Hallo zusammen,
manche verstehen offensichtlich nicht oder wollen nicht verstehen zu unterscheiden zwischen neuroendokrinen Tumoren (NET), und neuroendokriner Differenzierung, also Anhäufungen neuroendokriner Zellen (NED).
Einzelne neuroendokrine Zellen kommen in allen Adenokarzinomen vor (PMID: 2442732). Eine neuroendokrine Differenzierung läßt sich in 5 – 10 % aller PK-Tumore nachweisen. Das ist nicht Bonkhoffs Erfindung, sondern anerkannte Lehrmeinung. Neuroendokrine PK-Tumore dagegen sind selbstverständlich äußerst selten, lassen wir es deutlich weniger als 1% sein. Auch dies ist Lehrmeinung und auch dies ist nicht Bonkhoff s Erfindung. (PMCID: PMC2776313). In kastrationsresistenten Tumoren ist der Anteil von kleinzelligen Karzinomen (SCC) 10-20% (PMID: 21086505).
Wer solche Basics nicht kennt, das eine mit dem anderen verwechselt, irritiert durch die Welt reist und nachher seinen Irrtum dem Überbringer der Nachricht in die Schuhe schiebt, der sollte endlich zur Besinnung kommen.
Neuroendokrine Zellen sind per se keine Tumorzellen. Von den Dingern hat auch Samy jede Menge in seinem Körper. Jeder Mann hat sie auch in seiner Prostata (PMID: 20191113). Die Frage ist, was diese Zellen in der Prostata in tumorösen Milieu anrichten können. Wenn dort welche gefunden werden, hat man noch lange keinen neuroendokrinen Tumor und die Sache muß auch noch lange nicht böse enden.
Die klinische Relevanz eines NED-Befundes im PK-Gewebe ist so eindeutig nicht, wenn auch zumindest bei bösartigen Tumoren eine ungünstige Prognose bescheinigt wird(PMID: 20535283). Nicht unerheblich scheint es zu beurteilen, ab welcher Größenordnung ein Risiko besteht. Bonkhoff erwähnt einen cut-off bei foci von > 20% positiven Zellen. Also nicht jeder NED-Befund ist ein Alarmzeichen, sollte jedoch durch laufende CGA-Kontrolle im Auge behalten werden (siehe auch: Neuroendokrine Stadien, Forschungsbericht Pathologisches Institut Uni Heidelberg).
Er warnt in diesem Fall vor Hormontherapie und Bestrahlung.
Es scheint gesicherte Erkenntnis, daß NED auch durch Androgenentzug induziert werden kann, auch wenn es Studien gibt, die zum gegenteiligen Ergebnis kommen (PMID: 17342745). Wenn nicht bei allen so doch bei einigen Zelllinien kann eine ADT eine NED-Entwicklung stimulieren (PMID: 20088946). Es gibt Hinweise, dass auch die 5-alpha-Reduktasehemmer in den Prozeß der NED-Induktion involviert sind (PMID: 21115933, PMID: 19443407). Zumindest die Gefahr besteht, daß NED sich zur Vorstufe einer hormonrefraktären Entwicklung herausbildet. Beobachtungen gehen aber auch dahin, dass eine NED reversibel sein kann, wenn die ADT abgesetzt wird. Studien und Berichte bestätigen diese Beobachtung.( PMID: 12692782, PMID: 21232206)
Nun zum eigentlichen Thema Strahlenresistenz. Unser Strahlentherapeut hat sich zwar geäußert, will jedoch nicht so richtig ran. Stattdessen erklärt er uns die Existenz langsam- und schnellwachsender NE-Tumore, was man auch in Wikipedia oder bei Bonkhoff nachlesen kann. Natürlich gibt es hier eine große Bandbreite unterschiedlicher Zelllinien, vieles noch im Unklaren, besonders was die Pathogenese anbetrifft. Erfreulich zumindest, wenn unser Strahlentherapeut für die gering proliferierenden Tumore bestätigt, dass sie mit den „üblichen Dosen von Bestrahlung, die man im Bauchbereich geben kann, schlecht zu kontrollieren“ seien. Das hört sich schon anders an als seine jüngst geäußersten vollmundigen Behauptungen. Aber eigentlich wollten wir seine Beweisführung kennenlernen, wie er NED-Verbände in der Prostata durch Bestrahlung eliminiert hat, wie dies vorher und nachher diagnostiziert wurde.
Nahe genug am Geschehen und bei gezielter Analyse kann man offensichtlich auch zu solchen Ergebnissen kommen:
D.h. Bestrahlung kann NED-Zellen möglicherweise nicht nur nicht vernichten, sondern diese u. U. sogar induzieren.
Der Literatur nach scheinen mir die NETs mit niedriger Proliferation von allen NETs am häufigsten. Zahlen kenne ich nicht. Von den GEP-NETs heißt es:
Zellen, die in der S-Phase hängen, sind am resistentesten. Mit Hyperthermie oder chemische Substanzen versucht man die Strahlensensibilität des Tumors zu erhöhen. Andere Chemotherapeutika wie Paclitaxel sollen direkt helfen, die NE-Zellen in der M-Phase aufzuhalten und so die Strahlenwirkung zu begünstigen.
Nicht umsonst gilt auch die Brachy-Therapie in vielen Fällen als eine Option, weil die konventionelle Bestrahlung ungenügend ist. Hier laufen dann die beiden Themen dieses threads zusammen: Dosiseskaltion, um potentielle Bestrahlungsresistenzen zu überwinden.
Es dies ein weites Feld der Forschung und ich habe nur Andeutungen gemacht über kurz Angelesenes, um wenigstens eine ansatzweise Vorstellung zu ermöglichen, dass es nicht damit getan ist, salopp einfach die Strahlenresistenz zu leugnen und Bonkhoff und seine Kollegen in aller Welt als irrende Exoten hinzustellen.
Gruß
Hartmut
manche verstehen offensichtlich nicht oder wollen nicht verstehen zu unterscheiden zwischen neuroendokrinen Tumoren (NET), und neuroendokriner Differenzierung, also Anhäufungen neuroendokriner Zellen (NED).
Einzelne neuroendokrine Zellen kommen in allen Adenokarzinomen vor (PMID: 2442732). Eine neuroendokrine Differenzierung läßt sich in 5 – 10 % aller PK-Tumore nachweisen. Das ist nicht Bonkhoffs Erfindung, sondern anerkannte Lehrmeinung. Neuroendokrine PK-Tumore dagegen sind selbstverständlich äußerst selten, lassen wir es deutlich weniger als 1% sein. Auch dies ist Lehrmeinung und auch dies ist nicht Bonkhoff s Erfindung. (PMCID: PMC2776313). In kastrationsresistenten Tumoren ist der Anteil von kleinzelligen Karzinomen (SCC) 10-20% (PMID: 21086505).
Wer solche Basics nicht kennt, das eine mit dem anderen verwechselt, irritiert durch die Welt reist und nachher seinen Irrtum dem Überbringer der Nachricht in die Schuhe schiebt, der sollte endlich zur Besinnung kommen.
Neuroendokrine Zellen sind per se keine Tumorzellen. Von den Dingern hat auch Samy jede Menge in seinem Körper. Jeder Mann hat sie auch in seiner Prostata (PMID: 20191113). Die Frage ist, was diese Zellen in der Prostata in tumorösen Milieu anrichten können. Wenn dort welche gefunden werden, hat man noch lange keinen neuroendokrinen Tumor und die Sache muß auch noch lange nicht böse enden.
Die klinische Relevanz eines NED-Befundes im PK-Gewebe ist so eindeutig nicht, wenn auch zumindest bei bösartigen Tumoren eine ungünstige Prognose bescheinigt wird(PMID: 20535283). Nicht unerheblich scheint es zu beurteilen, ab welcher Größenordnung ein Risiko besteht. Bonkhoff erwähnt einen cut-off bei foci von > 20% positiven Zellen. Also nicht jeder NED-Befund ist ein Alarmzeichen, sollte jedoch durch laufende CGA-Kontrolle im Auge behalten werden (siehe auch: Neuroendokrine Stadien, Forschungsbericht Pathologisches Institut Uni Heidelberg).
Falls sich mit CGA eine multifokale oder bedeutende neuroendokrine Differenzierung nachweisen läßt, sollte Chromogranin A mit in des Panel der Serumsmarker mit aufgenommen werden, um den Verlauf bzw. Erfolg der Therapie zu objektivieren. (Bonkhoff)
Es scheint gesicherte Erkenntnis, daß NED auch durch Androgenentzug induziert werden kann, auch wenn es Studien gibt, die zum gegenteiligen Ergebnis kommen (PMID: 17342745). Wenn nicht bei allen so doch bei einigen Zelllinien kann eine ADT eine NED-Entwicklung stimulieren (PMID: 20088946). Es gibt Hinweise, dass auch die 5-alpha-Reduktasehemmer in den Prozeß der NED-Induktion involviert sind (PMID: 21115933, PMID: 19443407). Zumindest die Gefahr besteht, daß NED sich zur Vorstufe einer hormonrefraktären Entwicklung herausbildet. Beobachtungen gehen aber auch dahin, dass eine NED reversibel sein kann, wenn die ADT abgesetzt wird. Studien und Berichte bestätigen diese Beobachtung.( PMID: 12692782, PMID: 21232206)
Nun zum eigentlichen Thema Strahlenresistenz. Unser Strahlentherapeut hat sich zwar geäußert, will jedoch nicht so richtig ran. Stattdessen erklärt er uns die Existenz langsam- und schnellwachsender NE-Tumore, was man auch in Wikipedia oder bei Bonkhoff nachlesen kann. Natürlich gibt es hier eine große Bandbreite unterschiedlicher Zelllinien, vieles noch im Unklaren, besonders was die Pathogenese anbetrifft. Erfreulich zumindest, wenn unser Strahlentherapeut für die gering proliferierenden Tumore bestätigt, dass sie mit den „üblichen Dosen von Bestrahlung, die man im Bauchbereich geben kann, schlecht zu kontrollieren“ seien. Das hört sich schon anders an als seine jüngst geäußersten vollmundigen Behauptungen. Aber eigentlich wollten wir seine Beweisführung kennenlernen, wie er NED-Verbände in der Prostata durch Bestrahlung eliminiert hat, wie dies vorher und nachher diagnostiziert wurde.
Nahe genug am Geschehen und bei gezielter Analyse kann man offensichtlich auch zu solchen Ergebnissen kommen:
„Ionizing radiation induces prostate cancer neuroendocrine differentiation through interplay of CREB and ATF2“. (PMID: 19047143)
Der Literatur nach scheinen mir die NETs mit niedriger Proliferation von allen NETs am häufigsten. Zahlen kenne ich nicht. Von den GEP-NETs heißt es:
Die meisten neuroendokrinen GEP-Tumore sprechen auf die konventionelle Chemotherapie oder Radiotherapie nicht an, so dass die Therapieerfolge bescheiden sind und neue Therapiestrategien gesucht werden müssen.(aus: Forschungsbericht Uni Marburg)
Nicht umsonst gilt auch die Brachy-Therapie in vielen Fällen als eine Option, weil die konventionelle Bestrahlung ungenügend ist. Hier laufen dann die beiden Themen dieses threads zusammen: Dosiseskaltion, um potentielle Bestrahlungsresistenzen zu überwinden.
Es dies ein weites Feld der Forschung und ich habe nur Andeutungen gemacht über kurz Angelesenes, um wenigstens eine ansatzweise Vorstellung zu ermöglichen, dass es nicht damit getan ist, salopp einfach die Strahlenresistenz zu leugnen und Bonkhoff und seine Kollegen in aller Welt als irrende Exoten hinzustellen.
Gruß
Hartmut
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