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    #31
    Zitat von Detlev vK Beitrag anzeigen
    ...
    Als Erkenntnis aus diesen Tagen bleibt mir nur folgendes:
    Mein Weg, die Krankheit von der mentalen Seite angehen zu wollen, scheint richtig zu sein, allerdings braucht es noch viel Geduld, da meine psychische Seite nach wie vor anfällig reagiert, und zwar anfälliger, als ich es mir wünsche. Ich habe registriert, dass ich sehr wohl alleine psychische Krisen bewältigen kann, ich habe aber auch registriert, dass meine bewusst formulierten Strategien nicht immer dem entsprechen, was mein Unterbewusstsein für mich hat. Hier muss ich lernen, dies zu akzeptieren und zuzulassen, damit dies später dann thematisiert werden kann.
    ...

    Viele Grüße

    Detlev
    Lieber Detlev,

    ich bin immer sehr beeindruckt von Deinen Beiträgen und finde es bitter zu lesen, was Du (und auch einige andere Mitstreiter) durchzumachen gezwungen sind. Ich bewundere Deinen Umgang mit all dem! Zu den medizinischen Aspekten Deiner Situation kann ich absolut nichts sagen; ich möchte nur kurz zum oben zitierten "psychischen Teil" Deines Beitrages Stellung nehmen.

    Zunächst zum etwas resigniert klingenden "nur": Was Du anschließend fast entschuldigend an dieses einschränkende Wörtchen schreibst, ist etwas sehr Wichtiges, aus meiner Sicht sogar Fundamentales, was das Verhältnis von Verstand und Psyche und ihr permanentes Wechselspiel anbetrifft. Du beschreibst m.E. die ganz natürliche Interaktion zwischen diesen beiden Sphären.

    Du musst ohne jeden Zweifel die Krankheit "von der mentalen Seite angehen", denn Irrationalität ist bei so komplexen Dingen das letzte, was man braucht. Aber: Jede Deiner "Strategien" wurde längst von Deinem Unterbewusstsein inklusive aller emotionalen Implikationen dutzendfach hin- und hergewälzt, bevor Du sie in Deinem Bewusstsein überhaupt zum ersten Mal konkret ausformulieren darfst.

    Du meinst, dass Deine Psyche "nach wie vor anfällig reagiert"!! Vergiss' es - sie weiß viel früher viel mehr, als Dir bewusst ist. In Deinem Unterbewusstsein findet ununterbrochen (selbst wennn Du schläftst!) der existentiell wichtige und dringend notwendige Diskurs zwischen Deiner Psyche (Deinen Ängsten, Hoffnungen, Sorgen, Sehnsüchten, Verzweiflungen usw.usw.) und Deinem Verstand statt.

    Toll finde ich, dass Du den (vermeintlichen!) Aufruhr Deiner Psyche klar registrierst und Dich ihm offen stellst. Tätest Du Letzteres nicht, wäre das sehr schlecht, denn dann würdest Du Vieles einfach verdrängen - wie das sehr viele Mitstreiter tun (das Forum kennt viele solcher Beispiele).

    Also vergiss' bitte Deinen Versuch, klar zu trennen zwischen "psychischen Krisen" und "bewusst formulierten Strategien" - wie sollte das denn gehen? Du kannst weder etwas "zulassen", noch "akzeptieren", schon gar nicht, damit "dies später dann thematisiert werden kann". All das ist in Deiner Psyche schon längst hundertfach passiert, wenn Du (vermeintlich zum ersten Mal) bewusst darüber nachdenkst.

    Vertraue Deinen Instinkten (Deiner Psyche) und glaube bitte niemals, dass Du mit Deinem Verstand Deine Psyche austricksen kannst. Das klappt höchstens umgekehrt...

    Was Du beschreibst, ist m.E. ein Paradebeispiel für das perfekte Funktionieren einer intakten Psyche, die Deinen Verstand permanent mit all den Konflikten und Imponderablilien konfrontiert und so letztlich zum für Dich bestmöglichen Ergebnis treibt.

    Sei froh, dass Du diesen Diskurs offen erlebst. Das maximiert Deine Chancen, das Bestmögliche aus Deiner schwierigen Situation zu machen. In diesem Sinne wünsche ich Dir von Herzen noch viele schöne innere Kämpfe!!

    Alles Gute und viel Erfolg

    Schorschel

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      #32
      Lieber Detlev!

      Auch ich verfolge Deine eindrucksvollen Berichte und Deine Krankheitsgeschichte schon länger mit großer Anteilnahme. Beachtlich finde ich Deine offene Darstellung der psychischen Komponente und Deiner persönlichen Form der mentalen Verarbeitung.

      Deine neuen Mitteilungen machen mich hilf- und sprachlos. Zu den medizinischen Aspekten Deiner schwierigen Situation kann ich absolut nichts beitragen und selbst für den Ausdruck des Mitempfindens fällt es mir schwer, angemessene Worte zu finden.

      Was sich mir dagegen aufdrängt, ist die uralte Frage nach einem Sinn!

      Warum lässt die Natur - oder der Schöpfer - solche Entwicklungen zu?

      Wenn Menschen an eine höhere Macht glauben, so kann dies in der Not eine große Hilfe sein und ich bin nicht so vermessen, dies bewerten zu wollen.

      Wenn der Glaube aber als Erklärung anbietet, dass Gott durch das Leid diejenigen besonders prüft, die er liebt, dann sträuben sich mir die Haare!

      Wir sind den Gesetzen der Natur unterworfen und alles in der Natur scheint einen Sinn zu haben. Dazu zählt auch die Selektion und daraus wiederum resultiert unsere Endlichkeit.

      Dies müssen und können wir akzeptieren.

      Aber wiederum taucht die Frage auf, warum wird einzelnen Menschen so viel an Kampf und Leid aufgebürdet?

      Natürlich gilt die Sinnfrage für das Unglück jeglicher Art auf dieser Welt, aber es gibt keine Antwort darauf, die den Verstand befriedigt.

      Bemerkenswert finde ich die Gedanken von Schorschel.

      Ist es denkbar, dass die Psyche in schweren Krisen leistungsfähiger ist als der Verstand?

      Kann es sein, dass das Unterbewusstsein Kräfte entwickelt und Impulse aktiviert, die vorher nicht machbar erschienen?

      Kommen hier verborgene Instinkte an die Oberfläche, die neue Strategien zur Bewältigung eröffnen?

      Wird hier ein Ur-Vertrauen geweckt, welches der Volksmund mit den Worten umschreibt: "Die Hoffnung stirbt zuletzt!"?

      Lieber Detlev, ich wünsche Dir von ganzem Herzen, dass Deine geschilderten Konflikte zwischen Verstand und Unterbewusstsein solche Prozesse fördern und Dir helfen, das Bestmögliche aus Deiner schwierigen Situation zu machen.

      Herzliche Grüße
      Helmut

      Kommentar


        #33
        Hallo Schorschel,

        vielen Dank für Deine sehr ausführliche Stellungnahme zu meiner "psychischen Seite". Ich glaube, dass Deine Erklärungen zu fast allem zutreffend sind, und es ist bestimmt ein guter Versuch wert, meiner Psyche wieder mehr Vertrauen schenken zu wollen. In einem einzigen Punkt möchte ich durch eine tiefer gehende Erklärung Einspruch erheben:
        Zitat von Schorschel Beitrag anzeigen
        Was Du beschreibst, ist m.E. ein Paradebeispiel für das perfekte Funktionieren einer intakten Psyche, ...
        Dies scheint im Moment so richtig zu sein. Ich bin aber "einschlägig vorbestraft". Zwischen 1998 und 2005 habe ich eine zunehmende schwere Depression entwickelt, die im November 2005 dann mit einem Suizidversuch eskaliert ist. Finanzielle Probleme, zunehmende Ehekrise, schwere körperliche Einschränkungen, zunehmende berufliche Probleme aufgrund der körperlichen Situation, all das hat mich in eine für mich ausweglose Situation geführt. Damals habe ich meine Psyche nicht reflektiert, im Gegenteil, niemand sollte mit den Problemen konfrontiert werden, bzw. besser, so schlimm waren diese Probleme ja gar nicht. Nur in meinen immer häufiger und länger dauernden Grübelphasen habe ich mich selbst damit beschäftigt, mir eingeredet, es gebe keine andere Lösung als dass ich selbst damit fertig werden müsste.

        Ein halbes Jahr war ich danach in einer psychiatrischen Klinik, ein weiters Jahr anschließend noch in Psychotherapie. Als Ergebns kam ein völlig anderes Leben heraus: Trennung von meiner Frau und Scheidung; Trennung von meinem Lebenstraum, dem eigenen Haus; Outing in meiner Firma bezüglich deren Einstellung zu meinem Arbeitsverhalten und meinen Krankheiten und meiner psychischen Anfälligkeit darüber, völliger Neuanfang in neuer Wohnung und neuem Haushalt (außer meiner Kleidung und ganz wenigen, sehr persönlichen Dingen -Papieren, Geschenken, etc. - habe ich nichts mitgenommen), letztlich dann auch eine neue Liebe -> sie hat mir den Mut gegeben, es zu schaffen!
        Und es gab für mich ein neues Lebensmotto: niemals mehr wollte ich in diese depressive Situation zurückkommen. Also beschloss ich, absolut offen mit dieser Thematik umzugehen. Jeder, der mich ein klein wenig kennt, meine Familie, meine Freunde, meine Arbeitslkollegen, ja zum Teil auch meine CHefs, kennnen jetzt auch einen großen Teil meiner "inneren" Situation.
        Ich "fahre" sehr gut mit diesem Konzept, nur in ganz wenigen Ausnahmefällen habe ich erlebt, dass ich Menschen damit überfordere. Deshalb schreibe ich auch hier im Forum sehr offen darüber, ich weiß, dass ich mich für gewisse Situationen "angreifbar" und "verletzbar" mache, aber dies ist mir egal, für mich überwiegt der Vorteil, der persönlich für mich daraus resultiert. Und Stellungnahmen wie Deine, Schorschel, defienere ich ganz klar zu meinem Vorteil.

        Tief in mir bleibt die große Angst, in diese "unreflektierte" depressive Situation zurückzukommen. In meinen verschiedenen Psychotherapien, nicht zuletzt gerade auch in der im letzten Jahr, habe ich Strategien gelernt, bestimmte Situationen, Rückschläge, Ereignisse im Bezug zum eigentlichen Leben anders zu bewerten. Dies hat mir sehr geholfen, mein Schicksal anzunehmen. Und alles dafür zu tun, noch schöne Momente im Leben erleben zu wollen, und sei es nur das gemeinsame Frühstück mit meiner Frau am nächsten Morgen am schön gedeckten Frühstückstisch mit so einfachen Sachen wie einem Rührei mit Speck und Schinken, einem Brötchen und einer heißen Tasse Kaffee.
        Als ich im Krankenhaus registriert habe, wie weit ich wieder in dieser Grübelphase gesteckt habe, welches Ergebnis ich dort entwickelt habe, traf es mich unvorbereitet und vor allem in der Qualittät! Dass ich es bemerkt habe hat gleichzeitig dazu geführt, dass ich es bewältigen konnte. Meine Angst richtet sich auf den Punkt, in dem ich es nicht mehr bemerke bzw. meine Psyche es mich nicht mehr bemerken lassen will! Für mich ist es ganz wichtig, jetzt nachträglich diese Geschichte zu thematisieren (aufzubereiten?). Mit mir und meiner Frau, mit meinen Kindern, mit meiner Familie und meinen Freunden.

        Insofern ist
        Zitat von Schorschel Beitrag anzeigen
        Was Du anschließend fast entschuldigend an dieses einschränkende Wörtchen schreibst, ist etwas sehr Wichtiges, aus meiner Sicht sogar Fundamentales, was das Verhältnis von Verstand und Psyche und ihr permanentes Wechselspiel anbetrifft. Du beschreibst m.E. die ganz natürliche Interaktion zwischen diesen beiden Sphären
        das nicht nicht immer so bewusst fundamental und natürlich für mich gewesen. Für mich blieben fast 50 Jahre meines Lebens eher unbewusst aufgearbeitet, was ja auch für den menschlichen Bereich mehr oder weniger normal zu sein scheint.

        Vielleicht ist mein Ansatz wirklich nur theoretischer Natur und in meiner Angst begründet. Darüber werde ich in nächster Zeit sehr intensiv nachdenken. Dein
        Zitat von Schorschel Beitrag anzeigen
        Also vergiss' bitte Deinen Versuch, klar zu trennen zwischen "psychischen Krisen" und "bewusst formulierten Strategien" - wie sollte das denn gehen? Du kannst weder etwas "zulassen", noch "akzeptieren", schon gar nicht, damit "dies später dann thematisiert werden kann". All das ist in Deiner Psyche schon längst hundertfach passiert, wenn Du (vermeintlich zum ersten Mal) bewusst darüber nachdenkst.
        scheint mir ziemlich plausibel, und insgeheim wünsche ich mir irgendwie, dass wir in zanzig Jahren darüber noch einmal philosophieren können.

        Alles Gute für Dich

        Detlev

        Kommentar


          #34
          Lieber Helmut,

          was ich an Dir sehr schätze, ist, dass Du in der Lage bist, weitergehende Fragestellungen zu entwickeln, die nach einer gewissen Philosophie dürsten. Darum:

          Zitat von helmut (i) Beitrag anzeigen
          Was sich mir dagegen aufdrängt, ist die uralte Frage nach einem Sinn!

          Warum lässt die Natur - oder der Schöpfer - solche Entwicklungen zu?

          Wenn Menschen an eine höhere Macht glauben, so kann dies in der Not eine große Hilfe sein und ich bin nicht so vermessen, dies bewerten zu wollen.
          mit Verlaub, in mir drängt es sich gerade zu auf, zu Deinen Gedanken etwas zu schreiben. Kein Widerspruch, sondern eher meine eigene Philosophie. Niemand muss ihr folgen, aber nach 55 Jahren wird es kaum jemand schaffen, mich von ihr zu trennen. Sie wird sich weiterentwickeln, aber niemals auflösen!

          Ich bin nicht gläubig! Nicht im Sinne von Schöpfern, Göttern, Religionen! Selbstverständlich habe ich ein bestimmtes Verständnis von menschlichem Zusammenleben innerhalb unserer natürlichen Umwelt und an - ich nenne es einmal "innere Moral" - das glaube ich. Diese innere Moral setzt sich aus mir verständigen Regeln, die wir Menschen uns zum Teil geben, aus eigenen Regeln, die ich für mich definiere und aus meiner Erfahrung und aus Erfahrungen anderer, die ich bereit bin zu übernehmen, und aus den Naturgesetzen, inwieweit ich sie verstehe, zusammen.

          Ich glaube, dass wir ein rein zufälliges Produkt im Universum sind: das Universum selbst (also auch der Zeitpunkt des Urknalls), unsere Galaxie, unser Sonnensystem, die Planeten, die Erde, das Leben an sich auf ihr und natürlich auch wir Menschen. Insofern gibt es auch für uns Menschen keinen höheren Sinn außer das wir uns Vermehren wollen. Und ohne eine sinnhafte Erklärung ist jede Entwicklung in der Natur zulässig. Sollte mein Vater bei seiner Zeugung von mir nur eine Sekunde später zum Orgasmus gekommen sein, hätte vielleicht ein anderes Spermium die Eizelle befruchtet (oder gar keins) und ich wäre jetzt vieleicht ein Mädchen mit dem Vornamen Doris (mein Vater hatte ein Faible für Vornamen, die mit "D" beginnen) und mein PCa wäre rein anatomisch nicht möglich. Es ist aus meiner Sicht müßig, über solche Entwicklungen Gedanken zu verlieren.

          Selbstverständlich sehe in bestimmten Verhaltensweisen einen "Sinn", in manch anderen dann allerdings auch nur vordergründig etwas, was andere aus sehr speziellen Gründen zu rechtfertigen versuchen, was letztlich dann aus meiner Sicht zu völlig verkehrten Vorstellungen bei uns Menschen führt. Für mich macht es Sinn, dass wir unsere Umwelt nach unseren Gesichtspunkten gestalten, weil wir dazu die Fähigkeit haben. In welchem Ausmass ist bestimmt strittig. Leider läßt sich diese Thematik nicht rein abstrakt abhandeln, dafür ist sie viel zu kompliziert und zu umfangreich, deshalb ein Beispiel für eine Sinnentwicklung, wie sie sicherlich nicht vorgesehen war. Ich spreche mich nicht davon frei, das auf mich andere Beispiele zutreffen. Das Beispiel ist verkürzt.
          In unserer 6 Millionen Jahren dauernden menschlichen Entwicklung wurden unsere Nachkommen zunächst als einzige Ernährungsoption gestillt. Dort, wo es nicht möglich war, verstarben diese Babys als natürliche Selektion. Als Sinn des evolutionären Lebens.
          Später dann fanden die Menschen heraus, dass andere Mütter, deren Milchfluss noch vorhanden waren, diese Funktion übernehmen konnten, als Folge überlebten mehr Babys. Innerhalb des Sippengefüges entwickelt. Dies ist eine sinnvolle evolutionäre Erweiterung! Sie garantiert den Erhalt der Art mit einer höheren Quote.
          Später wurde es in der wohlhabenden Gesellschaft schick, dass sich die Mütter der Kinder nicht mehr mit dem Stillen aufhalten und einschränken wollten, es wurden Ammen engagiert (die Großmutter meins Vorfahrens, der den Adelstitel verliehen bekommen hat, war die Amme des späteren ersten preußischen Königs Friedrich Wilhelm I). Hier erstreckt sich der Sinn nur auf die spezielle gesellschaftliche Situation, und die bleibt zweifelhaft. In der ärmeren Gesellschaft verlor sich dagegen das ursprüngliche Sippengefüge.
          Noch später wurden Nahrungsmittel erfunden, die der Muttermilch ähnelten, von den Babys vertragen wurden und so ihre Ernährung garantierten. Damit wurde dann auch die Kindersterblichkeit in den armen Gesellschaftschichten reduziert. Hier sehe ich ebenfalls einen evolutionären Sinn, sind Babys aus wohlhabenderen Kreisen nicht unbedingt in evolutionärer Hinsicht genetisch besser veranlagt. Die Art erhält so eine größere Vielfalt.
          Irgendwann hat sich die Nahrungsmittelindustrie dann so in den Vordergrund gestellt, dass sie die Ernährung über adaptierte Milchprudukte dem Stillen gleichgestellt hat, in manchen Gegenden der "dritten" Welt wurde diese Art der Ernährung sogar als so vorteilhaft dargestellt und so preiswert angeboten, dass das natürliche Stillen dort nur noch unterrepresentativ praktiziert wird. In der "zivilisierten" Welt ist es dagegen schick, möglichst schnell nach der Geburt wieder schlank zu sein, hier herrscht zwar das Bewusstsein, dass es nichts Besseres als das Stillen gibt (medizinische Aufklärung), aber dies müsste jeder Frau selbst überlassen sein, wie lange und ob überhaupt (gesellschaftliche Freiheit). Schon 1984 wurde meine Exfrau schief angesehen, weil sie unsere Tochter Mareike weit mehr als ein halbes Jahr gestillt hat und selbst aus ihrer Familie wurde sie später mehrfach dazu aufgefordert, dieses "unnatürliche" Verhalten aufzugeben. Aus meiner Sicht ist dies eine völlige Sinn-Verkehrung, in unserer Gesellschafft durch massive lobbyistische Medienmanupulation entstanden.

          Solche Beispiele lassen sich unendlichfach wiederholen (Silikonimplantate, Potenzmittel - Achtung. ich weiß, dass ich gerade hier bei "uns" Prostatakrebserkrankten ein sehr heikles Thema anspreche und als Mann weiß ich auch, wie sehr der Potenzverlust, der Libidoverlust, die Orgasmusfähigkeit in unserer Psyche wirkt und wie wichtig dies bei einigen in der Bewertung ihrer Lebensqualität geworden ist und was sie in Bezug zum Kampf gegen den Krebs da für Prioritäten setzen). Nur helfen diese Beispiele kaum, in den abstrakten Bereich des Themas zu gelangen, weil es auch eine sehr große Anzahl an Gegenbeispielen gibt. Und weil wir Menschen dazu neigen, ich schließe mich bewusst nicht aus, gerade auch im Bewusstsein meiner Auffassung vom Leben, diesem einen Gegenbeispiel mehr Bedeutung zu geben.

          Dazu:
          Zitat von helmut (i) Beitrag anzeigen
          Wenn der Glaube aber als Erklärung anbietet, dass Gott durch das Leid diejenigen besonders prüft, die er liebt, dann sträuben sich mir die Haare!
          Tatsächlich, diese Intention von Gott macht absolut keinen Sinn. Es sei denn, Gott ist nur eine Erfindung und die Plausiblität von Religion und Gottes Liebe zum Menschen erfährt durch "natürliches", sprich zufälliges und unwiilkürliches Leid eine Erschütterung und wird so unglaubwürdig (nicht Gott veranlasst den Zugführer dazu, ein Haltesignal zu überfahren). Wenn ich also hingehe, und erkläre, dass durch dieses Leid unser weiterhin bestehender Glaube an Gott geprüft wird und wenn erreicht wird, das dieser Glaube weiterhin besteht, dann hat auch meine "Erfindung Gott" weiterhin Bestand.
          Insofern sind "Gottes Prüfungen" ein Instrument, die Menschen besser an das System zu binden. Und ich formuliere es absichtlich provokant: Es ist ein ideales Instrument (siehe Naturgewalten, Kriege, Unfälle, Leid durch Verbrechen, Krankheiten, etc.): es ist für die Betreiber "Goittes Glaube und Religion" kostenlos, es kommt zufällig und absolut neutral selektiert. Auch Mehrfachleid ist inbegriffen. -> Ein ideales Argument, es als göttliche Prüfung zuzulassen, denn nur er selbst ist unbestechlich, seriös und neutral.

          Und zum Abschluss dazu:
          Zitat von helmut (i) Beitrag anzeigen
          Bemerkenswert finde ich die Gedanken von Schorschel.

          Ist es denkbar, dass die Psyche in schweren Krisen leistungsfähiger ist als der Verstand?

          Kann es sein, dass das Unterbewusstsein Kräfte entwickelt und Impulse aktiviert, die vorher nicht machbar erschienen?

          Kommen hier verborgene Instinkte an die Oberfläche, die neue Strategien zur Bewältigung eröffnen?

          Wird hier ein Ur-Vertrauen geweckt, welches der Volksmund mit den Worten umschreibt: "Die Hoffnung stirbt zuletzt!"?
          Ja, die Psyche ist leistungsfähiger!
          Ja, das Unterbewusstsein hat diese Fähigkeit.
          Ja, wenn man in der Lage ist, es bewusst wahr zu nehmen und wenn man es schafft (alleine oder mit Hilfe), es zu reflektieren.
          Ja, natürlich. Insofern kann man darin einen "Sinn" formulieren.

          Aber leider bleibt da etwas mit einem sehr bitteren Beigeschmach. Nicht immer ist die Psyche leistungsfähiger als der Verstand. Nicht immer werden die richtigen Impulse entwickelt. Nicht immer schafft man es, sich selbst bewusst wahrzunehmen. Manchmal bricht die Psyche auch an der Aufgabe zusammen und beinflusst so den Verstand, dass sich alles verkehrt und alles noch so Schöne plötzlich weg ist und nur noch Negatives zählt. Ich habe damals irgendwie Glück gehabt. Irgendein Rest war noch vorhanden, den Suizid nicht erfolgreich zu gestalten.
          In der Klinik habe ich eine Mitpatientin Kennnen gelernt, deren Probleme sich in der Depression ähnlich geäußert haben wie bei mir, die lange vor dem Worstcase sich in Behandlung begab. Sie war aber nicht bereit, dies auch komplett "offen" zu thematisieren. Wir wurden aufgrund einer gewissen "Seelenverwandschaft", was immer das auch ist, Freunde, hatten sehr viele Gespräche, verstanden die andere Situation besser als die eigene, konnten uns gegenseitig viele Ratschläge geben, waren aber nicht bereit, sie auch so anzunehmen. Allerdings in den Zugeständnissen, was man wirklich von sich preis gibt, war es eher einseitig von mir bestimmt. Innerhalb eines Jahres nach Entlassung aus der Klinik (psychisch angeblich stabilisiert, in weitergehende Therapie) hatte Dorothea drei Rückfälle, alle manifestiert in einem praktizierten Suizid: Tabletten überlebt, Pulsadern überlebt, Aufhängen nicht überlebt. Ihr Grundproblem: Schuldgefühle, versagt zu haben. In der Ehe, in der Erziehung, im Beruf, also überhaupt!
          Ich habe sie jeweils nach den gescheiterten Versuchen im Krankenhaus besucht, versucht, ihre Intention zu verstehen und ihr eine andere Auffassung von ihren Problemen zu geben. Wir haben uns auch noch zu anderen Anlässen getroffen und geredet. Selten haben wir telefoniert. Ich habe feststellen müssen, dass man an eine Person nicht herankommt, wenn die Depression so tief steckt. Man hofft dann nur, dass es die Person selber schafft. Oder man schütz die Person vor sich selber. Unsere Gesellschaft ist diesbezüglich sehr vorsichtig. Dorothea hat es nicht geschafft. Ich habe eine zeitlang mit den Ärzten und ihrer Familie gehadert, ihnen sogar massive Vorwürfe gemacht. Ich konnte nicht zu ihrer Beerdigung gehen, weil mich das Umfeld so kurz nach dem Tod selber wieder depressiv gemacht hat. Ich habe eine sehr lange Zeit mir mir selber gehadert, weil ich den Zugang zu Dorothea nicht geschafft habe. Bis ich irgendwann verstanden habe, dass es Dorotheas Weg war, aus ihrem Konflikt zu kommen. Auch wenn er tragisch war, vielleicht unnötig, so war er doch durch sie selbst bestimmt. Egoistisch und ohne Schuldgefühle.

          Wenn man wie ich an diesem Rand gestanden hat, wenn man wie ich diese Tragik unmittelbar erlebt hat, dann beschäftigt man sich unwillkürlich immer wieder damit, ob der Verstand ausreicht, es zu begreifen. Ich verstehe dies alles als ein Prozess, mit mir selber und meiner Situation, aber auch mit meinen Mitmenschen und deren Situationen klarzukommen. Ich kann mich da nur wiederholen: Ich muss lernen, dies zuzulassen.

          Viele liebe Grüße

          Detlev

          P.S. Wenn Dich die obigen Ausführung weitergehend interessieren, können wir ja auch gerne telefonieren.

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            #35
            Zitat von Detlev vK Beitrag anzeigen
            Ich glaube, dass wir ein rein zufälliges Produkt im Universum sind: das Universum selbst (also auch der Zeitpunkt des Urknalls), unsere Galaxie, unser Sonnensystem, die Planeten, die Erde, das Leben an sich auf ihr und natürlich auch wir Menschen. Insofern gibt es auch für uns Menschen keinen höheren Sinn außer das wir uns Vermehren wollen. Und ohne eine sinnhafte Erklärung ist jede Entwicklung in der Natur zulässig.
            Hallo Detlev,

            von dem auf Gran Canaria lebenden Raimund Trieschmann (90) habe ich vor einiger Zeit den u.a. Link bekommen. Ich meine es könnte zu Deinen o.a. Gedanken (Ausführungen) passen.

            Alles Gute!
            Horst

            Die Evolution des Universums
            von Dipl. Ing. Raimund Trieschmann

            Warum geschieht was? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Menschheit seit Tausenden von Jahren. Ursprünglich hatte man an eine überirdische (Viele-)Götter-Welt geglaubt, die mehr oder weniger stark in die Vorgänge der irdischen Welt eingreift. Mit den zunehmenden Erkenntnissen der Naturwissenschaften konnten viele Naturerscheinungen durch das gesetzmäßige Wirken von Kräften erklärt werden. Gott zeigt sich für den modernen Menschen von heute nur noch in naturwissenschaftlich nicht erklärbaren Wundern und in der Gottgläubigkeit vieler Menschen in den verschiedenen Religionsgemeinschaften.

            In der modernen Naturwissenschaft kommt Gott nicht vor. Als Ersatz wird nach einer vollständigen Theorie - die „Weltformel“ – ohne philosophischen Bezug gesucht, die sämtliche Erscheinungen fehlerfrei erklären soll. Diese Theorie muss in der Lage sein, die bereits existierenden Teil-Theorien vom Kleinsten (den Elementarteilchen) bis zum Größten (dem Universum) zu ersetzen. Bis heute ist das nicht gelungen. Auch die Versuche durch die Einführung einer mehrdimensionalen Welt in die Physik führten bisher nicht zum gewünschten Ergebnis. In der Astronomie werden zur Erklärung der Bewegungen die „dunkle Materie“ und die „dunkle Energie“ als vorhandene Existenzen behauptet, ohne dass dafür bisher ein Nachweis gelungen ist.

            Alle diese Erklärungsversuche sind zum Scheitern verurteilt. Die Welt lässt sich nicht begreifen, indem man das Wirken eines personalisierten Gottes als Schöpfer mit gelegentlichen Eingriffen in die naturgesetzlichen Abläufe durch Wunder unterstellt oder fantastische Theoriegebäude errichtet, die bei neu festgestellten Erscheinungen immer wieder durch fragliche „Reparaturen“ verändert werden müssen.

            Weiter:
            http://dasuniversuminformeln.npage.de/

            Kommentar


              #36
              Lieber Detlev,

              das Ausmaß an Lebenserfahrungen, auf die Du zurückblickst, wird mit jedem Deiner Beiträge offensichtlicher, und es ist unmöglich, auf all das an diese Stelle einzugehen. Ich möchte deshalb nur wenige Anmerkungen machen.

              Du schreibst...

              Tief in mir bleibt die große Angst, in diese "unreflektierte" depressive Situation zurückzukommen.
              In diese Situation wirst Du m.E. nicht mehr kommen. Warum glaube ich das?

              Du gebrauchst mehrfach das Wort "Grübeln". Grübeln bedeutet das Herumdenken auf immer denselben Themen - im Kreisverkehr, im Hamsterrad, bis zur Erschöpfung, ohne am Ende auch nur einen einzigen Zentimeter weitergekommen zu sein. Daran bist Du fast verzweifelt, und auch Deine Depressionen waren eine Reaktion der Psyche auf Dein Rumgrübeln im Hamsterrad.

              Heute bist Du weiter - jeder Deiner Beiträge zeigt das. Du weißt, dass Du Deine Ängste, Instinkte etc. zulassen musst. Es gibt bekanntlich nicht nur eine Wahrheit, und die Psyche sortiert und manipuliert, für welche Wahrheit sich der Verstand letztlich entscheidet. All das ist Dir klar, auch wenn Du manchmal noch so tust, als könntest Du mit dem Kopf kontrollieren und strategisch planen.

              Mach' einfach genauso weiter wie in der letzten Zeit. Wenn Du ein Umfeld hast (Familie, Freunde), das Dir dabei hilft, wäre das toll.

              Ein "höheres Wesen" wird Dir wohl kaum helfen können, was es so etwas nach meiner Überzeugung nicht gibt. Ich bin Anhänger der These "Der Mensch schuf Gott nach seinem Bilde", und seit Tausenden von Jahren haben Religionen auf der ganzen Welt mit repressiven Techniken die Ängste der Menschen geschürt und im Namen des Glaubens teil Unvorstellbares angerichtet - bis in die heutige Zeit. Aber das ist ein anderes Thema...

              Nochmals: Weiter so!! und alles Gute!!

              Schorschel

              Kommentar


                #37
                Lieber Horst, lieber Schorschel,

                herzlichen Dank für Eure Beiträge.

                @Horst
                Das PDF-Dokument "Die Evolution des Universums" habe ich mir sofort heruntergeladen und werde es in den nächsten Tagen intensiv lesen (habe noch etwas Urlaub), in der Tat, solche Literatur interessiert mich sehr. Also vielen Dank für diesen Hinweis.

                @Schorschel
                Mir bleibt einfach nur Danke zu sagen, für den Mut den Du mir durch Deine Einschätzung machst. Meine Familie und mein Umfeld hilft mir sehr, an erster Stelle meine liebe Frau. Insofern stimme ich Dir zu, die Voraussetzungen stabil zu bleiben dürften sehr gut sein.

                Euch beiden, aber auch allen anderen hier im Forum Alles Gute

                Detlev

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                  #38
                  Hallo Detlev,

                  ein lieber Freund schickte mir den Link zur Online-Version von "Laotse Tao te king" - Das Buch vom Sinn und Leben -, was sehr gut zu diesem Thema passt.
                  German Internet edition of the Richard Wilhelm translation of 'Tao te king'


                  Herzliche Grüße
                  Heribert

                  Vollständige PK-Historie seit 2005 bei
                  myProstate.eu
                  Menschen sind Engel mit nur einem Flügel.
                  Sie müssen sich umarmen um fliegen zu können.



                  (Luciano de Crescenzo)

                  Kommentar


                    #39
                    Zitat Detlev:
                    Zunächst einmal wichtig: keine Hirnmetastasen, alles andere ist nebensächlich. Jetzt bin ich einfach nur froh, ...

                    Hallo Detlev,
                    da atmet man erleichtert auf. Kenne diese Gefühle. Vor fünf Jahren hatte sich der Verdacht, ich sei bereits im finalen Krebsstadium, ebenfalls als nicht zutreffend herausgestellt:


                    Zitat Detlev:
                    Schon 1984 wurde meine Exfrau schief angesehen, weil sie unsere Tochter Mareike weit mehr als ein halbes Jahr gestillt hat und selbst aus ihrer Familie wurde sie später mehrfach dazu aufgefordert, dieses "unnatürliche" Verhalten aufzugeben. Aus meiner Sicht ist dies eine völlige Sinn-Verkehrung, in unserer Gesellschafft durch massive lobbyistische Medienmanupulation entstanden.

                    etwas Wesentliches hast Du selbst erkannt: „Aus meiner Sicht ist dies eine völlige Sinn-Verkehrung ...“

                    Deshalb widerstehe ich weiterhin der Versuchung, Ratschläge zu erteilen.
                    Erfahrungsaustausch, besonders mit Andersdenkenden bereichert mich. Danke, dass Du uns an Deiner inneren Welt teilhaben lässt.

                    Zitat Detlev:
                    Es ist schon irgendwie komisch: der PCa-Befund ist dramatisch, es häufen sich da ein paar Sachen, aber körperlich geht es mir gar nicht so schlecht.

                    Möge es noch lange so bleiben bzw. besser werden (siehe den taufrischen, ermutigenden Beitrag von Hans-J. Lebensverlängerung durch Tumorlastsenkung - nicht unmöglich) wünscht Dir

                    GeorgS

                    ++++++++++++++++++++

                    @ Hallo Horst
                    Vorweg:
                    Bin befreundet mit „lupenreinen“ Atheisten.
                    Es fällt mir aber schwer, Ausführungen zu folgen, die bereits im Vorspann mit falschen Aussagen beginnen: „In der modernen Naturwissenschaft kommt Gott nicht vor.“ Eine Reihe von Wissenschaftlern widersprechen dieser Behauptung.

                    Wenn Dipl. Ing. Raimund Trieschmann andere Wissenschaftler reihenweise als Irrende apostrophiert und offenbar selbst eine Aussage Max Plancks – den er in den Kreis der Erleuchteten aufgenommen hat - ignoriert:
                    „Nichts hindert uns, die beiden überall wirksamen und doch geheimnisvollen Mächte, die Weltordnung der Naturwissenschaft und den Gott der Religionen miteinander zu identifizieren. Leben gehorcht den gesamten Gesetzen der Physik. Nichts ist dem Zufall überlassen!“

                    dann verliere ich die Lust weiterzulesen. Dennoch habe ich mir den Rest „diagonal“ angetan. Will aber dieses Werk in Detlevs Thread nicht diskutieren.
                    Bei www.myProstate.eu ist meine Geschichte hier einsehbar.

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                      #40
                      Zwischenbericht

                      Hallo Forum,

                      schon wieder ist ¼ Jahr vergangen, Zeit, über das zu berichten, was in der Zwischenzeit geschehen ist:

                      Die Taubheitsgefühle in der rechten Gesichtshälfte sind seit Anfang Mai vollständig verschwunden, die Kortison-Therapie war also erfolgreich. Nach wie vor: Ursache nicht bekannt.

                      Am 14.02.2011 habe ich mit der 2. Therapiephase der IADT begonnen, Ausgangs-PSA interpoliert war 12,7 ng/ml (7.2. - ab da zwei Wochen Flair-Up vorbereitung mit 100 mg Bicalutamid täglich), am 14.2. selbst war der PSA bei 8,1 ng/ml.
                      Zunächst versuche ich es mit der ADT1 (Leuprone), die erste Messung nach 1 Monat ergab PSA = 4,2 ng/ml, Testosteron = 0,03 ng/ml, die zweite Messung am 9.5. ergab PSA = 2,6 ng/ml und Testoseron = 1,1 ng/ml. Der Verlauf ist nicht ganz befriedigend, der PSA-Abfall könnte höher sein, und der Wierderanstieg vom Testosteron gefällt mir gar nicht. Am 20.6 sind die nächsten Messungen, wenn dort nicht deutlich andere Ergebnisse zustande kommen, dann Wechsel des LHRH (auch auf GnRH möglich), dazu dann Umstieg auf die ADT2 (mit Bicalutamid) oder ADT3 (zusätzlich noch 5-α-Reduktase-Hemmer).

                      Die HWS-Problematik wird immer schlimmer (temp. Taubheit in den Fingern, Schmerzen). Nach Konsultation der Neuro-Chirurgen des UKM wurden weitere Untersuchungen anberaumt:
                      Anfang April neuerliches MR-t (mit Kontrasmittel), da der sich verschlechternde Zustand nicht mit den Bildern aus 12/2010 erklären ließ. Ergebnis: 4 Bandscheibenvorfälle zwischen HWK 3 und HWK 7, Nervenwurzelausgänge C7 (HWK 6/7) und C8 (HWK 7/BWK 1) beidseitig eingeengt. Zusätzlich zeigt die Kontrasmittelaufnahme einen "leuchtenden" HWK 7. Seitdem habe ich Angst, dass der Wirbel erneut brechen könnte.

                      Die Neuro-Chriurgie veranlasste dann weitere Untersuchungen (Therapien):
                      20.04. Myelographie, ziemlich schmerzhafte Kontrasmittelinfiltration unter Röntgenkontrolle in den Duralsack (Lendenwirbelsäule) des Rückenmarks, anschließend Röntgenaufnahme der HWS und CT von der HWS
                      --> Ergenis: Nervenausgangsverengungen bestätigt, dazu Verdacht, der Bandscheibenvorfall bei HWK 6/7 könnte auch die Ursache sein, zur Aklärung
                      27.04. 1. PRT des C8 (Periradikuläe Schmerztherapie, unter Röntgenkontrolle Spritze direkt an den betroffenen Nerv) --> Ergebnis negativ
                      05.05. 2. PRT des C7 --> Ergebnis positiv, für ca. 5 Tage fast schmerzfrei
                      19.05. 3. PRT wieder C8 --> Ergebnis wieder negativ
                      geplant für nächste Woche: 4. PRT des C7, erhofft Bestätigung der 2. PRT

                      Zwischenzeitlich am 17.05 Knochenszintigramm (Bild2) und SPECT-CT des Oberkörpers (Bild3), um zu beurteilen, ob der HWK 7 noch genügend Stabilität aufweist.
                      --> Ergebnis: Kein Hinweis auf Progress bei ausgedehnter, multifokaler ossärer Metastasierung. Erstmals werden explizit Femurköpfe bds. (Oberschenkelhals) und die unteren HWS und die BWS beschrieben, bildlich war dies schon immer erkennbar, z.B. für HWK 7: "Der 7. Halswirbelkörper zeigt eine ausgedehnte fokale Knochenstoffwechselaktivierung und Mehrsklerosierung. Ähnliche Veränderungen auch rechtsbetont im 6. Halswirbelkörper, hier Mehrsklerosierung und kleinste, randsklerosierte Osteolyse. Diese Veränderungen sind als metastasensuspekt einzustufen."

                      Was gut ist, die Nervenausgänge sind von der Metastasierung nicht betroffen.

                      Zunächst wird jetzt die 4. PRT abgewartet, dann wird nach unserem Urlaub am 23.6 mit dem für mich zuständigem leitendem Oberarzt die genau OP besprochen, insbesondere auch, ob der HWK 7 aufgrund seiner Metastasierung soviel an Stabilität verloren hat, dass er entfernt werden muss. Ich hoffe, die OP selbst kann dann eine Woche später stattfinden.

                      Am 4.6. fahren wir in den Urlaub, dann wird 2 Wochen lang nicht an PK und marode Knochen gedacht.

                      Viele Grüße

                      Detlev
                      Zuletzt geändert von Gast; 29.05.2011, 15:11. Grund: MR-T bild entfernt, Bild wird nicht angezeigt

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                        #41
                        Lieber Detlef,

                        offenbar wagt sich keiner dir etwas Sinnvolles zu sagen. Ich versuche es trotzdem, bewußt sachlich.

                        Am 14.02.2011 habe ich mit der 2. Therapiephase der IADT begonnen,
                        Aufgefallen ist mir deine vorgeschaltete Kortison-Therapie - gegen Neuropathie - Kortison reguliert auch sehr stark das Testosteron herunter. Somit hätte dein Uro auch das Flair up mit Casodex sich ersparen können.

                        Ob Androgen ( Casodex ) hier evtl. noch kontraproduktiv wirkte, ist nun müßig zu diskutieren. Aber die Erfahrungen erhärten diese These. ( temporärer Effekt )

                        Aufgefallen ist mir die sehr umfangreiche Diagnostik zur Entwicklung deiner metastasierenden HWK, BWK mit oder ohne Komprimierung der Nervenbahnen. Aber was ist die Konsequenz?
                        Wurde neben der chirurgischen Stabilisierung auch einmal an eine Samarium 153 Therapie gedacht?

                        Wenn nicht, würde ich mich aber sofort darum bemühen, ebenso wie zur weiteren Vermeidung von HWS Brüchen an eine palliative RT der vordringlichsten Stellen durchsetzen.
                        Hier kannst du die neue Info im BPS sehr gut gebrauchen. ( Samarium 153, )

                        Freundliche Grüsse
                        Hans-J.
                        Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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                          #42
                          Knochenmetastasen / Samarium 153 - Theaspie

                          Hallo Hans-J,

                          vielen Dank für Deinen Hinweis.

                          Folgende Anmerkungen / Korrekturen:
                          Ich wurde nicht gegen Neuropathie behandelt. Die Läsion im Stammhirn, die den teilwesien Nervenausfall des Trigeminus verursacht hat, ist eindeutig nachgewiesen. Da sich Hirnmetastasen und Neurosarkoidose nicht bestätigt haben, auch sonst keine Anzeichen auf eine anders geartete Infektion vorhanden waren (alle Parameter waren negativ), aber die Anzahl der Entzündungszellen im Liquor signifikant deutlich erhöht war, blieb nur "unbekannte" Entündung und damit dann Verdacht auf "autoimmun". Eine Kontrolle der Läsion muss nach meinem Urlaub noch gemacht werden.

                          Es ist gut möglich, dass sich Kortisontherapie und Hormontherapie gegenseitig beeinfusst haben. Es würde erklären, warum so schnell nach Beginn der Therapie der Testo-Wert so weit unten war und jetzt im Mai wieder deutlich höher ist. Bleibt also die nächste Messung abzuwarten.

                          Samarium 153:
                          Die Kribbelparäsien in den Fingern, die zeitweisen Taubheitsgefühle dort sowie die Schmerzen in der linken Hand, im Arm bis hoch zur Schulter sind anhand der Röntgenbilder (MR-t und Myelographie) durch die eingeengten Nervenausgänge (Neuroforamina) und durch Bandscheibenvorfälle bedingt und
                          auch nach Ansicht der Neurochirurgen nur durch eine OP zu beheben. Die umfangreiche Diagnostik diente alleine der Feststellung, an welcher Stelle die OP stattfinden muss.

                          Da ich mich ungern jetzt an der Bandscheibe operieren lasse, um irgendwann später festzustellen zu müssen, der Bereich um den HWK 7 muss stabilisiert werden, sollte halt noch vor der OP eindeutig abgeklärt werden, ob es nicht ratsam ist, den HWK 7 jetzt schon zu entfernen (auszutauschen).

                          Da bei mir die Knochenmetastasen so gut wie keine Schmerzen verursachen (ab und zu an den Rippen beim zu starken Dehnen), wäre ein Schmerztherapie mit Samarium 153 jetzt noch nicht angezeigt, auch keine andere schmerzbedingte Strahlentherapie.
                          Da das Szintigramm in Verbindung mit den Voraufnahmen keine Progression zeigt, scheint auch die Hormontherapie in Verbindung mit Zometa und hoher Calziumeinnahme zunächst auszureichen. Erfahrungen zur Lebenszeitverlängerung bei gleichzeitiger Hormon- und Radionukleidtherapie liegen ja leider nicht vor.

                          Richtig ist, dass ich unter Umständen bruchgefährte Gebiete bestrahlen lassen muss (wie ja schon Ende 2009 an Lendenwirbelsäule und r. Oberarm geschehen). Allerdings scheint der HWK 7 durch die Metastasen und seinem vorherigen Deckplatteneinbruch so marode, dass eine Strahlenttherapie keinen Einfluss mehr auf die grundsätzliche Stabilität haben dürfte (meine Einschätzung der Bilder, wer an eigenen Spekulationen interessiert ist, schickt mir bitte eine PN, ich schicke dann ein paar Aufnahmen von dem Wirbel zurück). Zudem dürfte eine Bestrahlung vor der OP diese hinfällig werden lassen (schlechte Heilungsbedingunen). Nur wenn von Seiten der Ärzte die Stabilitätsgefährdung ausgeschlossen ist, werde ich im Anschluss an die OP mit den Onkologen und den Strahlentherapeuten besprechen, ob nicht die Bestrahlung der Hals- und Brustwirbelsäule angezeit ist, um eine spätere Bruchgefährdung zu minimieren. Dabei müsste dann alternativ auch über Samarium 153 oder gar Alpharadin nachgedacht werden.

                          Ich hoffe, ich konnte meine Gedanken soweit verifizieren.

                          Frage:
                          Ob Androgen ( Casodex ) hier evtl. noch kontraproduktiv wirkte, ist nun müßig zu diskutieren. Aber die Erfahrungen erhärten diese These. ( temporärer Effekt )
                          Ich dachte, Casodex (Bicalutamid) ist ein Rezeptorblocker und hat mit der Testo-Produktion wenig bis gar nichts am Hut?

                          Viele Grüße

                          Detlev

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                            #43
                            Hallo Detlef,

                            deine Gedanken hast du klar formuliert. In Bezug von Samarium möchte ich noch anmerken, dass die Zulassung zwar als palliative Schmerztherapie angesehen wird, aber auch eine Tumorlastsenkung deiner Metastasen sind durchaus gegeben.

                            Insoweit wäre es allemal ein Versuch wert, sich damit einmal frühzeitig auseinanderzusetzen. Auch wenn sich dein Blutbild danach - temporär - verschlechtert, dürften die NW sehr überschaubar sein. Bei Alpharadin werden die NW stärker sein.

                            Ich dachte, Casodex (Bicalutamid) ist ein Rezeptorblocker und hat mit der Testo-Produktion wenig bis gar nichts am Hut?


                            Ließ selber und ziehe die nötigen Schlüsse für den Fall, dass dein Testosteron nicht den Kastratbereich erreichen sollte, oder weiter ansteigt.

                            Der hypersensitive Androgenrezeptor
                            (hypersensitive pathway)

                            Die sog. Androgeninsensitivität oder Androgenresistenz sind klinisch definierte
                            Begriffe, die suggerieren, dass die Funktion des Androgenrezeptors (AR) erlischt
                            und die Tumorzellen ihre ursprüngliche Androgenabhängigkeit einbüßen. Dieses
                            Konzept muss im Licht der modernen Grundlagenforschung revidiert werden.

                            Nicht der Verlust sondern vielmehr die Zunahme der Funktion (gain of function)
                            des AR dominiert das hormonrefraktäre Tumorstadium. Die Überexpression des AR ist eine der wichtigsten, bis heute bekannten Ursachen für die Entstehung der Androgenresistenz. Das hormonrefraktäre Prostatakarzinom (HRPCa) besitzt nicht nur den AR, sondern zeigt im Vergleich zum hormonabhängigen Tumorstadium eine Überexpression des AR.

                            Dadurch werden die Tumorzellen hypersensitiv gegenüber den residualen Androgenen nach chemischer oder chirurgischer Kastration.

                            Diese Tumoren sind deshalb weder androgeninsensitiv, noch androgenresistent,
                            sondern vielmehr resistent gegenüber der Form des Androgenentzugs, die über die
                            chemische oder chirurgische Kastration erzielt wird.


                            Das aber nur für den Fall, wenn dein Testo. nicht herunterkommen sollte. Dein Urologe wird dann sicherlich die ergänzenden Mittel haben.

                            Antiandrogene (Flutamid, Bicalutamid)
                            ihre antagonistische Wirkung verlieren und im Gegenteil den AR
                            stimulieren statt ihn zu blockieren


                            Funktionierender Androgenentzug reduziert den Testosteronspiegel im Blut zwar um 95%, die DHT-Konzentration im Tumorgewebe fällt aber nur um 60%.

                            Ich hoffe, du nimmst das nicht als Belehrung, sondern als ein Hinweis um frühzeitig deine I- ADT erfolgreich werden zu lassen.


                            Hierzu begleiten dich meine besten Wünsche.
                            Hans-J.
                            Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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                              #44
                              Hallo Hans-J.,

                              Ich hoffe, du nimmst das nicht als Belehrung,
                              Nein, keinesfalls. Ich schreibe und berichte von mir, weil ich etwas lernen und erfahren möchte. Jeder Hinweis ist willkommen.

                              Meine Frage ist vielleicht missverständlich gewesen: Was ich im Zusammenhang mit Deinen Ausführungen erfragen wollte ist, ob Bicalutamid (Casodex) unmittelbar senkend auf die Testosteron-Produktion wirkt? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass dies nicht der Fall ist und im Zusammenhang mit der ADT1 als Rezeptorblocker der durch das LHRH anfänglich ausgelösten erhöhten Testosteronproduktion entgegen wirken soll (wie Androcur), damit der hormonabhängige Tumor zu Anfang nicht noch zusätzlich "Nahrung" bekommt.

                              Dass in diesem Zusammenhang die entzündungsbedingte Kortisontherapie die Bicalutamid-Gabe unter Umständen überflüssig machen soll, ist mir neu (war mein erstes Zusammentreffen mit langer Kortisongabe, dazu kam ja auch, dass ich mich in der Therapiepause befand und eigentlich noch hoffte, die Pause könnte sich noch etwas länger gestalten).
                              Aber es ist ein sehr guter Hinweis von Dir, den ich mit meinem Urologen bei der nächsten Zometa-Infusion bzw. mit meinen Onkologen vom UKM mal besprechen werde. Denn da liegst Du mit Sicherheit völlig richtig: ich werde bei meiner Ausgangslage eine sehr sensibel gestaltete Hormontherapie brauchen, um möglichst viel Überleben herausholen zu können.

                              Die moderne Sichtweise zu
                              Der hypersensitive Androgenrezeptor
                              (hypersensitive pathway)
                              ist mir bereits bekannt, habe auch schon viel dazu gelesen. Ich habe darüber auch schon mit den Onkologen im UKM gesprochen und vereinbart, die ganze Palette der Möglichkeiten auszuschöpfen, um möglichst lange im Bereich der Hormontherapie bleiben zu können. Und da mein Urologe immer auch bereit ist, mit mir und den Onkologen über diese Dinge zu diskutieren, bin ich zurzeit jedenfalls geneigt zu glauben, dass ich mich "in guten Händen" befinde. Was nicht heißt, dass ich mich auf deren Ansichten verlassen will. So ist das Ergebnis,, schon so früh intermittierend nach der ersten ADT-Phase (nur 12 Monate) in die Therapiepause zu gehen, meinen eigenen Überlegungen geschuldet.
                              Dass die mich betreuenden Ärzte meiner Vorstellung nicht wirklich widersprochen haben, obwohl sie mich schon auf ein gewisses Risiko aufmerksam gemacht haben, zeigt mir Zweierlei: Ich kann meinem Lernprozess in Bezug auf meine Krankheit und damit meiner Meinungsbildung in gewisser Hinsicht trauen. Und zweitens, ich denke, das ich mit den aktuellen Ärzten, die mich beraten, sehr zufrieden sein kann: sie wissen, dass ich mit mir etwas "experimentiere", sie wissen aber auch, dass dieses "Experiment" nicht zu exotisch ist und dass es gute Ergebnisse bringen könnte. Von sich aus hätten sie es mir so nicht empfohlen, da sie dies wohl auch um das Wissen als "experimentelle Variante" hätten nicht tun dürfen (tatsächlich hatten sie mir vorgeschlagen, die erste Phase der ADT noch mindesten 6 Monate fortzuführen bzw. innerhalb dieser Zeit erst dann die Pause zu starten, wenn der PSA-Wert wieder ansteigen würde).

                              Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich mich nicht mehr so richtig auf alle Baustellen gleichzeitig konzentrieren kann (will?). Ich spüre für mich immer mehr auch den Wunsch, den Krebs in mir für eine gewisse Zeit einfach nicht beachten zu wollen - Betonung liegt auf "wollen", zurzeit schaue ich schon noch sehr akribisch hin, zudem Hitzewellen und Schweißausbrüche alle 1-2 Stunden automatisch an ihn erinnern. Und so werde ich, sofern die OP Ende Juni/Anfang Juli doch größer ausfallen sollte, mich sehr viel darum kümmern, den orthopädischen Teil möglichst schnell abhaken zu können und in den normalen Alltag zurückkehren zu können.

                              Ich glaube, viele Schwerbetroffene werden mir zustimmen: so etwas wie gestern Abend, als meine Frau und ich mit einem Teil unserer Kindern und deren Anhang im GOP-Varietè-Theater in Münster 240,- € gelassen haben und begeistert der Show gefolgt sind; dieses angenehm Kurzweilige; drei dahin fliegende Stunden; mit offenem Mund staunen, beherzt ob der amüsant, witzig, ja sogar komödiantisch dargebotenen Showteile zu lachen, hilft unglaublich intensiv, vielleicht sogar mehr als gutes, der Psyche helfendes Medikament in diesem Augenblick, und manchmal wünsche ich mir einfach, dass der in solch einem Besuch implizierte unbeschwerte Zustand doch sehr viel länger andauern möge.
                              Andererseits kann ich aber auch mit diesem Zustand schon sehr zufrieden sein: mich für eine gewisse Zeit fallen lassen zu können, das musste ich richtig lernen und üben. Und ich bin meiner Familie und meinem restlichen Umfeld sehr dankbar dafür, da sie größtenteils "normal" mit mir umgehen.

                              Lieber Hans-J., vielen Dank für Deine guten Wünsche, überhaupt vielen Dank dem Forum, fürs Zuhören (besser "Zulesen"), für die Ratschläge, für die Diskussionen, und in vielen Momenten auch fürs Aufgefangen werden.

                              Detlev

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                                #45
                                Hallo Detlef,

                                zuerst zu deinen Anmerkungen:

                                Meine Frage ist vielleicht missverständlich gewesen: Was ich im Zusammenhang mit Deinen Ausführungen erfragen wollte ist, ob Bicalutamid (Casodex) unmittelbar senkend auf die Testosteron-Produktion wirkt? Ich bin bisher davon ausgegangen, dass dies nicht der Fall ist und im Zusammenhang mit der ADT1 als Rezeptorblocker der durch das LHRH anfänglich ausgelösten erhöhten Testosteronproduktion entgegen wirken soll (wie Androcur), damit der hormonabhängige Tumor zu Anfang nicht noch zusätzlich "Nahrung" bekommt.
                                Hier bist du absolut richtig, das flare up Syndrom sollte vermieden werden, besonders beim metast. PCa.
                                jedoch war dein Testo. unten nach Kortison.

                                Dass in diesem Zusammenhang die entzündungsbedingte Kortisontherapie die Bicalutamid-Gabe unter Umständen überflüssig machen soll, ist mir neu (war mein erstes Zusammentreffen mit langer Kortisongabe, dazu kam ja auch, dass ich mich in der Therapiepause befand und eigentlich noch hoffte, die Pause könnte sich noch etwas länger gestalten
                                Wenn der Testo. bei einer ADT nicht zufriedenstellend runtergeht, wird vielfach Dexamethason oder auch Decortin verabreicht, damit soll der Testo. schnell unter die magischen 0,2ng/ml gefahren werden, damit auch der PSA schnell sinkt. Dexamethason ist nichts Anderes als Kortison. Das zu hohe Dosen Osteoporose fördern ist ja auch bekannt.

                                Dein schneller Wiederanstieg des PSA ist sicherlich deiner Tumorlast geschuldet, deshalb auch mein Vorschlag der RT.

                                Siehe auch hierzu Prof. Bonkhoff:

                                Mutationen des AR-Gensfficeffice" />
                                Sie finden sich in der Regel erst in den metastasierten Karzinomen (20–40%)
                                und im hormonrefraktären Tumorstadium und treten gehäuft in der Hormonbindungsdomäne des Androgenrezeptorgens auf. Bei bestimmten Punktmutationen entstehen sog. „promiske“ Rezeptoren, die anstatt Androgene
                                vorzugsweise andere Hormone (Östrogene, Gestagene, adrenale Androgene,
                                etc.) binden, die den AR auch ohne Androgene transaktivieren. Andere Punktmutationen verändern den AR derart, dass Antiandrogene (z. B. Flutamid)

                                ihre antagonistische Wirkung verlieren und den AR stimulieren anstatt ihn zu blockieren
                                Meine Einlassung mit den Anti-Androgenen geizig umzugehen, beruht auf eine weitere Option zum Zeitschinden, nämlich mit einer S-ADT= Sequentiellen Androgenblockade. Also mit einem Antiandrogen + alpha 5 Reduktasehemmer in kurzen Intervallen. z.B. 6 Monate + Pause + 6 Monate.

                                In Anbetracht deines GS von 3+4 - oder auch nach DNA - Zytometrie - geschätzt tetraploid, ist eine Rückführung der diploiden TZ, evtl. auch tetraploiden möglich und in der Literatur von Strum, Walch, Meyers nachzulesen. Diese Chance würde ich nutzen und nicht durch zu lange, durchgehende ADT der Transformation nach höher malign gelegenheit geben.
                                Das deine Metastasen bei einer frühen RT sehr sensibel sind, darfst du annehmen, jede weitere ADT fördert auch hier Resistenz.
                                Hier finde ich, wird von Seiten der Ärzteschaft sehr salopp mit der ADT umgegangen.
                                Danach ebenfalls sehr salopp die Chemo den Betroffenen angetragen.

                                Allerdings muss ich auch gestehen, dass ich mich nicht mehr so richtig auf alle Baustellen gleichzeitig konzentrieren kann (will?). Ich spüre für mich immer mehr auch den Wunsch, den Krebs in mir für eine gewisse Zeit einfach nicht beachten zu wollen.
                                Mit diesen Gedanken bist du nicht alleine, einfach einmal raus aus den Gedanken rund um das PCa und wieder Kraft schöpfen in Gesellschaft, Familie, Freunde und abschalten - auf andere Gedanken kommen - ist die Kunst. Jeder Betroffene versucht es und muß dabei seinen Weg finden um seinen Geist gesund zu halten. Der Körper kann dann folgen. Die positiven Mechanismen sind bekannt.

                                Zur Unterdrückung von Schweißausbrüche kann ich dir Sweatosan N Salbeitabletten empfehlen, beruhigen auch und fördern den Schlaf.

                                Viel Glück
                                Hans-J.
                                Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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