Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Bericht über eine fehlgeschlagene Bestrahlung der Prostataloge….

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Bericht über eine fehlgeschlagene Bestrahlung der Prostataloge….

    Um gleich zu Beginn klarzustellen:

    Es geht nicht um mich, sondern um einen sehr guten Freund, in dessen Beratung seitens der Ärzte ich auf seinen Wunsch hin involviert war.


    Kurz zum Hintergrund:

    Er hatte im April 2023 seine offene radikale OP. Klinisches Stadium vor OP war cT2c, Gleason
    7a, kein extraprostatisches Wachstum oder Metastasen laut mpMRT erkennbar.

    Seine Pathologie nach der OP sah nicht mehr so gut aus:

    Gleason 8, massive extraprostatische Ausbreitung, duktales Wachstum und fast 60% Tumorvolumen. pT3a, R0 (apikal allerdings mit nur 0,2mm Abstand), alles Weitere ebenfalls 0

    Sein erster gemessener PSA-Wert im Juli 2023 lag bei 0,09, war also persistierend. Im September bei 0,15 und im Oktober bei 0,19. Die Tendenz hin zu einem Rezidiv war klar erkennbar.

    Er hat daraufhin für Anfang Dezember einen Termin bei einem Strahlentherapeuten in Stuttgart gemacht und mich gebeten an dem Gespräch teilzunehmen, weil ihm die Entwicklung sehr zu schaffen machte
    und er sicherstellen wollte, dass alle Informationen des Arztes korrekt ankommen und ich diese zusätzlich bewerte.

    Das Gespräch lief wie erwartet und es wurde ihm eine IMRT-Bestrahlung der Prostataloge empfohlen, da sein Pathologieergebnis nahelegen würde, dass es sich um ein Lokalrezidiv handelt.

    Ich habe daraufhin nachgefragt, ob nicht trotz des niedrigen PSA-Wertes ein PSMA PET/CT sinnvoll wäre. Dies bezeichnete er als „überflüssig“. Er sei sich zu über 95% sicher, dass es ein Lokalrezidiv sei.

    Mein Freund war sehr von der Rolle und wollte den Empfehlungen des Artes unwidersprochen folgen. Die Bestrahlung sollte im Januar beginnen.

    Kurz vor Beginn der Bestrahlung lag der PSA-Wert bei 0,25 und ich habe ihm noch einmal eindringlich empfohlen ein PSMA PET/CT zu machen.
    Im schlimmsten Fall gibt es keine neuen Erkenntnisse, aber im besten Fall sieht man wo das Geschehen ist. Es könne also nicht schaden.

    In einem weiteren Gespräch hat der Arzt dies noch einmal sehr genervt abgelehnt. Zudem hat er sehr eindringlich versucht meinem Freund klarzumachen, dass die Bestrahlung seine „letzte Chance“ sei und dieser so
    früh wie möglich einsetzen sollte.

    Ich fand das seitens des Arztes unangemessen Angst machend und dies hätte mir schon gereicht mich nicht von diesem behandeln zu lassen. Aber wie erwähnt war mein Freund ziemlich am Ende mit den Nerven
    und als nicht Betroffener ist es natürlich immer leichter Forderungen zu stellen, Dinge infrage zu stellen und objektiv zu bleiben. Panik ist nie ein guter Ratgeber.

    Ich habe ihm auch erklärt, dass der Strahlentherapeut eventuell wenig Interesse an einem PSMA PET/CT hat, da dies ggf. seine Bestrahlungsplanung infrage stellen bzw. eine Anpassung mit sich bringen würde, falls das Ergebnis etwas anderes als ein reines Geschehen in der Loge anzeigt. Davon wollte mein Freund, voller Angst und Sorgen, nichts hören und gab dem Arzt Recht.

    Seine Bestrahlung begann dann planmäßig Mitte Januar.

    Anfang Februar rief er mich an und teilte mir überraschend mit, er wolle nun doch ein PSMA PET/CT und würde diesmal darauf bestehen.

    14 Tage später, in der 4. Woche seiner Bestrahlung, hatte er die Untersuchung. Ende der 5. Woche seiner Bestrahlung bekam er das Ergebnis: Kein Geschehen in der Loge, aber ein deutliches Zeichen
    einer Metastase im Beckenknochen (SUV 13,7). Sicherheitshalber hat er diese noch biopsieren lassen, mit eindeutigem Ergebnis: Prostatakrebsmetastase.

    Nach Abschluss der Bestrahlung Ende März lag sein PSA-Wert 0,35. Eine weitere Messung Anfang Mai ergab 0,42. Die Bestrahlung der Loge hatte also keinerlei Ergebnis gebracht.

    Ende Mai ist die Metastase stereotaktisch bestrahlt worden, die erste PSA-Messung nach Abschluss der Behandlung steht noch aus.

    Warum ich dies schreibe?

    Der ein oder andere findet sich vielleicht selbst irgendwann in so einer Situation wieder, hat Angst, wird noch unter Druck gesetzt von einem Arzt, der sich aufgrund seiner Erfahrungen sicher ist
    was seine Empfehlung/Therapie angeht, zitiert noch die Leitlinien und schürt die Angst vor einer unheilbaren Entwicklung, was das angespannte Nervenkostüm eines Betroffenen völlig überfordert.

    Objektive, faktenbasierte Entscheidungen sind dann nicht mehr möglich, wenn der Arzt von „Leben und Tod“ spricht. Die wirtschaftlichen Interessen dieses Arztes als Eigentümer einer großen Praxis für
    Strahlentherapie spielen sicherlich auch eine Rolle den Patienten in die richtige Richtung zu lenken.

    Ich kann nur jedem empfehlen sich im Vorfeld mit dem Gedanken zu beschäftigen was im „Fall der Fälle“ zu tun ist um einen situationsbedingten Fahrplan zu haben. Natürlich immer in der Hoffnung diesen niemals zu brauchen!

    Der Arzt zeigte sich übrigens „überrascht“ von dem Fehlschlag seiner Bestrahlung und meinte lapidar, es hieße ja nicht ohne Grund „Blindbestrahlung“…


    LG
    Wolfgang​

    #2
    Mir hat ein Urologe nach der IRE auch dringend nahegelegt, eine Bestrahlung der Prostataloge wäre meine letzte kurative Chance. Allerdings war da schon auf Grund eines PSMA PET/CTs klar, dass Lymphknoten befallen waren. Ich habe die Lymphknoten dann stereotaktisch bestrahlen lassen. Heute würde ich wohl auf Grund der STORM Studie IMRT des Beckens mit anschließenden sechs Monaten ADT machen. In der Regel sind ja noch nicht sichtbar befallene Lymphknoten da.

    Deinem Freund würde ich zu sechs Monaten Apalutamid nach der Bestrahlung raten, um die noch nicht sichtbaren Knochenmetastasen anzugehen.

    Kommentar


      #3
      Danke Georg für Deinen Hinweis, werde ich weitergeben.

      LG
      Wolfgang

      Kommentar


        #4
        Danke Wolfgang für diese Schilderung, soviel zum Thema die Ärzte werden schon wissen was sie tun. Leider weiß man nicht an wem man kommt, mein Strahlenarzt hat auf die Frage frühe Bindbestrahlung vs. späte gezielte Bestrahlung klar geantwortet: Blindbestrahlungen mache ich nicht, ich will wissen wohin ich meine Strahlenkanone richten muss.
        Die Angstsituation kann ich gut nachvollziehen, der Radiologe hat mich mit seiner Diagnose: "Metastase am LW 4, der Bereich des Beckens ist hell sieht gut aus, aber die ganze Wirbelsäule aufwärts, einschließlich der Wirbelkanäle ist schwarz. Wir haben eine Abweichung in der Fett- und Wassersignalgebung!" Er hat mir nur Angst gemacht und keine Therapieoption genannt, das müsse mein Urologe machen.
        Hoffentlich hat dein Freund keine nachhaltigen Schädigungen durch die Bestrahlung.

        Karl

        Kommentar


          #5
          Naja, dass die Salvage RT nach erfolgloser Operation die ‘letzte Chance‘ ist geheilt zu werden, ist so erstmal nicht ganz falsch. Und eine Blindbestrahlung gängige Praxis, mit hinreichendem Erfolg. Bei so einem Ergebnis nach OP, muss aber, meiner Meinung nach, sofort eine erweiterte Ausbreitungsdiagnostik durchgeführt werden. Ich denke, dass wäre auch bei den Tumorboards Konsens. Ob dann immer noch eine Bestrahlung irgendwohin sinnvoll ist, das ist dann eine andere Frage, wo nicht ganz so schnell Konsens zu erwarten ist.
          Who'll survive and who will die?
          Up to Kriegsglück to decide

          Kommentar


            #6
            Ich will auch nicht die ganze Ärzteschaft verteufeln, das Paket, RPE, RT und ADT wurde mir auch von zwei Cancerboards und meinem Urologen als letzte Chance auf einen kurativen Erfolgt verkauft. Die AHB-Ärztin sah das komplett anders, nannte das eine Übertherapie, und das obwohl noch nicht einmal der erste PSA-Wert genommen wurde. Der 2. AHB-Arzt meint "ein Lymphknoten ist kein Lymphknoten!". Der Chefarzt der Strahlenklinik, führte ja praktisch eine Blindbestrahlung durch, weil iLymphsystem wäre ein stufenweiser Filter und der "Wächterknoten" würde das meiste abfangen. Da denkt man doch wenn 11 L-Knoten entfernt wurden, sollte doch nichts weiter vorhanden sein.
            Die Aussage bezgl. Blindbestrahlung durch den Chefarzt bezog sich auf meine Frage nach einer frühen Blind-Bestrahlung ab einem PSA-Wert von 0,1 da diese bessere Heilungsquoten als eine Bestrahlung ab 0,2. Nur das ist mir auch klar, dass bei den besseren Quoten der 0,1 PSA-Gruppe auch die dabei sind, die auch ohne Bestrahlung gut durch das Rezidiv gekommen wären.
            Der Strahlenarzt nannte das durch meinen Urologen angeordnete PSMA PET CT eine Geldverschwendung, weil man bei PSA 0,0 nichts sieht und das obwohl ein anderer Radiologe ein Knochenmetastase und der Orthopäde weitere suspekte Stellen diagnostiziert. Zum Schluss sagte mein Urologe, er würde mir erst wieder bei einem PSA von 1,0 ein PSMA-PET-CT verordnen.

            Kommentar

            Lädt...
            X