Hallo Andi09 und HorstK
Zu Euren Anmerkungen, dass ich mit einer lokalen Therapie (Prostatektomie od. Bestrahlung) besser gefahren ware als mit der DHB nach dem Protokoll von Bob Leibowitz.
Die chirurgische Kastration gilt als das wirksamste Verfahren des Androgenentzugs. Was mit der chirurgischen Kastration unter optimalen Voraussetzungen moeglich ist, hat Stephen B. Strum in seinem Primer (S.130) wie folgt beschrieben: "Eines Abends sprachen mich waehrend der Visite im Krankenhaus die Angehoerigen eines Patienten an und baten um eine Notfallberatung. Der Patient hatte sehr starke Knochenschmerzen als Folge vieler Metastasen. Ihm drohte auch ein Nierenversagen wegen Verschluss der Harnabflusswege. Seine Krankenakte zeigte, dass er nicht vorbehandelt war. Ich schlug der Familie eine sofortige Orchietektomie vor, welche dann auch noch am selben Abend durchgefuehrt wurde. Innerhalb von 24 Stunden nach der Orchietektomie war der Patient nahezu schmerzfrei, benoetigte keine weiteren Schmerzmittel. Innerhalb von 7 Tagen arbeiteten die Nieren wieder gut und seine Blutwerte hatten sich normalisiert. Nach einem Jahr zeigte sich im Knochenszintigramm kein Befund und sein PSA war 1 Jahr spaeter auf Wert 0. Der Patient starb im Alter von 92 Jahren an einem Schlaganfall ohne jeden Nachweis von Prostatakrebs."
Stephen B. Strum schreibt und klaert auf im allgemeinen recht neutral, ohne sich persoenlich auf bestimmte Behandlungswege festzulegen. In einigen Faellen schreibt er jedoch richtungweisend. So favorisiert er z. B. ganz klar bei der Chemotherapie das 3woechentliche, leichter vertraegliche Behandlungsschema. Und auch das obige Fallbeispiel interpretiere ich als einen Hinweis auf das kurative Potential des Androgenentzugs.
Die Voraussetzungen fuer den kurativen Erfolg - trotz bereits vorhandener Metastasen - waren im Fallbeispiel eine niedrige oder noch mittlere Malignitaet, etwa wie sie derzeit fuer kontrolliertes Abwarten definiert werden und eine noch homogene hochdifferenzierte Zellstruktur des Krebses, welche die Cytopathologen als peridiploid bezeichnen. Die im PSA-Wert sich ausdrueckende Groesse des Tumors und seine Ausbreitung sind hierfuer kein Kriterium.
Man sagt, dass gut die Haelfte aller neu entdeckten Prostatakrebse zunaechst keiner Behandlung beduerfen. Das Krebs ist dann jedoch noch da, und fuer viele Menschen ist der Gedanke des Abwartens mit den hierbei vorgesehenen regelmaessigen unangenehmen Kontrollen unertraeglich und sie wuenschen eine Therapie. Sagen wir einmal auch ganz offen, dass Maenner in den Jahren um die 50 mit ihrer partnerschaftlichen Situation oft nicht zufrieden sind und ueber einen Neuanfang nachdenken. Eine Prostatektomie oder Bestrahlung mit ihren Spaetfolgen fuer die Potenz wuerde alle diese Absichten durchkreuzen und die Traeume kaputt machen.
Es war das grosse Verdienst von Bob Leibowitz, dass er mit seiner Dreifachen Hormonblockade (DHB) eine Therapie entwickelt hat, die kurative Erfolge mittels einer zeitlich befristeten Hormontherapie moeglich macht. Wenn die genannten Voraussetzungen vorliegen, wuerde ich selbst wieder und wuerde auch jedem anderen empfehlen, nach diesem Protokoll eine Therapie zu beginnen. Wenn am Ende der Therapie ein stabiles PSA-Plateau sich nicht einstellt, ist immer noch Gelegenheit, fuer eine lokale, radikale Therapie sich zu entscheiden oder weiter abzuwarten.
Auch mir hat Bob Leibowitz ermoeglicht, dass ich meine Lebensplanung nicht aendern musste. Trotz Verschlechterung der Malignitaet und einiger krebsbedingter inzwischen ueberwundener Miktionsbeschwerden geht es mir gut. Ausser gesund mich zu ernaehren und Bewegung mache ich keine Therapie.
Es trifft zu, dass die Dreifache Hormonblockade in den Jahren 2003/2004 in Deutschland grossen Anklang fand, danach jedoch, auch hier im Forum, kritisiert wurde. Die Kritiker hatten jedoch in der DHB eine Art Wundertherapie gesehen, welche auch bei unguenstigeren Voraussetzungen kurativ wirken koenne. Erst die Forschungsergebnisse der Cytopathologen haben fuer die Wirkungsweise der Hormontherapie im allgemeinen und fuer die DHB im besonderen eine unangreifbare wissenschaftliche Fundierung geschaffen. Es war eine echte Pionierleistung von Bob Leibowitz, dass er, ohne die pathologische Begruendung zu kennen/oder ohne hierauf sich zu beziehen, allein aus der Beobachtung von Krankheitsverlaeufen seine Erkenntnisse gewonnen, seine Thesen hergeleitet und eine Therapie entwickelt hat, die in der Uro/Onkologie seinesgleichen noch sucht
In fortgeschrittenen Stadium, etwa ab Gleason 3+4 oder 4+3, ist die Hormontherapie, gleich welcher Ausgestaltung, dann allerdings als Monotherapie wegen ihrer selektiven Wirkungsweise eine zwar allgemein noch praktizierte, aber in Wirklichkeit keine gute Option. Auf die Forschungsergebnisse von Tribukait, Boecking ist vielfach im Forum hingewiesen worden. Auch die grossen Praktiker, unsere Lehrer, pflichten dem bei. So schreibt Walsh auf Seite 458 seines Guides: "Over time, because it is so tough on the rest of the body, prolonged hormonal therapy may do more harm than good." Unter direktem Bezug auf die gemischt entdifferenzierte Zellpopulation bei fortgeschrittenem Krebs schreibt auch Stephen B. Strum in seinem Primer (S. 145): "If men diagnosed with PC have a mixed population of ADPC + AIPC at diagnosis, or anytime in the course of their desease, we can t expect a very selective therapy like conventional ADT to be effective across the board. . Despite this obvious flaw in treatment strategy, conventional ADT has been used in many thousands of such patients .."
Erst im Endstadium der Erkrankung, bei akuten Schmerzen, ist nach Walsh die Hormontherapie als Palliativtherapie angezeigt.
Gruss, Reinardo
Zu Euren Anmerkungen, dass ich mit einer lokalen Therapie (Prostatektomie od. Bestrahlung) besser gefahren ware als mit der DHB nach dem Protokoll von Bob Leibowitz.
Die chirurgische Kastration gilt als das wirksamste Verfahren des Androgenentzugs. Was mit der chirurgischen Kastration unter optimalen Voraussetzungen moeglich ist, hat Stephen B. Strum in seinem Primer (S.130) wie folgt beschrieben: "Eines Abends sprachen mich waehrend der Visite im Krankenhaus die Angehoerigen eines Patienten an und baten um eine Notfallberatung. Der Patient hatte sehr starke Knochenschmerzen als Folge vieler Metastasen. Ihm drohte auch ein Nierenversagen wegen Verschluss der Harnabflusswege. Seine Krankenakte zeigte, dass er nicht vorbehandelt war. Ich schlug der Familie eine sofortige Orchietektomie vor, welche dann auch noch am selben Abend durchgefuehrt wurde. Innerhalb von 24 Stunden nach der Orchietektomie war der Patient nahezu schmerzfrei, benoetigte keine weiteren Schmerzmittel. Innerhalb von 7 Tagen arbeiteten die Nieren wieder gut und seine Blutwerte hatten sich normalisiert. Nach einem Jahr zeigte sich im Knochenszintigramm kein Befund und sein PSA war 1 Jahr spaeter auf Wert 0. Der Patient starb im Alter von 92 Jahren an einem Schlaganfall ohne jeden Nachweis von Prostatakrebs."
Stephen B. Strum schreibt und klaert auf im allgemeinen recht neutral, ohne sich persoenlich auf bestimmte Behandlungswege festzulegen. In einigen Faellen schreibt er jedoch richtungweisend. So favorisiert er z. B. ganz klar bei der Chemotherapie das 3woechentliche, leichter vertraegliche Behandlungsschema. Und auch das obige Fallbeispiel interpretiere ich als einen Hinweis auf das kurative Potential des Androgenentzugs.
Die Voraussetzungen fuer den kurativen Erfolg - trotz bereits vorhandener Metastasen - waren im Fallbeispiel eine niedrige oder noch mittlere Malignitaet, etwa wie sie derzeit fuer kontrolliertes Abwarten definiert werden und eine noch homogene hochdifferenzierte Zellstruktur des Krebses, welche die Cytopathologen als peridiploid bezeichnen. Die im PSA-Wert sich ausdrueckende Groesse des Tumors und seine Ausbreitung sind hierfuer kein Kriterium.
Man sagt, dass gut die Haelfte aller neu entdeckten Prostatakrebse zunaechst keiner Behandlung beduerfen. Das Krebs ist dann jedoch noch da, und fuer viele Menschen ist der Gedanke des Abwartens mit den hierbei vorgesehenen regelmaessigen unangenehmen Kontrollen unertraeglich und sie wuenschen eine Therapie. Sagen wir einmal auch ganz offen, dass Maenner in den Jahren um die 50 mit ihrer partnerschaftlichen Situation oft nicht zufrieden sind und ueber einen Neuanfang nachdenken. Eine Prostatektomie oder Bestrahlung mit ihren Spaetfolgen fuer die Potenz wuerde alle diese Absichten durchkreuzen und die Traeume kaputt machen.
Es war das grosse Verdienst von Bob Leibowitz, dass er mit seiner Dreifachen Hormonblockade (DHB) eine Therapie entwickelt hat, die kurative Erfolge mittels einer zeitlich befristeten Hormontherapie moeglich macht. Wenn die genannten Voraussetzungen vorliegen, wuerde ich selbst wieder und wuerde auch jedem anderen empfehlen, nach diesem Protokoll eine Therapie zu beginnen. Wenn am Ende der Therapie ein stabiles PSA-Plateau sich nicht einstellt, ist immer noch Gelegenheit, fuer eine lokale, radikale Therapie sich zu entscheiden oder weiter abzuwarten.
Auch mir hat Bob Leibowitz ermoeglicht, dass ich meine Lebensplanung nicht aendern musste. Trotz Verschlechterung der Malignitaet und einiger krebsbedingter inzwischen ueberwundener Miktionsbeschwerden geht es mir gut. Ausser gesund mich zu ernaehren und Bewegung mache ich keine Therapie.
Es trifft zu, dass die Dreifache Hormonblockade in den Jahren 2003/2004 in Deutschland grossen Anklang fand, danach jedoch, auch hier im Forum, kritisiert wurde. Die Kritiker hatten jedoch in der DHB eine Art Wundertherapie gesehen, welche auch bei unguenstigeren Voraussetzungen kurativ wirken koenne. Erst die Forschungsergebnisse der Cytopathologen haben fuer die Wirkungsweise der Hormontherapie im allgemeinen und fuer die DHB im besonderen eine unangreifbare wissenschaftliche Fundierung geschaffen. Es war eine echte Pionierleistung von Bob Leibowitz, dass er, ohne die pathologische Begruendung zu kennen/oder ohne hierauf sich zu beziehen, allein aus der Beobachtung von Krankheitsverlaeufen seine Erkenntnisse gewonnen, seine Thesen hergeleitet und eine Therapie entwickelt hat, die in der Uro/Onkologie seinesgleichen noch sucht
In fortgeschrittenen Stadium, etwa ab Gleason 3+4 oder 4+3, ist die Hormontherapie, gleich welcher Ausgestaltung, dann allerdings als Monotherapie wegen ihrer selektiven Wirkungsweise eine zwar allgemein noch praktizierte, aber in Wirklichkeit keine gute Option. Auf die Forschungsergebnisse von Tribukait, Boecking ist vielfach im Forum hingewiesen worden. Auch die grossen Praktiker, unsere Lehrer, pflichten dem bei. So schreibt Walsh auf Seite 458 seines Guides: "Over time, because it is so tough on the rest of the body, prolonged hormonal therapy may do more harm than good." Unter direktem Bezug auf die gemischt entdifferenzierte Zellpopulation bei fortgeschrittenem Krebs schreibt auch Stephen B. Strum in seinem Primer (S. 145): "If men diagnosed with PC have a mixed population of ADPC + AIPC at diagnosis, or anytime in the course of their desease, we can t expect a very selective therapy like conventional ADT to be effective across the board. . Despite this obvious flaw in treatment strategy, conventional ADT has been used in many thousands of such patients .."
Erst im Endstadium der Erkrankung, bei akuten Schmerzen, ist nach Walsh die Hormontherapie als Palliativtherapie angezeigt.
Gruss, Reinardo
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