Auf der diesjährigen ASCO Konferenz in den USA wurden jetzt die Ergebnisse der VISION Studie veröffentlicht. Dies war eine internationale, randomisierte Phase-III-Studie zur Untersuchung von 177Lu-PSMA-617 bei Männern mit PSMA-positivem, metastasiertem, kastrationsresistentem Prostatakrebs. Dabei konnten die Teilnehmer in kleinem Umfang aber auch PSMA negativen Tumor haben. Die Teilnehmer mussten zuvor mit Abiraterone oder Enzalutamid behandelt worden sein und ein bis zwei Chemotherapien erhalten haben.
831 Patienten wurden zwischen dem 4. Juni 2018 und dem 23. Oktober 2019 im Verhältnis 2:1 auf 177Lu-PSMA-617 (7,4 GBq alle 6 Wochen x 5 bis 6 Zyklen) plus Standardbehandlung versus Standardbehandlung allein randomisiert. Diese Standardbehandlung durfte nicht aus einer Chemo, Immuntherapie oder Radium-223 Therapie bestehen. Die mediane Nachbeobachtungszeit der Studie betrug 20,9 Monate. Die Teilnehmer erhielten im Mittel fünf Zyklen 177Lu-PSMA-617. Danach hatte die Wirkung offenbar zu stark nachgelassen.
Die 177Lu-PSMA-617 Therapie verlängerte in der Studie das radiographische, progressionsfreie Überleben im Median von 3,4 Monaten auf 8,7 Monate. Das radiographische, progressionsfreie Überleben wurde mit einem Knochenszintigramm überprüft. Eine Progression war gegeben, wenn damit nicht mehr als eine neue Knochenmetastase festgestellt wurde. Genauer ist diese Definition als PCWG3 publiziert. Als weiteres Ergebnis verlängerte sich im Median das Auftreten von Knochenschmerzen von 6,8 Monaten auf 11,5 Monate. Das Gesamtüberleben verbesserte sich von 11,3 Monaten auf 15,3 Monate, also um 4 Monate.
Eine Mitautorin der Studie äußerte sich enttäuscht von diesem Ergebnis, offenbar hatte man mit einer größeren Verbesserung des Gesamtüberlebens gerechnet. Diese 4 Monate entsprechen etwa der Verlängerung, die bisher bei Medikamenten für kastrationsresistenten Prostatakrebs festgestellt wurde. Bei Olaparib wurde für die Zulassung eine Verlängerung des Gesamtüberlebens von 3,4 Monaten ermittelt, bei Abirateron 3,9 Monate, bei Cabazitaxel 2,4 Monate und bei Radium-223 3,6 Monate. Diese Werte sind nicht direkt miteinander vergleichbar, dazu sind die untersuchten Patientengruppen zu unterschiedlich!
Auf Grund der Ergebnisse der VISION Studie wird die 177Lu-PSMA-617 Therapie wohl im Laufe diesen Jahres in den USA zugelassen werden und dem folgend dann in Europa. Man kann gespannt sein, was diese Therapie dann kosten wird. Novartis erwartet, damit allein im Jahre 2026 einen Umsatz von 741 Millionen Dollar zu machen. Ich hatte in diesem Beitrag schon auf diese Studie hingewiesen: https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...ropa-beantragt
Unklar ist, ob die FDA entsprechend der Studie ein PSMA PET/CT als Voraussetzung für diese Therapie festlegt. Die Studienautoren waren der Meinung, die Therapie würde bei einem so hohen Prozentsatz der Patienten anschlagen, dass man die Therapie auch ohne vorheriges PSMA PET/CT durchführen könne. Aber eine vorherige Therapie mit Abiraterone oder Enzalutamid und eine Chemo wird wohl die Voraussetzung für die 177Lu-PSMA-617 Therapie werden.
Die Studie hatte das Problem, dass sehr viele Patienten in der Kontrollgruppe die Studie abbrachen. Von Juni 2018 bis März 2019 beendeten 56 % der Patienten der Kontrollgruppe die Studie vorzeitig. Den Patienten war aus den Ergebnissen in Deutschland und Australien bekannt, dass die Therapie offenbar gute Erfolge brachte und wollten diese Therapie unbedingt durchführen. Außerdem waren ja Chemo, Immuntherapie oder Radium-223 Therapie für die Kontrollgruppe ausgeschlossen, so dass diesen Patienten praktisch kaum noch wirksame Mittel zur Verfügung standen. Das waren damit nur noch ADT, gegen die diese Patienten Resistenz entwickelt hatten, und Abirateron oder Enzalutamid, das nach einer Chemo teilweise wieder eine Wirkung zeigt.
Für die Studie angemeldet hatten sich die nuklearmedizinischen Abteilungen der Kliniken, um die 177Lu-PSMA-617 Therapie durchzuführen, während die Onkologen an der Behandlung der Kontrollgruppe unter diesen Vorgaben kaum Interesse hatten. Die Verärgerung über diesen Verlauf der Studie war den Referenten noch anzumerken. Vermutlich hatten viele Patienten und deren Ärzte nur an der Studie teilgenommen, um eine 177Lu-PSMA-617 Therapie zu erhalten und schon vorgesehen, die Studie abzubrechen, falls sie der Kontrollgruppe zugeordnet werden sollten.
In Abstimmung mit der FDA hat man daraufhin die Studie etwas modifiziert und mit den Studienzentren gesprochen, dass die Patienten in der Kontrollgruppe gehalten werden müssten um die Studie nicht zu gefährden. Diese Patienten konnten „post-protocol“, also offenbar etwas nach dem Oktober 2019, wieder mit Chemotherapie oder auch Lu177 behandelt werden. Genau wurde dieser Zeitpunkt nicht angegeben. Studienzentren, die sehr hohe Abbrecherquoten hatten, durften offenbar keine neuen Patienten aufnehmen. Durch diese Maßnahmen konnte die Abbrecherquote auf 16,3 % gesenkt und die Studie erfolgreich beendet werden. Das radiographische, progressionsfreie Überleben wurde durch diese Änderung nur mit einer Subgruppe von 581 Patienten ermittelt.
Folgende Nebenwirkungen wurden im Rahmen der Studie festgestellt:
Mundtrockenheit sowie Übelkeit und Erbrechen trat bei 39 % der Patienten auf. In Deutschland erhält man daher vorbeugend Mittel gegen Übelkeit. Fatigue trat bei 49 % der Patienten auf, gegenüber 29 % in der Kontrollgruppe. Myelosuppression, auch Knochenmarkhemmung genannt, wurde bei 47 % der Patienten festgestellt. Dies war vor allem Anämie, also Blutarmut.
Dabei muss man berücksichtigen, dass diese Patienten vorher eine Chemotherapie gemacht hatten und danach fünf Zyklen 177Lu-PSMA-617 erhielten.
Die Autoren meinten, man müsse nun prüfen, ob die 177Lu-PSMA-617 Therapie besser in einem früheren Stadium eingesetzt werden kann, ob sie mit anderen Medikamenten kombiniert werden sollte und welche Dosis in welcher Situation am besten verwendet wird. Man hofft, damit deutlich bessere Ergebnisse zu erreichen.
Ein ausführlicher Bericht über diese Studie einschließlich Bildern der präsentierten Folien findet sich in englischer Sprache hier:
831 Patienten wurden zwischen dem 4. Juni 2018 und dem 23. Oktober 2019 im Verhältnis 2:1 auf 177Lu-PSMA-617 (7,4 GBq alle 6 Wochen x 5 bis 6 Zyklen) plus Standardbehandlung versus Standardbehandlung allein randomisiert. Diese Standardbehandlung durfte nicht aus einer Chemo, Immuntherapie oder Radium-223 Therapie bestehen. Die mediane Nachbeobachtungszeit der Studie betrug 20,9 Monate. Die Teilnehmer erhielten im Mittel fünf Zyklen 177Lu-PSMA-617. Danach hatte die Wirkung offenbar zu stark nachgelassen.
Die 177Lu-PSMA-617 Therapie verlängerte in der Studie das radiographische, progressionsfreie Überleben im Median von 3,4 Monaten auf 8,7 Monate. Das radiographische, progressionsfreie Überleben wurde mit einem Knochenszintigramm überprüft. Eine Progression war gegeben, wenn damit nicht mehr als eine neue Knochenmetastase festgestellt wurde. Genauer ist diese Definition als PCWG3 publiziert. Als weiteres Ergebnis verlängerte sich im Median das Auftreten von Knochenschmerzen von 6,8 Monaten auf 11,5 Monate. Das Gesamtüberleben verbesserte sich von 11,3 Monaten auf 15,3 Monate, also um 4 Monate.
Eine Mitautorin der Studie äußerte sich enttäuscht von diesem Ergebnis, offenbar hatte man mit einer größeren Verbesserung des Gesamtüberlebens gerechnet. Diese 4 Monate entsprechen etwa der Verlängerung, die bisher bei Medikamenten für kastrationsresistenten Prostatakrebs festgestellt wurde. Bei Olaparib wurde für die Zulassung eine Verlängerung des Gesamtüberlebens von 3,4 Monaten ermittelt, bei Abirateron 3,9 Monate, bei Cabazitaxel 2,4 Monate und bei Radium-223 3,6 Monate. Diese Werte sind nicht direkt miteinander vergleichbar, dazu sind die untersuchten Patientengruppen zu unterschiedlich!
Auf Grund der Ergebnisse der VISION Studie wird die 177Lu-PSMA-617 Therapie wohl im Laufe diesen Jahres in den USA zugelassen werden und dem folgend dann in Europa. Man kann gespannt sein, was diese Therapie dann kosten wird. Novartis erwartet, damit allein im Jahre 2026 einen Umsatz von 741 Millionen Dollar zu machen. Ich hatte in diesem Beitrag schon auf diese Studie hingewiesen: https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...ropa-beantragt
Unklar ist, ob die FDA entsprechend der Studie ein PSMA PET/CT als Voraussetzung für diese Therapie festlegt. Die Studienautoren waren der Meinung, die Therapie würde bei einem so hohen Prozentsatz der Patienten anschlagen, dass man die Therapie auch ohne vorheriges PSMA PET/CT durchführen könne. Aber eine vorherige Therapie mit Abiraterone oder Enzalutamid und eine Chemo wird wohl die Voraussetzung für die 177Lu-PSMA-617 Therapie werden.
Die Studie hatte das Problem, dass sehr viele Patienten in der Kontrollgruppe die Studie abbrachen. Von Juni 2018 bis März 2019 beendeten 56 % der Patienten der Kontrollgruppe die Studie vorzeitig. Den Patienten war aus den Ergebnissen in Deutschland und Australien bekannt, dass die Therapie offenbar gute Erfolge brachte und wollten diese Therapie unbedingt durchführen. Außerdem waren ja Chemo, Immuntherapie oder Radium-223 Therapie für die Kontrollgruppe ausgeschlossen, so dass diesen Patienten praktisch kaum noch wirksame Mittel zur Verfügung standen. Das waren damit nur noch ADT, gegen die diese Patienten Resistenz entwickelt hatten, und Abirateron oder Enzalutamid, das nach einer Chemo teilweise wieder eine Wirkung zeigt.
Für die Studie angemeldet hatten sich die nuklearmedizinischen Abteilungen der Kliniken, um die 177Lu-PSMA-617 Therapie durchzuführen, während die Onkologen an der Behandlung der Kontrollgruppe unter diesen Vorgaben kaum Interesse hatten. Die Verärgerung über diesen Verlauf der Studie war den Referenten noch anzumerken. Vermutlich hatten viele Patienten und deren Ärzte nur an der Studie teilgenommen, um eine 177Lu-PSMA-617 Therapie zu erhalten und schon vorgesehen, die Studie abzubrechen, falls sie der Kontrollgruppe zugeordnet werden sollten.
In Abstimmung mit der FDA hat man daraufhin die Studie etwas modifiziert und mit den Studienzentren gesprochen, dass die Patienten in der Kontrollgruppe gehalten werden müssten um die Studie nicht zu gefährden. Diese Patienten konnten „post-protocol“, also offenbar etwas nach dem Oktober 2019, wieder mit Chemotherapie oder auch Lu177 behandelt werden. Genau wurde dieser Zeitpunkt nicht angegeben. Studienzentren, die sehr hohe Abbrecherquoten hatten, durften offenbar keine neuen Patienten aufnehmen. Durch diese Maßnahmen konnte die Abbrecherquote auf 16,3 % gesenkt und die Studie erfolgreich beendet werden. Das radiographische, progressionsfreie Überleben wurde durch diese Änderung nur mit einer Subgruppe von 581 Patienten ermittelt.
Folgende Nebenwirkungen wurden im Rahmen der Studie festgestellt:
Mundtrockenheit sowie Übelkeit und Erbrechen trat bei 39 % der Patienten auf. In Deutschland erhält man daher vorbeugend Mittel gegen Übelkeit. Fatigue trat bei 49 % der Patienten auf, gegenüber 29 % in der Kontrollgruppe. Myelosuppression, auch Knochenmarkhemmung genannt, wurde bei 47 % der Patienten festgestellt. Dies war vor allem Anämie, also Blutarmut.
Dabei muss man berücksichtigen, dass diese Patienten vorher eine Chemotherapie gemacht hatten und danach fünf Zyklen 177Lu-PSMA-617 erhielten.
Die Autoren meinten, man müsse nun prüfen, ob die 177Lu-PSMA-617 Therapie besser in einem früheren Stadium eingesetzt werden kann, ob sie mit anderen Medikamenten kombiniert werden sollte und welche Dosis in welcher Situation am besten verwendet wird. Man hofft, damit deutlich bessere Ergebnisse zu erreichen.
Ein ausführlicher Bericht über diese Studie einschließlich Bildern der präsentierten Folien findet sich in englischer Sprache hier:
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