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Der Krebs verändert meine Persönlichkeit

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    #91
    Hallo Arnold,
    Es freut mich, dass es dir gut geht und du eine passende Form der Kommunikation mit deinem Umfeld gefunden hast. Wie es uns in einer kritischen Phase geht wissen wir nicht, bisher habe ich versucht durch informieren, mich auf die nächste Phase vorzubereiten – nicht mehr die komplette Krankheit googeln, das hat mich nur fertig gemacht. Aber diese 50 Jahre lang funktionierende Strategie hat mich nach Pfingsten im Stich gelassen.
    Knochenschwund, ich könnte ja die Hormontherapie abbrechen, dazu ich aber mein Rezidivrisiko wissen und dann stoße ich die Studie von Epstein der eine 66-88%ige Rezidiv-Wahrscheinlichkeit bei Gleason 9 prognostiziert. Wie wird es mir wohl gehen, der hochsensible PSA-Marker schlägt früh an, und wir lassen jetzt den Krebs, der jetzt nicht mehr gekapselt ist, weiter wachsen, bis die bildgebenden Verfahren die Zellen darstellen können.

    Meine Frau und ich möchten schon auch in die Genussphase kommen, aber nach unser Dänemarkumrundung, war es uns erst zu heiß, jetzt zu kalt – das ich jetzt eine schöne Ablenkung – ich ärgere mich mal übers Wetter.

    Das „dicke Fell“ ich habe das im Umgang mit Schmerzen, egal ob im Sport: beide Hüftgelenke kaputt, 3 Bänderrisse, SchulterOP, oder 6 Platzwunden im Gesicht – ich habe mich in der Verteidigung nicht geschont. Habe auch ein Spiel mit Bänderriss zu ende gespielt, weil wir keinen Auswechsler mehr hatten, oder mit Muskelfaserriss zwei Hallenspiele absolviert. Die Mannschaft geht vor, die Familie geht vor, der Beruf geht vor – ich kam immer zuletzt. Vielleicht ist das auch so ein Punkt, das muss ich jetzt umdrehen – es geht jetzt um mich.

    Ich hatte schon die Erwartungshaltung an mich, wenn ich mit Schmerzen umgehen kann, kann ich das auch mit Emotionen. Das emotionale dicke Fell habe ich leider nicht, aber ich kann in den Kampfmodus umschalten wenn ich das brauche, aber dafür geht es mir körperlich eben auch zu gut. Also arbeite ich an meiner mentalen Gesundung, Du und Lutz ihr seid mir da drei Schritte voraus, aber ich werde aufschließen.
    Viele Grüße, Karl

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      #92
      Hallo zusammen,
      ich hatte gestern die erste Therapiesitzung:@Lutz, ich habe nicht versucht der bessere Therapeut zu sein. Ich denke was passt ist seine Vita, er hat lange als Allgemeinarzt praktiziert, in einem nicht ganz einfachen Stadtviertel – so etwas imponiert mir – und dann die Therapeutenausbildung. Ich habe also nicht den Eindruck, dass er als erstes mal meine Vater – Sohn, Mutter – Sohn – Konflikte beheben will; und er hat einen ganzheitlichen Gesundheitsansatz.
      Eine interessante Feststellung, ich habe in meiner vorherigen Antwort an Arnold erwähnt, dass ich meine Belange immer hinten angestellt habe und das jetzt ändern werde: gestern stelle ich meine neue Kommunikationsstrategie vor, antworte meinem Umfeld nur noch wenn ich dazu gefragt werde, ich spreche von mir aus, das Krebsthema nicht mehr an, ich schreibe in mein Krebstagebuch und im Internetforum. Also Internet gefällt ihm nicht so sehr und er sagt, „Aber Ihnen geht es doch nicht gut damit!“ Und sofort schießt mir der Gedanke durch den Kopf, wenn es meinem Umfeld damit besser geht, dann macht es doch nichts, dass es mir schlecht dabei geht, ich komm doch damit zurecht – soviel zum Vorsatz jetzt stehe ich mal an erster Stelle!
      Etwas nervig ist, dass es nur 20 Minuten dauert, ich fühle mich etwas gehetzt und denke wir reißen Themen nur an, dann ist schon wieder Schluss. Jetzt sehe ich erst wie „großzügig“ die Psychoonkologie in Erlangen war, die neben der Stationsarbeit, mich alle vier Wochen für eine Stunde mitbetreut haben – Danke dafür, habe ich natürlich per Mail und mündlich auch schon erledigt.
      Grüße, Karl

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        #93
        Hi Karl,

        es ist doch schon mal sehr gut für Dich, dass Du mit Schmerzen gut umgehen kannst.

        Das andere kommt auch noch. Manche Dinge brauchen einfach Zeit.

        Ich weiß genau, wie es mir in einer kritischen Phase gehen wird: Panik!
        Das ist bei mir eben so. Deswegen werde ich mir meinen Psychotherapeuten warm halten für zukünftige Paniken.

        Karl, seit heute bin ich offiziell Rentner. Mein Account (Email, Zeiterfassung, u.a.) wurde heute früh punktgenau gelöscht. Ich fühle mich jetzt völlig tiefenentspannt. Meine Afrbeit war sehr schön, ist mir aber die letzten Jahre einfach zu anstrengend geworden. Jetzt habe ich mehr Zeit für meine Hobbies und kann meine Frau besser unterstützen, die ja noch berufstätig ist, aber ja leider auch Krebspatientin. Sie versteht mich jetzt übrigens noch besser als vorher, weil sie selbst betroffen ist. Aber noch besser ist es natürlich, wenn keine oder keiner Krebs hat.

        Gruß
        Lutz
        Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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          #94
          Hi Karl,

          das ist ja interessant mit Deinem Psycho. Das klingt ähnlich wie bei meinem. Der war vorher auch Arzt in einem Krankenhaus.
          Eine Sitzung bei mir läuft 50 Minuten. 20 Minuten kommt mir jetzt wenig vor. Aber in der Zeit lässt sich sicher auch Einiges besprechen.
          "Qasselstrippen" wie ich (Meinung meiner Frau) brauchen halt mehr Zeit, um auf den Punkt zu kommen

          Gruß
          Lutz
          Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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            #95
            Hi Lutz,

            ja Schmerztoleranz ist meine Superkraft, dass sich Schmerzen leichter steuern lassen als Emotionen habe ich erst akzeptieren müssen. Dass diese Sache Zeit braucht wurde mir klar, als die Therapeutin gesagt hat: "Was sie erlebt haben ist ein Trauma! Das braucht Zeit."

            Glückwunsch zur Rentnerschaft, geniese die selbstbestimmte Zeit. Schön auch, dass du so positiv auf deine Arbeit zurück blicken kannst. Meine Frau hat in der Familienhilfe, Kinder aus der größten Not geholfen, da kam mir jetzt rückend meine Arbeit als sinnentleert vor. Gut, dass ihr euch so gut versteht - das hilft ungemein.

            Euch alles Gute, Karl

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              #96
              Danke Karl!
              Wünsche Dir und deiner Frau auch nur das Allerbeste!
              Lutz
              Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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                #97
                Hi Lutz,
                hast du dann auch das Gefühl, dass der nicht so sehr in deiner Kindheit herumstochern will, sondern mehr am aktuellen Problem bleibt. 50 Minuten wären mir auch lieber, mal sehen ich frag mal nach einer "Doppelstunde" 40 Min. wären schon ein Fortschritt.

                Deine Frau muss sich täuschen, Ostfriesen gibt es gar nicht als Quasselstrippen, da wärst du ja eine Mutation. Wie wir Franken auch wir kommen mit weniger Buchstaben und Worten aus. Ich lass es mir nur nicht anmerken.

                Ich denke, es sind zu viele Dinge aus dem Gleichgewicht gekommen, kein fordernder Sport zum Ausgleich, kein bestätigender Beruf. Der Rollenwechsel vom Problemlöser zum Problem, vom Helfer zum Geholfenen, und die Gewissheit dass ich diese Helferschuld gegenüber Ärzten und MTA’s nie wieder werde ausgleichen können. Vom nahezu angstfreien Menschen zum ängstlichen, vom Fels in der Brandung, zu emotionaler Instabilität. Ein extremes Delta zwischen gespieltem Selbstbild und realer Befindlichkeit. Die fehlende Akzeptanz körperliche Unabänderlichkeiten anzunehmen und die bescheuerte Vorstellung, dem Krebs nicht auch noch den Sieg über meine mentales Befinden einzuräumen. Wobei ich auch denken könnte, z.Zt. habe ich ihn besiegt - nur um welchen Preis.

                Viele Grüße, Karl

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                  #98
                  Hi Karl,

                  Ja, mein Psycho wollte anfangs zwar auch Alles über meine Kindheit wissen, später ging und geht es bis heute dann nur noch um aktuelle Probleme.

                  Karl, ich bin ja gebürtiger Berliner und lebe aber seit 56 Jahren in Ostfriesland. Das muss noch ein Restgen "Berliner Schnauze" in mir sein

                  Den Krebs besiegen geht bei mir wohl schlecht. Ich muss es da mit friedlicher Koexistenz versuchen und immer wieder auf die Krebszellen bremsende neue Medikamente hoffen.

                  Gruß
                  Lutz
                  Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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                    #99
                    Eine frühere Geschäftskollegin war da, wir quatschen den ersten Abend über unsere Probleme im Geschäft, warum eigentlich, wir sind beide draußen, aber es ist halt eine gemeinsame Zeit, die wir teilen, am Folgetag fahren wir Rad. Sie ist gut drauf - obwohl sie das unverschämterweise bestreitet, ich kann am Berg nicht mithalten, bin aber auch intelligent genug nicht über meine Verhältnisse zu fahren. Ich erzähle ihr doch von meiner Krankheit, irgendwie käme es mir unehrlich vor, wenn wir offen reden, aber ich über meine Krankheit nicht. Sie ist diplomatisch genug, nicht nachzufragen welcher Krebs mich quält, ich denke, die kann es sich denken.
                    Wir verbringen zwei wirklich schöne Tage zu Dritt, und nach dem Abschied falle ich schon wieder in so eine Melancholie – ich bin doch nicht geheilt? Oder könnt ich’s sein, wenn ich diese „Grundtraurigheit die sich manchmal nach schönen Erlebnissen einstellt einfach akzeptiere? Ist die Auffassung meiner Frau: ‚es war so schön, da kann man nicht traurig sein‘ die richtige, oder meine derzeitige Phase: ‚es war so schön, mich ängstigt, wie viele dieser schönen Momente darf ich noch erleben‘, die richtige Einstellung. Habe ich jetzt das erste der 10 verbleibenden Jahre nicht optimiert verbraucht, der Urologe des Klinikums war ja ein Arzt mit Erfahrung, der mir diese Prognose gab, er wollte mir doch nicht Böses. Die Geschichten im Forum sind so diametral, auf der einen Seite die unverwüstlichen Kämpfer die bewundernswert balanciert dieser Krankheit über Jahre trotzen und auf der anderen Seite die Menschen, deren Gleason Prognose deutlich besser war als meine, und deren gesundheitlicher Verlauf mich ängstigen und betroffen machen.
                    Viele Grüße, Karl

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                      Hi Karl,
                      Deine Gedanken und Gefühle kann ich gut nachvollziehen. Das kommt mir, bezogen auf mich, sehr bekannt vor.
                      Gut, ich bin jetzt seit über 4 Jahren mit meiner Krebsproblematik konfrontiert und habe schon mehr Zeit gehabt als Du, in der ich den Umgang damit "üben" konnte.
                      Ein guter Vergleich ist auch, wie Urs es kürzlich schrieb, der mit dem Pendel.
                      Ich habe einen Bekannten, 74 Jahre alt - Gleason 7 - operiert und bestrahlt vor 8 Jahren - bisher ohne Rezidiv - wenn ich mich mit ihm unterhalte, merke ich deutlich, dass da, obwohl es bei ihm bestens aussieht, immer noch die Angst und Sorge besteht, es könnte da was wiederkommen.
                      Manchmal glaube ich, egal was man hat oder was gerade los ist, die Summe der Ängste und Sorgen bleibt immer gleich.
                      Das sind nur so meine Gedanken dazu.
                      Gruß
                      Lutz
                      Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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                        Danke Lutz,
                        du hast also 3 Jahre Vorsprung, vielleicht werde ich dich mit deiner Hilfe und der des Therapeuten schneller einholen. So einen Pendelvergleich hat die Psychologin auch gleich in einer der ersten Sitzungen gemacht. Sich das aktuelle Leben von einem möchlichen zukünftigen Rezidiv belasten zu lassen, macht keinen Sinn. Anscheinend macht das Angstzentrum im Hirn was es will. Die Psychologin auf der 1. Reha hat auch klar ausgesprochen, die Angst zwischen Blutabnahme und PSA-Bestimmung geht nie weg! Das spräche für die Summe der Ängste-Theorie.
                        Danke für deine Gedanken, Karl

                        P.S. Berliner Plappergene werden nie zu Restgene - die bleiben immer dominant.

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                          Ich kommuniziere weniger, mit meinem Umfeld, im Forum - ist das ein gutes Zeichen, vielleicht ein Ausdruck dafür, dass ich mich normalisiere?

                          Übermorgen nächster Therapeutentermin, "Was soll die ganze Scheiße mit Therapeuten eigentlich noch?" Diese Frage geht mich immer wieder durch den Kopf, lass diese Melancholie einfach zu – passt doch zu einem nachdenklichen Menschen. Der alte unerschütterliche Karl ist weg „Es ist ja auch etwas passiert mit dir!“ Wieder so ein einfacher, treffender Satz, dieses Mal von meiner Frau. Nur gleich spukt mir wieder der Satz durch den Kopf, ich würde damit dem Krebs auch auf der mentalen Ebene, einen Teilerfolg einräumen. Ich könnte es auch weniger verbissen sehen, ein intelligentes System passt sich äußeren Einflüssen an, aber in so kurzer Zeit und in meinem Alter, da denke ich doch, ich bin stabil. Wieder so ein schönes Beispiel, ich versuche etwas zu positivieren, muss aber das Argument aber gleich wieder entwerten. Vielleicht hinterlassen 40 Jahre ständige Selbstkritik einfach Spuren.

                          Ich fahre gestern in einem sonnigen Herbstabend nach Hause, schön, und dann wieder diese Schwermut im Hinterkopf – wie oft wirst du dies Tage noch genießen können? Ist das eine Angststörung? Mein Physio hat mit dem Satz: “Denk nicht so viel an deine Krankheit, eine intelligente Patientin hat darüber eine Angststörung entwickelt!“ diese Befürchtung in mir erst ausgelöst. Oder diese Diagnose Depression: ich bin doch genussfähig, nur dieser: 'wie oft werde ich das noch genießen können' Gedanke, hängt sich immer an. Ich habe soziale Kontakte und Termine – für mich sieht eine Depression anders aus.
                          Karl, auf dem Weg der Besserung

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                            Hallo,

                            In so einen Zustand würde ich hier nicht weiter schreiben.
                            Damit werden nur Menschen verunsicherst, die Ihre Erkrankung gut überstanden haben.
                            Solche Probleme sind besser bei einem Psychiater aufgehoben.

                            Wir sind nicht blind, nicht gehörlos und viele hatten auch keinen Schlaganfall.
                            Man hat nur ein Problem mit Prostatakrebs und mit sich selbst.
                            Gegenüber anderen Krebserkrankungen ist dieser Krebs gut behandelbar.

                            Albert

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                              Albert, diesen Beitrag versteh ich nicht ganz. Ich lese hier im Forum schon mehr wie 7 Jahre mit. Es hat mich noch kein Beitrag verunsichert. Ich finde, auch wenn einer so schreibt, denkt er sich vielleicht schon etwas und es kann auch sein das ihm das was hilft, wenn er seine Probleme schildern kann. Ich werde darauf nie eine negative Antwort geben.
                              Immer positiv denken!!!

                              http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

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                                Lieber Albert,

                                ich kann Dir leider in so gut wie keinem Punkt recht geben.

                                Du liest und schreibst hier im Bereich Prostatakrebs und Psyche im Tread von Karl "Der Krebs verändert meine Persönlichkeit".

                                Wenn Du das nicht aushalten kannst, über diese Probleme zu lesen, weil Du vielleicht selber nicht mit Dir im Reinen bist, musst Du es ja nicht lesen. Aber jemandem den Mund zu verbieten oder seine Probleme zu bagatellisieren, das sollte man dann nicht tun. Es ist einfach nicht hilfreich.

                                Gruß
                                Lutz
                                Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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