Meine Docetaxel-Therapie als Kastrationsresistenter

[Hartmut S]

ja, das war vor den markierungen.

[lutzi007]

Lieber Hartmut,

wenn wir beide mal zusammen im Krankenhaus wären, wäre es sehr gefährlich für uns: Wir könnten uns glatt totlachen
.
Mein Sohn ist auch dem schwarzen Humor zugeneigt. Wenn er mal Zeit hat, mich zu Arztgesprächen zu begleiten und moralisch zu unterstützen, das ist immer ein großer Spass. Den Ernst der Lage lassen wir dann einfach außen vor.

Meine Frau und meine Tochter hingegen sind sehr ernst und kritisch. Um Ungereimtheiten bei Arztgesprächen und medizinischen Abläufen zu erkennen, ist das natürlich wiederum sehr vorteilhaft. Während mir der Ernst der Lage nicht klar ist, erkennen sie das sofort und sprechen das auch sofort an.

Ich brauche halt beides

[Rastaman]

Hhm, der "unbedeutende Messwert"...


Lieber Lutz,

vielleicht interessante Argumente in diesem kurzen Thread von 2016 über die, wie mir scheint, ziemlich zeitlose Frage "welche Bedeutung hat der PSA-Wert bei hohem Gleason” bzw. “im späten Stadium”? Nicht erschrecken über die Todesnachricht. Ist lang her, war aber der Anlaß für die Diskussion.

https://forum.prostatakrebs-bps.de/forum/prostatakrebs/angeh-rigenforum/9400-reinhard-ist-tot?p=136097#post136097

[lutzi007]

Lieber Rastaman,

ein sehr interessanter Thread. Reinhard hat, genau wie jetzt mein (Neben-)Onkologe, schon damals umstrittene Äußerungen bezüglich der Bedeutung des PSA bei hohem Gleasonwert gemacht.

Der Reinhard hatte noch 15 Jahre nach Erstdiagnose gelebt. Das finde ich gar nicht so schlecht bei einem aggressiven PCa.
Selbst Michi sagte damals, dass er 15 Jahre eigentlich, auch für sich selbst gesehen, recht gut fände.
Ich bin ja "erst" seit 6 Jahren dabei. 9 weitere Jahre, das würde mich sehr freuen. Dann wäre ich aber auch "erst" 75. Eigentlich noch zu jung zum Sterben. 85 bei akzeptabler Gesundheit wäre noch besser Man kann ja ein bisschen träumen. Ich warte noch, bis endlich der Impfstoff gegen mein PCa entwickelt worden ist. Die Forscher sollen mal einen Schlag ranhauen ...

[urosport]

Lieber Lutz,

Ich lasse meine Zusatzversicherungen jetzt in 10 Jahresraten auszahlen, da überbiete ich meine bisherigen Überlebensprognosen um 3 Jahre. Bei einer kleineren müsste ich 91 Jahre alt werden, ich wollte mir mein Bwl-Diplom schon anerkennen, da habe ich gesehen, dass die Rente auf meine Ehefrau übergeht, passt also. Ich würde gerne die erste Liebe meiner Enkeltochter erleben, mein Enkelsohn kommt im Juli zu Welt, also ich muss noch 15 Jahre durchhalten.

Liebe Grüße,
Karl

[lutzi007]

Lieber Karl,

ich würde auch noch gerne Opa werden und später mit meinen Enkeln schwimmen gehen
Vielleicht tut sich da bald was. Selbstverständlich halte ich meinen Enkelwunsch gegenüber meinen Kindern geheim. Bloss kein Stress

[urosport]

Lieber Lutz,

Wir waren am Montag mit der Enkeltochter im teuren Erlebnisbad. Problem, das Kind mochte nicht nass werden, nur die Hände. Nach einer Stunde geht sie dann doch mit Schwimmflügel an Papa geklammert in das große Becken. Zwei Runden hat sich auch mal von mir nehmen lassen.

Karl

[lutzi007]

Lieber Karl, meine beiden Kinder haben bei mir schwimmen gelernt und dabei kein einziges Mal geweint. Ich bin gespannt, ob dass bei zukünftigen Enkeln auch mal klappen wird

[urosport]

Lieber Lutz,
Ich habe meinem Sohn auch das Schwimmen beigebracht. Kommentar der Schwägerin "Dafür gibt es doch Schwimmlehrer!" Ich habe mir gedacht, was lehren wir noch unseren Kindern?
Bei dir als einfühlsamen Lehrer, weint natürlich kein Kind.
Karl

[lutzi007]

Lieber Karl,
Als Kind hatte ich Einen Schwimmkurs gemacht. Am Ende des Kurses war ich der einzige, der nicht schwimmen konnte. Ich hatte den Beinschlag verkehrt rum gemacht und ging deshalb bei der Abschlussprüfung im Beisein aller Eltern unter großem Gelächter schräg rückwärts unter. Der verkehrte Beinschlag war dem Schwimmlehrer nie aufgefallen. Meine Eltern schämten sich in Grund und Boden und hätten am liebsten gesagt:"Das ist nicht unser Sohn!"
Ich hatte mir dann später durch "Abgucken" das Schwimmen selber beigebracht

[urosport]

Lieber Lutz,

Die Fähigkeit sich etwas abschauen, also selbstständig lernen zu können, ist auf jeden Fall eine Gabe, die einen gut durch das Leben bringt.

Viele Grüße
Karl

[urosport]

Lieber Lutz,

mal eine Frage unter uns Psychos, wo hast du für dich deinen "Heilungsschlussstrich" gezogen. Ich fühle mich schon wieder ganz gut, muss allerdings zugeben, dass ich schon noch eine Vermeidungsstrategie fahre, ich stoppe die negativen Gedanken und setze einen positiven Gedanken dagegen.

An sich wäre ja "normal" wenn man negative Gedanken einfach zu lassen kann, keine mentale Eintrübung stattfindet und den negativen Gedanken "einfach" als einen Teil der Gefühlswelt akzeptiert. Das wäre dann wieder die "alte" mentale Stärke, die ich vor dem Krebs hatte.

Bin ein bisschen unsicher, ob ich mir das Ziel der vollkommenen mentalen Genesung setzten soll. Natürlich setze ich mich damit wieder unter Druck, aber manchmal denke ich, ich hab oft auch unter Druck erst wiede weiter entwickelt.

Liebe Grüße, Karl

[lutzi007]

Lieber Karl,

als bei mir 2019 trotz ADT mein PSA-Wert immer weiter stieg, war mir endgültig klar, dass es für mich keine Heilung mehr, im Sinne einer lange Zeit anhaltenden Remission, gibt. Zu dem Zeitpunkt ging auch meine Stimmung in den Keller.Ich musste mich damit arrangieren, in so eine Art dauerhaften Überlebenskampf gegen den Krebs einzutreten. Mein Therapeut war mir dabei eine große Hilfe.
Für mich ist es dabei wichtig, mir meine Kräfte einzuteilen, so wie ich es im Ausdauersport auch immer gemacht habe. Ich kann nicht so tun, als ob nichts wäre. Ich will aber auch nicht schnell durch alle Therapien so durch, ohne Rücksicht auf Verluste. Ich möchte also den Zeitpunkt herauszögern, an dem mir gesagt werden wird: "Herr Lutz, wir können nichts mehr für sie tun!"
Ich bin einfach neugierig darauf, wie lange ich es schaffen kann, meine Lebensqualität auf dem Level "befriedigend" oder noch besser zu halten. Klar habe ich schon alle möglichen Einschränkungen. Ich versuche einfach emsig, damit zurechtzukommen und auch, was zu verbessern, auch wenn es noch so kleine Kleinigkeiten sind, z.B. meine Fingernägel der rechten Hand, die ich fürs Gitarre spielen brauche. Die konnte ich trotz der Chemo-Kollateralschäden und trotz weiter laufender Chemo sogar wieder gut stabilisieren. Wenn mir dauernd die Puste ausgeht, muss ich eben mehr Pausen machen. Wenn die Inkontinenz wieder stärker wird, nehme ich eben öfter eine frische Vorlage. Wenn ich es nicht schaffe, mir meine Kompressionskniestrümpfe allein auszuziehen, weil ich dabei einen Muskelkrampf im Bauch bekomme, bitte ich eben meine Liebste um Hilfe. All solche Sachen ...
Am 1. Mai haben meine Frau und ich einen Tagesausflug nach Norderney gemacht und dort auch noch Freunde besucht. Das war fünf Tage nach meiner letzten Chemo. Wir sind auch noch mit Leihrädern auf der Insel herumgeradelt. Es war alles schön, das Wetter sogar auch. Es war zwar tierisch anstrengend für mich, aber ich war glücklich. Am nächsten Tag war ich sowas von KO, dass ich fast im Stehen einschlafen konnte. Heute fühle ich mich schon wieder ein bisschen fitter und konnte im Garten ein bisschen herumpuzzeln.
Ich bin einfach nur dankbar, dass solche Sachen für mich noch möglich sind.

[urosport]

Lieber Lutz,

Vielleicht ist das der Unterschied zwischen uns, du lebst in Balance, ich versuche immer einen Schritt mehr, vermeintlich nach vorne zu machen. Der Zugewinn ist teuer erkauft, ständig unter Anspannung.
Wenn du deine mn Status als befriedigend beschreibst, da steckt "Frieden " im Wort, nein Frieden habe ich noch nicht geschlossen mit dieser Krankheit.
Schön, dass du die Radtour auf Norderney machen konntest.

Viele Grüße
Karl

[lutzi007]

Lieber Karl,

ich bin ja auch schon 6 Jahre dabei. In der Zeit hat sich meine Einstellung schon mehrfach geändert