Schwere Inkontinenz

[wm2235]

Hallo zusammen,
mein Name ist Georg. Mir wurde im Mai letzten Jahres (also 2022) die Prostata entfernt. Ich bin seit dem sehr stark inkontinent. Auch die anschließende Reha (AHB) hat nichts gebracht, auch nicht mein tägl. Beckenbodentraining. Ich kann nur im Liegen und teilweise im Sitzen den Urin zurückhalten. Wenn ich nachts raus muss (meist 2 mal) kann ich Urin abgeben und es landet nicht mehr alles in der Vorlage, manchmal auch nach längerem Sitzen. Dieser Zustand ist in etwa seit der Entlassung aus der AHB im Juni 2022 unverändert.
Daher meine Fragen: Wer hat ähnliche Erfahrungen mit der starken Inkontinenz? Kann sich das auch nach so langer Zeit (8 Monate) noch verbessern oder muss ich entweder damit leben oder muss ich operativ was machen lassen (sehr wahrscheinlich künstlicher Schließmuskel)? Hat jemand Erfahrungen mit dem künstlichen Schließmuskel (AMS 800 oder dem neueren ZSI375) oder auch mit der Bänderlösung?

Ich wäre sehr dankbar, hierzu eure Meinungen oder Erfahrungen zu erhalten.

[Georg_]

Wenn du English verstehst, kannst du dir dieses Video zu diesem Thema ansehen. https://www.youtube.com/watch?v=hsHW6BfPR_E

[buschreiter]

Schau mal bei User Michi1, er hat gute Erfahrungen mit dem AMS800 gemacht, wenn ich das richtig sehe.

[Michi1]

Kies dir einmal das durch und wenn du Fragen hast, her damit. Ich kann nur gutes darüber berichten. Das Leben ist wieder lebenswert.

https://www.kontinenzzentrum.ch/de/untersuchung-und-therapie/operationen-bei-harninkontinenz/ams-800-schliessmuskelprothese.html

[wm2235]

Vielen Dank für die Links! Ich werde mir die verschiedenen Beiträge noch näher anschauen.
An Michi1:
Deine Antwort lässt mich wieder positiver in die Zukunft blicken – vielen Dank! Zu deinen Erfahrungen mit dem AMS 800 habe ich natürlich einige Fragen. Wie lange hast du den AMS denn schon (seit 2016?)? Wie sind denn über diese Jahre deine Erfahrungen damit? Wie ist deine Inkontinenzsituation damit heute? Hattest du schon Schwierigkeiten o.ä. mit dem AMS? Bei dem bisherigen ärztlichen Beratungsgespräch wurde ich auch darauf hingewiesen, dass man sich z.B. beim Fahradfahren zurückhalten sollte. Hast du durch den AMS große Einschränkungen im täglichen Leben? Ist die OP (in Regensburg?) ohne Komplikationen verlaufen? Zu meiner Person: Ich bin 69 Jahre alt und komme aus dem Raum Nbg.

[Georg_]

So wie du es schilderst, kannst ja teilweise den Urin halten. Eine Schlinge, du sprichtst von Bänderlösung, könnte dann ausreichend sein. Aber grundsätzlich sollte der Urologe dir eine Lösung empfehlen und dir nicht alle Alternativen überlassen. Das kann nur ein Arzt entscheiden.

[wm2235]

Dazu soll noch eine Spiegelung gemacht werden, um zu erkennen, ob der Schliessmuskel beschädigt ist.
Teilweise Halten kann ich den Urin nur im Liegen oder Sitzen und muss dann sehe, dass ich schnell zur Toilette komme. Ich glaube, für eine Schlinge sollte ich ihn noch besser halten können, auch im Stehen oder in Bewegung.

[Georg_]

Im Stehen ist ein höherer Druck auf dem Schließmuskel und daher schließt er dann nicht mehr. Die Schlinge unterstützt den Schließmuskel und könnte daher in Frage kommen. Allerdings machen alle von dir erwähnten Methoden nur "sozial kontinent", d.h. man kommt mit einer Vorlage pro Tag aus.

[Michi1]

Ersten, wenn du am Tag mit einer Vorlage aus kommst, ist das so wie mit Kanonen auf Spatzen schießen. Es wird dir keiner einen künstlichen Schließmuskel einsetzen. Ich habe ja während der AHB am Tag eine Packung 15 Stck. Einlagen gebraucht. Im Liegen war ich komplett trocken, aber wenn ich Aufstand lief es sofort. Der erste AMS 800 hielt 4 Jahre dicht dann wurde alles wieder schlimmer und ich habe mir wieder einen neuen implantieren lassen. Jetzt bin ich wieder kpl. trocken.

[Watschel]

Hallo Georg,
Prognosen im Hinblick auf die Dauer der Harninkontinenz sind sehr schwierig und vor allem sehr individuell.
Im Novemeber 2021 wurde bei mir ein inoperabler und unheilbarer sowie bereits metastasierender Prostatakrebs (Gleason Score 10, PSA über 5.000 ng/ml) diagnostiert. Durch die Bestrahlung der Prostata im Januar und Februar 2022 wurde meine Blase erheblich in Mitleidenschaft gezogen.
Wegen Harnverhalts bekam ich einen Harnkatheter gelegt.
Von Mitte März bis zum OP Termin am 4. Mai erlitt ich täglich sehr starke Blasenkrämpfe.
Nach der OP sagte man mir dass die Blase noch wund sei und ich Geduld haben müsste damit sich die Blase wieder erholen würde.
Dies würde ca. 4 Wochen dauern progostizierte man mir.
Stattdessen bin ich inzwischen komplett harninkontinent und verbrauche an guten Tagen, an denen die Blase weniger herumspinnt, ca. 4 Einwegwindeln mit insgesamt 8 Einlagen. Mein tägliches Beckenbodentraining erwies sich als komplett nutzlos. Zwar versichert mir der Urologe weiterhin dass sich meine Blase wieder regenerieren würde aber inzwischen habe ich beinahe die Hoffung aufgeben dass dies nochmal der Fall sein wird.
Grüße
Stefan

[Michi1]

Dann würde ich den URO schon mal darauf ansprechen ob nicht doch etwas dagegen gemacht werden kann. Ich hatte damals das Glück das in meiner AHB ein Arzt von Krankenhaus zur Visite war und hat mich darauf hingewiesen. Der URO wär gar nicht darauf gekommen.

[wm2235]

Hallo zusammen,
ich bin derzeit sehr weit davon entfernt, mit einer Vorlage auszukommen. Ich benötige aktuell 8-10 (große) Vorlagen pro Tag. Als Alternative zu den Vorlagen verwende ich dann an manchen Tagen auch ein Urinalkondom. Da ich den Urin kaum zurückhalten kann (außer Liegen und manchmal auch Sitzen), glaube ich nicht, dass die Schlingen- oder Bänderlösung bei mir geeignet ist, Untersuchungen dazu stehen noch aus. Ich versuche deshalb möglichst viel Erfahrungen mit dem Schliessmuskel zu erhalten.
@ Michi: Deine Erfahrungen sind sehr wichtig für mich, Danke für die bisherigen Informationen.
@Stefan: Ich hoffe, dass wenigsten der Krebs gut bekämpft werden konnte und dass sich die Inkontinenz nochmal deutlich bessert.
Viele Grüße
Georg

[erich_p]

Hallo zusammen,

meine Prostataektomie ist jetzt 19 Monate her und ich bin immer noch total inkontinent. Seit 3 Monaten verwende ich eine Inkontinenzklemme. Durch sie hat sich mein Verbrauch an Vorlagen von ca. 12 in 24 Stunden auf 2 reduziert, wobei ich die Klemme nachts nicht trage. Hier ein Link zum Hersteller der von mir verwendeten Klemme:

https://peniklik.de/

Die Klemme bringt tatsächlich eine deutliche Verbesserung der Lebensqualiät. Ohne Vorlage gehts aber nicht, vor allem nicht, wenn man häufig wechselt zwischen stehen und sitzen. Die Handhabung der Klemme ist zwar etwas tricky, aber man muss halt nehmen, was es gibt. Auch hat sie zwei Ecken, die zwicken können, sich aber mit etwas Schmirgelpapier unschwer runden lassen.

Das einzig ernst zu nehmende Alternativprodukt heißt Uriclak: https://www.uriclak.com/de/ - Es ist aber aus Kunstoff mit Weichmachern und seine Klemmkraft lässt sich nicht feinstufig einstellen. Probiert habe ich dieses Produkt bisher nicht.

Für mich persönlich käme eine OP zum Zweck des Einsetzens irgendwelcher Schlingen oder künstl. Schließmuskel nicht in Frage, aber das muss jeder für sich entscheiden.

Viele Grüße

Erich

[Michi1]

Ich war sehr zufrieden mit der uriclak. Ist problemlos zu tragen und man kann mit einer Hand auslösen, war mir sehr wichtig war. Ich hatte sie stellenweise 10 Std am Tag getragen. Lebensqualität bekommst du aber nur mit Implantieren eines künstlichen Schließmuskels.

[erich_p]

@Michi1 - Danke für Deine Antwort. Ich beabsichtige schon länger, mir eine zweite Klemme zur Sicherheit zu kaufen und habe deshalb auch schon daran gedacht, es alternativ mit der Uriklak zu versuchen. Deine Antwort bestärkt mich nun, dies so zu tun.

Weshalb ich schrieb, dass eine OP zu Implantierung von künstlichen Schließmuskeln für mich nicht in Frage kommt, begründet sich damit, dass ich grundsätzlich ein Gegner operativer Eingriffe in den Körper bin. Da ich keinerlei Sport betreibe und mich auch sonst wenig bewege, denke ich mit einer Klemme und zwei Vorlagen am Tag weiter hin zu kommen.