Hallo Fortgeschrittene,
Androgen-Resistenz, die erschreckende iatrogene Endstadium-Erkrankung, das ist der eine Therapie-Schrecken.
Chemo-Resistenz, auch so ein hässliches Ding, zumal wenn man sich auch noch dem Vergiftungs-Experiment durch Taxotere oder schlimmeren Chemo-Therapeutika unterzieht.
Aber hier möchte die Diskussion um Strahlen-Resistenz bzw. Strahlen-Sensibilisierung anregen bzw. weiterführen.
Da wir zum Glück einen Strahlentherapeuten im Forum haben, dürfte die Aufklärung dieses Themas eigentlich relativ leicht möglich sein.
Natürlich ist mein Interesse an diesem Thema gerade jetzt mit meiner augenblicklichen Krebs-Situation verbunden und dem Schritt, den ich mit der Seeds-Implantierung gemacht habe: Nach "normalen" Masstäben hätte ich mich nicht bestrahlen, sondern operieren lassen müssen, denn ich habe, von Prof. Bonkhoff an Stanzen, die ich im Dezember habe machen lassen (1 rechts, 3 links), bestätigt, ein strahlenresistentes Prostatkarzinom:
"In der Fraktion 2, 3 und 4 finden sich teils zahlreiche Tumorzellen mit Expression von Chromagranin A, von P504-s und fehlende Basalzelldifferenzierung (HMW); hier auch starke Expression von COX-2. In der Fraktion 2 zeigen duktale Tumorinfiltrate noch eine Basalzellschicht (HMW). ...
Das vorliegende Prostatakarzinom zeigt eine multifokale (signifikante) neuroendokrine Differenzierung. Die NE-Tumorzellen des Prostatakarzinoms sind multiresistent und haben Stammzelleigenschaften."
Den einzelnen Stanzen ordnet Bonkhoff diese Gleason-Werte zu:
Rechts 3+3
Links 4+3, 4+4 und 4+4
Also verrückt, sich bestrahlen zu lassen.
Andererseits: Dies ist keine Primärdiagnose, sondern das Ergebnis von 3 Hormonblockaden, fast 9 Jahre später.
Und: Selbst wenn ich bei diesen Daten jedem anderen zur OP geraten hätte (und damit die Empfehlung von Bonkhoff weitergegeben), ich selbst bin vor diesem Schritt zurückgeschreckt, schlicht aus Angst. Ich bin vor 10 Jahren derartig knapp aus einer Herz-OP herausgekommen, dass ich den Horror einer grossen OP nicht nochmal machen möchte. Irrational, ich weiss, aber so ist es.
Aber vielleicht trägt dieser "verrückte" Schritt dazu bei, ein wenig zusammenzutragen, obs nicht doch Wege zur Überwindung von Strahlen-Resistenz gibt.
Üblicherweise verstehen wir ja die Wirkung ionisierender Strahlung so, dass
a) DNA-Beschädigungen gemacht und so die Zelle in den Zelltod getrieben wird und
b) die DNA-Reparatur-Massnahmen gestört werden und so auch Apoptose eingeleitet wird.
Die eukaryotische Zelle ist nicht besonders strahlenempfindlich an den Membranen, auch nicht im Cytosol, sondern sie ist empfindlich im Zellkern. Wenn dieser bei der Zellteilung offenliegt bzw. dessen Inhalt verdoppelt wird, schlägt die zerstörerische Wirkung der Strahlung zu.
Neuroendokrine Zellen teilen sich nicht. Also strahlenresistent.
Stammzelleigenschaften bedeutet, dass diesen Zellen mit nix beizukommen ist und dass aus einer einzigen Zellen im Prinzip ein ganzer Tumor oder auch eine ganz neue Prostata entstehen kann (wie im Mäuseexperiment vor 2 Jahren gezeigt, auch hier im Forum vermerkt).
Was also tun?
Als erste Massnahme nehme ich seit letzter Woche Tocotrienole.
Das fettlösliche Vitamin E tritt in 8 verschiedenen Varianten auf, 4 sind Tocopherole, 4 sind Tocotrienole. Erstere sind breit beforscht, letztere nicht. Von den Tocotrienolen ist insbesondere gamma-Tocotrienol interessant.
Es gibt Hinweise darauf, dass
a) Gamma-Tocotrienol effektiv Prostatakrebs-Stammzellen hemmt ( Luk SU et al. Int J Cancer 2010 Jul);
b) Delta-Tocotrienol HIF1alpha und damit VEGF, IL-8 und COX-2 hemmt;
c) Gamma-Tocotrienol die Taxotere-Chemo-Sensitivität erhöht.
Zum HIF1alpha: Hypoxia Inducable Faktor - das ist ein Protein, das, wenns hochreguliert ist, die Angiogenese ankurbelt und den anaeroben Stoffwechsel. Man kann bei Dr. Coy den Zusammenhang zum TKTL1 nachlesen. In Prostatakrebs-Tumoren ist die Hochregulierung von HIF1alpha immer ein Alarmsignal.
Meine zweite Massnahme geht ins Eingemachte der HB-Debatte:
Ich habe ab sofort Bicalutamid + Avodart abgesetzt.
Zum Vergleich: Ludwig gibt in seiner PSA-Verlaufs-Kurve an, dass er als "Dauermedikation" Avodart nimmt. Ich halte das mittlerweile, jedenfalls für mich, wo ich die NE-Differenzierung sozusagen am eigenen Leib miterlebe, für kontroproduktiv. Denn DHT-Entzug heisst im Zellversuch "Verwandlung" von androgen-sensitiven exokrinen Krebszellen in endokrine Zellen, eben NE-Differenzierung. Und erneute Gabe von DHT heisst Re-Differenzierung.
Bicalutamid züchtet NE-Zellen. Auch das ist lange bekannt.
Androgenentzug allgemein beschwört die Gefahr von NE-Differenzierung herauf, s. die allemgein anerkannte Debatte um die Bedeutung des Messens von CGA-Chromagranin A, dem wichtigsten Marker für NE-Differenzierung.
Ich möchte, da ich jetzt nach der Seeds-Implantation ca. 5 Monate radioaktiven Dauerbschuss organisiert habe, möglichst vielen Krebszellen durch die Strahlung in die Apoptose getrieben sehen. Also muss ich diejenigen, die sich in NEs verwandelt haben, durch relativ plötzlich einsetzende DHT-Flut veranlassen, doch wieder lieber in die Androgen-vermittelte Proliferation zu gehen, um dann von der Strahlung erwischt zu werden.
Meine dritte Massnahme recherchiere ich gerade.
Es gibt ein Medikament, PX-478, das sich als potenter HIF1alpha-Hemmer im Prostatakrebs-Zellversuch gezeigt hat ( Palayoor ST et al., Int J Cancer, 2008 Nov) - vielleicht ist das ja irgendwo schon soweit erprobt, dass da ranzukommen ist.
Überhaupt, denke ich, ist beim PCa die HIF1alpha-Debatte eine sehr lohnende. Kürzlich hat das Team um den Uni-Lund-Urologen Abrahamsson
HIF1alpha beim PCa nachgewiesen und den Zusammenhang zur NE-Differenzierung diskutiert.
Grüsse aus HH,
Rudolf
Androgen-Resistenz, die erschreckende iatrogene Endstadium-Erkrankung, das ist der eine Therapie-Schrecken.
Chemo-Resistenz, auch so ein hässliches Ding, zumal wenn man sich auch noch dem Vergiftungs-Experiment durch Taxotere oder schlimmeren Chemo-Therapeutika unterzieht.
Aber hier möchte die Diskussion um Strahlen-Resistenz bzw. Strahlen-Sensibilisierung anregen bzw. weiterführen.
Da wir zum Glück einen Strahlentherapeuten im Forum haben, dürfte die Aufklärung dieses Themas eigentlich relativ leicht möglich sein.
Natürlich ist mein Interesse an diesem Thema gerade jetzt mit meiner augenblicklichen Krebs-Situation verbunden und dem Schritt, den ich mit der Seeds-Implantierung gemacht habe: Nach "normalen" Masstäben hätte ich mich nicht bestrahlen, sondern operieren lassen müssen, denn ich habe, von Prof. Bonkhoff an Stanzen, die ich im Dezember habe machen lassen (1 rechts, 3 links), bestätigt, ein strahlenresistentes Prostatkarzinom:
"In der Fraktion 2, 3 und 4 finden sich teils zahlreiche Tumorzellen mit Expression von Chromagranin A, von P504-s und fehlende Basalzelldifferenzierung (HMW); hier auch starke Expression von COX-2. In der Fraktion 2 zeigen duktale Tumorinfiltrate noch eine Basalzellschicht (HMW). ...
Das vorliegende Prostatakarzinom zeigt eine multifokale (signifikante) neuroendokrine Differenzierung. Die NE-Tumorzellen des Prostatakarzinoms sind multiresistent und haben Stammzelleigenschaften."
Den einzelnen Stanzen ordnet Bonkhoff diese Gleason-Werte zu:
Rechts 3+3
Links 4+3, 4+4 und 4+4
Also verrückt, sich bestrahlen zu lassen.
Andererseits: Dies ist keine Primärdiagnose, sondern das Ergebnis von 3 Hormonblockaden, fast 9 Jahre später.
Und: Selbst wenn ich bei diesen Daten jedem anderen zur OP geraten hätte (und damit die Empfehlung von Bonkhoff weitergegeben), ich selbst bin vor diesem Schritt zurückgeschreckt, schlicht aus Angst. Ich bin vor 10 Jahren derartig knapp aus einer Herz-OP herausgekommen, dass ich den Horror einer grossen OP nicht nochmal machen möchte. Irrational, ich weiss, aber so ist es.
Aber vielleicht trägt dieser "verrückte" Schritt dazu bei, ein wenig zusammenzutragen, obs nicht doch Wege zur Überwindung von Strahlen-Resistenz gibt.
Üblicherweise verstehen wir ja die Wirkung ionisierender Strahlung so, dass
a) DNA-Beschädigungen gemacht und so die Zelle in den Zelltod getrieben wird und
b) die DNA-Reparatur-Massnahmen gestört werden und so auch Apoptose eingeleitet wird.
Die eukaryotische Zelle ist nicht besonders strahlenempfindlich an den Membranen, auch nicht im Cytosol, sondern sie ist empfindlich im Zellkern. Wenn dieser bei der Zellteilung offenliegt bzw. dessen Inhalt verdoppelt wird, schlägt die zerstörerische Wirkung der Strahlung zu.
Neuroendokrine Zellen teilen sich nicht. Also strahlenresistent.
Stammzelleigenschaften bedeutet, dass diesen Zellen mit nix beizukommen ist und dass aus einer einzigen Zellen im Prinzip ein ganzer Tumor oder auch eine ganz neue Prostata entstehen kann (wie im Mäuseexperiment vor 2 Jahren gezeigt, auch hier im Forum vermerkt).
Was also tun?
Als erste Massnahme nehme ich seit letzter Woche Tocotrienole.
Das fettlösliche Vitamin E tritt in 8 verschiedenen Varianten auf, 4 sind Tocopherole, 4 sind Tocotrienole. Erstere sind breit beforscht, letztere nicht. Von den Tocotrienolen ist insbesondere gamma-Tocotrienol interessant.
Es gibt Hinweise darauf, dass
a) Gamma-Tocotrienol effektiv Prostatakrebs-Stammzellen hemmt ( Luk SU et al. Int J Cancer 2010 Jul);
b) Delta-Tocotrienol HIF1alpha und damit VEGF, IL-8 und COX-2 hemmt;
c) Gamma-Tocotrienol die Taxotere-Chemo-Sensitivität erhöht.
Zum HIF1alpha: Hypoxia Inducable Faktor - das ist ein Protein, das, wenns hochreguliert ist, die Angiogenese ankurbelt und den anaeroben Stoffwechsel. Man kann bei Dr. Coy den Zusammenhang zum TKTL1 nachlesen. In Prostatakrebs-Tumoren ist die Hochregulierung von HIF1alpha immer ein Alarmsignal.
Meine zweite Massnahme geht ins Eingemachte der HB-Debatte:
Ich habe ab sofort Bicalutamid + Avodart abgesetzt.
Zum Vergleich: Ludwig gibt in seiner PSA-Verlaufs-Kurve an, dass er als "Dauermedikation" Avodart nimmt. Ich halte das mittlerweile, jedenfalls für mich, wo ich die NE-Differenzierung sozusagen am eigenen Leib miterlebe, für kontroproduktiv. Denn DHT-Entzug heisst im Zellversuch "Verwandlung" von androgen-sensitiven exokrinen Krebszellen in endokrine Zellen, eben NE-Differenzierung. Und erneute Gabe von DHT heisst Re-Differenzierung.
Bicalutamid züchtet NE-Zellen. Auch das ist lange bekannt.
Androgenentzug allgemein beschwört die Gefahr von NE-Differenzierung herauf, s. die allemgein anerkannte Debatte um die Bedeutung des Messens von CGA-Chromagranin A, dem wichtigsten Marker für NE-Differenzierung.
Ich möchte, da ich jetzt nach der Seeds-Implantation ca. 5 Monate radioaktiven Dauerbschuss organisiert habe, möglichst vielen Krebszellen durch die Strahlung in die Apoptose getrieben sehen. Also muss ich diejenigen, die sich in NEs verwandelt haben, durch relativ plötzlich einsetzende DHT-Flut veranlassen, doch wieder lieber in die Androgen-vermittelte Proliferation zu gehen, um dann von der Strahlung erwischt zu werden.
Meine dritte Massnahme recherchiere ich gerade.
Es gibt ein Medikament, PX-478, das sich als potenter HIF1alpha-Hemmer im Prostatakrebs-Zellversuch gezeigt hat ( Palayoor ST et al., Int J Cancer, 2008 Nov) - vielleicht ist das ja irgendwo schon soweit erprobt, dass da ranzukommen ist.
Überhaupt, denke ich, ist beim PCa die HIF1alpha-Debatte eine sehr lohnende. Kürzlich hat das Team um den Uni-Lund-Urologen Abrahamsson
HIF1alpha beim PCa nachgewiesen und den Zusammenhang zur NE-Differenzierung diskutiert.
Grüsse aus HH,
Rudolf
Kommentar