Liebe Mitbetroffene,
ich habe mir lange überlegt, ob ich aus dem Aufsatz Nr. 26 von Dr. Eichhorn zum Jahreswechsel 2004/2005 (Forumextrakt-->Aufsätze) zitieren soll. Hier meine Entscheidung, es ist ja die Sicht eines Urologen:
Nichts für ungut. Ich hätte diesen Beitrag auch in die Plauderecke nehmen können, aber dort sind im Moment Beiträge, zu denen dieses hier nicht gut passt.
Gruß
WernerS
ich habe mir lange überlegt, ob ich aus dem Aufsatz Nr. 26 von Dr. Eichhorn zum Jahreswechsel 2004/2005 (Forumextrakt-->Aufsätze) zitieren soll. Hier meine Entscheidung, es ist ja die Sicht eines Urologen:
4. Ärzte sind nicht immer lieb
Viele Prostatakrebs – Patienten – vor allem gut informierte BPS – Mitglieder – fühlen sich
von Ihrem Urologen schlecht betreut. Warum ? Nun – Urologen sind von der Ausbildung
her Chirurgen und keine Onkologen. Es gibt Kollegen die sich zum Beispiel auf das Thema
gutartige Prostataerkrankung ( BPH ) , Sexualmedizin, Kinderurologie, Inkontinenz, oder
Steinerkrankungen spezialisieren. In vielen Praxen spielt das Thema Prostatakrebs eine
eher untergeordnete Rolle. Außerdem haben Prostatakrebspatienten in aller Regel einen
großen Beratungsbedarf – sind also extrem Zeitintensiv. Leider wird die Beratung von
den gesetzlichen Kassen nicht kostendeckend vergütet ( ca. 30 Euro in 3 Monaten –
unabhängig von der Beratungsdauer ).
Ein Tipp: Sprechen Sie diese Dinge bei Ihrem Urologen offen an und bieten Sie eine
Extrabezahlung der Beratungszeit an. Sie werden erleben dass sich dadurch das
Gesprächsklima drastisch verbessert weil Sie zu erkennen geben dass Sie auch über
Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen gut informiert sind.
Hinzu kommt die Budgetierung. Das bedeutet dass viele Kollegen zum Ende des Quartals
, wenn das Budget ausgeschöpft ist – für die Behandlung von Kassenpatienten kein Geld
mehr bekommen also nur noch Kosten produzieren. Als Krönung des Ganzen müssen wir
auch noch mit dem Damoklesschwert „ Regress“ leben – das Bedeutet dass wir ( nicht
die Patienten ) von den Krankenkassen eine sehr hohe Rechnung bekommen können
wenn wir Medikamente auf Kasse verordnen die für die entsprechende Indikation in
Deutschland nicht zugelassen sind ( z.B. Östrogene; Bisphosphonate ; Casodex und
Proscar im Rahmen einer ADT 3, Rocaltrol, Gleevec; Carboplatin etc. )
Viele Prostatakrebs – Patienten – vor allem gut informierte BPS – Mitglieder – fühlen sich
von Ihrem Urologen schlecht betreut. Warum ? Nun – Urologen sind von der Ausbildung
her Chirurgen und keine Onkologen. Es gibt Kollegen die sich zum Beispiel auf das Thema
gutartige Prostataerkrankung ( BPH ) , Sexualmedizin, Kinderurologie, Inkontinenz, oder
Steinerkrankungen spezialisieren. In vielen Praxen spielt das Thema Prostatakrebs eine
eher untergeordnete Rolle. Außerdem haben Prostatakrebspatienten in aller Regel einen
großen Beratungsbedarf – sind also extrem Zeitintensiv. Leider wird die Beratung von
den gesetzlichen Kassen nicht kostendeckend vergütet ( ca. 30 Euro in 3 Monaten –
unabhängig von der Beratungsdauer ).
Ein Tipp: Sprechen Sie diese Dinge bei Ihrem Urologen offen an und bieten Sie eine
Extrabezahlung der Beratungszeit an. Sie werden erleben dass sich dadurch das
Gesprächsklima drastisch verbessert weil Sie zu erkennen geben dass Sie auch über
Fehlentwicklungen im Gesundheitswesen gut informiert sind.
Hinzu kommt die Budgetierung. Das bedeutet dass viele Kollegen zum Ende des Quartals
, wenn das Budget ausgeschöpft ist – für die Behandlung von Kassenpatienten kein Geld
mehr bekommen also nur noch Kosten produzieren. Als Krönung des Ganzen müssen wir
auch noch mit dem Damoklesschwert „ Regress“ leben – das Bedeutet dass wir ( nicht
die Patienten ) von den Krankenkassen eine sehr hohe Rechnung bekommen können
wenn wir Medikamente auf Kasse verordnen die für die entsprechende Indikation in
Deutschland nicht zugelassen sind ( z.B. Östrogene; Bisphosphonate ; Casodex und
Proscar im Rahmen einer ADT 3, Rocaltrol, Gleevec; Carboplatin etc. )
5. Auch Patienten sind nicht immer lieb
Wir unterstützen die Selbshilfegruppen weil wir von Dr. Strum’s Konzept des
„empowerment“ ( heißt so viel wie Ermächtigung – gemeint ist Wissen vermitteln zur
Verbesserung des Behandlungsergebnisses ) überzeugt sind. Für mich ist dieser Ansatz
nichts anders als die konsequente Übertragung der Ideen von Ralph Nader – ein
berühmter Verbraucherschützer – auf die Belange von Prostatakrebspatienten. Die
Konsumentenbewegung hat viel erreicht ( Beispiel Stiftung Warentest ). Auch der BPS
hat jetzt schon einiges bewegt und kann in Zukunft sicher noch mehr Einfluß - auch auf
die Politik - gewinnen.
Im Internetzeitalter ist die Informationsbeschaffung kein Problem mehr – wohl aber die
Informationsverarbeitung und – bewertung. Dazu brauchen Sie professionelle Hilfe – in
den Selbsthilfegruppen und von Ihrem Arzt. Das ist sicher nicht einfach und sehr
zeitaufwendig – aber
der gut informierte Patient lebt länger – das ist in wissenschaftlichen Studien belegt.
Mit der Zeit können Sie selbst zum Berater werden und sich dadurch einen sehr
befriedigenden Tätigkeitsbereich eröffnen, neue Bekanntschaften und Freundschaften
schließen.
Es gibt aber viele Patienten die von diesem Konzept nichts wissen wollen. Sie lehnen es
rundweg ab sich einer Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen ( 83% !! ) – oder gehen
nach Diagnosestellung wieder zu ihrem Hausarzt, Heilpraktiker, Nachbarn und lassen sich
dort beraten. Da könnte man jetzt Dr. Bob Leibowitz zitieren „ Jeder Mann hat das Recht
auf seine eigene– falsche – Meinung“.
Es ist lebensgefährlich sich der Meinung von Freunden, Bekannten aber auch Ärzten
anzuschließen die keine Erfahrung mit Prostatakrebs haben. Fragen Sie doch bitte nach:
„ Wie viele Patienten mit meiner Erkrankung behandeln Sie im Jahr ? Zeigen Sie mir doch
bitte Studienergebnisse zu Ihrer Behandlungsmethode – z.B. Hyperthermie,
Galvanotherapie, Ukrain, Misteltherapie bei Prostatakrebspatienten ( nicht Brustkrebs,
Darmkrebs etc. )“. Lernen Sie zu unterscheiden was eine gute und was eine schlechte
Studie ist ( Wer hat die Studie gemacht ? Fallzahl ? Fragestellung ? )
Für den Urologen ist es sehr schwer bis unmöglich einen Patienten weiter zu betreuen der
grundsätzlich das Gegenteil von dem macht was man ihm rät und nur noch zu PSA –
Kontrollen kommt oder um Hilfe bittet wenn es zu spät ist.
Dann gibt es noch die „ Schnäppchenjäger“ – ganz dem Trend der Zeit entsprechend
suchen sie ständig nach
„Billigangeboten“; nach Ärzten die per Telefon oder email umsonst beraten – nach
gutmütigen Forumslesern die ihre zum Teil mühsam erworbenen Kenntnisse selbstlos
weitergeben – nach Billigmedikamenten im Internet.
Die Politik jubelt zum Jahresende über die Erfolge der Gesundheitsreform – über
Einsparungen die zur Reduzierung von Kassenbeiträgen und Lohnnebenkosten führen
sollen. Nur Horst Seehofer hat erkannt dass dieser Sieg ein Pyrrhussieg ist wenn die
Versorgungsqualität sinkt. Genau das ist nach meiner Einschätzung 2004 passiert.
Wir sollten uns für das neue Jahr überlegen ob wir nicht wieder etwas mehr Bereitschaft
zeigen für mehr Qualität auch mehr zu bezahlen. Billigflieger werden auf Dauer keine
ausreichenden Sicherheitsstandarts bieten können – Billigärzte auch nicht !!
Wir unterstützen die Selbshilfegruppen weil wir von Dr. Strum’s Konzept des
„empowerment“ ( heißt so viel wie Ermächtigung – gemeint ist Wissen vermitteln zur
Verbesserung des Behandlungsergebnisses ) überzeugt sind. Für mich ist dieser Ansatz
nichts anders als die konsequente Übertragung der Ideen von Ralph Nader – ein
berühmter Verbraucherschützer – auf die Belange von Prostatakrebspatienten. Die
Konsumentenbewegung hat viel erreicht ( Beispiel Stiftung Warentest ). Auch der BPS
hat jetzt schon einiges bewegt und kann in Zukunft sicher noch mehr Einfluß - auch auf
die Politik - gewinnen.
Im Internetzeitalter ist die Informationsbeschaffung kein Problem mehr – wohl aber die
Informationsverarbeitung und – bewertung. Dazu brauchen Sie professionelle Hilfe – in
den Selbsthilfegruppen und von Ihrem Arzt. Das ist sicher nicht einfach und sehr
zeitaufwendig – aber
der gut informierte Patient lebt länger – das ist in wissenschaftlichen Studien belegt.
Mit der Zeit können Sie selbst zum Berater werden und sich dadurch einen sehr
befriedigenden Tätigkeitsbereich eröffnen, neue Bekanntschaften und Freundschaften
schließen.
Es gibt aber viele Patienten die von diesem Konzept nichts wissen wollen. Sie lehnen es
rundweg ab sich einer Vorsorgeuntersuchung zu unterziehen ( 83% !! ) – oder gehen
nach Diagnosestellung wieder zu ihrem Hausarzt, Heilpraktiker, Nachbarn und lassen sich
dort beraten. Da könnte man jetzt Dr. Bob Leibowitz zitieren „ Jeder Mann hat das Recht
auf seine eigene– falsche – Meinung“.
Es ist lebensgefährlich sich der Meinung von Freunden, Bekannten aber auch Ärzten
anzuschließen die keine Erfahrung mit Prostatakrebs haben. Fragen Sie doch bitte nach:
„ Wie viele Patienten mit meiner Erkrankung behandeln Sie im Jahr ? Zeigen Sie mir doch
bitte Studienergebnisse zu Ihrer Behandlungsmethode – z.B. Hyperthermie,
Galvanotherapie, Ukrain, Misteltherapie bei Prostatakrebspatienten ( nicht Brustkrebs,
Darmkrebs etc. )“. Lernen Sie zu unterscheiden was eine gute und was eine schlechte
Studie ist ( Wer hat die Studie gemacht ? Fallzahl ? Fragestellung ? )
Für den Urologen ist es sehr schwer bis unmöglich einen Patienten weiter zu betreuen der
grundsätzlich das Gegenteil von dem macht was man ihm rät und nur noch zu PSA –
Kontrollen kommt oder um Hilfe bittet wenn es zu spät ist.
Dann gibt es noch die „ Schnäppchenjäger“ – ganz dem Trend der Zeit entsprechend
suchen sie ständig nach
„Billigangeboten“; nach Ärzten die per Telefon oder email umsonst beraten – nach
gutmütigen Forumslesern die ihre zum Teil mühsam erworbenen Kenntnisse selbstlos
weitergeben – nach Billigmedikamenten im Internet.
Die Politik jubelt zum Jahresende über die Erfolge der Gesundheitsreform – über
Einsparungen die zur Reduzierung von Kassenbeiträgen und Lohnnebenkosten führen
sollen. Nur Horst Seehofer hat erkannt dass dieser Sieg ein Pyrrhussieg ist wenn die
Versorgungsqualität sinkt. Genau das ist nach meiner Einschätzung 2004 passiert.
Wir sollten uns für das neue Jahr überlegen ob wir nicht wieder etwas mehr Bereitschaft
zeigen für mehr Qualität auch mehr zu bezahlen. Billigflieger werden auf Dauer keine
Gruß
WernerS
Kommentar