Hallo Wassermann.
Deine Schlussfolgerung klingt logisch und ist nachvollziehbar, wenn nur die Therapien so idealtypisch funktionieren wuerden, wie Du einfach so unterstellst. Es verwundert doch nicht, dass so viele Ingenieure sich gegen die radikale Loesung entschieden haben. Kein Ingenieur, der etwas auf sich haelt, wuerde eine Maschine in die Serienproduktion geben, wenn er wuesste, dass 30% der Maschinen nicht funktionieren wuerden. Daran aendern doch auch die Partin-Tabellen nichts, die uns ueber die Wahrscheinlichkeit aufklaeren und radikale Massnahmen uns damit schmackhaft machen sollen.
Operations- und Bestrahlungstechniken sind in den letzten Jahrzehnten zweifelsohne wesentlich verbessert worden, aber an den Grundproblemen oberflaechlicher Diagnostik und unbefriedigender Therapien hat sich seit Hackethals Auftritt in der Urologie (er war eigentlich Chirurg und Orthopaede) nichts geaendert. In seiner Autobiographie "Der Wahn, der mich beglueckt" kommt er zu dem Ergebnis, dass er Prostatakrebs gar nicht behandeln wuerde, weil es keine befriedigende Therapie gaebe, ausgenommen palliativ bei Beschwerden. Und es gibt ja auch hier im Forum einige, die gar nichts machen, nur gesund leben, und dabei ganz gut fahren.
Aber da sind wir wieder an einem Punkt, wo sich der Kreis schliesst, die alten Streitereien zwischen den Verfechtern radikaler Therapien und der Leibowitz-Fraktion wieder aufflammen und die Schlachten frueherer Kriege wieder geschlagen werden.
Die Hormontherapie allgemein, einschliesslich der DHB von Leibowitz, ist seit den Forschungen von Tribukait entzaubert. Wir wissen jetzt, dass das von Leibowitz in Aussicht gestellte "stabile Plateau" nur bei ganz besonders guenstigen Voraussetzungen sich einstellt, wahrscheinlich nur in einer ganz fruehen Phase der Erkrankung, wenn die Hormontherapie noch auf eine homogen peridiploide Zellpopulation trifft. Wahrscheinlich ist die Grenze noch enger gezogen, als Leibowitz sie selbst gezogen hat, sonst wurde es nicht so viele enttaeuschende Wiederanstiege des PSA geben.
Und leider kommt etwas hinzu, was den meisten von uns, die wir die DHB gemacht haben, nicht bewusst war, was auch die das Feld beherrschende Urologie nicht wahr haben will oder ignoriert oder missverstaendlich benennt, auf jeden Fall aber desastroese Folgen hat fuer jeden, der eine Hormontherapie mit sich machen laesst: Hormontherapie verschlimmert die Malignitaet. Mit anderen Worten, wer z:B. mit einem Gleason 3+4 einsteigt, kommt u.U. mit einem Gleason 4+5 heraus. Das ist ja auch logisch, denn was ist die letztendlich eintretende Hormonresistenz denn anderes als das Ergebnis eines Selektionsprozesses der uebrig gebliebenen agressiveren Krebskomponenten. Im Ergebnis zeigen die Forschungen, dass mit Hormontherapie seitens der Urologen viel zu unbedenklich umgegangen wird.
Diese Prozesse liessen sich ohne weiteres mittels FNABs und DNA-Analysen in ihrer zeitlichen Abfolge erforschen, dokumentieren und fuer therapeutische Zwecke nutzen, wenn wir nur eine innovativere Urologenschaft haetten. Es ist doch traurig, dass wir Patienten vom AK solche Experimente selbst machen muessen, um herauszufinden, was Sache ist. Das muessten doch die Urologen tun. Und leider mangelt es auch in den Selbsthilfegruppen an Protest und an der Aufstellung klarer Forderungen fuer gruendlichere Diagnostik und besserer Therapien.
Gruss, Reinardo
Deine Schlussfolgerung klingt logisch und ist nachvollziehbar, wenn nur die Therapien so idealtypisch funktionieren wuerden, wie Du einfach so unterstellst. Es verwundert doch nicht, dass so viele Ingenieure sich gegen die radikale Loesung entschieden haben. Kein Ingenieur, der etwas auf sich haelt, wuerde eine Maschine in die Serienproduktion geben, wenn er wuesste, dass 30% der Maschinen nicht funktionieren wuerden. Daran aendern doch auch die Partin-Tabellen nichts, die uns ueber die Wahrscheinlichkeit aufklaeren und radikale Massnahmen uns damit schmackhaft machen sollen.
Operations- und Bestrahlungstechniken sind in den letzten Jahrzehnten zweifelsohne wesentlich verbessert worden, aber an den Grundproblemen oberflaechlicher Diagnostik und unbefriedigender Therapien hat sich seit Hackethals Auftritt in der Urologie (er war eigentlich Chirurg und Orthopaede) nichts geaendert. In seiner Autobiographie "Der Wahn, der mich beglueckt" kommt er zu dem Ergebnis, dass er Prostatakrebs gar nicht behandeln wuerde, weil es keine befriedigende Therapie gaebe, ausgenommen palliativ bei Beschwerden. Und es gibt ja auch hier im Forum einige, die gar nichts machen, nur gesund leben, und dabei ganz gut fahren.
Aber da sind wir wieder an einem Punkt, wo sich der Kreis schliesst, die alten Streitereien zwischen den Verfechtern radikaler Therapien und der Leibowitz-Fraktion wieder aufflammen und die Schlachten frueherer Kriege wieder geschlagen werden.
Die Hormontherapie allgemein, einschliesslich der DHB von Leibowitz, ist seit den Forschungen von Tribukait entzaubert. Wir wissen jetzt, dass das von Leibowitz in Aussicht gestellte "stabile Plateau" nur bei ganz besonders guenstigen Voraussetzungen sich einstellt, wahrscheinlich nur in einer ganz fruehen Phase der Erkrankung, wenn die Hormontherapie noch auf eine homogen peridiploide Zellpopulation trifft. Wahrscheinlich ist die Grenze noch enger gezogen, als Leibowitz sie selbst gezogen hat, sonst wurde es nicht so viele enttaeuschende Wiederanstiege des PSA geben.
Und leider kommt etwas hinzu, was den meisten von uns, die wir die DHB gemacht haben, nicht bewusst war, was auch die das Feld beherrschende Urologie nicht wahr haben will oder ignoriert oder missverstaendlich benennt, auf jeden Fall aber desastroese Folgen hat fuer jeden, der eine Hormontherapie mit sich machen laesst: Hormontherapie verschlimmert die Malignitaet. Mit anderen Worten, wer z:B. mit einem Gleason 3+4 einsteigt, kommt u.U. mit einem Gleason 4+5 heraus. Das ist ja auch logisch, denn was ist die letztendlich eintretende Hormonresistenz denn anderes als das Ergebnis eines Selektionsprozesses der uebrig gebliebenen agressiveren Krebskomponenten. Im Ergebnis zeigen die Forschungen, dass mit Hormontherapie seitens der Urologen viel zu unbedenklich umgegangen wird.
Diese Prozesse liessen sich ohne weiteres mittels FNABs und DNA-Analysen in ihrer zeitlichen Abfolge erforschen, dokumentieren und fuer therapeutische Zwecke nutzen, wenn wir nur eine innovativere Urologenschaft haetten. Es ist doch traurig, dass wir Patienten vom AK solche Experimente selbst machen muessen, um herauszufinden, was Sache ist. Das muessten doch die Urologen tun. Und leider mangelt es auch in den Selbsthilfegruppen an Protest und an der Aufstellung klarer Forderungen fuer gruendlichere Diagnostik und besserer Therapien.
Gruss, Reinardo
Kommentar