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    Neue Empfehlungen zur aktiven Überwachung

    Auf der diesjährigen Konferenz in Magdeburg gab es eine Diskussion zum Thema aktive Überwachung / active surveillance. Teilnehmer waren Prof. Miller, Berlin, Prof. Salomon, Hamburg, Prof. Hadaschik, Prof. Heidenreich, Köln, Prof. Rassweiler, Heilbronn und Prof. Hakenberg, Rostock. Hintergrund war, dass die S3 Leitlinie auch zum Thema aktive Überwachung geändert werden soll.

    Ich will versuchen, nur die wichtigen Punkte zusammenzufassen. Eingangs zeigte Prof. Miller eine Grafik, die darstellt wie häufig Patienten unter aktiver Überwachung innerhalb von 10 Jahren an Prostatakrebs versterben (kein overall survival). Das sind ausgesprochen wenige:



    Außerdem verwies er auf die PROMISE Studie, nach der ein mpMRT besser feststellt, ob Tumor vorhanden ist als eine Biopsie. Also dem mpMRT „entkommt“ nur ein Gleason 6 Tumor während dies bei der Biopsie sieben Patienten sind. Außerdem wird kein 4+3 Tumor übersehen:



    Anschließend zeigte Prof. Hadaschik, dass nur 31,74 % der Gleason 6 Patienten aktive Überwachung machen. Damit würden praktisch 68% übertherapiert.



    Folgende Punkte ergaben sich aus der Diskussion:

    a) es wird jetzt empfohlen, vor der Biopsie ein MRT mit PI-RADS Beurteilung https://eref.thieme.de/ejournals/143...s-0032-1330270 zu machen, damit man gezielt AUCH die verdächtigen Bereiche biopsiert. Dabei wurde wiederholt ein qualitätskontrolliertes MRT gefordert, da offenbar der Befund eines MRTs doch teilweise sehr zu wünschen übrig lässt. Im Moment wird offenbar überwiegend nur in ca. 40% der Fälle vor der Biopsie ein MRT gemacht. Es hängt davon ab, wie groß der Anteil der gesetzlich Versicherten an der Bevölkerung ist. Die gesetzlich Versicherten müssen häufig sehr lange auf einen MRT-Termin warten und daher wird oft darauf verzichtet.

    Hier ein Bild aus dem Entwurf der Leitlinie:



    b) die Teilnehmer an der Diskussion waren überwiegend der Ansicht, man sollte keine maximale Anzahl der befallenen Stanzen festlegen um eine Empfehlung für aktive Überwachung zu geben. Bisher waren das ja zwei Stanzen. Es wurde damit argumentiert, dass die Anzahl der befallenen Stanzen schon allein dadurch steigt, dass die Urologen vermehrt in die im MRT verdächtigen Bereiche stechen. Man will sich daher mehr an den befallenen Bereichen der Prostata orientieren. Von Prof. Hadaschik wurde eine aktive Überwachung auch für möglich gehalten, wenn nur eine Stanze in der Kontroll-Biopsie mit 3+4 befallen sei.

    #2
    c) eine Kontrollbiopsie nach einem Jahr wurde aber überwiegend befürwortet, auch wenn ein MRT vor der ersten Biopsie gemacht wurde. Die Chance, dass dabei doch ein aggressiverer Tumor entdeckt würde, wären 10 bis 20% und dieses Risiko solle man nicht eingehen. Weitere Biopsien könnten aber entfallen, wenn ein MRT keine Veränderungen zeigen würde.

    Prof. Rassweiler zeigte dazu auf einer Folie, dass, falls bei einer Kontrollbiopsie nur ein MRT gemacht würde, 17% der Tumore unentdeckt blieben. Von diesen 17% hätten 52% mit PI-RADS 5 klassifiziert werden müssen:



    Auch zeigte er an Hand des Kontroll-Arms der TOOKAD Studie, dass bereits nach vier Jahren 53% der Patienten doch eine radikale Therapie bekommen. Von diesen 53% sind das nur 22% auf Patientenwunsch, d.h. diese empfanden das Beobachten als Belastung. Bei den anderen wurde der Tumor auf Grund von Kontrollbiopsien hochgestuft.



    Man hat festgestellt, dass viele Patienten die Kontrollbiopsien schwänzen. Da die Einstufung durch die erste Biopsie jedoch nicht absolut sicher ist, entwickeln sich bei einigen, wenigen Patienten dann Metastasen (cumulative incidence of metastasis):



    Man geht davon aus, dass mehr Patienten bereit sind ein Kontroll-MRT machen zu lassen als eine Kontroll-Biopsie. Insgesamt soll durch die Änderung der Leitlinie die aktive Überwachung attraktiver gemacht werden, in dem die bisher empfohlenen, regelmäßigen Biopsien durch ein MRT ersetzt werden.

    Es sollen jetzt auch Biomarker kontrolliert werden um festzustellen, ob der Patient für aktive Überwachung in Frage kommt. Hier sollen einmal die Biopsie-Stanzen auf duktale und kribiforme Zellen untersucht werden. Diese Patienten kommen nicht in Frage. Ebenso soll ein PTEN-Verlust und am besten auch eine BRCA1/2 Mutation überprüft werden. Auch in diesen Fällen soll keine aktive Überwachung gemacht werden.
    Zur laufenden Überwachung während der active surveillance wurde der Prostate Health Index(phi) erwähnt. Dieser Index wird an Hand einer Formel aus Gesamt-PSA, freien PSA und p2PSA (jeweils Hybritech) errechnet und soll einen Hinweis auf einen aggressiveren Tumor liefern.

    Georg

    Kommentar


      #3
      Zitat von Georg_
      Hintergrund war, dass die S3 Leitlinie auch zum Thema aktive Überwachung geändert werden soll.
      Lieber Georg,

      vielen Dank, dass Du doch noch vom diesjährigen Symposium in Magdeburg berichtest.

      Ich freue mich auf weitere Beiträge von Dir.

      Herzliche Grüße

      Harald

      Kommentar

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