Nun kam es anders als geplant. Nachdem ich einige liebe Einladungen für den Weihnachtsabend dankend abgelehnt habe weil ich alleine sein wollte, war ich es dann doch nicht. Ich habe eine Frau eingeladen, die aus anderen Gründen angeschlagen ist. Es kam nicht aus Mitleid füreinander zustande, wir haben uns dazu spontan entschlossen und es war ein gut gelungener Abend. Ein wenig seltsam war es in der letzten Woche, eine Art von Spannung in mir, die mich an die Kindheit erinnerte, da war ich voll Aufregung was ich bekommen werde. Das war die freudige Erwartung und jetzt befand ich mich am anderen Ende des Bogens , da, wo die Bangigkeit daheim ist, die Frage wie wird nur alles werden, was Gutes kann nicht kommen, eine ungute nervöse Anspannung war das und ein diffuses Gefühl, dem ich rational kaum beikommen konnte.
Ich werde froh sein wenn jetzt bald der 2. Januar kommt, diese Wochen, die für sich alleine betrachtet schon sentimental sind, hinter mir liegen. Je älter man wird, desto mehr ist die Weihnachtszeit mit Erinnerungen an vergangene angefüllt und die meisten der für mich wichtigen Beteiligten sind leider tot. Es ist bestimmt anders wenn man Kinder und Kindeskinder hat.
Dazu kommt die Musik, die anrührenden, oft ja auch rührseligen Geschichten die man liest, hört, sieht. Ganz alltägliche Kleinigkeiten sind Anlass zu Traurigkeit. Ein Bändchen, das um ein Geschenk gebunden wird, macht bewusst was man ohnehin weiß: nie mehr ein Geschenk für ihn einwickeln, nie mehr eines bekommen. Was für phantastische Pakete hat er mir immer geschickt, alles in edlem Papier mit schönen Bändern, liebevoll eingepackt, auf den kleinen Kärtchen witzige Kommentare.
Oder ich kaufe goody goodies und sehe die Gartmann Kringel, die er jedes Jahr aus nostalgischen Kindheitserinnerungen wollte. Die Verpackung sieht aus wie vor hundert Jahren, die Schokolade schien mir auch immer aus dieser Zeit zu sein. Ich kaufe eine Packung für mich, kaue an den Kringeln mit weißen und roten Zuckerstreuseln herum und möchte am liebsten in den Karton heulen.
Ich habe in meinem Tagebuch vom Vorjahr gelesen. Ab dem 20. Dezember schrieb ich fast zwei Wochen lang tagtäglich. Es klingt nun bestimmt merkwürdig, aber mir sind vor lauter Mitleid für diese zwei Menschen, nämlich Werner und mich, die Tränen gekommen. Man könnte sagen meine Güte, das ist pures Selbstmitleid, aber ich habe den Eindruck das drückt es nicht aus. Es ist in diesem Jahr viel geschehen, ich weiß nicht, ob es das trifft, aber ich habe es mit einer gewissen Distanz gelesen. Schwierig zu beschreiben, Nicht nur meine Situation ist ganz anders, auch die Frau die im Dezember 2013 las was sie 2012 geschrieben hatte, ist anders.
Es war so schrecklich viel Kummer, Sorge, Angst, Mitleid, Verzweiflung, Hilflosigkeit und ja auch Traurigkeit. Die Befürchtung nicht so gut durchhalten zu können wie ich es möchte hat mich oft geplagt, Angst, dass mir der Atem ausgeht, die Liebe nicht reicht. Jetzt ist meine Sehnsucht, meine Trauer oft schlimm, auch schmerzhaft, aber die anderen echt bedrückenden Gefühle sind weg.
Kann man das alles auf Waagschalen legen, es bewerten? Ich kann es nicht. Einmal finde ich, dass mein Leben jetzt nicht mehr so schwer ist, dann ist meine Sehnsucht wieder derart schmerzhaft, dass mir all das Bedrückende des letzten Jahres im Vergleich dazu gering erscheint, ich gerne das doppelte davon auf mich nehmen würde, hätte ich ihn nur wieder. Eine schwere Zeit liegt hinter mir, in einer schweren anderer Art befinde ich mich jetzt. Es ist halt wie es ist. Einmal so, dann wieder anders.
Gestern nun ein Erlebnis, das ich eher witzig finde, andere vermutlich nicht. Ich habe mich mit Grabkerzen auf dem Weg nach Ohlsdorf gemacht, Hamburgs großer Friedhof, der fast mehr Park als letzte Ruhestätte ist, Werner und ich gingen zu jeder Jahreszeit dort gerne spazieren. Ich wollte zum Grab seiner Eltern und Großeltern. Auf der Fahrt dorthin habe ich in einem inneren Monolog seiner Mutter so richtig die Meinung gesagt und mir vorgenommen es am Grab nochmals zu tun, am Ende allerdings, weil Weihnachten ist und ich kein schlechter Mensch bin, wollte ich ein paar versöhnliche Worte sprechen. Dann habe ich das Grab nicht gefunden!
Ich hoffe Ihr hattet es gut und fein. Es “fein” haben bedeutet in Österreich nicht, es edel, nobel, vornehm zu haben, sondern es angenehm haben, sich wohlig fühlen, daheim sein. “Fein sein, beinonder bleibn”…. heißt es in einem Lied. Daß Ihr es fein habt und beieinander bleiben könnt, das wünsche ich Euch von Herzen. Sowie auch sonst alles erdenklich Gute.
Eure Briele
Ich werde froh sein wenn jetzt bald der 2. Januar kommt, diese Wochen, die für sich alleine betrachtet schon sentimental sind, hinter mir liegen. Je älter man wird, desto mehr ist die Weihnachtszeit mit Erinnerungen an vergangene angefüllt und die meisten der für mich wichtigen Beteiligten sind leider tot. Es ist bestimmt anders wenn man Kinder und Kindeskinder hat.
Dazu kommt die Musik, die anrührenden, oft ja auch rührseligen Geschichten die man liest, hört, sieht. Ganz alltägliche Kleinigkeiten sind Anlass zu Traurigkeit. Ein Bändchen, das um ein Geschenk gebunden wird, macht bewusst was man ohnehin weiß: nie mehr ein Geschenk für ihn einwickeln, nie mehr eines bekommen. Was für phantastische Pakete hat er mir immer geschickt, alles in edlem Papier mit schönen Bändern, liebevoll eingepackt, auf den kleinen Kärtchen witzige Kommentare.
Oder ich kaufe goody goodies und sehe die Gartmann Kringel, die er jedes Jahr aus nostalgischen Kindheitserinnerungen wollte. Die Verpackung sieht aus wie vor hundert Jahren, die Schokolade schien mir auch immer aus dieser Zeit zu sein. Ich kaufe eine Packung für mich, kaue an den Kringeln mit weißen und roten Zuckerstreuseln herum und möchte am liebsten in den Karton heulen.
Ich habe in meinem Tagebuch vom Vorjahr gelesen. Ab dem 20. Dezember schrieb ich fast zwei Wochen lang tagtäglich. Es klingt nun bestimmt merkwürdig, aber mir sind vor lauter Mitleid für diese zwei Menschen, nämlich Werner und mich, die Tränen gekommen. Man könnte sagen meine Güte, das ist pures Selbstmitleid, aber ich habe den Eindruck das drückt es nicht aus. Es ist in diesem Jahr viel geschehen, ich weiß nicht, ob es das trifft, aber ich habe es mit einer gewissen Distanz gelesen. Schwierig zu beschreiben, Nicht nur meine Situation ist ganz anders, auch die Frau die im Dezember 2013 las was sie 2012 geschrieben hatte, ist anders.
Es war so schrecklich viel Kummer, Sorge, Angst, Mitleid, Verzweiflung, Hilflosigkeit und ja auch Traurigkeit. Die Befürchtung nicht so gut durchhalten zu können wie ich es möchte hat mich oft geplagt, Angst, dass mir der Atem ausgeht, die Liebe nicht reicht. Jetzt ist meine Sehnsucht, meine Trauer oft schlimm, auch schmerzhaft, aber die anderen echt bedrückenden Gefühle sind weg.
Kann man das alles auf Waagschalen legen, es bewerten? Ich kann es nicht. Einmal finde ich, dass mein Leben jetzt nicht mehr so schwer ist, dann ist meine Sehnsucht wieder derart schmerzhaft, dass mir all das Bedrückende des letzten Jahres im Vergleich dazu gering erscheint, ich gerne das doppelte davon auf mich nehmen würde, hätte ich ihn nur wieder. Eine schwere Zeit liegt hinter mir, in einer schweren anderer Art befinde ich mich jetzt. Es ist halt wie es ist. Einmal so, dann wieder anders.
Gestern nun ein Erlebnis, das ich eher witzig finde, andere vermutlich nicht. Ich habe mich mit Grabkerzen auf dem Weg nach Ohlsdorf gemacht, Hamburgs großer Friedhof, der fast mehr Park als letzte Ruhestätte ist, Werner und ich gingen zu jeder Jahreszeit dort gerne spazieren. Ich wollte zum Grab seiner Eltern und Großeltern. Auf der Fahrt dorthin habe ich in einem inneren Monolog seiner Mutter so richtig die Meinung gesagt und mir vorgenommen es am Grab nochmals zu tun, am Ende allerdings, weil Weihnachten ist und ich kein schlechter Mensch bin, wollte ich ein paar versöhnliche Worte sprechen. Dann habe ich das Grab nicht gefunden!
Ich hoffe Ihr hattet es gut und fein. Es “fein” haben bedeutet in Österreich nicht, es edel, nobel, vornehm zu haben, sondern es angenehm haben, sich wohlig fühlen, daheim sein. “Fein sein, beinonder bleibn”…. heißt es in einem Lied. Daß Ihr es fein habt und beieinander bleiben könnt, das wünsche ich Euch von Herzen. Sowie auch sonst alles erdenklich Gute.
Eure Briele
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