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Uro-onkologischer Jahresauftakt Sachsen-Anhalt 2016

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    #61
    Kontroversen in der Uro-Onkologie – Magdeburg Januar 2016 - PART-IX

    Das mCRPC interaktiv – 1 Patienten mit 3 Optionen

    Jetzt durfte Prof. Schostak auch selbst ein Thema vorstellen, zudem eines, welches uns fortgeschrittene Patienten besonders interessiert. Mittlerweile gibt es doch ein paar mehr therapeutische Optionen, die aber oftmals in sehr weit fortgeschrittenen Stadien erprobt, und dann dafür zugelassen sind. Wäre es sinnvoll die eventuell zeitlich anders einzusetzen, oder sie irgendwie zu kombinieren, oder doch eher zurückhaltend sequenziell anzubieten? Prof. Schostak hatte sich kompetente Hilfe geholt, einmal durch den Urologen Dr. Manfred Johannsen aus Berlin, und Dr. Markus Porsch, einem Spezialisten für metastasier-kastrationsresistente Stadien aus Magdeburg.

    Um das alles etwas anschaulicher zu machen, nutzte man die Daten eines Patienten, der hier mit seinem Verlauf exemplarisch immer wieder referiert wurde.

    Patient G.P.
    • Erstdiagnose 08/2007, im Alter von 74 Jahren, ohne Komorbiditäten
    • PSA: 3.1ng/ml
    • Gleason 3+5
    • Ausbreitungsdiagnostik negativ (M0)

    Der Patient entschied sich für eine Strahlentherapie (72Gy), die durch einen 2 Jahre andauernde Hormontherapie (ADT) begleitet wurde.

    • PSA Nadir 02/2008: 0.01ng/ml (unter ADT)
    • PSA 07/2012 : 0.6ng/ml (nach ADT)
    • PSA 10/2012: 1.2ng/ml (entspricht einer PSADT von 3 Monaten!)
    • PSA 01/2013: 5.75ng/ml

    Gleichzeitig ergaben sich Schmerzen im rechten Beckenbereich. Eine Skelettszintigraphie ergänzt durch ein Becken MRT ergab eine solitäre Knochenmetastase am rechten Iliosakralgelenk (Kreuzbein-Darmbein-Gelenk). Daraufhin wurde die Hormonentzugstherapie wieder aufgenommen und ergänzend ein Bisphosphonat (Zoledronsäure) infundiert.

    An dieser Stelle kam Dr. Porsch ins Gespräch. Er versuchte anhand dieser Kasuistik zu erklären, was man heute vielleicht anders machen würde, wenn man so einen Patienten im kastrationsnaiven Stadien, aber mit Knochenmetastasen vorgestellt bekäme. Er zielte dabei auf die Ergebnisse der STEMPEDE Studie ab, die einen deutlichen Überlebensvorteil gezeigt hat, wenn man Docetaxel (Taxotere®) zusammen mit einer Androgenentzugstherapie gibt. Dieser Überlebensvorteil bestand aber nur bei metastasierten Patienten, die mindestens zwei der folgenden Kriterien aufwiesen:

    - Stadium T3/T4
    - PSA 40ng/ml
    - Gleason 8

    Wir hatten im Forum ja auch schon darüber diskutiert. Hier ging es aber um Patienten die primär behandelt wurden, also nicht erst Metastasen nach einer irgendwie gearteten lokalen Therapie im zeitlichen Verlauf entwickelten. Ob dieser Ansatz dabei auch passend wäre, also dem Patienten geholfen hätte bleibt leider momentan unbeantwortet.

    Wie ging es nun weiter mit dem Patienten G.P.

    • 02/2013 Erhielt er eine Bestrahlung der Knochenmetastase (15*2Gy)
    • 04/2013 wurde bei einem PSA von 10.1mg/ml mit Bicalutamid ergänzt
    • 07/2013 PSA NADIR 0.53ng/ml
    • Vorstellung Uni Magdeburg
    • 09/2013 PSA: 9.14ng/ml
    • Knochenszintigramm zeigte viele Knochenmetastasen in den Rippen und der Wirbelsäule
    • Thorax/Abdomen CT war ohne Befund
    • Einsatz von Opiaten wegen Schmerzen erforderlich

    Was würde man so einem Patienten heute anbieten: Radium-223 (Alpharadin/Xofigo®) oder Zweitlinien-ADT mit Abiraterone (Zytiga®) bzw. Enzalutamide (Xtandi®)? Dr. Porsch stelle nun die Ergebnisse der Alpharadin Zulassungsstudie vor, von der auch hier im Forum schon ausgiebig berichtet wurde. Da es sich dabei um ein schon länger verfügbares Medikament handelte, gibt es mittlerweile auch Daten aus größeren Kollektiven mit längeren Nachbeobachtungszeiten. Dabei konnte das günstige Nebenwirkungsprofil bestätigt werden. Beim Gesamtüberleben ergab sich in der Praxis ein noch etwas besserer Wert gegenüber der ALSYMPCA Studie (16 vs. 14.9 Monate).

    Schon Dr. Parker hatte bei der Vorstellung der ALSYMPCA Daten über die Möglichkeit der gleichzeitigen Gabe von Alpharadin und einem Zweitlinienhormonpräparat wie Abiraterone und/oder Enzalutamide spekuliert. Dr. Johannsen nahm diesen Faden auf und berichtete zuerst einmal grundsätzlich über Abiraterone (Zytiga®), was hier allgemein bekannt sein dürfte. Das Nebenwirkungsprofil von Abiraterone ist relativ unspezifisch, aber gut beherrschbar. Alternativ ist aktuell auch Enzalutamide (Xtandi®) für dieses Stadium zugelassen. Sein Wirkmechanismus ist zwar auch auf den Androgenrezeptor gerichtet, aber es unterdrückt nicht den natürlichen Bindungspartner (Testosteron) sondern blockiert den Androgenrezeptor in dem es dort Testosteron imitiert ohne die entsprechende Transkription auszulösen. Das Nebenwirkungsprofil von Enzalutamide mag individuell unterschiedlich sein, aber grundsätzlich sind beide Medikamente recht gut verträglich, bzw. es können die Nebenwirkungen abgefangen werden.

    Auch bei diesen Medikamenten gibt es, wie eigentlich immer bei onkologischen Erkrankungen, die Bildung von Resistenzen. Dabei wird die Wirksamkeit schwinden, und es kann sogar zur Wirkungsumkehr kommen:



    Dr. Johannsen beschrieb dann die auch uns bekannten Resistenzmechanismen, wobei er speziell auf die "neuroendokrine Transformation" hinwies. Er beschrieb dazu einen Patienten von sich, der dies nach zwei Jahren Zytiga® Therapie zeigte und nun mit entsprechender Chemotherapie behandelt werden muss. Zusammen mit dem V7 Splice-Varianten des Androgenrezeptors sind das Resistenzen, die man vor dem massiven Einsatz von Zweitlinien Hormontherapien noch nicht so gesehen hat. Außer dem Einsatz einer Platin basierten Chemotherapie stellt sich das als ein noch weitgehend therapeutisch unbekanntes Gelände dar.



    Wie ging es denn nun mit dem Referenzpatienten G.P. weiter? In Magdeburg schlug man ihm Docetaxel vor, was er aber ablehnte. Glücklicherweise konnte man ihn in ein Early-Access-Programm von Alpharadin einbringen, da die Zweitlinien Hormontherapien wie beispielsweise Abiraterone noch nicht in der Indikation VOR Chemo zugelassen waren. Der Patient vertrug die Behandlung gut und konnte nach der 3. Applikation die Opiatdosis um 50% reduzieren, und nach der 6. Applikation die Schmerzmedikamente ganz absetzen. Die Alkalischen-Phosphatase (ALP), wird gerne zur Verlaufskontrolle verwendet, obwohl die knochenspezifische Alkalischen-Phosphatase (bALP oder OSTASE), meiner Meinung nach, der besser Parameter wäre. Der Patient zeigte einen leichten Abfall der ALP Werte, mit schwankend konstanten PSA Werten um die 12ng/ml. Wäre dieser Wert stark steigend gewesen hätte man auch noch anderweitige Metastasierung vermuten müssen, da ja Alpharadin ausschließlich auf die Knochenmetastasen wirkt, und hier nur auf die knochenaufbauenden (osteoblastischen) Metastasen.

    Heute hätte man mit Abiraterone/Enzalutamide und Docetaxel noch mehr Möglichkeiten. Trotzdem wären die meisten Urologen in Magdeburg bei diesem Fall dem Alpharadin zugeneigt, was eine spontane Befragung des Zuhörerkreises ergab.

    Wichtig war Dr. Johannsen noch darauf hinzuweisen, dass kastrationsresistente Stadien durch regelmäßige Bildgebung (CT Thorax + Ganzkörperszintigraphie) alle 3-4 Monate zu kontrollieren wäre. Ich persönlich würde das natürlich gerne durch ein PET/CT oder PET/MRT ersetzt sehen, was aber eine deutlich höhere Kostenstruktur aufweist, bei nicht unbedingt mehr therapeutischen Konsequenzen. Trotzdem könnten hier die Metastasen mit der größten Progression frühzeitig erkannt und gegebenenfalls lokale therapiert werden.

    G.P.:
    • 04/2015, 82 Jahre, PSA von 8ng/ml auf 25ng/ml
    • Ganzkörperszintigramm zeigt massive Progression der Knochenmetastasen
    • Opiate

    Was wäre nun angeraten? Chemo, Abiraterone/Enzalutamide, oder nochmals Alpharadin, oder “Best Supportive Care“ (reine Symptombehandlung)?

    Dr. Porsch rekapitulierte dann nochmals die TAX327 Daten, die ein verbessertes Gesamtüberleben in diesen Stadien bei Einsatz von Docetaxel zeigte. Allerdings war diese Verbesserung relativ überschaubar und mit starken Nebenwirkungen zu erkaufen, zumindest wenn man 82 Jahre alt ist!? Es gibt aus den Langzeitdaten zu Alpharadin natürlich auch Fälle die im weiteren Verlauf Docetaxel erhielten. Das ist machbar und mit den bekannten Nebenwirkungen ist zu rechnen.

    Auch wurden Patienten beschrieben, die Abiraterone/Enzalutamide gleichzeitig mit Alpharadin bekamen. Das ist ein interessanter Ansatz, der, wie erwartet, praktisch keine über die Alpharadintherapie hinausgehenden Nebenwirkungen verursacht hat! Es gibt zwar noch keine zulassungsrelevante Phase-III Studie, aber die Hinweise auf Synergie sind doch schon deutlich, weshalb auch ich das momentan präferieren würde:



    Auch zu einem Alpharadin Re-Treatment gibt es ein paar Ergebnisse, die wiederum durch Dr. Johannsen vorgestellt wurden. Bekannt ist dieses Verfahren beispielsweise auch durch Docetaxel, wo man das bei primär gutem Ansprechen nach einer möglichst langen Pause einfach nochmal versucht. Eine kleine Studie mit 44 Patienten von Oliver Sartor, vorgestellt auf dem GU-ASCO 2016 zeigte bei einem schon vielfach vorbehandelt Patientenkollektiv, das die erneute Alpharadingabe recht gut vertragen wurde. Das Nebenwirkungsprofil unterschied sich kaum von dem, welches man bei der primären Alpharadin Therapie erwarten muss. Zusammenfassend kann man sagen, dass ein Re-Treatment mit Alpharadin:

    - gut toleriert wird
    - vergleichsweise geringe hämatologische Toxizität aufweist
    - und eine recht gute Kontrolle der ossären Progression bewirkt

    Was aber noch nichts über einen Überlebensvorteil besagt – aber immerhin!

    G.P. Verlauf:
    • Chemo nicht vertragen (Allergie?)
    • 2 Monate Abiraterone
    • 3 Monate Enzalutamide
    • Im November 2015 verstorben



    Damit endet dann auch schon der dritte Teil des Berichtes aus Magdeburg. Hier sind die Möglichkeiten erkennbar eingeschränkter und es muss mit Patienten umgegangen werden, die durch diverse Vortherapien schon deutlich geschwächt erscheinen.

    Ganz verhalten wurde die Frage gestellt, ob denn die Sequenztherapie immer noch die Therapie der Wahl wäre, oder man nicht doch hier und da auch Kombinationstherapien, wie beispielsweise Alpharadin + Abiraterone einsetzen sollte. Das ist ein Gebiet, auf dem momentan viele Studien laufen. Eine, wie ich meine, schöne Kommentierung dazu stammt von Dawid Crawford, welche ich im nächsten Teil als Übersetzung präsentieren möchte, auch wenn das nicht direkt etwas mit dem Magdeburger Symposium zu tun hat:

    "Dr. E. David Crawford: Combining Versus Sequencing Drugs"

    Stay tuned!
    Who'll survive and who will die?
    Up to Kriegsglück to decide

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      #62
      Frohe Botschaft.


      Ich habe heute im Klinikum Rechts der Isar (MRI) ein Gespräch mit PD Dr. Maurer geführt. Demnach beruht die Statistik, wonach Ga 68 PSMA Pet/CT in 18 % der Fällen zu falsch positiven Ergbnissen führt, auf ungenaue Statistik der Martini Klink, die bei wenigen Patienten festgestellt wurden (siehe oben Tread Nr. 26, Bericht von Andi). PSMA Pet/CT-Ergebnisse sind (falls sie überhaupt ansprechen) ziemlich genau.


      Auf der Webseite der MRI, http://www.mriu.de/aktuelles.html#psma, sind unter "PSMA-radioguided surgery" zwei Videos abrufbar. Wenn ich es richtig verstanden habe, funktioniert "PSMA-radioguided surgery" wie der Geigerzähler. Es ermöglicht bereits während der Operation, die falsch positiven von richtig positiven Tumoren zu unterscheiden.

      Samy

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        #63
        vielleicht

        Zitat von Samy Beitrag anzeigen
        wenn ich es richtig verstanden habe, funktioniert "PSMA-radioguided surgery" wie der Geigerzähler. Es ermöglicht bereits während der Operation, die falsch positiven von richtig positiven Tumoren zu unterscheiden.
        Ja, so etwa ist das.
        Und dann gibt es vielleicht auch noch jene "richtig positiven" Metastasen,
        die noch zu klein sind, um erkannt zu werden.
        Dies ist kein Grund, die Therapie nicht dennoch zu versuchen.

        Carpe diem!
        Konrad
        Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

        [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
        [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
        [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
        [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
        [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

        Kommentar


          #64
          Hallo Samy,
          Zitat von Samy Beitrag anzeigen
          Wenn ich es richtig verstanden habe, funktioniert "PSMA-radioguided surgery" wie der Geigerzähler. Es ermöglicht bereits während der Operation, die falsch positiven von richtig positiven Tumoren zu unterscheiden.
          nicht ganz. Die PSMA-radioguided surgery dient ausschließlich zum interoperativen Aufspüren krebsbefallener Lymphknoten, von denen man weiß, dass sie sich hier ungefähr befinden. Der Operateur sieht nach dem Eröffnen des Leibes einige Lymphknoten vor sich und weiß dank vorangegangener PSMA-PET/CT, dass einer davon krebsbefallen sein muss, aber welcher? Der Knoten ist noch nicht so groß, dass es ihm anzusehen wäre, aber er hat als Einziger Gallium-68 angereichert und strahlt darum schwach vor sich hin (Gammastrahlen). Mit dem im Videoclip sichtbaren Gerät spürt der Operateur den bösen Buben auf und lässt die unverdächtigen Nachbarn da, wo sie sind. Es ist ohne diese Technik schon vorgekommen, dass ein Patient nach Nijmegen zu Prof. Barentsz fuhr, der Dank Sinerem feststellte, dass in dieser Lokation ein befallener Lymphknoten saß. Der Patient fuhr mit den MRT-Aufnahmen zu seinem heimischen Operateur, der einen ihm verdächtig erscheinenden Lymphknoten entfernte, der Patient fuhr wieder nach Nijmegen – und Prof. Barentsz sah den befallenen Lymphknoten immer noch an der alten Stelle, es war der falsche entfernt worden. Mit der PSMA-radioguided surgery wäre das nicht passiert.

          Ralf

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            #65
            Danke Ralf für die Aufklärung.

            Du sprichst vom Sehen:
            Zitat von RalfDm Beitrag anzeigen
            Der Operateur sieht nach dem Eröffnen des Leibes einige Lymphknoten vor sich und weiß dank vorangegangener PSMA-PET/CT, dass einer davon krebsbefallen sein muss, aber welcher?
            Aber ich glaube Du meintest Hören. Ich war der Meinung, dass diese Operationsmethode dazu dient, die befallenen Bereiche akustisch zu identifizieren und von den nicht befallenen zu unterscheiden und auf dieser Weise die falsch-positiven Lympfknoten nicht unnötig zu entfernen (zumal die falsch-positiven Zellen primär nicht auf Unvermögen des PSMA Pet/CT-Geräts, sondern auf falscher Interpretation der Radiologen beruhen dürfte).

            xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

            Auch wenn hier nicht der geeignete Platz ist, um über Probleme zu diskutieren, die nicht im Rahmen der von Andi ausgezeichneten Berichten stehen, darf ich auf eine andere "frohe Botschaft" hinzuweisen und Dich bitten, sie und meine vorherige Ausführung an die Stelle des Forums zu platzieren, die Du für richtig erachtest (Ich hätte es zuvor mit Dir per Mail geklärt, wenn ich nicht auf dem Weg zum Flughafen wäre).

            In der Zeitschrift "Diagnose-Net" auf Seite 35 ist folgendes Nachzulesen:
            "Im Vergleich zu den klassischen Gastrointestinalen Karzinomen haben die meisten neuroendokrinen Tumoren eine gute Prognose und einen vergleichsweise langsamer Verlauf ..."

            Ich kann es nicht beurteilen, ob diese Bewertung auch auf die neuroendokrinen PCa-Tumoren zutrifft. Soweit ich mich erinnern kann, haben die Urologen FE und fs in diesem Forum von einigen ihren NET-Patienten mit überraschend günstigem PSA-Verlauf berichtet. Auch diese "frohe Botschaft" halte ich für nötig, da in diesem Forum Hiobs-Botschaften über neuroendokrine PCa-Tumoren zirkulieren. Ich darf daher an Fazit meines umstrittenen Meinungsstreits erinnern, der einst vielen Schicksalsgenossen auf die Nerven gingen:

            Neuroendokrine Tumoren machen nicht 10 Prozent der PCa-Tumoren aus, sondern sind (im Gegensatz zu kleinzelligen Lungen- und Schilddrüsen-Karzinomen) sehr selten, sie liegen im einstelligen Promille-Bereich.

            Die Behauptung, neuroendokrine PCa-Tumoren seien Hormon- und Strahlungsresistent, ist wissenschaftlich nicht belegt.

            CGA kann auch (wie in meinem Fall) infolge der Niereninsuffizienz erhöht sein, so dass der erhöhte CGA-Wert (der je nach Tageszeit großen Schwankungen unterliegt) nicht ausschließlich als Tumormarker zum Beleg für NET herangezogen werden kann.

            Alles Gute
            Samy

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              #66
              Zitat von Samy Beitrag anzeigen

              Du sprichst vom Sehen:

              Aber ich glaube Du meintest Hören. Ich war der Meinung, dass diese Operationsmethode dazu dient, die befallenen Bereiche akustisch zu identifizieren und von den nicht befallenen zu unterscheiden und auf dieser Weise die falsch-positiven Lympfknoten nicht unnötig zu entfernen (zumal diese primär nicht auf Unvermögen des PSMA Pet/CT-Geräts, sondern auf falscher Interpretation der Radiologen beruhen).
              Also erst sieht der Chirurg den Lümfknoten im OP-Feld, das er aufgrund des PET/CT-Bildes eröffnet hat.
              Jetzt fehlt ihm aber ein Navigationsgerät, das ihm centimetergenau in drei Ebenen per Laser oder so stets den Körper vermessen würde,sodass er keine Möglichkeit hat die Lage seines Skalpells im Körper mit den Bildern zu vergleichen.
              Also hilft es ausserordentlich, wenn man mit einer Sonde den befallenen Knoten vom gesunden Gewebe unterscheiden kann. Ja, das Ding piepst, dass man nicht zugleich auf einen Bildschirm und ins OP-Feld gucken muss.

              Eine sehr elegante Lösung, weil die Sonde auf das gleiche Radioaktive Signal das PSMA-Tracers anspricht, wie zuvor der PET-Scanner. Piepst es also, ist man dort, aber schauen tut der Chirurg trotzdem. Klar?


              Konrad



              Und was Du sonst noch vermeldet hast, kannst Du ja später mal, wenn Du WIFi und Ruhe hast auf deiner Reise, nochmal überdenken, fertigformulieren und an geeigneter Stelle im hierfür passenden Forum.
              Meine Beiträge schreibe ich als CRPCa-betroffener Laie.

              [1] Mein PSA-Verlauf graphisch auf myprostate.eu
              [2] Meine PK-Historie auf Myprostate.eu
              [3] PSA-Verlaufsanalyse 2003-2013 nach Glättli (Was ist PSA-Alert?)
              [4] PSMA-PET/CT vom 04.07.2012: Paraaortale Lymphmetastase
              [5] PSMA-PET von 08.2016 vor PSMA-RLT, danach 03.2017, sowie 05.2017

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                #67
                Nachtrag vor dem Abflug in den Iran:

                Der zitierte Auszug ist aus der Zeitschrift "Diagnose-Net", Heft 24-2015, Seite 35 entnommen, Er stammt aus einem Vortrag, der vom Prof. Martigonie anläßlich der 12. Überregionaler Neuroendokriner Tumortag, 9.-11.10.2015 in München gehalten hat.


                Wenn diese Bewertung auch auf die neuroendokrinen PCa-Tumoren zutrifft, dann ist man in Vergleich zu anderen im Vorteil, zu den wenigen zu zählen, die von diesem in PCa seltenen Tumorart befallen ist.


                @ Konrad
                Vielen Dank Konrad für Deine Hinweise, die wie andere Deine Beiträge zu meiner Aufklärung beitragen. Meine Bemerkung belegt, dass ich ein schlechtes Gewissen habe, meine sogenannte "frohe Botschaften", die nur am Rande im Rahmen der von Andi ausgezeichneten Berichten fallen, zwischen seinen Berichten zu platzieren.


                Ich werde Deinem Rat nach der Rückkehr befolgen. Bis dahin alles Gute
                Samy

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                  #68
                  Dr. E. David Crawford: Combining Versus Sequencing Drugs

                  E. David Crawford is the distinguished Professor of Surgery, Urology, and Radiation Oncology, and head of the Section of Urologic Oncology at the University of Colorado Anschutz Medical Campus.

                  Frage:
                  Wie haben sich die Kombinationen und Sequenzen entwickelt, die wir zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs verwenden?

                  Dr. Crawford:
                  Zunächst definierten wir fortgeschrittene Erkrankung als Patienten, die sich bei der primärer Diagnose mit Metastasen präsentieren - die Behandlungsstrategie konzentrierte sich dabei auf eine Hormon-[Entzugs]-Therapie. In den 1940er Jahren gab es anfänglich eine Menge Begeisterung wenn bei Männern mit metastasiertem Prostatakrebs eine dramatische Verbesserung eintrat, nachdem wir ihnen Östrogene gaben oder eine bilaterale Orchiektomie durchführten. Für eine Weile meinten wir Ärzte, dass einige dieser Patienten so zu heilen wären. Aber es stellte sich bald heraus, dass bei den meisten Männern die Hormontherapie irgendwann versagte.

                  In den 1970er und 80er Jahren folgte die Ära der Chemotherapie. Die Southwest Oncology Group - in der ich 27 Jahre eine Mitgliedschaft innehatte und dem Urogenital-Ausschusses vorstand – entwickelte Studie um Studie um bei nachlassender Wirksamkeit der primären Hormontherapie bei Männern weitere Therapieoptionen zu entwickeln. Wir haben jedes Medikament der onkologischen Humanmedizin geprüft, aber keines war wirklich herausragend.

                  Dann, vor ein wenig mehr als einem Jahrzehnt, zeigte mein guter Freund Dr. Daniel Petrylak und andere, dass Taxotere [Docetaxel] eine gewisse Wirkung bei der Krankheit hat, wenn auch nur geringe Wirkung. Studien wie TAX-327 und Petrylaks SWOG 9916 zeigten eine Verbesserung der Überlebenszeit. Danach folgte ein Zeitraum wo versucht wurde die Welt in Taxotere zu tauchen: Taxotere und dieses oder jenes Medikament; Taxotere plus Vitamine; Taxotere plus einem Impfstoff; Taxotere und Immuntherapie, etc. Leider zeigte keines dieser Ansätze eine überzeugende Wirksamkeit zusammen mit Taxotere.

                  Wir haben im Wesentlichen ein neues Krankheitsstadium entstehen lassen, das wir Kastrationsresistenz post-Chemotherapie nannten: Männer, die schon eine Chemotherapie hatten und diese nicht mehr wirkte. Für diese Patienten hatten wir dann nichts mehr anzubieten.

                  Daraufhin wurden viele Medikamente für das Stadium nach Taxotere entwickelt. Ein paar von ihnen erreichten eine FDA-Zulassung wie Xtandi, Zytiga, ein Taxanabkömmling: Jevtana und das Radiopharmakon Xofigo. Die Vorteile waren meistens recht bescheiden, aber sie waren besser als gar keine Verbesserung der Überlebensrate.

                  Dies führte dazu, dass viele sagten: "Nun, wenn es nach der Chemo funktioniert, versuchen wir es früher im Krankheitsverlauf einzusetzen. Lassen Sie uns einen Schritt nach vorne gehen". Dann wurden viele Prä-Chemo-Studien mit Medikamenten wie Zytiga und Xtandi durchgeführt. Und das wird natürlich auch weitergehen. "Wenn es bei kastrationsresistentem metastasiertem PCA Prä-Chemo funktioniert, vielleicht könnte man es noch früher einsetzen?" All diese Überlegungen mündeten in aktuell noch laufenden Studien, die zu reifen beginnen, wie die IMAGEN und die STRIVE Studie, die in früheren Krankheitsstadien nach wirksamen Therapien suchen.

                  Heute haben wir zumindest fünf neue Medikamente. Alle mit unterschiedlichen Wirkungsweisen und es gibt einige Diskussionen darüber, wie sie zu nutzen wären. Welche verwenden wir zuerst? Die am wenigsten giftigen? Oder die am meisten giftigen? Kann ein Medikament Resistenz gegen ein anderes Medikament verursachen?

                  Aber, in jedem Tumor den wir heilen können, wie Lymphomas oder bestimmte Leukämien, setzen wir aggressive Medikamente in Kombination ein. Wir kombinieren sie, setzen sie nicht nacheinander ein! Das ist sicher auch das, was wir bei Prostatakrebs tun müssen.

                  Dabei gibt es aber Bedenken wegen der Toxizität und wie diese zu behandeln wäre, aber ich sage: “nutzen Sie Ihre besten Sachen sofort“. Wir tun dies ja nicht für den Rest des Lebens der Patienten, sondern vielleicht sechs Monate oder so.


                  Frage:
                  Diese Toxizitäten könnten gehandhabt werden, wenn die Kombinationstherapie nur für eine kurze Zeitdauer durchgeführt würde?

                  Dr. Crawford:
                  Genau!.


                  Frage:
                  Was für Kombinationen und Therapiesequenzen setzen sie ein?

                  Dr. Crawford:
                  Ich beginne mit einer effektiven Hormontherapie- welche das Testosteron runter bringt, und es dort hält. Ein LHRH-Antagonist wie Firmagon oder ein LHRH-Agonisten wie Eligard. Am häufigsten verwende ich Medikamente, die die stärkste Testosteron-Unterdrückung haben. Wir wissen, dass, wenn bei den Patienten die Hormontherapie nicht mehr wirkt, etwa ein Drittel gut auf Second-Line-Hormontherapien ansprechen, vor allem, weil ihr Testosteronspiegel zu Beginn nicht ausreichend gesenkt wurde.

                  Ich ergänze auch mit einem Anti-Androgen wie Casodex, weil dieser Mix einen sechsmonatigen Überlebensvorteil hat. Und dann, natürlich, ist da noch die Chemotherapie.

                  Wir haben auch Medikamente welche die Progression von Knochenmetastasen und Skelett-bezogene Ereignisse verzögern kann, ich denke, das steht außer Frage.

                  Ich ergänze auch mit Zytiga und Xtandi. Es besteht auch nur ein geringfügig höheres Nebenwirkungsrisiko, wenn man Zytiga und Xtandi zusammen mit einer Chemotherapie einsetzt.

                  Was können wir darüber hinaus noch tun? Wie lange sollten wir die Medikamente einsetzen? In klinischen Studien verbesserte Xofigo die Überlebensraten und die Skelett-bezogene Ereignisse. Das ist auch etwas voran man früh denken könnte. Und dann gibt es noch Provenge, eine Immuntherapie.


                  Frage:
                  Was ist mit finanziellen Erwägungen? Sind nicht alle diese Mittel sehr teuer?

                  Dr. Crawford:
                  Wenn wir diese Medikamente zusammen für einen kurzen Zeitraum, von vielleicht sechs Monaten oder so einsetzen, und damit die Progression stoppen können, ist das etwas ganz anders als das Sequenzieren der Medikamente über einen sehr langen Zeitraum mit wenig Verbesserungen in den Ergebnissen.

                  Im Laufe der Zeit, werden die Kosten auch sinken…
                  ----------------------------------------------------------------------------------

                  Dies als kleine Ergänzung zu den Magdeburger Themen. Im nächsten, und letztem Teil, werde ich kurz über das Referat von Prof. Gerd Gigerenzer sprechen. Er befasst sich mit der Auslegung von Statistiken allgemein und Medizinstatistiken im Besonderen.

                  [to be continued]
                  Who'll survive and who will die?
                  Up to Kriegsglück to decide

                  Kommentar


                    #69
                    Vielen Dank für das interessante Interview!

                    Am häufigsten verwende ich Medikamente, die die stärkste Testosteron-Unterdrückung haben. Wir wissen, dass, wenn bei den Patienten die Hormontherapie nicht mehr wirkt, etwa ein Drittel gut auf Second-Line-Hormontherapien ansprechen, vor allem, weil ihr Testosteronspiegel zu Beginn nicht ausreichend gesenkt wurde.
                    Dies verstehe ich nicht. Warum verschreibt er Medikamente, die die stärkste Testosteron-Unterdrückung haben, wenn die Patienten die am besten auf Second-Line-Hormontherapien ansprechen diejenigen sind, bei denen der Testosteronspiegel zu Beginn nicht ausreichend gesenkt wurde? Oder muss es heißen "zu Beginn ausreichend gesenkt" und das "nicht" ist zuviel ?

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                      #70
                      @Georg_
                      Vielleicht weil wenn der Testosteron Spiegel nicht ausreichend gesenkt wurde, der Tumor noch nicht gelernt hat mit "Null" Testosteron umzugehen - sprich noch nicht "komplett" resistent geworden ist?

                      @all, LowRoad
                      Was mich an dem beschriebenen Vorgehen aber beunruhigt ist die Moeglichkeit, dass mit der Gabe von Arzneimittelkombinationen der Tumor vielleicht auch gegen alle Komponenten der Kombination innerhalb von kurzer/kuerzerer Zeit resistent werden koennte.

                      Ich als relativ unbedarfter Laie hatte es mir immer so vorgestellt:
                      Medikament A wird gegeben bis resistent (nach i.e. 5 Jahren), dann Medikament B. Bei Resistenz gegenueber B (i.e. nach 3 weiteren Jahren) gibt man Kombinationen von A und B ggf. zusammen mit C. Mit diesem Stufenverfahren laesst sich dann eine "relativ" lange Zeit ueberbruecken.

                      Gebe ich nun A, B und C in Kombination, ist die gewuenschte Wirkung, dass ich dem Tumor den Garaus mache, die ungewuenschte, dass der Tumor zuschnell gegen alle Arzneimittel resistent wird (i.e in 6 Jahren). Da waere, mit den Worten meines 2-jaerhigen Sohnes: blööööööööd.

                      Hat Herr Dr. Crawford dazu irgendwelche Aussagen gemacht bzw. gibt es dazu Modelle oder Studien?

                      (Hereininterpretiert wuerde ich sagen, dass die Aussage, dass "etwa ein Drittel gut auf Second-Line-Hormontherapien ansprechen, vor allem, weil ihr Testosteronspiegel zu Beginn nicht ausreichend gesenkt wurde". darauf hindeutet, dass die (zu) fruehe Resistenzentwicklung leider ein Problem darstellt.) Aber - ich habe keine Ahnung und entschuldige mich schon mal, fall sich mich inkorrekt oder schwammig ausgedrueckt habe.

                      Eva
                      Schwierigkeit finden und damit besser werden.

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                        #71
                        Und noch ein Addendum (mein Gedaechtnis ist schlecht):

                        Interessant ist in diesem Zusammenhang auch der folgende Faden: http://forum.prostatakrebs-bps.de/sh...5996#post85996

                        ... (nur) unter Maximaler Hormontherapie (Kombinationstherapie) wurden Patienten geheilt....
                        Schwierigkeit finden und damit besser werden.

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                          #72
                          Zitat von Georg_ Beitrag anzeigen
                          Dies verstehe ich nicht...
                          Georg,
                          im Originaltext heisst es:

                          Dr. Crawford: I start out with an effective hormonal therapy—something that lowers testosterone and keeps it down—an LHRH antagonist like Firmagon or an LHRH agonist like Eligard. The ones I use most commonly are the ones that have the most significant testosterone suppression. We know that when patients fail hormone therapy, close to a third will respond to second-line hormonal therapy, mostly because their testosterone levels weren’t lowered adequately to begin with…
                          Und meine Übersetzung:

                          Dr. Crawford: Ich beginne mit einer effektiven Hormontherapie- welche das Testosteron runter bringt, und es dort hält. Ein LHRH-Antagonist wie Firmagon oder ein LHRH-Agonisten wie Eligard. Am häufigsten verwende ich Medikamente, die die stärkste Testosteron-Unterdrückung haben. Wir wissen, dass, wenn bei den Patienten die Hormontherapie nicht mehr wirkt, etwa ein Drittel gut auf Second-Line-Hormontherapien ansprechen, vor allem, weil ihr Testosteronspiegel zu Beginn nicht ausreichend gesenkt wurde…
                          Finde ich jetzt nicht ganz falsch oder interpretationsfähig!? [Der ganze Artikel incl. eines Interviews von Maha Hussain, David Crawford und Daniel James George über das Thema "Combining + Sequencing Therapies" ist bei mir per email verfügbar]

                          Um sich dieses Statement zu erschließen sollte man vielleicht einmal 10 Jahre zurück blicken. Abiraterone/Enzalutamide waren noch nicht verfügbar. Nach dem Versagen des Testosteronentzugs, so wie er leitliniengerecht durchgeführt wurde, also mit Testosteron ≤0.5ng/ml (50ng/dl), war eine Erweiterung mittels eines Antiandrogens (Flutamide/Bicalutamide) angeraten. Danach kam dann die Chemo…

                          Viele nicht leitliniengebundene Ärzte erkannten schon damals, dass ein Testosteronwert von 0.5ng/ml nicht ausreichend war, und gaben ihren Patienten das Pilzmittel Ketoconazol (Nizoral®). Damit gelang es oft den Progress ein Zeit lang zu stoppen, bei allerdings nicht unerheblichen Nebenwirkungen. In Europa hat Ketokonazol nie eine wirkliche Verbreitung gefunden, auch weil sich die Urologen nicht der Bedeutung des Testosteronwertes unter ADT bewusst waren und teilweise noch sind.

                          Wie wichtig die effektive Unterdrückung des Testosteronwertes in der primären ADT ist wurde schon von Morote (ich hatte 2011 davon berichtet) erkannt. Da LHRH-Antagonist wie Firmagon/Degarelix geeignet sind das Testosteron stärker zu unterdrücken, ist damit auch ein längeres progressionsfreies Überleben assoziiert. Damit wäre die Intention von Crawfords Worten hoffentlich ersichtlich.

                          Ich selbst versuche meinen Testosteronwert in der ADT Phase zügig auf etwa 0.1ng/ml zu bekommen, was mir durch Ergänzung mit 0.25mg Dexamethasone/Tag zur ADT3 mit Eligard Depotspritze, Bicamutamide und Dutasteride gut gelingt.
                          Who'll survive and who will die?
                          Up to Kriegsglück to decide

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                            #73
                            Zitat von eca_ch Beitrag anzeigen
                            Was mich an dem beschriebenen Vorgehen aber beunruhigt ist die Moeglichkeit, dass mit der Gabe von Arzneimittelkombinationen der Tumor vielleicht auch gegen alle Komponenten der Kombination innerhalb von kurzer/kuerzerer Zeit resistent werden koennte.

                            Ich als relativ unbedarfter Laie hatte es mir immer so vorgestellt:
                            Medikament A wird gegeben bis resistent (nach i.e. 5 Jahren), dann Medikament B. Bei Resistenz gegenueber B (i.e. nach 3 weiteren Jahren) gibt man Kombinationen von A und B ggf. zusammen mit C. Mit diesem Stufenverfahren laesst sich dann eine "relativ" lange Zeit ueberbruecken.

                            Gebe ich nun A, B und C in Kombination, ist die gewuenschte Wirkung, dass ich dem Tumor den Garaus mache, die ungewuenschte, dass der Tumor zuschnell gegen alle Arzneimittel resistent wird (i.e in 6 Jahren). Da waere, mit den Worten meines 2-jaerhigen Sohnes: blööööööööd.

                            Liebe Eva,
                            setzt man verfügbare Arzneimittel nacheinander (sequenziell) ein, dann hat man immer noch ein "paar Pfeile im Köcher". Das beruhigt so manchen labilen Charakter, ist aber aus medizinischer Sicht völlig unerheblich. Da ist nur die Frage erlaubt, mit welcher Kombination und/oder Sequenz erziele ich bei akzeptabler Lebensqualität die größte Überlebenszeit bei der mir vorliegenden Situation.

                            In Studien haben Kombinationstherapien oft deutlich besser abgeschnitten als wenn man die Mittel nacheinander eingesetzt hat. Erinnern möchte ich an die ADT+Chemo Debatte. Setzt man Chemo erst nach Versagen der ADT ein, erhält man statistisch knapp 3 Monate Überlebenszeitgewinn Setzt man, bei geeigneten Patienten, ADT und Chemo in Kombination ein, ergibt sich ein mehr als 12 monatiger Überlebenszeitgewinn. Wäre es hier klug oder eher blöd gewesen den "Chemo-Pfeil im Köcher" zu belassen?

                            Ich selbst bin Anhänger der Theorie durch Kombinationstherapien das Mutationspotential möglichst klein zu halten. Auch wenn ich es nicht immer beweisen kann, deutet doch vieles darauf hin, dass dies meist vorteilhaft ist. Die Nutzen/Risikoabschätzung muss aber jeder selbst treffen. Mein Urologe hier in Wiesbaden schaut auch manchmal etwas verständnislos, lässt mich aber machen.


                            "In ewiger Nacht Dahin wo kein Gott mehr Wacht Da wo jede Spur verweht

                            Ein Spiel um die Welt
                            Wenn des Schicksals Würfel fällt
                            Werden Jahre neu gezählt

                            Am Rande der Welt
                            Wo jeder Schleier fällt
                            Stehe ich allein..."
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                              #74
                              Hallo Andi,

                              vielen Dank erstmal für die ausführliche Antwort. Ich denke ich habe die Aussage jetzt verstanden.

                              Du hast den Satz richtig übersetzt, aber wenn man ihn etwas freier übersetzt wird er für mich verständlicher:

                              “Wir wissen, dass, wenn bei Patienten die Hormontherapie versagt, dies vor allem deswegen der Fall ist weil ihr Testosteronspiegel zu Beginn nicht ausreichend gesenkt wurde. Nur etwa ein Drittel der Patienten spricht nach Versagen einer Hormontherapie gut auf Second-Line-Hormontherapien an.”

                              Die Links waren wieder sehr interessant!

                              Georg

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                                #75
                                Lieber Andi,

                                ich lese sehr interessiert mit, was du mit großem Input einstellst.
                                Aber hier gehe ich gar nicht mit dir schwanger. Zumindest ist das sehr, sehr erklärungsbedürftig.

                                Ich selbst bin Anhänger der Theorie durch Kombinationstherapien das Mutationspotential möglichst klein zu halten. Auch wenn ich es nicht immer beweisen kann, deutet doch vieles darauf hin, dass dies meist vorteilhaft ist.
                                Und zwar ganz exakt zu dem Mutationspotential, welches du möglichst klein halten willst. Habe ich das richtig verstanden durch die Kombi ADT+Chemo?

                                Gruss
                                Hans-J.
                                Mein PK Verlauf unter: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=96

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