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Der Krebs verändert meine Persönlichkeit

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    #31
    Hatte gestern meinen letzten Tag auf der AHB. Aufnahmegespräch mit der Psychologin: Irgendwie komme ich mir ein wenig komisch vor, wenn ich gefragt werde, ob ich das Gespräch gesucht habe. Wir hatten einen normalen Gesprächsverlauf, da zwei Dinge mitgenommen, im Alter ist mehrfaches Aufwachen ganz normal und die Angst vor dem nächsten PSA-Wert, das hört sie immer wieder im Einzelgespräch, auch nach 5 Jahren noch. Für Sie wäre es das jetzt, ich frage aber nach einem Abschlußgespräch. Das war dann vorgestern: irgendwie nimmt das dann einen tiefgründigeren Verlauf. Ich erzähle, dass ich gelernt habe, dass Trauer keine Depression ist, und mich nicht Handlungsunfähig fühle, dass ich viel Selbstreflexion betreibe, eigenartigerweise oft der negative Gedanke der erste ist und erst im Nachgang relativiert wird. Mir eigenartigerweise auch positive Erlebnisse die Tränen in die Augen treiben, ich finde das immer noch unmöglich von mir, z.B. wenn ich meine 2 Monate junge Enkeltochter auf den Arm habe. Sie meint: in solchen Momenten spüren sie das Leben und wie wertvoll es ist. Mein Problem ist dass ich wenn ich von solchen Momenten erzähle auch gleich wieder in dieser Stimmung bin, also mir werden wenigsten die Augen feucht - vor einer fremden Frau, früher für mich undenkbar! Ob ich an Gott glaube, ich entgegne bis vor 6 Monaten schon, aber wenn das sein großer Plan für mich war, dann brauche ich ihn nicht. Sie entgegnet, dass unser Gott kein strafender ist und gibt mir ein Gebet mit. Zum Ende frägt sich noch ob ich schon einen Troststein bekommen habe, es hat aber nichts mit Esoterik zu tun. Ich nehme zwei, ein weiser kantiger ein runder schwarzer. Zum Schluss will ich noch um Nachsicht für meinen emotionalen Ausbruch bitten, und Sie meint: "Wissen sie, Gespräche von so einer Qualität und Tiefe habe ich vielleicht einmal im Jahr!" Ein bisschen verwirrt nehme ich diesen Satz mit, war ich jetzt ein besonders schwerer Fall, oder habe ich mit weiter geöffnet als andere? Ich denke mir jetzt einfacher, es war gutes Gespräch. Am 25.04. bin ich dann zum hoffentlich Abschlußgespräch bei meiner Psychoonkologin, wenn alles gut geht, sehen wir uns nie wieder. Ich würde mir nur die Hintertüre gerne lassen, falls sich ein Rezidiv einstellt, falls das passiert, weiss ich nicht wie ich damit zu Recht kommen würde.

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      #32
      Hallo Karl,
      nach Deinen bisherigen Schilderungen habe ich den Eindruck, dass Du Dich in der Psychotherapie sehr gut öffnen kannst. Das ist sehr, sehr gut für Dich.

      In meinem Bekanntenkreis habe ich Leute, die seit Jahren Psychotherapie machen, aber so gut wie keinen Schritt weiterkommen, trotz mehrmaligen Therapeutenwechseln.
      Zu starke Selbstkontrolle und Selbstbeobachtung und das Unterdrücken von Emotionen sind nämlich bei solchen Therapien kontraproduktiv. Auch der weitverbreitete Drang, immer Recht haben zu müssen und auf keinen Fall Schwäche zu zeigen, gehören dazu.

      Ja, ich habe auch schon Einiges in der Therapie gelernt und halte mir meinen Therapeuten warm, weil ich mir noch nicht sicher bin, ohne ihn auszukommen. Zur Zeit bräuchte ich die Therapie eigentlich nicht mehr, aber wer weiß, was da noch auf mich zukommen wird...
      Von Haus aus bin ich nämlich mehr Skeptiker als Optimist.

      Gruß
      Lutz
      Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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        #33
        Hi Lutz, ja es bringt nur etwas, wenn man sich drauf einlässt und sich öffnet. Sie hat das auch gut gemacht, sie hat nur so tief gegraben wie ich es in jeder Sitzung zugelassen habe. Zu deinem letzten Satz: ich war von Haus aus Optimist, aber für mich ist noch nicht klar, ob die Evolution mehr Mutige oder mehr Vorsichtige hat überleben lassen. Gruß Karl

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          #34
          Vielleicht mehr Ängstliche?
          Immer positiv denken!!!

          http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

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            #35
            Hi Michi, ja das denke ich auch, ich glaube die Vorfahren, die vor Gefahren geflüchtet sind haben wohl mehr Gene in unseren Genpool beigesteuert.

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              #36
              Hi Michi, ein Gedanke ist mir noch eingefallen zum Thema wer steuerte mehr in unseren Genpool bei. Es könnte natürlich auch sein, dass die mutigen auch Frauen erobert haben, vielleicht mussten die vorsichtigen dann die Witwen betreuen ,-)

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                #37
                Hallo zusammen, ich bin manchesmal im Forum wohl in die psychologische Schiene abgeglitten, das liegt wohl auch daran, dass ich mir natürlich noch kein gesundheitlichen Ratschläge bezüglich PC zu geben traue, nur wenn eine Anfrage meiner Situation gleicht, kann ich beschreiben, wie die Therapie bei mir gewirkt hat mit welchen Nebenwirkungen und welche Informationen ich von den Ärzten erhalten habe. Auf der psychologischen Seite fühle ich mich da schon sicherer, auch wenn mich meine Erfahrungen nicht davor bewahrt haben in ein tiefe mentales Loch zu fallen. Mir ist aufgefallen, da ss der Selbstvorwurf, ich hätte die klaren Symtome meiner Mutter auf den bevorstehenden Herzinfarkt läuft nach dem selben Muster wie bei meinen Entscheidungen zu meiner Krebsfrüherkennung und meinen Entscheidungen zur Behandlung meines PC. Ich konnte immer nur zum damaligen Kenntnisstand entscheiden, nie zum jetzigen Kenntnisstand basierend auf den eingetretenen Ergebnis. Von Pater Anselm Grün habe ich den Begriff der Selbstvergebung kennen gelernt. Ich denke das wird jetzt mein nächster Schritt sein. Karl

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                  #38
                  Ich mache immer wieder Wandlungen mit, bei meinem letzten Besuch bei meiner Psychologin wollte ich offen lassen ob ich wieder komme, dann wollte ich einen Termin um das zu beenden, dann wollte ich beenden aber wenn sich ein Rezidiv einstellt wieder kommen, jetzt ist sie im Krankenstand und ich möchte sie fragen ob ich denn in längeren Abständen kommen könnte - immer im Kopf: ich kann doch anderen die es viel dringender bräuchten nicht einen Platz wegnehmen. Erst war es das Thema wohin mit meiner Wut, jetzt wohin mit meiner Angst. In meinem familiären Umfeld bietet sich keiner an, den ich belasten möchte, da bleibt dann nur der Profi.

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                    #39
                    Hallo Karl,
                    ich gehe in den letzten 2 Jahren nur noch ca. alle 3 Monate zu meinem Psychotherapeuten. Das reicht mir zur Zeit. Wenn ich mehr Psychostütze brauchen sollte, werde ich in kürzeren Abständen hingehen. Diese Möglichkeit gibt mir ein beruhigendes Gefühl ( und auch meiner Familie).
                    Gruß
                    Lutz
                    Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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                      #40
                      Hi Lutz,
                      so eine lange 3-Monats-Leine zur Psychologin würde mir schon auch reichen, im Frühjahr/Sommer ggf. sogar weniger, allerdings bin ich mir nicht sicher, ob das beim Psychoonkologischen Dienst am Uniklinikum so vorgesehen ist. Bin eh immer so hin- und hergerissen, ich habe schließlich früher meiner Probleme selber gelöst nur diesesmal tue ich mich damit schwer.
                      Gruß, Karl

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                        #41
                        Hallo Mitstreiter,
                        täglich im Forum war vielleicht nicht so gut, aber ohne Euch fühle ich mich alleingelassen mit dieser Scheißkrankheit. Gut, ich habe zum größten Teil selbst schuld, ich wollte normal behandelt werden, ich habe nach der Bestrahlung gleich die Beruhigungspille: "Die Strahlenärztin hält mich für geheilt!" verteilt. Allerdings ist Sie die Einzige, die sich zu so einer Aussage hat hinreißen lassen und jetzt wundere ich mich, dass sich keiner mehr für meine Krankheit interessiert. Ich denke auch, dass mein Umfeld noch mein altes Ego im Kopf hat: ‚‘Der bringt doch alles hin, dem muss man nicht helfen.‘
                        Gleichzeitig fühle ich mich unter "Heilungsdruck", wenn dein Ehepartner die Sätze sagt, "Du machst uns ja beide unglücklich! – dann erzähle ich nicht mehr und unterdrücke unter Tage meine Emotionen – ein Training unter Tags um sein Gesicht nicht zu verlieren. Leider fühle ich so etwas wie ein “Jahrestief“ vor einem Jahr hattest du die Biopsie, vor einem Jahr warst zu noch intakt. Meine gedanklichen Ambivalenzen hören auch nicht auf: ich sage zu meiner Frau: „Feiern wir am 20.09.22 den Tag meiner Lebensverlängerung.“ Und denke mir kann ich den Tag meiner Verstümmelung wirklich feiern.
                        Immerhin geht morgen meine Frau mir zu liebe zur Psychoonkologin und ich muss mir am nächsten Termin überlegen, ob ich in eine ambulante Psycho-Therapie einsteigen will. Ich will natürlich nicht aber ich denke ich muss.
                        Viele Grüße, Karl

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                          #42
                          Hallo Karl,
                          schön, hier mal wieder von Dir zu hören
                          Ambulante Psychotherapie kann ich sehr empfehlen. Übermorgen gehe ich auch mal wieder zu meinem "Psycho". Du glaubst es vielleicht nicht, aber ich freue mich da immer schon drauf. Da erzähle ich Alles ungefiltert und der hört trotzdem immer aufmerksam zu und leidet auch nicht mit.
                          Bei meiner Liebsten wäge ich schon ab, wann ich was erzähle. Ich bin zwar offen und ehrlich, aber ich habe schon oft gemerkt, dass es ihr gar nicht gut tut, wenn ich sie mit meinen Krebsleidensgeschichten zutexte. Gerade, wo sie zur Zeit selber Probleme mit ihrer eigenen Krebserkrankung hat.
                          Gruß
                          Lutz
                          Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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                            #43
                            Hi Lutz, mein Bruder im Geiste,
                            ja, mit Euch ging es nicht aber ohne Euch erst recht nicht. Meine mentale Performance ist 10 Monate nach OP immer noch unterdurchschnittlich, damit kann ich nichts anfangen, das habe ich wohl bei der letzten Sitzung auch merken lassen, Sie meinte ich war noch nie so aggressiv? Die Aggressivitätsskala muss bei ihr aber sehr niedrig hängen, weil ich mich als höflicher Mensch gut im Griff habe. Dann schlägt Sie mir die ambulante Therapie vor und das hat mich echt getroffen, ich sagte: „soviel Zeit wollte ich dem Krebs nicht opfern.“ Darauf Sie: „Sie opfern es nicht dem Krebs sondern ihrer Gesundung.“
                            Ich habe auch das Problem, dass mir langsam die Gesprächspartner wegbrechen, mein Therapeut, meine Frau die wollen schon mal nichts mehr davon hören. Also warte ich, bis mal ein Freund oder meine Schwester danach fragt und dann erzähle ich wieder mal etwas, das ist aber verdammt wenig und ich komme mir alleingelassen vor mit meiner Krankheit. Da geht es mir wie dir, dass ich mich auf das Psychologengespräch freue.
                            Schön, dass meine Wiederauferstehung so schnell entdeckt und geantwortest hast.
                            Gruß, Karl

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                              #44
                              Hallo zusammen, mir wurde von meiner Psychoonkologin eine ambulante Therapie vorgeschlagen, ich bin hin und her gerissen, hat jemand Erfahrungen gesammelt, die er teilen kann. Ich bin hin und her gerissen, einerseits gebe ich damit zu, dass ich nicht alleine damit fertig werde - das zieht mich schon mal runter und andererseits weis ich nicht was mir der Therapeut "neues" über mich beibringen will. Ich bin extrem selbstrefelktierend und habe auch alle meine seelischen Verletzungen aus der Kindheit eingeordnet, ich erkenne auch die Situations-Muster, die auftreten und mich dann runterziehen. Eines ist dieses Muster: ‚Ich habe doch alles getan was ich tun kann, warum ist das Ergebnis trotzdem schlecht.‘
                              Der Therapeut kann mir weder meine Kindheit relativieren noch meinen derzeitigen Gesundheitszustand schönreden. Bei einem zentralen Punkt: Wohin mit meiner Wut kann er mir auch nicht helfen. Das Problem löse ich jetzt mit meinem Boxsack.
                              Vielleicht hat die Psychologin mit dem Satz: "Aus der Depression kommen sie alleine nicht heraus!" genau das Gegenteil bewirkt, auf solche Sätze habe ich immer mit Trotz reagiert, nach dem Motto 'Das wollen wir erst mal sehen'.
                              Ich denke ich werde eine neue Strategie versuchen, ich werde mit meinem Umfeld nur noch über meine Krankheit sprechen, wenn sie danach fragen. Es stimmt schon, irgendwie bringt es mir nichts und ich belaste nur die anderen. Das klappt im Forum einfach besser.
                              Ich werde keine Rezidiv- oder Überlebenswahrscheinlichkeitsstatistiken mehr im Internet suchen, sondern meine Ängste individuell durch Fachärzte beurteilen lassen - meine Hüftprothesen haben sich nicht gelockert - Diagnose von gestern.
                              Ich werde versuchen manches auch als eine ganz normale Reaktion anzunehmen, wenn auf den Medikamentenbeipackzetteln steht, Nebenwirkung: Depression, Stimmungsschwankungen dann muss ich mir keine Vorwürfe machen warum es mich damit trifft. Testosteron ist auch nicht irgendein Hormon, dass man sich bei einer chemischen Kastration verändert, muss ich als Faktum akzeptieren. 2019 die eine, 2020 die andere Hüfte, 2021 die RPE - vielleicht ist dann der mentale Akku auch einfach mal leer.
                              Und ich muss diesen Gedanken der „Selbstfairness“ wieder aufnehmen, wenn ich zu anderen Menschen fair und nachsichtig bin, muss ich mir selbst gegenüber nicht immer den unerbittlichen harten Hund geben.

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                                #45
                                Letztlich musst du immer selbst damit fertigwerden, aber eine Psychologin kann dir dabei helfen. Ich würde erstmal einige Termine machen. Wenn es nichts bringt, kannst du ja aufhören. Meist wird Fluoxetin verschrieben, die Nebenwirkungen halten sich sehr in Grenzen.

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