Kommunikation in der Arztpraxis

[Optimist1954]

Informationen zu Diagnose/Therapie bei Arztbesuchen werden den Patienten sehr unterschiedlich in Bezug auf Ausführlichkeit und Verständnis vermittelt.
Das sind Erfahrungen die ich bei meiner Krebserkrankung und als Begleiter meiner Partnerin bei zahlreichen Arztbesuchen erlebt habe. Meist hat gezieltes Nachfragen geholfen, aber wir hatten es auch mit sehr kurz angebundenen oder gestresst wirkenden Ärzten und Ärztinnen zu tun. Ein Extremfall: „Sie haben doch Internet“ und weg war er.

Mit meinen wichtigsten Ärzten (Urologe, Hausarzt) bin ich zufrieden, sie nehmen sich Zeit und gehen auf meine Fragen ein.

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Zum Thema zwei Beiträge vom Deutschlandfunk:

„Ärzte müssen an ihrer Kommunikation arbeiten“ (2017)

https://www.deutschlandfunk.de/gespraechskultur-aerzte-muessen-an-ihrer-kommunikation-100.html

„Kommunikationstrainings sollten bundesweit fester Bestandteil des Studiums sowie jeder Aus- und Fortbildung werden, fordert das Aktionsbündnis Patientensicherheit.“

Und ein Podcast (2023):
„Unsensible Ärzte – Welche Rolle spielt Kommunikation im Arzt-Beruf?“

https://www.deutschlandfunkkultur.de/unsensible-aerzte-welche-rolle-spielt-kommunikation-im-arzt-beruf-dlf-kultur-ec193686-100.html

Franz

[lutzi007]

Ich bin mir nicht sicher, ob das Problem schlechter Kommunikation mit Kommunikationstrainings in der Ausbildung stark verbessert werden kann. Ich halte die Fähigkeit zu einer guten Kommunikation eher für ein Persönlichkeitsmerkmal. Manche können es einfach nicht und wirken dann abschreckend unsensibel, können aber trotzdem exzellente Mediziner sein, die sich engagiert für ihre Patienten einsetzen.

Das ist jetzt meine persönliche Erfahrung.

In meinem persönlichen Ranking "Superkommunikation" stehen mein Urologe zusammen mit dem Professor und der Oberärztin der Uroonkologie der Uniklinik Münster ganz oben auf der Liste. Und ich habe auch den Eindruck, dass es auch exzellente Mediziner sind.
Dann folgen die anderen Mediziner, die nach meiner Beurteilung auch gute Mediziner sind, aber die gute Kommunikation etwas weniger gut beherrschen.
Wenn ich den Eindruck habe, der Arzt passt nicht zu mir und meinen Bedürfnissen, dann versuche ich, ihn zu wechseln.
Am wichtigsten ist mir dabei mein "Bauchgefühl", ich habe es mit einem guten Mediziner zu tun.

[Michi1]

Fast jeder Arzt reagiert ablehnend, wenn einer immer dagegen spricht, weil er im Internet etwas anderes gelesen hat.

[Hartmut S]

Fast jeder Arzt reagiert ablehnend, wenn einer immer dagegen spricht, weil er im Internet etwas anderes gelesen hat.

So ist es!
Viele Ärzte haben den Wandel der Zeit nicht mitbekommen, fühlen sich mit Hinweisen aus dem Internet durch den Patienten überfordert.
Schließlich haben die Ärzte ja viele Jahre studiert.

Ich persönlich habe da mit meinen Ärzten keine Probleme.
Darf Argumente aus einem Forum und aus Selbsthilfegruppen ansprechen.
Wir sprechen, diskutieren darüber, wenn die Zeit es zulässt.
Manchmal freuen sich die Ärzte, wenn Ihre Gegenargumente verstanden werden.

Gruss
hartmut

[lutzi007]

Auch als Patient braucht man etwas Fingerspitzengefühl und man kann sogar die Kommunikation mit dem Arzt positiv beeinflussen. Wer da groß auftrumpfen will, weil er durch eigene Internetrecherchen mal was besser weiss als der Arzt, wird da auch eher Schiffbruch erleiden

[Michael99]

Beklemmender Filmtipp zur Ärztekommunikation: Die ersten 5 Minuten des Films "Halt auf freier Strecke". Der Arzt, der die Diagnose mitteilt, ist übrigens kein Schauspieler, sondern tatsächlich authentischer Arzt.

https://www.google.com/search?q=halt+auf+freier+strecke&source=lmns&bih=812&biw=412&client=ms-android-samsung-rev2&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj92Jjftv-BAxXQ0aQKHXcqDy4Q0pQJKAB6BAgAEAY

[Hartmut S]

„Auch als Patient braucht man etwas Fingerspitzengefühl und man kann sogar die Kommunikation mit dem Arzt positiv beeinflussen. Wer da groß auftrumpfen will, weil er durch eigene Internetrecherchen mal was besser weiss als der Arzt, wird da auch eher Schiffbruch erleiden [IMG]file:///C:\Users\Joerg\AppData\Local\Temp\msohtmlclip1\01\ clip_image001.png[/IMG]“

„Beklemmender Filmtipp zur Ärztekommunikation: Die ersten 5 Minuten des Films "Halt auf freier Strecke". Der Arzt, der die Diagnose mitteilt, ist übrigens kein Schauspieler, sondern tatsächlich authentischer Arzt.“

https://www.google.com/search?q=halt...pQJKAB6BAgAEAY

Hallo zusammen,

@Michael, den werde ich mir mal die nächsten Tage reinziehen.
Schon etwas älter, aber die Vorschau ist gut.

@Lutz, du siehst es auch richtig!

@Lloyd, wir lernen ja noch . . .
Musst gucken, ob ein Arztwechsel erforderlich ist.
Nichts überstürzen, vielleicht lernt dein Arzt ja auch noch.

Gruss
hartmut

[Optimist1954]

...Nichts überstürzen, vielleicht lernt dein Arzt ja auch noch. ...

Ja, auch Ärzte können noch lernen. Hab diesen Text schon mal vor Jahren gebracht, find ihn aber gerade nicht im Forum.

Bei mir war der Testosteronwert im Herbst 2017 nach 3 Monaten Leuprorelin viel zu hoch. An der noch vorhandenen Potenz merkte ich, dass mein Testosteron zu hoch sein muss. Der Urologe den ich darauf angesprochen habe, meinte nur "Leuprorelin wirkt immer".
Es gab eine längere Diskussion und wohl damit ich endlich Ruhe gebe, hat er dann doch Blut abgezapft.
Einen Tag später ein aufgeregter Anruf vom Urologen mit dem Hinweis, dass mein Testosteronspiegel bei 3,99 ng/ml liegt, damit nach 3 Monaten ADT viel zu hoch ist und er einen Wechsel zu Pamorelin vorschlägt.
Seitdem kommen wir gut miteinander aus.

Franz

[Michi1]

Ihr wisst aber schon, dass auch ziemlich viel Mist im Internet zu finden ist? Wenn man glaubt das das Internet besser ist als der Arzt, warum geht man dann hin?

[lutzi007]

Michi, wir müssen zum Arzt gehen, weil das Internet noch keine Rezepte ausstellen kann. Außerdem kann es auch noch nicht röntgen, operieren, bestrahlen,...
Ein Glück, dass das noch nicht geht.
Ich geh lieber zum Arzt. Auch ist mir das persönliche Gespräch lieber als eine Videokonferenz mit dem Arzt (hatte ich auch schon mal). Wahrscheinlich bin ich einfach zu altmodisch.

[Hartmut S]

Hallo zusammen,

gestern Abend habe ich mir noch den Film über TV angesehen.
Sicherlich nicht immer einfach für einen Arzt die Diagnose zu übermitteln.
Der Film ist Bedrückend und macht nachdenklich. Bei ca. 7000 Neuerkrankungen in Deutschland im Jahr, sollten wir uns ruhig darüber Gedanken machen.
Harald Schmidt mit seiner Show passte da aber irgendwie nicht rein.

Wir hatten vor ein paar Jahren einen guten Freund mit bösartigen Gehirntumor verloren.
Er hatte kaum über seine Erkrankung gesprochen, daher wissen wir auch nicht, ob er eine Chemo bekommen hatte.
Er musste regelmäßig für jeweils ca. 8 Tage in die UNI Kiel stationär zur Bestrahlung.
Operiert wurde er nicht, hat dennoch 7 Jahre überlebt.

Er hatte kaum Nebenwirkungen, war später nur etwas aggressiver und leicht vergesslicher geworden.
Am Tag seines Todes lag er morgens mit dem Handy in der Hand in seiner Wohnung. Offensichtlich hatte er seinen Entsperrcode vergessen.
Nach unseren späteren Informationen durch seine Tochter verstarb er an einen akuten Schlaganfall.

Gruss
hartmut

[Michael99]

Moin Hartmut,
freut mich, dass mein Filmtip Anklang gefunden hat. Der Film hat auch mich damals mitgenommen, aber vor allem die Diagnoseübermittlung durch den Arzt am Anfang ging mir tagelang nicht aus dem Kopf. Das war lange vor meiner PCa-Diagnose.
Gruß über die Elbe, Michael

[Hartmut S]

Moin Michael,

die Diagnoseübermittlung vom Arzt wurde doch eigentlich gut rübergebracht.
Mich störte nur das Telefongespräch im Hintergrund.

Muss es immer so knall hart ablaufen?
Ich weiß es nicht genau.
Ich bin für die "Klarheit" obwohl ich es eigentlich nichts hören möchte.

Ein anderer Freund von mir hatte Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Ihm wurde in der UNI Kiel klar gesagt, ordnen sie Ihre Sachen.
Seine Frau sprang im Dreieck. - Ich auch!


Aber egal, ich fand den Film sehr gut.
Ich schaue nicht nur Action Filme, sondern gerne auch mal Dramen.
Ich habe hier ein sehr umfangreiches Streaming Portal. . . . .

Ach ja, die Scene mit den Psychotanten passte auch nicht.

Haben Sie Angst vorm Tod?
Oh je, danke für die Frage. . . . .

Welche Fragen kommen danach?
Haben Sie noch Sex mit Ihrer Frau?
Spielen Sie in der Freizeit mit Ihrer Eisenbahn?

Zum Glück musste ich so etwas nie erleben, oder beantworten.

Danke Michael!

Gruss
hartmut

[lutzi007]

"Ordnen Sie ihre Sachen...!" - Diese Kommunikation würde mir gar nicht gefallen. Besser: "Es tut mir sehr leid, Ihnen sagen zu müssen, dass sie vielleicht bald schon sterben werden."
Warum soll ich meine Sachen ordnen? Wenn ich versehentlich von einer Dampfwalze überrollt werde, habe ich auch keine Zeit, vorher noch was zu ordnen. Entweder vorher ist eh schon alles geregelt oder die Angehörigen haben etwas mehr zu tun.

[urosport]

Lutz, ich denke mit "ordnen Sie Ihre Sachen" nimmt der Arzt professionelle Distanz zum Patienten ein. Deine Formulierung ist persönlich und anteilnehmend. Wie lange man den Beruf mitfühlend ausüben kann, ist schwer zu sagen.
Mein Vater hat in der Endphase gefragt, wie lange er noch hat. Der Arzt antwortet: "Ich werde Ihnen jetzt nicht sagen, dass sie Weihnachten nicht erleben werden...." Im November war es dann vorbei
Karl