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Kann eine Chemotherapie noch warten?

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    Kann eine Chemotherapie noch warten?

    Hallo liebe Mitlesenden,

    mein Vater war vor einer Woche bei einem PSA-Wert von 2,90 bei seinem zweiten PSMA-PET/CT. Das Ergebnis steht noch aus, trotzdem ist der Uro-Onkologie meines Vaters sicher, dass eine Chemotherapie mit Jevtana (Cabazitaxel) unausweichlich ist und so schnell wie möglich begonnen werden sollte. Im Moment bekommt mein Vater Erleada (Apalutamid). Obwohl das Medikament kein durchschlagender Erfolg war bzw. ist, so hat sich die PSA-Verdoppelungszeit doch verlängert (momentan liegt sie bei etwa 8 Monaten).

    Meine Fragen zu diesem Thema sind die folgenden:

    1. Mein Vater ist vorbehandelt mit Dozetaxel. Bedeutet der Einsatz von Cabazitaxel, dass im Rahmen der Sequenztherapie nach dieser Chemotherapie keine weitere mehr folgen kann?

    2. Da mein Vater frei von Symptomen ist und in der Bildgebung noch keine Metastasen nachgewiesen werden konnten, wäre es theoretisch denkbar, mindestens bis zum Befund der PSMA-PET/CT, vielleicht aber auch noch den einen oder anderen Monat mit dem Beginn dazu Chemotherapie zu warten?

    Ich danke euch schon mal und wünsche allen ein angenehmes Wochenende.

    Anja

    #2
    Zitat von elenya_82 Beitrag anzeigen
    Meine Fragen zu diesem Thema sind die folgenden:

    1. Mein Vater ist vorbehandelt mit Dozetaxel. Bedeutet der Einsatz von Cabazitaxel, dass im Rahmen der Sequenztherapie nach dieser Chemotherapie keine weitere mehr folgen kann?

    2. Da mein Vater frei von Symptomen ist und in der Bildgebung noch keine Metastasen nachgewiesen werden konnten, wäre es theoretisch denkbar, mindestens bis zum Befund der PSMA-PET/CT, vielleicht aber auch noch den einen oder anderen Monat mit dem Beginn dazu Chemotherapie zu warten?
    Hallo Anja,

    zu 1:
    es gibt eine Untersuchung zu Männern mit kastrationsresistenten, metastasierten Prostatakrebs, die nach Docetaxel- und Cabazitaxel - Chemotherapie erneut mit Cabazitaxel behandelt wurden und von denen ca. 80 Prozent auf die zweite Cabazitaxel-Therapie ansprachen.

    https://www.deutschesgesundheitsport...andelt-werden/

    zu 2:
    Ich würde erstmal den Befund des PSMA-PET/CT abzuwarten, um Rückschlüsse auf die mögliche Ursache(n) des PSA-Anstieges ziehen zu können. Lasst Euch nicht drängen.

    Franz

    Kommentar


      #3
      Anja,

      wenn Apalutamid nicht mehr wirkt, ist die nächste Therapie eine Chemo. Bei einem PSA Wert von 1,53 würde ich damit aber noch nicht anfangen. Abwarten bis zu einem Wert von 3,0 oder 4,0 verschlechtert die Prognose nicht. Vielleicht zeigt das PSMA PET/CT auch, dass man mit Bestrahlung oder einer Lu177 Therapie den Tumor noch bekämpfen kann.

      "Da mein Vater frei von Symptomen ist" Es kann sein, dass der Arzt denkt, solange der Patient fit für eine Chemo ist, soll er sie machen. Das ist im Grundsatz auch richtig. Aber ich denke Ihr habt noch Zeit, so schnell wird es Deinem Vater nicht schlechter gehen.

      Georg

      Kommentar


        #4
        Hallo Franz, hallo Georg,

        entschuldigt bitte, dass ich erst jetzt antworte. Der emotionale Stress nach der Untersuchung meines Vaters hat mir ganz schön zugesetzt.

        @Franz

        Vielen Dank für den Link zu der Studie (sehr interessant) und deinen Rat (sehr hilfreich). Mein Vater hatte sich tatsächlich dazu 'überreden lassen', mit der Chemo zu warten.

        @Georg

        dass Apalutamid nicht mehr wirkt, scheint doch nicht so zu sein. Der PSA-Wert wurde zwischendurch von einem anderen Labor bestimmt. Jetzt wurde nochmal im 'alten' Labor bestimmt und der Wert war nur um 0,03 im Vergleich zum Vormonat gestiegen (2,70 -> 2,73). Apalutamid scheint also doch noch irgendwie zu wirken.
        Danke für den Zuspruch und den Rat, zu warten.

        Kommentar


          #5
          Hallo liebe Mitlesenden,

          das Ergebnis der PSMA-PET/CT ist nun da und es ergeben sich daraus Fragen. Natürlich weiß ich, dass ihr mir aus der Ferne keine Diagnose geben könnt. Daher geht mein Vater nächste Woche zu seiner Hausärztin und versucht, Antworten zu bekommen. Ich würde trotzdem gern Auszüge des Befundes hier teilen. Vielleicht könnt ihr mir eure Vermutungen dazu nennen.

          "PET-Befund: Es finden sich einzelne kleine fokale Aktivitätsmehranreicherungen im unteren Mediastinum links Region 9 (SUVmax 10,6) und links retroklavikulär (SUVmax 13,1), die in der CT bzw. Fusion ohne Korrelat bleiben. Des Weiteren flaue, nahezu symmetrische Anreicherung in einzelnen axillären Lymphknoten (SUVmax rechts 6,0; links 6,2), nicht metastasentypisch. Zwei längliche kleine Aktivitätsanreicherungen im Oberbauch links ventral (SUVmax 10,0), in der CT ohne pathologisches Korrelat bzw. in Projektion auf einen Muskelansatz am ehesten am Larynx links ohne pathologisches Korrelat, nicht metastasensuspekt."

          "CT-Befund: Kleinster paraortaler Lymphknoten auf Höhe BWK 9. (...) Keine malignitätsverdächtigen ossären Läsionen."

          "Beurteilung: bei Z.n. Prostatektomie kein Anhalt für ein PSMA-exprimierendes Lokalrezidiv. Szintigraphisch zwei sehr kleine Herde mediastinal in Region 9 links und links retroklavikulär, in der CT ohne Korrelat, nicht metastasentypisch. Darüber hinaus kein Anhalt für PSMA-exprimierende lymphogene oder hämatogene Metastasen."

          Eine Frage, die mir auf der Seele brennt ist, was noch im PSMA-PET/CT 'aufleuchten' kann. Ich dachte immer, dass PSMA nur in Prostatazellen vorhanden ist. Wenn aber im PSMA-PET Aktivitätsmehranreicherungen sichtbar werden, die aber nicht metastasentypisch sind, was sollen diese dann sein?

          Ich hoffe, das hat jetzt nicht den Rahmen gesprengt. Es tut mir leid, falls das zu viel Text ist.

          Ich danke euch schon mal fürs Durchlesen und freue mich auf eure Kommentare.

          Anja

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            #6
            Anja,

            die Befunde eines PSMA PET/CTs sind nicht schwarz/weiß, sie müssen interpretiert werden. Ich hatte darüber einen KISP Text geschrieben: http://www.prostatakrebse.de/informa...Diagnostik.pdf Es ist schon mal gut, dass der Arzt nicht geschrieben hat: "Verdacht auf..." und den Urologen dann mit seinem Verdacht allein lässt. Der kann wiederum ja auch nicht entscheiden, was mit dem Verdacht gemacht werden soll.

            Auf Grund des PSMA PET/CTs muss keine darauf basierende Therapie gemacht werden. Wenn Apalutamid noch wirkt, kann solange die Chemo warten.

            Georg

            Kommentar


              #7
              "Die CT zeigte keinen pathologischen Befund, während die 68Ga-PSMA-PET hier eine intensive, fokale und somit metastasentypische PSMA-Expression zeigt (A und B, roter Pfeil).
              https://www.bayerisches-aerzteblatt.de/inhalte/details/news/detail/News/nuklearmedizin-highlighted.html
              Wenn SUVmax intensiv ist, aber nicht fokal (also diffus ansteigend am Rand), ist das nicht metastasentypisch. Wenn auch kein Korrelat im CT vorliegt (allerdings weniger relevant), dann ist es nicht metastasensuspekt (also kein "Verdacht auf..."). Anreicherungen entstehen auch bei Gefäßanomalien, bestimmten Zysten, u.a.m. Nicht nur in der Speicheldrüse und den anderen typischen Verdächtigen.

              Anja, entweder ihr wartet bis zur nächsten Bildgebung, oder: eine Zweitbefundung könnte vielleicht andere Beurteilungen bringen. Eine oligometastatische Situation sollte frühzeitig behandelt werden, sonst hat man plötzlich mehr als 5 Herde und die Ärzte lehnen die fokale Behandlung ab. Und eine Heilung ist auch noch denkbar. Siehe diesen Artikel aus 2018, der die Vorgehensweise von Georg einmal mehr unterstützt:
              https://www.degro.org/patienten-mit-vereinzelten-metastasen-haben-dank-hochpraezisions-bestrahlung-aussicht-auf-heilung/

              Kommentar


                #8
                Moin lieber Martin,

                der Link vom bayerischen-aerzteblatt geht nicht auf.

                Das: https://www.bayerisches-aerzteblatt....ghlighted.html

                sollte gehen.

                Und der Link von Georg, zumindest in Deinem Beitrag funzt auch nicht.

                Aber so: https://www.degro.org/patienten-mit-...t-auf-heilung/

                Herzliche Grüße

                Harald

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                  #9
                  Zitat von MartinWK Beitrag anzeigen
                  Eine oligometastatische Situation sollte frühzeitig behandelt werden, sonst hat man plötzlich mehr als 5 Herde und die Ärzte lehnen die fokale Behandlung ab.
                  Das ist richtig, aber solange Apalutamid wirkt, sollten die Metastasen nicht wachsen. Ich würde daher eine zweite Bildgebung abwarten. Die sollte, wenn sich das Ende von Apalutamid zeigt, aber möglichst bald gemacht werden.

                  Georg

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                    #10
                    Georg, das sehe ich auch so.

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                      #11
                      Hallo liebe Mitlesende,

                      ich hoffe, ihr konntet die ersten frühlingshaften Tage genießen, bevor es nun wohl wieder kühler wird (was mir persönlich lieber ist).

                      Ich danke euch, den Kommentierenden, für die Einschätzung zur Situation meines Vaters und möchte dazu ein kurzes Update geben.
                      Mein Vater bekommt fürs erste weiterhin Apalutamid verschrieben und die Chemotherapie wird aufgeschoben. Interessanterweise hat der Chefarzt der Strahlenmedizin an der Uniklinik, an der das PSMA-PET/CT durchgeführt wurde, meinen Vater letzte Woche angerufen und ihm aufgrund des negativen Befundes empfohlen, zu warten, bis der PSA-Wert auf 7 oder 8 geklettert ist und dann erneut ein PSMA-PET/CT durchzuführen. Solange wird weiter Erleada eingenommen und monatlich der PSA-Wert bestimmt. Mein Vater ist erst mal beruhigt und harrt der Dinge, die da kommen.

                      Damit ihm nicht ganz so langweilig wird, wurde gestern bei ihm eine Borreliose diagnostiziert. 🙄 Irgendwas ist ja immer. 😉

                      Ich wünsche allen ein schönes Wochenende.

                      Anja

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                        #12
                        Hallo liebe Midlesende,

                        ich möchte kurz ein kleines Update geben. Mein Vater konnte seinen für April angesetzten Termin für eine Knochenszintigraphie nicht wahrnehmen, da er an Covid-19 erkrankt war. Sein Zustand verschlechterte sich sehr schnell und nach einer Woche im Krankenhaus musste er intubiert und beatmet werden. Nach zwei Wochen im Koma wurde er langsam 'aufgeweckt'. Nun ist er in einer Reha-Einrichtung und wird wieder aufgebaut.

                        Der PK hat in den vergangenen fünf Wochen keine Rolle gespielt, was mich ziemlich verunsichert. Es muss davon ausgegangen werden, dass der PSA-Wert weiter gestiegen ist. Ob mein Vater nach seiner Covid-19-Erkrankung überhaupt noch in der Lage sein wird, die benötigte Chemotherapie durchführen zu lassen, bleibt offen. Er hat sich zwar bisher von allen Rückschlägen erholt, aber irgendwann ist das Ende der Fahnenstange erreicht.

                        Bleibt gesund (soweit das eben geht) und frohe Pfingsten.

                        Anja

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                          #13
                          Hallo Anja,

                          vorrangig ist, dass Dein Vater nach seiner schweren Covid-Erkrankung wieder auf die Beine kommt. Du hast im Februar berichtet, dass keine Hinweise auf Metastasen vorliegen. Das verschafft ihm Zeit wieder Kraft zu sammeln um mögliche weitere Krebsbehandlungen besser zu verkraften.

                          Erhält Dein Vater weiterhin Apalutamid oder wurde es beim Krankenhausaufenthalt (evtl. wegen Intubation) abgesetzt und wenn der PK in den letzten fünf Wochen keine Rolle gespielt hat, gilt das auch für die Reha ?

                          Es gibt mittlerweile Reha für Krebspatienten mit einer COVID-19 Infektion, z. B.



                          Alles Gute
                          Franz

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                            #14
                            Hallo Franz und alle, die mitlesen,

                            nun sind wieder einige Monate vergangen, die teilweise turbulent waren. Mein Vater war bis in den Juli hinein in der Reha-Klinik. Sein PSA-Wert, der vor der Covid-Infektion bei 4 lag, hatte sich während der Erkrankung nicht verändert, steigt jetzt aber stetig.

                            @Franz: Während des Krankenhausaufenthalts bekam mein Vater lediglich Bicalutamid. Dieses nimmt er nun weiter und bekommt zusätzlich Trenantone gespritzt. Während der Reha bestimmte man den PSA-Wert, aber unternahm ansonsten nichts. Ich denke, eine Reha für Krebspatienten wäre sinnvoll gewesen, diese wäre aber aufgrund der körperlichen Verfassung meines Vaters bei Entlassung von der Intensivstation wohl nicht möglich gewesen.

                            Für meinen Vater ist nun erneut ein PSMA-PET/CT vorgesehen. Der PSA-Wert liegt zur Zeit bei 7,3.

                            Eine Frage hätte ich auch noch. Gibt es Studien zur Lebenserwartung bei kastrationsresistentem metastasiertem PK? Ich mache mir Sorgen, weil mein Vater ja schon sämtliche hormonelle 'Spielereien' durch hat und der Erfolg bei einer Chemotherapie ja nicht garantiert ist.. Ich frage mich, wie lange die Metastasen in Schach gehalten werden können.

                            Ich wünsche euch einen angenehmen Abend.

                            Anja

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                              #15
                              Hallo Anja,

                              gibt es eine ärztliche Begründung dafür, warum Dein Vater nach Apalutamid jetzt mit Bicalutamid und Trenantone behandelt wird?

                              Aussagekräftige Studien zur Lebenszeit von Männern nach Erreichen der Kastrationsresistenz (mit und ohne Metastasen) sind mir nicht bekannt.


                              Franz

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