François ist ein 61-jähriger Bäcker, der für seine Butterhörnchen und seine regenbogenfarbenen Macarons berühmt ist. Persönlich bevorzugt er ein englisches Frühstück mit vielen Würstchen. Vor kurzem wurde ihm klar, dass er in der Nacht zusätzlich zweimal zum Bad gehen musste. Er ist ein ehemaliger Raucher ohne signifikante Vorgeschichte, mit Ausnahme einer Lungenentzündung, die vor 5 Jahren erfolgreich mit Antibiotika behandelt wurde. Seine Mutter wurde im Alter von 50 Jahren wegen Brustkrebs behandelt.
Bei ihm wird Prostatakrebs diagnostiziert:
Welche Behandlung würden Sie für François empfehlen?
Diese Frage wurde neulich von Dr. Karim Fizazi in einer Rundmail an Kollegen und Interessierte gesendet.
Nun will ich Euch das Ergebnis nicht vorenthalten (Stand 07-MRZ-2019):
1. ADT + Abi ca. 40 Stimmen
2. ADT + Docetaxel ca. 38 Stimmen
3. ADT + Enza ca. 12 Stimmen
4. ADT Mono ca. 10 Stimmen
Das Ergebnis ist wenig überraschend, wenn man die Studienlage kennt, wird aber wegen der Kosten im klinischen Alltag meist anders aussehen, da hätte ADT+Docetaxel sicher den ersten Platz erreicht.
Was würde Karim Fizazi tun?
Dieser fitte Gentleman hat einen de novo metastasierten Prostatakrebs mit Knochen- und Lymphknotenmetastasen und eine zweifelhafte Lungenmetastasierung, die einer Krankheit mit schlechter Prognose (Hochrisiko) entspricht. Um seine Lungenläsion besser zu charakterisieren, können wir über zusätzliche Bildgebung (PSMA-PET oder Cholin-PET) sprechen.
Ich würde sicherlich für eine genetische Begutachtung für das BRCA-1 und BRCA-2-Screening raten, da er eine metastatische Erkrankung hat, wie seine Mutter, die Brustkrebs hatte, als sie etwa 50 Jahre alt war.
In Bezug auf seine Behandlung ist ADT Monotherapie keine Option mehr, da sie eindeutig mit schlechteren Ergebnissen assoziiert ist.
ADT + Abirateron wäre definitiv meine bevorzugte Option (gegenüber ADT + Docetaxel), basierend auf der abschließenden Analyse der LATITUDE-Studie und der STAMPEDE-Studie bei M1-Patienten: Nicht nur das PFS ist dramatisch verbessert (viel mehr als das, was mit ADT + Docetaxel erreicht wird). Weiterhin ist das Todesrisiko bei Abirateron um etwa 35-50% im Vergleich zu etwa 20-25% bei Docetaxel reduziert. Daten zu Lebensqualität, Schmerzen und Müdigkeit begünstigen ebenfalls eindeutig Abirateron. Der einzige Parameter, der für Docetaxel spricht, sind die Kosten.
Die frühen Daten aus der ARCHES-Studie, die in diesem Jahr bei ASCO GU gemeldet wurden, stützen die Verwendung von Enzalutamid zu diesem Zeitpunkt in diesem Zusammenhang eindeutig nicht, da es keinen nachgewiesenen Nutzen für das Überleben gibt. Daten von ENZAMET sind aktuell noch nicht verfügbar.
Ob Abirateron zu ADT + Docetaxel kombiniert werden sollte, wird in Kürze von PEACE-1 behandelt, das seine geplante Rekrutierung im Jahr 2018 abgeschlossen hat.
Nun könnte man den Faden natürlich noch etwas weiter spinnen, denn gerade die eventuell vorhandenen Lungenmetastasen deuten vielleicht auf ein besonders aggressives Mutationspotential hin. Dafür wäre dann eine Kombination von Platin basierten Chemotherapien vorteilhaft. Da hier definitive Studiendaten fehlen ist das in der Praxis momentan kein Thema.
Kommentare?
Bei ihm wird Prostatakrebs diagnostiziert:
- Klinisches Stadium: cT3
- PSA: 36 ng/ml
- Gleason-Score: 4 + 4
- Knochenscan: 3 Stellen auf der Wirbelsäule positiv
- CT: lokal fortgeschrittene Prostatamasse, wenige vergrößerte Beckenlymphknoten, 1 suspekte Läsion auf der Lunge, entsprechend einer verdächtigen Metastasierung.
- ECOG-Leistungsstatus: 1
Welche Behandlung würden Sie für François empfehlen?
- ADT Monotherapie (Lupron, Eligard, Pamorelin, o.ä.)
- ADT + Abirateron (Zytiga®)
- ADT + Docetaxel (Taxotere®)
- ADT + Enzalutamid (Xtandi®)
Diese Frage wurde neulich von Dr. Karim Fizazi in einer Rundmail an Kollegen und Interessierte gesendet.
Nun will ich Euch das Ergebnis nicht vorenthalten (Stand 07-MRZ-2019):
1. ADT + Abi ca. 40 Stimmen
2. ADT + Docetaxel ca. 38 Stimmen
3. ADT + Enza ca. 12 Stimmen
4. ADT Mono ca. 10 Stimmen
Das Ergebnis ist wenig überraschend, wenn man die Studienlage kennt, wird aber wegen der Kosten im klinischen Alltag meist anders aussehen, da hätte ADT+Docetaxel sicher den ersten Platz erreicht.
Was würde Karim Fizazi tun?
Dieser fitte Gentleman hat einen de novo metastasierten Prostatakrebs mit Knochen- und Lymphknotenmetastasen und eine zweifelhafte Lungenmetastasierung, die einer Krankheit mit schlechter Prognose (Hochrisiko) entspricht. Um seine Lungenläsion besser zu charakterisieren, können wir über zusätzliche Bildgebung (PSMA-PET oder Cholin-PET) sprechen.
Ich würde sicherlich für eine genetische Begutachtung für das BRCA-1 und BRCA-2-Screening raten, da er eine metastatische Erkrankung hat, wie seine Mutter, die Brustkrebs hatte, als sie etwa 50 Jahre alt war.
In Bezug auf seine Behandlung ist ADT Monotherapie keine Option mehr, da sie eindeutig mit schlechteren Ergebnissen assoziiert ist.
ADT + Abirateron wäre definitiv meine bevorzugte Option (gegenüber ADT + Docetaxel), basierend auf der abschließenden Analyse der LATITUDE-Studie und der STAMPEDE-Studie bei M1-Patienten: Nicht nur das PFS ist dramatisch verbessert (viel mehr als das, was mit ADT + Docetaxel erreicht wird). Weiterhin ist das Todesrisiko bei Abirateron um etwa 35-50% im Vergleich zu etwa 20-25% bei Docetaxel reduziert. Daten zu Lebensqualität, Schmerzen und Müdigkeit begünstigen ebenfalls eindeutig Abirateron. Der einzige Parameter, der für Docetaxel spricht, sind die Kosten.
Die frühen Daten aus der ARCHES-Studie, die in diesem Jahr bei ASCO GU gemeldet wurden, stützen die Verwendung von Enzalutamid zu diesem Zeitpunkt in diesem Zusammenhang eindeutig nicht, da es keinen nachgewiesenen Nutzen für das Überleben gibt. Daten von ENZAMET sind aktuell noch nicht verfügbar.
Ob Abirateron zu ADT + Docetaxel kombiniert werden sollte, wird in Kürze von PEACE-1 behandelt, das seine geplante Rekrutierung im Jahr 2018 abgeschlossen hat.
Nun könnte man den Faden natürlich noch etwas weiter spinnen, denn gerade die eventuell vorhandenen Lungenmetastasen deuten vielleicht auf ein besonders aggressives Mutationspotential hin. Dafür wäre dann eine Kombination von Platin basierten Chemotherapien vorteilhaft. Da hier definitive Studiendaten fehlen ist das in der Praxis momentan kein Thema.
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