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Strahlen-Resistenz bzw. Strahlen-Sensibilisierung

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    #61
    Zitat von LowRoad Beitrag anzeigen
    Hier verlassen Sie den bisher sehr sachlich geführten Thread durch völlig aus der Luft gegriffene Behauptungen. Es mag ja sein, dass Sie das so sehen, aber es ist keinesfalls belegt!
    Zeigen Sie mir eine prospektive, randomisierte Studie, die einen Überlebensvortiel durch die Dosiseskalation Richtung 80 Gy zeigt.

    Die u.a. von mir eingebrachten Studien haben das krankheitsspezifische Überleben überhaupt nicht untersucht, da kann man doch nicht von "...nicht belegt..." reden!?
    Die 3 randomisierten Studien, die ich zitiert habe, haben sehr wohl das krankheitsfreie Überleben untersucht.
    Die darüber hinaus von Ihnen erwähnten Studien waren retrospektive Auswertungen, nicht randomisiert.

    Seit Einführung des PSA Wertes werden Therapieprotokolle durch einen zumindest 30%iger Abfall des PSA Wertes bemessen. Ist das Ihrer Meinung nach alles Humbug? Dann könnten wir die PSA Messungen ja einstellen!
    Nur in der palliativen Situation. Ein völlig anderer Kontext.

    Sind hier erste Rückzugsgefechte erkennbar?
    Keinesfalls. Aber vielleicht ist es wirklich so, eines Tages.
    Der Strahlentherapeut.

    Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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      #62
      Zitat von knut.krueger Beitrag anzeigen
      Ich habe eine Nachfrage, ob diese Studie alleine die Entscheidungsgrundlage für die Wahl von 74 Gy war. Gibt es keine randomisierten Studien für den Nachweis eines verbesserten Gesamtüberlebens oder Senkung des Rezidivrisikos bei der Strahlendosis von 74 Gy?
      Doch, es gibt eine.

      Kein Überlebensvorteil, nur Senkung des Rezidivrisikos.

      Allerdings war die Spättoxizität akzeptabel.
      Der Strahlentherapeut.

      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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        #63
        Hallo, alle Miteinander,

        Keinesfalls. Aber vielleicht ist es wirklich so, eines Tages.
        Dann wollen wir alle hoffen, dass eines Tages eine lange Distanz auf der Zeitachse hat.

        Bisher sind doch nahezu alle Threadteilnehmer sowohl in der Wortwahl als auch im Ausdruck moderat geblieben. Die gelegentlichen etwas scharfen Hinterfragungen sind doch nur einer gewissen Neugier und auch Bestätigung geschuldet, wenn Sie dabei besseres und aktuelles Zahlenmaterial haben. Letztlich verdanken wir es doch nur - Knut, LowRoad u.a. - das Sie es herausrücken.

        Es liegt doch in der Natur der Sache, dass nur die Anforderungen die Qualität der Aussage bestimmen.

        Nun zur Sache, wobei wir uns ja z.Z. nur auf Strahlenresistenz beziehen und @RuStra - als Initiator - sich Gedanken machen könnte - ob es sinnvoll wäre - für Strahlensensibilisierung einen neuen Thread aufzumachen.

        Es gibt also bei Strahlenresistenz - ausgelöst durch noch zu benennende oder zu vermutende Auslösefaktoren -

        ----die Erhöhung der Strahlendosis
        ----die Dosiseskalation einschl. Bost
        ----unterschiedliche Bestrahlungsformen

        die Rezidivfreiheit für eine bestimmte Zeitspanne - aufgrund von Studien - nachweisbar sind.

        Kein Überlebensvorteil, nur Senkung des Rezidivrisikos.
        1. 74 Gy ist der Kompromiss zwischen der Erkenntnis, dass 70 Gy nicht immer ausreichen und 80 Gy zu toxisch sein können.
        Es gibt eine sehr gute prospektive Studien (Münchner-Wien-Studie) zur Dosiseskalation, die gezeigt hat, dass 74 Gy nur wenig toxischer als 70 Gy sind
        Nun scheint es bei der Protonenbestrahlung wohl so zu sein, dass man offensichtlich höher ran geht.
        Höchste Rezidivfreiheit durch Protonenbestrahlung mit 82 Gy in Loma Linda bei niedrigsten Nebenwirkungen.
        Hierzu liegen von Knut keine Studien vor.

        Ich bitte um Korrektur, wenn meine Zusammenfassung eine Lücke oder ein Fehlen hat.

        Hans-J.
        Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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          #64
          Zitat von Daniel Schmidt Beitrag anzeigen
          Zeigen Sie mir eine prospektive, randomisierte Studie, die einen Überlebensvortiel durch die Dosiseskalation Richtung 80 Gy zeigt...
          Moment mal, ich möchte erst mal Beweise für die Behauptung:

          ...Es gibt keine randomisierte klinische Studie, die jemals gezeigt hat, dass 80 Gy mit IMRT weniger Rezidive als 74 Gy mit 3D produziert...
          Wo sind die Studien, die dies - auf lange Sicht - belegen?

          ...Die darüber hinaus von Ihnen erwähnten Studien waren retrospektive Auswertungen, nicht randomisiert...
          Doch: MRC-RT01, RTOG-0126, GETUG, Mount Vernon, UK (1997-2005), Dutch CKVO96-10, PROG 95-09, MD Anderson (1993-1998) alles randomisierte Studien!

          Beispielsweise:
          Dose-response in radiotherapy for localized prostate cancer: results of the Dutch multicenter randomized phase III trial comparing 68Gy of radiotherapy with 78Gy.
          RESULTS: Median follow-up time was 51 months...freedom from failure (FFF) was significantly better in the 78-Gy arm compared with the 68-Gy arm (5-year FFF rate, 64% v 54%, respectively), No significant differences in freedom from clinical failure (FFCF) or overall survival (OS) were seen between the treatment arms, ... There was no difference in late genitourinary toxicity ... grade 2 or more and a slightly higher nonsignificant incidence of late gastrointestinal toxicity of grade 2 or more.

          Nun könnte man sich natürlich wieder mal "...No significant differences in...overall survival..." halten und meinen, damit wäre bewiesen, dass das nichts bringt. Unseriös, denn nach 51 Monaten, das sind ja gerade mal 4 Jahre, ist da noch nichts zu erwarten! Das wird sich im Laufe der Zeit mit Sicherheit ändern und die FFF oder BCR wird den Patienten in eine Folgetherapie leiten, was selbst für das IQWiG als Indiz ausreichend wäre! Also das wäre KEIN BEWEIS, sonder bedeutet nur, dass man es (noch) nicht ermitteln kann.

          Interessant auch: "...There was no difference in late genitourinary toxicity..." wurde bisher bestritten.
          Who'll survive and who will die?
          Up to Kriegsglück to decide

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            #65
            nun führst Du Dich aber selbst ad absurdum
            Nun könnte man sich natürlich wieder mal "...No significant differences in...overall survival..." halten und meinen, damit wäre bewiesen, dass das nichts bringt. Unseriös, denn nach 51 Monaten, das sind ja gerade mal 4 Jahre, ist da noch nichts zu erwarten! Das wird sich im Laufe der Zeit mit Sicherheit ändern und die FFF oder BCR wird den Patienten in eine Folgetherapie leiten, was selbst für das IQWiG als Indiz ausreichend wäre! Also das wäre KEIN BEWEIS, sonder bedeutet nur, dass man es (noch) nicht ermitteln kann.
            Vergleich 68 Gy versus 78 Gy thread ging Eskalation nach 80 Gy und dann noch eine Phase III besser zu kommentieren und verstehen zu wollen als die Leiter die das Projekt summieren
            tz tz Thema verfehlt
            Gruss aus Tornesch
            Guenther
            SHG Prostatakrebs Pinneberg
            Dies ist die Ansicht eines Betroffenen und keine fachärztliche Auskunft
            Serve To Lead

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              #66
              Zitat von silver dollar Beitrag anzeigen
              ...tz tz Thema verfehlt
              aha, danke für diese wertvolle Info!

              Ich dachte es geht um "...3 Studien zur Dosiseskalation in Richtung 80 Gy...Alle diese Studien haben keinen Überlebensvorteil gezeigt..." Ich versuch's noch mal anders rum. Nach 5 Jahren sind keine signifikanten Unterschiede im krankheitsspezifischem Überleben zu erwarten, egal ob mal 78Gy oder 68Gy nimmt! Das hat die Studie gezeigt und dem habe ich nicht widersprochen. Diesen Sachverhalt in die Zukunft zu projezieren, das gibt die Studie nicht her! Würde man statt 4 oder 5 Jahre Nachbeobachtungszeit 15 Jahre nehmen, dann wäre das ganz anders. Verständlich?

              Aber ich habe natürlich noch mehr, bitte sehr:

              Pollack A. & Kollegen, MD Anderson Cancer Center 2010, Randomized, median follow-up of 9 years.
              CONCLUSIONS: Moderate dose escalation (78Gy vs. 70Gy) decreases biochemical and clinical failure as well as prostate cancer death in patients with pretreatment PSA >10 ng/mL or high-risk disease.

              Alles klar?
              Who'll survive and who will die?
              Up to Kriegsglück to decide

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                #67
                aha, danke für diese wertvolle Info!
                gerne
                Ich dachte es geht um "...3 Studien zur Dosiseskalation in Richtung 80 Gy...Alle diese Studien haben keinen Überlebensvorteil gezeigt..." Ich versuch's noch mal anders rum. Nach 5 Jahren sind keine signifikanten Unterschiede im krankheitsspezifischem Überleben zu erwarten, egal ob mal 78Gy oder 68Gy nimmt! Das hat die Studie gezeigt und dem habe ich nicht widersprochen. Diesen Sachverhalt in die Zukunft zu projezieren, das gibt die Studie nicht her! Würde man statt 4 oder 5 Jahre Nachbeobachtungszeit 15 Jahre nehmen, dann wäre das ganz anders. Verständlich?
                nein, Du dachtest maybe aber Du schriebst
                Nun könnte man sich natürlich wieder mal "...No significant differences in...overall survival..." halten und meinen, damit wäre bewiesen, dass das nichts bringt. Unseriös, denn nach 51 Monaten, das sind ja gerade mal 4 Jahre, ist da noch nichts zu erwarten! Das wird sich im Laufe der Zeit mit Sicherheit ändern und die FFF oder BCR wird den Patienten in eine Folgetherapie leiten, was selbst für das IQWiG als Indiz ausreichend wäre! Also das wäre KEIN BEWEIS, sonder bedeutet nur, dass man es (noch) nicht ermitteln kann.
                nicht ganz kongruent
                Aber ich habe natürlich noch mehr, bitte sehr:

                Pollack A. & Kollegen, MD Anderson Cancer Center 2010, Randomized, median follow-up of 9 years.
                CONCLUSIONS: Moderate dose escalation (78Gy vs. 70Gy) decreases biochemical and clinical failure as well as prostate cancer death in patients with pretreatment PSA >10 ng/mL or high-risk disease.

                Alles klar?
                nein geht zwar näher an das Thema nur wie willst Du die Ursprungsthematik mit Einschränkungen wie >10 ng/ml oder high risk desease definieren

                ich verstehe Deine Mühe nur zu dem Thema liegt m.E. keine voll abdeckende Studie vor
                Gruss aus Tornesch
                Guenther
                SHG Prostatakrebs Pinneberg
                Dies ist die Ansicht eines Betroffenen und keine fachärztliche Auskunft
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                  #68
                  Wenn die Strahlentherapie nicht mehr wirkt

                  Auf der Seite der Deutschen Krebshilfe kann man dieses nachlesen - wie es geht, dass Tumorzellen
                  immun gegen die Strahlen
                  werden.

                  Nun schiesst die Krebshilfe 325.000 Euronen in das Projekt der Uni Heidelberg, herauszufinden, wie man diese spezifische Abwehr der Tumorzellen gg. Bestrahlung überwinden kann.

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                    #69
                    Lieber Lowroad, ich verstehe Sie wirklich nicht...

                    Es gibt keine randomisierte klinische Studie, die jemals gezeigt hat, dass 80 Gy mit IMRT weniger Rezidive als 74 Gy mit 3D produziert
                    Es gibt keine Studie!
                    Die randomisierten Studien zum Vergleich 80 Gy vs. niedriger Strahlendosen haben alle 80 Gy mit niedrigeren Dosen als 74 Gy verglichen (meistens 68-70 Gy).


                    Doch: MRC-RT01, RTOG-0126, GETUG, Mount Vernon, UK (1997-2005), Dutch CKVO96-10, PROG 95-09, MD Anderson (1993-1998) alles randomisierte Studien!
                    1. Die Hälfte dieser Studien ist nicht abgeschlossen und nicht publiziert.
                    2. Die andere Hälfte hatte ich bereits im Beitrag #34 etwähnt.
                    Sie haben erst danach mit Beitrag #36 darauf geantwortet und zusätzliche retrospektive Studien gezeigt...


                    Interessant auch: "...There was no difference in late genitourinary toxicity..." wurde bisher bestritten.
                    Ich habe auch nicht über "late genitourinary toxicity" sondern über gastrointestinale Toxizität berichtet!
                    Der Strahlentherapeut.

                    Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                      #70
                      Würde man statt 4 oder 5 Jahre Nachbeobachtungszeit 15 Jahre nehmen, dann wäre das ganz anders.
                      Das ist eine VERMUTUNG.
                      Wenn man wissenschaftlich arbeiten möchte, muss man diese 15 Jahren abwarten und erst dann wieder die Studie auswerten.
                      Jetzt schon das Ergebnis der Studie 10 Jahre später vorauszusagen ist unseriös.
                      Dann brauchen wir gar keine Studien zu machen. Jeder von uns stellt eine These aus und vermutet mal ihre Aussage.

                      Der andere relevante Punkt ist, inwiefern ein Überlebensvorteil nach 15 Jahren noch interessant/relevant ist.
                      Sie verpassen heute einem 70-Jährigen 80 Gy vermutend, dass er deswegen höhere Chancen hat, 15 Jahre später noch zu leben als mit 74 Gy: Wie wichtig ist das für den "normalen" 70-Jährigen?
                      Nach der Sterbetafel Deutschlands

                      ist es so, dass ein 70-Jähriger im Schnitt 13 Jahre noch zu leben hat.
                      Also ist es für mehr als die Häfte aller 70-Jähriger egal ob sie wegen der 80 Gy das Alter von 85 erreichen, die sind nämlich vorher schon tot (auch aufgrund anderer Ursachen).
                      Der Strahlentherapeut.

                      Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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                        #71
                        Zitat von Daniel Schmidt
                        Doch, es gibt eine.

                        Kein Überlebensvorteil, nur Senkung des Rezidivrisikos.
                        Es trifft zwar bei dieser Studie zu, dass die hohe Strahlendosis 74 Gy aber die Vergleichsdosis nur 64 Gy war (Diskussionsausgangsbasis war 70 Gy). Damit ist die Senkung des Rezidivrisikos nur bedingt bewertbar während die Nebenwirkungstoxizität natürlich als absolute Größe voll beurteilbar ist.
                        Zur Begründung der 3D mit 74 Gy verwenden Sie auch Begriffe wie Kompromiss und Erkenntnis also weit weg von Evidenz. Die insgesamt vorgestellte Datenbasis für die von Ihnen favorisierte 3D mit 74 Gy, um es einmal salopp zu sagen, „Haut einem auch nicht vom Hocker“ und rechtfertigt nicht das rigide Niederbügeln der neuen Verfahren wie IMRT, Protonentherapie, HDR (Bernhard A) wegen fehlender Evidenz aufgrund fehlender randomisierter Studien.
                        Wie Sie weiter ausgeführt haben, ist mit neuen randomisierten Studien auf dem Gebiet der Strahlentherapie für das PCa kaum zu rechnen. Wir alle wollen den Fortschritt, und deshalb sollten die Diskussionen weniger fundamentalistisch geführt werden, und Begriffe wie Kompromiss und Erkenntnis auch benutzt werden dürfen bzw. auch beachtet werden. Herr Zelefsky zeigt hier eine mögliche Vorgehensweise, vielleicht einen Ausweg aus dem bestehenden Dilemma.
                        Gruß Knut.

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                          #72
                          Die zitierte Studie von Zelefsky ist mir auch bekannt.
                          Jedoch ist das Follow Up lediglich bei 24 Monaten. Da kann man noch recht wenig über Nebenwirkungsraten sagen.

                          Ich stimme Ihnen jedoch zu. Wir sollen weniger dogmatisch sein.
                          Allerdings darf man auch die Qualität der Bestrahlung nicht vergessen.

                          In einem grossen Kongress vor ein paar Jahren, hat ein Kollegen Daten aus seiner Klinik zur IMRT bei ProstataCa mit 80 Gy dargestellt. Die Toxizitätsdaten waren sehr gut, wenig Spätnebenwirkungen.
                          Ich war positiv überrascht, dass jemand aus einer relativ kleinen Klinik so hoch mit der Dosis geht und die Daten so schön sammelt und auswertet.
                          Dann kamen jedoch die Fragen aus dem Publikum:

                          F: Was haben Sie als Zielvolumen definiert?
                          (Zielvolumen ist in der Strahlentherapie der Tumor + ein Sicherheitssaum der wegen der Lagerungsungenauigkeit und Organbewegung mitkalkuliert werden muss)
                          A: Die Prostata
                          F: Die Prostata alleine?
                          A: Ja und teilweise die Samenblasen, je nach Tumorstadium dazu.
                          F: Und was für einen Sicherheitssaum haben Sie genommen?
                          A: Gar keinen!
                          F: Gar keinen? Und wie haben Sie Ihre Patienten gelagert?
                          A: Mit Hautmarkierungen
                          F: Haben Sie auch IGRT angewendet? Gold Seeds? Rektumballon?
                          A: Nein.

                          Danach herrschte eine wunderbare Ruhe im Publikum.
                          Der nette Herr hatte die Dosis in der Tat erhöht, aber gleichzeitig das Zielvolumen drastisch vermindert. Kontrolliert, ob er täglich getroffen hat, hat er nicht.

                          Also, man muss schon vorsichtig sein, was man da liest und hört und bei den U.S. Kollegen ist schon mal aufgefallen, dass sie mit der Dosis manchmal anders als die Europäer umgehen. Sie definieren auch die 80 Gy nicht als 100% sondern oft als 95%, haben also eine Unterdosierung um ein paar Gray.
                          Darüber hinaus wird in den USA standardmässig mit 1,8 Gy meistens bestrahlt.
                          Ich habe schon mal hier die Gleichungen zur BED-Berechnung aufgestellt und gezeigt, dass je nach angewendet alpha/beta-Wert für PC-Zellen, eine Bestrahlung mit 1,8 Gy bis 78 Gy die gleiche BED wie eine Bestrahlung mit 2 Gy bis 74 Gy bedeutet.

                          Soviel dazu.
                          Der Strahlentherapeut.

                          Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

                          Kommentar


                            #73
                            NE-Zellen strahlungssensitiv?

                            Ich habe mal recherchiert, bin fündig geworden und muß meine Sichtweise zum Thema Strahlenresistenz von NE-Zellen revidieren. Eine beliebige Zitatauswahl:
                            „Obwohl die Strahlentherapie per se selten eine Therapieoption in neuroendokrinen gastroenteropankreatischen Tumoren darstellt, kann in Einzelfällen bei lokaler ansonsten nicht zu therapierbaren Tumorausbreitung bei Pankeastumoren zur Tumorreduktion eine Bestrahlungstherapie erwogen werden (unpublizierte Beobachtungen).“ (Untersuchungen zur Chemo- und Radiosensitivität und deren Auswirkungen auf Zellzyklus, Apoptoseinduktion und Genexpression in neuroendokrinen Pankreastumorzellen, Forschungsarbeit an der Universität Marburg)
                            „Bei alleiniger Radiatio ist eine Adenokarzinom-Histologie aufgrund der Strahlenresistenz als prognostisch ungünstiger zu bewerten. Unabhängig von der Art der Primärtherapie, dem Lymphknotenstatus, der Tumorgröße und dem Tumorstadium weisen alle neuroendokrin entdifferenzierten Karzinome eine ungünstige Prognose auf. Dies gilt auch für Tumore, die nur eine fokale neuroendokrine Komponente aufweisen.“ (aus: Diagnostik und Therapie des Zervixkarzinoms, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.)
                            „Wir benutzen die gastroenteropankreatischen neuroendokrinen Zelllinien BON, QGP-1 und MIP101 und prüfen die funktionelle Bedeutung von Surivivin für Apoptose, Zellzyklus- und Wachstumsregulation sowie für die Chemo- und Strahlenresistenz von Tumoren.“ (aus: Charite, Berlin Immunology Day 2010, AG-Berichte)
                            „Da Surivivin für die Chemo- und Strahlenresistenz von Tumoren verantwortlich sein soll, planen wir auch Kombinationsversuche mit siRNA-surivivin und „etablierten“ Chemotherapeutika bei den GEP-NET Zelllinien.“ (aus: Charite RCIS Syposium 2007, Berichte)
                            „Bereits heute wird die Somatostatin-Rezeptor-gerichtete Radiopeptidtherapie neuroendokriner Tumoren zur effektiven Therapie dieser relativ strahlenresistenten, soliden Tumoren genutzt.“ ( aus: Forschungsarbeit an der Universität Marburg)
                            “In prostatic adenocarcinoma, the proliferation compartment is composed of modulated exocrine cell types while fully differentiated NE tumor cells remain in a quiescent state. It is likely that nonproliferating NE cells are more resistant to chemotherapies and radiation therapy than cycling exocrine cells.” (aus: Indian Journal of Urology, 2010, M. Tarján, Prognostic significance of focal neuroendocrine differentiation in prostate cancer: Cases with autopsy-verified cause of death)
                            Nach dem Gelesenen muß ich annehmen: Neuroendokrine Tumore (NET) sind überwiegend strahlenresistent. Dies scheint Stand der Wissenschaft. Häufig nicht explizit angesprochen, ist doch auffällig, wenn Bestrahlung als Therapievariante bei NETs gar nicht erwähnt wird, wie z.B. auch in der Broschüre zu den GEP-Tumoren.

                            Wie wir in obigen Zitaten ersehen können, ist die Wissenschaft teilweise schon viel weiter. Die Forschung und Versuche gehen dahin, strahlenresistente Zellen wie z.B. die von NET durch Chemotherapeutika oder andere Maßnahmen so beeinflussen, dass sie wieder strahlensensibel werden. Rudolf hatte dies bereits berichtet. Und doch gibt es noch genug offene Fragen.

                            Ich war auf dem Holzweg, als ich Daniel Schmidts lapidarer Aussage, NET seien sehr wohl strahlensensitiv und durch Bestrahlung heilbar, Glauben schenkte. Auch von Samy ließ ich mich in die Irre führen, bis ich merkte, dass er operiert wurde und sein Fall als Beweis die Behauptung des Strahlentherapeuten gar nicht taugte.

                            In seinem einleitenden Beitrag hatte Rudolf gehofft:
                            Da wir zum Glück einen Strahlentherapeuten im Forum haben, dürfte die Aufklärung dieses Themas eigentlich relativ leicht möglich sein.“
                            Leider ist dem nicht so. Mit der NE-Problematik konfrontiert, bekommen wir zu hören:
                            „Mir persönlich ist diese Information neu. Sie kommt auch von einem Pathologen. Persönlich kenne ich viele Patienten mit neuroendokrinen Tumoren, die von Strahlentherapie profitiert haben / geheilt wurden.“
                            Der Strahlentherapeut zeigt sich uninformiert, was nicht schlimm ist und keineswegs als Schelte gedacht ist, denn – wie ihm Bonkhoff erklären würde:
                            „Dieser Befund entgeht der pathologischen und klinischen Routinediagnostik. Die NE-Tumorzellen sind im Tumorgewebe erst mit CGA nachweisbar. Sie prodizieren kein PSA und werden durch die klinische PSA-Diagnostik nicht erkannt.“
                            Daniel Schmidt ist hier mit seiner Unwissenheit auch nicht allein, wie man dem Journal Onkologie vom 30.9.2010 entnehmen konnte:
                            „Oft fehldiagnostiziert, jahrelang unentdeckt und erst im fortgeschrittenen Stadium festgestellt – Neuroendokrine Tumoren (NET) sind eine Herausforderung für Ärzte und Patienten. Um mehr Bewusstsein für NET zu schaffen und Ärzte, Patienten sowie die Öffentlichkeit über diese noch relativ unbekannte Tumorentität aufzuklären, wurde der jährliche Weltweite Neuroendokrine Tumortag ins Leben gerufen.“
                            Offensichtlich auf bloßen Glauben und Vertrauen des Lesers bauend behauptet er dennoch unbeeindruckt, „neuroendokrine Tumoren lassen sich prinzipiell mit Strahlentherapie behandeln“. Einen Beweis blieb er bislang schuldig. Mich macht das ärgerlich, denn mir reicht Glaube und Vertrauen nicht.
                            Zum Glück erweist er sich in vielen anderen Fragen sehr aussagestark.

                            Gruß Hartmut

                            PS: Ich war zugegebenermaßen ein bißchen provokant und giftig, aber das mußte sein. Sorry. Ich hoffe, so kann ich eine Klärung herauskitzeln.
                            Zuletzt geändert von hartmuth; 07.03.2011, 17:30. Grund: Zitatende fehlte
                            Grüße
                            Hartmut

                            Meine PK-Geschichte im Überblick: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=74

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                              #74
                              Hallo alle Miteinander,

                              da eine Atempause eingetreten ist, wurde für "Strahlenresistenz" durch die lebhafte Diskussion ein Teilergebis sichtbar geworden.
                              Für diese Spezies von Tumorzellen ist dann festzustellen, dass die "derzeitig" gemachten Aussagen durch randomisierte Studien nachgewiesen können.

                              Festzustellen ist dann weiterhin, dass bei höheren Dosierungen zwar auf puplizierte Beobachtungen und Erfahrungen zurückgegriffen, aber nicht durch beendete Studien.
                              Hierzu haben besonders Knut Krüger, LowRoad, Daniel Schmidt u.a. sehr lebhaft beigetragen. Dazu möchte ich "Danke" sagen.

                              Damit kann man doch festhalten, dass der mündige Betroffene nun weiß, bis wo strahlenresistente TZ mit einem Maximum an Strahlendosis und minimum an Toxität und einer hohen Wahrscheinlichkeit einer Rezidivfreiheit zu rechnen hat.

                              Es liegt an ihm, sich umfassend zu informieren um die bestmögliche Bestrahlungsart zu wählen, damit das Bestrahlungsfeld hoch im Focus und das umliegende Gewebe/Organe bestmöglichst geschützt werden. Dabei spielt der Sicherheitssaum sicherlich eine große Rolle. Spätestens jetzt kommen dann die Vorteile neuerer Bestrahlungsarten voll zur Geltung.

                              Es gibt also bei Strahlenresistenz - ausgelöst durch noch zu benennende oder zu vermutende Auslösefaktoren -

                              ----die Erhöhung der Strahlendosis
                              ----die Dosiseskalation einschl. Bost
                              ----unterschiedliche Bestrahlungsformen/arten
                              Da nach dem derzeitigen Behandlungsstandard keine Unterscheidungen innerhalb der Strahlenresistenz vorgenommen wird, ist die Wissenschaft in Forschung&Lehre schon weiter und forscht und unterscheidet innerhalb der Strahlenresistenz nicht nur in like and unlike - sondern auch in Neuroendokrin, Resistenzien durch ADT, Chemo und arbeitet daran, den Prozeß zur Strahlenresistenz aufzuhalten und umzukehren.

                              Dieses Thema ist wirklich spannend, wobei @Hartmuth schon mitten im Thema ist.

                              Grüsse
                              Hans-J.
                              Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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                                #75
                                Ein grundsätzliches Problem ist was man unter "neuroendokrine Tumoren" versteht.
                                Es gibt langsam wachsende neuroendokrine Tumoren (oft aus dem Magen-Darm-Bereich). Diese metastasieren gerne in der Leber, wachsen aber extrem langsam, so dass Patienten mit Metastasen sogar Jahrzehnte leben können. Aufgrund dieses sehr langsamen Wachstums sind diese Tumoren mit den üblichen Dosen von Bestrahlung, die man im Bauchbereich geben kann, schlecht zu kontrollieren. Solche Tumoren gibt es in der Prostata extremst selten.
                                Es gibt aber auch die häufigeren, schnell wachsenden neuroendokrinen Tumoren. Dazu zählen z.B. das Merkelzellkarzinom oder das kleinzellige Bronchialkarzinom. Solche schnell wachsende neuroendokrine Tumoren gibt's auch in der Prostata ab und zu. Diese Tumoren sind strahensensibel und mit den üblichen Dosen an Bestrahlung gut zu heilen. Als Beispiel: Radiochemiotherapie bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen mit 45 Gy führt zu sehr guter lokaler Kontrolle.
                                Das Problem bei den schnell wachsenden neuroendokrinen Tumoren ist, dass diese gerne metastasieren und daher schnell zum Tode führen können. Deswegen leben z.B. mit kleinzelligen Bronchialkarzinomen und Metastasen ausserhalb des Brustkorbes im Schnitt weniger als 1 Jahr.

                                Alles klar?
                                Der Strahlentherapeut.

                                Alle Angaben sind nur Empfehlungen und basieren auf die verfügbaren Informationen. Sie ersetzen keinesfalls eine persönliche Beratung und Betreuung durch den behandelnden Arzt. Keine Arzthaftung.

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