prostatakrebses, wo die Gewinne an Lebenszeit statistisch gesehen recht bescheiden ausfallen.

            Dass ich nun jeden Tag unter meiner RP leide, ist allerdings auch nicht der Fall. Tote Hose ja, aber dafür ist die ständige Prostatitis weg, wenn die sich denn mit einer Brachy gebessert hätte. Mit der Kontinenz hätte ich natürlich Pech haben können.
            Nur der Wechsel ist bestaendig.

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              Sehr interessante Diskussion. Möchte ich jetzt mal mit meinem spezifischen Werdegang ergänzen. 1994 habe ich zum ersten Mal PSA gemessen in meinem Labor, quasi als Versuchskaninchen, Ergebnis 0,6 ng/ml. Damals wurde auch noch das freie PSA bestimmt. Maßgabe war <15% deutet auf PCa. Bei mir war das freie PSA um die 40%, also alles gut. Die Messungen habe ich bis zum Jahr 2002 jährlich wiederholt. Ergebnis immer PSA um 0,6 ng/ml, freies PSA immer um 40%. Ab 2003 haben wir die Bestimmung des PSA in die Zentrale abgeben müssen. Also habe ich auch bei mir nicht mehr gemessen. Erst 15 Jahre später wieder beim Hausarzt. Da war PSA dann 425 ng/ml und das freie PSA schon obsolet. Was soll ich jetzt in der Rückschau davon halten? Hätte ich konsequent jährlich weiter gemessen, wäre mein PCa früher aufgefallen und ich wäre vermutlich in die von Oskar beschriebene Mühle geraten:
              1.) "RPE ist der Goldstandard" und
              2.) "Das DING muss RAUS!"
              Im Jahr der Diagnose 2017 war mein PCa jetzt schon so weit fortgeschritten und metastasiert, dass die "Mühle" keine Option mehr war, aber ich hatte da auch schon ganz andere Möglichkeiten, wie z.B. die Radioligandtherapie, die überhaupt erst 2014 erfunden wurde. Was ich damit sagen will: es hilft nicht, eventuell verpassten Möglichkeiten nachzutrauern, sondern man sollte die vorhandenen Chancen bestmöglich nutzen.
              Gruß
              Arnold
              Mein Bericht: http://de.myprostate.eu/?req=user&id=875

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                Zitat von Barnold Beitrag anzeigen
                Was ich damit sagen will: es hilft nicht, eventuell verpassten Möglichkeiten nachzutrauern, sondern man sollte die vorhandenen Chancen bestmöglich nutzen.
                Die Chancen bestmöglich nutzen und dabei die Verhältnismäßigkeit berücksichtigen. Dies sollte unter Ausschöpfung aller diagnostischen Mittel die Prämisse sein. Gerade wenn man Früherkennung fördern will darf dem Gegenüber "dat Ding muss raus und RPx ist Goldstandard" als alleinige Lösung nicht das therapeutische Ziel sein. Ich denke in der modernen Urologie ist das mittlerweile angekommen.

                Michael

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                  Zitat von KarlEmagne Beitrag anzeigen
                  Mit 48 oder auch 53 ist man zu jung für eine OP mit im wahrsten Sinne des Wortes einschneidenden Konsequenzen, das stimmt. Die radikale OP bietet vielleicht einen Überlebensvorteil, aber mit Sicherheit auf Kosten der Lebensqualität. Wie letztlich jede Behandlung eines Prostatakrebses, wo die Gewinne an Lebenszeit statistisch gesehen recht bescheiden ausfallen.

                  Dass ich nun jeden Tag unter meiner RP leide, ist allerdings auch nicht der Fall. Tote Hose ja, aber dafür ist die ständige Prostatitis weg, wenn die sich denn mit einer Brachy gebessert hätte. Mit der Kontinenz hätte ich natürlich Pech haben können.
                  Die Aussage „mit Sicherheit auf Kosten der Lebensqualität“ möchte ich aus eigener Sicht dann doch sehr in Frage stellen. Ich sehe die RPE als Intermezzo (da war ich 41) in meinem Leben, das mir keinerlei LQ genommen hat. Das muss nicht so sein, ist es aber bei mir. Allerdings wurde mir damals auch Brachy angeboten, mit dem Hinweis, dass im Falle eines Rezidivs eine OP möglich sei, aber auf jeden Fall Lebensqualität nehmen würde (Inkontinenz). Aus diesem Grund habe ich mich zur Op entschlossen und habe diese trotz dann erfolgender Bestrahlung nicht bereut.
                  VG
                  Achim
                  Meine PCa-Geschichte: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=494

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                    Achim, das ist aber leider ein sehr individueller Faktor, der kein Mann vor einer Entscheidung für eine Therapie wissen kann.

                    Mein Vater hatte vor Jahren keine Möglichkeit bei einem geringgradigen Tumor zu entscheiden. Damals war eben die radikale Lösung allgemeiner Tenor. Er war gewiss kein Sensibelchen sondern ein krisenfester Mann. Niemand hätte im die psychischen Folgen der RPx zugetraut. Seine Impotenz und Inkontinenz haben ihm aber in eine tiefe Depression gestürzt. Weiter möchte ich dazu nicht schreiben... Andere Optionen hätten ihm sicherlich dies erspart.

                    Michael

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                      Da sind wir uns absolut einig, Michael. Es ist individuell...in die eine wie auch in die andere Richtung. Wissen kann man das VOR der Entscheidung nicht, aber zumindest die Wahl des Operateurs oder des Strahleninstituts kann man beeinflussen. Meine Physio sagte auch klipp und klar, dass eine große Prostata zu Problemen nach der RPE führen kann, da diese den Schließmuskel der übrig bleibt entlastet hat und der Muskel entsprechend schlecht trainiert ist. Sollte man wissen, finde ich.
                      Meine PCa-Geschichte: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=494

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                        Hier gibt es eine deutsche Broschüre zur Brachytherapie: https://www.g-ba.de/downloads/17-98-...herapie_bf.pdf

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                          Hallo Martin,
                          da ich zur Zeit für einen Freund hier mitlese der ggf. auch "Betroffener" wird ( Biopsie steht noch aus ) bin ich auch auf deinen Thread und die Debatte um die Behandlungsvariante gestoßen.
                          Rat kann und will ich dir eigentlich nicht geben denn irgendwann hatte ich das Thema Prostatakrebs abgehakt und mich dann auch nicht mehr mit den neuen Möglichkeiten der Behandlung bzw. OP Technik (daVinci) interessiert. Ich kann dir nur etwas zu meiner Erfahrung mit der Brachytherapie (in der Klinik am Ring ) mitteilen.
                          Mich hat es es vor 17 Jahren mit 50 erwischt. Ein 4+3 Tumor ausgebreitet über die gesamte Prostata, alle Stanzen befallen. Nach einigen Gesprächen in diversen Kliniken wurde mir mitgeteilt das man bei einer OP nicht garantieren könne nervenerhaltend zu operieren, das es auch zu Kontinenzproblemen kommen könne und das voraussichtlich nach einer OP ggf. eine Bestrahlung stattfinden müßte.
                          Du kannst mir glauben, ich war erheblich geschockt denn mit 50 hatte ich ganz andere Pläne. Hörte dann auch von der SEEDS - Methode und kam so an die Klinik am Ring ( Nachdem ich vorher noch in Heidelberg war bzgl. HIFU ) In Köln wurde ich sehr intensiv untersucht und die bisherigen Ergebnisse bestätigt. OP allein wäre kein kurativer Ansatz mehr, auch SEEDS nicht ( Tumorvolumen zu groß )

                          Allerdings wäre die HDR Brachy / Afterloading eine Alternative für mich mit kurativen Ansatz. Um das jetzt Abzuschliessen: Ich habe diese Behandlung gemacht. 30 x äussere Bestrahlung, 3 x das Afterloading. Alles super überstanden, nachhalttig keine Kontinenz und Potenzprobleme. Hatte auch das Thema Rezidiv und Folgebehandlung auf der Agenda. Habe den Urologen und dem Strahlentherapeut geglaubt als sie mir sagten " sollte tatsächlich mal ein Rezidiv auftreten das dann eine intensive Behandlung bedarf wird die Medizintechnik incl. Strahlentherapie solche Fortschritte gemacht haben das man dieses Rezidiv auch entsprechend behandeln kann.
                          Für mich war die Brachytherapie eine super Entscheidung, ich habe eigentlich schon während der Behandlung mein "normales" Leben weiter gelebt. Danach natürlich immer auf die PSA-Werte mit Bangen geblickt doch die Ruhe kam dann als der PSA nach 1-2 x Bounce ständig immer weiter fiel und den vorgesehenen Nadir sogar noch unterschritt.

                          Dies nur zu deiner Information, leider kannte ich nur einen PCA-Patienten der mit SEEDS behandelt wurde und bei dem auch alles glatt lief, war auch ein 3+3. Weiss aber nicht mehr wo er behandelt wurde. Dir viel Glück bei deiner Entscheidungsfindung und Behandlung !
                          Ich bin gespannt welches Ergebnis die Biopsie bei meinem Freund ergibt. Er hat die Hoffnung das sein Urologe evtl. zu voreilig war da dieser ihn schon einmal wegen einer Auffälligkeit an einer Niere ins MRT geschickt hat und der Arzt dort sagte "an den Nieren ist absolut nichts, rein garnichts Auffällig". In diesem Sinne

                          LG Patrick

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