Hallo zusammen,
ich hatte mich Ende Januar mit meinem Thread „Prostatakrebs oder unverhofft kommt oft..“
hier vorgestellt und auch meine präoperativen Diagnosen und meinen Weg zur Entscheidungsfindung beschrieben.
Ich beschränke mich daher heute auf die detaillierte Schilderung meiner OP, deren Ergebnis und allem was damit zusammenhängt.
Vielleicht hilft es dem ein oder anderen sich besser darauf einzustellen, falls eine OP geplant ist.
Ich mache dies in erster Linie für die „Neuankömmlinge“ hier, da ich selbst weiß, wie verwirrend
einige Informationen sein können bzw. wie aufwendig die Suche danach sein kann. Ich denke daher, mein Bericht hilft dem ein oder anderen eine
evt. bevorstehende OP richtig einzuschätzen.
Am 08.03. war Aufnahmetag in der Martini-Klinik in Hamburg. Neben mir wurden 4 weitere Patienten an dem Tag aufgenommen, was uns bereits an diesem und den Folgetagen miteinander verbunden hat.
Der Aufnahmetag verlief sehr angenehm und bestens organisiert, wie man es von so einer Privatklinik erwarten darf. Ich wurde noch einmal komplett untersucht und die Anästhesie und mögliche
Unverträglichkeiten bzw. Allergien meinerseits wurden ausführlich besprochen.
Aufgrund meiner Bildbefunde ging man von einer beidseitigen Nerverhaltung aus und ich wurde noch in die ProPotenz Studie aufgenommen.
Sehr beruhigend für mich, da man leider erst nach der OP und dem dort vorgenommenen Schnellschnitt erfährt ob nerverhaltend operiert werden konnte oder nicht. Ich nahm das als gutes Zeichen.
Mein OP Termin war für die Mittagszeit des Folgetags vorgesehen, also in der „zweiten“ Schicht. Mein Operateur, Prof. Heinzer, ist einer der erfahrensten Chirurgen dort mit weit über 4.000
durchgeführten OPs. Am Abend kam er noch kurz zu mir um Details zu besprechen.
Die Nacht vor der OP schlief ich gut und habe auf die angebotene Schlaftablette verzichtet.
Am nächsten Vormittag wurde ich um 10.30 abgeholt und vorbereitet. Die Anästhesistin war sehr einfühlsam und wir unterhielten uns noch sehr nett. Mein Blutdruck lag überraschenderweise bei 120/80 und mein Puls bei 65, was die Ärztin sehr beeindruckte.
Die OP muss gegen 11.00 begonnen und gegen 14.30 beendet worden sein. Im Aufwachraum tat ich mich mit dem Wachwerden etwas schwer und schlug daher erst gegen 16.30 die Augen auf. Dann war mir schlecht und ich musste mich übergeben. Daran kann ich mich aber nur dunkel erinnern.
Ich bin dann mehrfach wieder weggedöst und war dann erst gegen 18 Uhr wieder ansprechbar. Mein Operateur kam dann kurz zu mir und erklärte mir, dass die OP komplikationslos verlaufen ist und beide Nervenstränge erhalten werden konnten. Das war doch mal eine gute Nachricht!
Dann ging es auch zurück aufs Zimmer. Obwohl ich ganz gerne Gesellschaft habe, war ich froh ein Einzelzimmer bekommen zu haben.
Ich wurde dann sofort mit Ultraschall auf freie Flüssigkeit etc. untersucht. Glücklicherweise war alles in Ordnung, was nicht immer selbstverständlich ist, wie ich später erfuhr.
Kurz danach kamen noch 2 Pfleger, „animierten“ mich auf der Bettkante zu sitzen und kurz aufzustehen. Mehr ging aber auch nicht, ich war schon noch schwach und bin dann auch schnell eingeschlafen.
In der Nacht hatte ich Schmerzen und bekam ein opiodhaltiges Schmerzmittel. Das gibt´s nur in der 1. Nacht nach OP, damit man sich nicht daran gewöhnt :-) Auf jeden Fall habe ich dann bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen.
Gegen 8 Uhr gab es Frühstück, was ich allerdings nur zögerlich zu mir nahm, so richtig Appetit hatte ich noch nicht. Kurz danach kamen die beiden Pfleger wieder und ich wurde untergehakt und die ersten Schritte auf dem Flur folgten.
Das Motto nach der OP lautet „saufen&laufen“. Also viel trinken und auch im Rahmen der Möglichkeiten viel bewegen. Dazu muss man, wenn man mit DaVinci operiert wurde, Atemübungen machen um die Lunge wieder zu entfalten. Klingt easy, ist am 1. Tag nach OP aber nicht immer so leicht…
Mir ging es auf jeden Fall von Tag zu Tag besser. Am 2. Tag nach OP funktionierte auch mein Darm wieder, was ein ganz wichtiges Thema und für manch einen Patienten ein Problem ist. Die Narkose
legt den Darmtrakt gezielt komplett lahm, um jede Bewegung dort, die den Operateur stören könnte, zu vermeiden. Nach der OP muss der Darm wieder „anspringen“, was nicht jedem problemlos gelingt.
Konsequenz sind dann Abführmittel und weitere Maßnahmen, die ich – gottseidank – nicht kennenlernen durfte. Ein Mitpatient hatte tagelang mit diesen Maßnahmen zu tun, bevor es bei ihm wieder funktionierte.
Womit ich etwas Probleme hatte waren Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich. Während der OP wird man im 45 Grad Winkel gelagert und das gesamte Gewicht ruht auf den Schultern. Wohl dem, der ebenfalls kein Übergewicht hat.
Bei mir legte sich das nach 2 Tagen wieder, einige andere hatten damit mehr Probleme.
Ein Problem kann auch die „Gasfüllung“ sein, welche man im Bauchraum erhält, um dem Operateur mehr Platz zu verschaffen. Normalerweise baut sich dies auf natürlichem Weg wieder nach 1-2 Tagen ab.
Ein Mitpatient sah aber auch nach 4 Tagen noch aus wie ein Heißluftballon.
Ein anderer Patient hatte nach der OP massive Blutungen im Bauchraum und wurde 4 Stunden nach der 1. OP gleich nochmal notoperiert, hatte am Ende 2L Blut verloren und einen riesigen Schnitt,
den er eigentlich durch die DaVinci Methode vermeiden wollte.
Warum ich das so deutlich beschreibe? Weil man gerade bei der Martini Klinik denken könnte, das läuft alles wie in einem Wellnessurlaub ab, vor allem wenn man deren Gästebuch liest. Dies ist aber nicht so. Bei mir war es soweit ok, aber die Quote an unliebsamen Überraschungen ist schon recht hoch, wenn auch nicht unbedingt lebensbedrohlich, wie bei dem Patienten mit der Not OP. Hier hatte der Operateur leider eine Arterie verletzt.
So ganz ungeschoren kam ich am Ende aber auch nicht davon. Bereits am 4. Tag hatte ich meine Dichtigkeitsprüfung mit dem Ziel den Katheter loszuwerden. Leider stellte sich heraus, dass ich ein sehr großes Hämatom direkt unterhalb der Blase und Anastomosen-Naht hatte, welches diese unter Spannung setzte und daher die Heilung verzögerte. Die Verzögerung dauerte insgesamt 33 (!!!) Tage.
Der Katheter wurde mir erst am 11.04. gezogen. Das war nicht schön. Vor allem kamen in dieser Zeit mehrfach Infektionen, die mit einem Katheter im Grunde obligatorisch sind, hinzu. Leider war auch ein nicht ganz so harmloser Keim dabei: Pseudomonas aeruginosa, welcher nicht angenehm ist, wenn er in den Blutkreislauf kommt. Ich musste daher Ciprofloxacin nehmen. Dieses entstammt der sehr umstrittenen Gruppe der Fluorchinolone und deren Nebenwirkungen können dramatischer sein als
die postoperativen Probleme. (Übrigens habe ich nebenbei erfahren, dass über 70% der Patienten mit liegendem Katheter entlassen werden, auch hierzu kann man im Vorfeld einen anderen Eindruck bekommen)
Aber gegen Pseudomonas hilft aufgrund Resistenzen nicht viel anderes, und daher musste ich das Zeug 5 Tage in der höchsten Dosis schlucken.
Am Ende hat es auch geholfen und ich habe keine Nebenwirkungen gespürt.
Am 20.03. bekam ich dann einen Anruf der Klinik und es gab ein Gespräch mit dem Pathologen.
Mein Ergebnis war sehr erfreulich und es gab keine „bösen Überraschungen“: Pt2c, Gleason 4+3, pN0 (0/7), R0, L0, V0, Pn0
Mein höchster Gleason 7b hatte sich noch von 70 auf 55 im 4er Anteil reduziert. Auf meine (scherzhafte) Nachfrage ob man nicht noch weiter hätte untersuchen können um 7a zu erreichen wurde mir gesagt, dass man sich als Pathologe „irgendwann“ auch entscheiden müsste. Das fand ich gleichzeitig sehr bemerkenswert und irritierend. Offensichtlich ist etwas dran, wenn man sagt, dass Pathologieergebnisse nicht 1:1 reproduzierbar sind. Ich werde dies zum Anlass nehmen ein Zweitgutachten einzuholen, kann ja nicht schaden.
Am 11.04. konnte dann endlich der Katheter entfernt werden. Nach 4,5 Wochen war ich schon etwas nervös, wie sich das Wasserlassen darstellen würde. Nachdem ich 0,5L Wasser und eine Tasse Kaffee trinken sollte, tat sich nicht viel an Harndrang. Ich habe dann die Menge verdoppelt und verspürte dann 20 Minuten später den erwünschten Drang. Ab zur Toilette und dann der spannende Moment:
Es brannte etwas und am Ende gab es ein leichtes Ziehen, aber es lief, im wahrsten Sinne des Wortes!!
Danach Ultraschall und die Blase war restlos entleert und Nieren etc. waren ebenfalls top in Ordnung. Die Ärztin bat mich dann nochmal ca. 1L Wasser zu trinken um dann einige Übungen zu machen. Gesagt, getan.
Mit gefüllter Blase musste ich aufstehen, etwas husten und gehen. Mein Urinverlust war gleich Null und dies hat sich seitdem auch nicht geändert. Mit anderen Worten: ich war von Beginn an kontinent.
Da die Ärztin dies kaum glauben konnte, rief sie mich einige Tage später nochmal an und fragte nach. Es blieb bei der 100%igen Kontinenz. Fast „ärgerlich“, hatte ich doch mehrere Pakete Vorlagen gekauft…
Dieses Problem blieb mir also schon mal erspart. Zur Erektionsfähigkeit kann ich noch nicht viel sagen. Während der Zeit des einliegenden Katheters hielten sich meine sexuellen Phantasien in Grenzen. Damit werde ich mich nun intensiver beschäftigen.
Insgesamt geht es mir körperlich und mental hervorragend. Ich treibe bereits wieder Sport, wenn auch noch dosiert. Insgesamt war die OP für mich die richtige Entscheidung und ich hoffe natürlich
auf einen weiterhin unproblematischen Verlauf.
Ich hoffe, dass ich dem ein oder anderen mit meinem Bericht etwas weiterhelfen konnte. Das Ganze ist kein Spaziergang, aber machbar. Die Komplikationen der Mitpatienten waren, bis auf die arterielle Blutung, sicherlich nicht lebensbedrohlich, sondern eher lästig. Diese Blutung war sicherlich eine seltene Ausnahme.
Trotzdem habe ich hautnah gesehen was passieren kann und wollte dies ungeschönt weitergeben.
Vor diesem Hintergrund kann ich nur dringend empfehlen sich eine sehr gute Klinik mit sehr erfahrenen Operateuren zu suchen. Am Ende ist dies das wichtigste Kriterium für ein gutes Ergebnis!
Gute Besserung und liebe Grüße
Wolfgang
ich hatte mich Ende Januar mit meinem Thread „Prostatakrebs oder unverhofft kommt oft..“
hier vorgestellt und auch meine präoperativen Diagnosen und meinen Weg zur Entscheidungsfindung beschrieben.
Ich beschränke mich daher heute auf die detaillierte Schilderung meiner OP, deren Ergebnis und allem was damit zusammenhängt.
Vielleicht hilft es dem ein oder anderen sich besser darauf einzustellen, falls eine OP geplant ist.
Ich mache dies in erster Linie für die „Neuankömmlinge“ hier, da ich selbst weiß, wie verwirrend
einige Informationen sein können bzw. wie aufwendig die Suche danach sein kann. Ich denke daher, mein Bericht hilft dem ein oder anderen eine
evt. bevorstehende OP richtig einzuschätzen.
Am 08.03. war Aufnahmetag in der Martini-Klinik in Hamburg. Neben mir wurden 4 weitere Patienten an dem Tag aufgenommen, was uns bereits an diesem und den Folgetagen miteinander verbunden hat.
Der Aufnahmetag verlief sehr angenehm und bestens organisiert, wie man es von so einer Privatklinik erwarten darf. Ich wurde noch einmal komplett untersucht und die Anästhesie und mögliche
Unverträglichkeiten bzw. Allergien meinerseits wurden ausführlich besprochen.
Aufgrund meiner Bildbefunde ging man von einer beidseitigen Nerverhaltung aus und ich wurde noch in die ProPotenz Studie aufgenommen.
Sehr beruhigend für mich, da man leider erst nach der OP und dem dort vorgenommenen Schnellschnitt erfährt ob nerverhaltend operiert werden konnte oder nicht. Ich nahm das als gutes Zeichen.
Mein OP Termin war für die Mittagszeit des Folgetags vorgesehen, also in der „zweiten“ Schicht. Mein Operateur, Prof. Heinzer, ist einer der erfahrensten Chirurgen dort mit weit über 4.000
durchgeführten OPs. Am Abend kam er noch kurz zu mir um Details zu besprechen.
Die Nacht vor der OP schlief ich gut und habe auf die angebotene Schlaftablette verzichtet.
Am nächsten Vormittag wurde ich um 10.30 abgeholt und vorbereitet. Die Anästhesistin war sehr einfühlsam und wir unterhielten uns noch sehr nett. Mein Blutdruck lag überraschenderweise bei 120/80 und mein Puls bei 65, was die Ärztin sehr beeindruckte.
Die OP muss gegen 11.00 begonnen und gegen 14.30 beendet worden sein. Im Aufwachraum tat ich mich mit dem Wachwerden etwas schwer und schlug daher erst gegen 16.30 die Augen auf. Dann war mir schlecht und ich musste mich übergeben. Daran kann ich mich aber nur dunkel erinnern.
Ich bin dann mehrfach wieder weggedöst und war dann erst gegen 18 Uhr wieder ansprechbar. Mein Operateur kam dann kurz zu mir und erklärte mir, dass die OP komplikationslos verlaufen ist und beide Nervenstränge erhalten werden konnten. Das war doch mal eine gute Nachricht!
Dann ging es auch zurück aufs Zimmer. Obwohl ich ganz gerne Gesellschaft habe, war ich froh ein Einzelzimmer bekommen zu haben.
Ich wurde dann sofort mit Ultraschall auf freie Flüssigkeit etc. untersucht. Glücklicherweise war alles in Ordnung, was nicht immer selbstverständlich ist, wie ich später erfuhr.
Kurz danach kamen noch 2 Pfleger, „animierten“ mich auf der Bettkante zu sitzen und kurz aufzustehen. Mehr ging aber auch nicht, ich war schon noch schwach und bin dann auch schnell eingeschlafen.
In der Nacht hatte ich Schmerzen und bekam ein opiodhaltiges Schmerzmittel. Das gibt´s nur in der 1. Nacht nach OP, damit man sich nicht daran gewöhnt :-) Auf jeden Fall habe ich dann bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen.
Gegen 8 Uhr gab es Frühstück, was ich allerdings nur zögerlich zu mir nahm, so richtig Appetit hatte ich noch nicht. Kurz danach kamen die beiden Pfleger wieder und ich wurde untergehakt und die ersten Schritte auf dem Flur folgten.
Das Motto nach der OP lautet „saufen&laufen“. Also viel trinken und auch im Rahmen der Möglichkeiten viel bewegen. Dazu muss man, wenn man mit DaVinci operiert wurde, Atemübungen machen um die Lunge wieder zu entfalten. Klingt easy, ist am 1. Tag nach OP aber nicht immer so leicht…
Mir ging es auf jeden Fall von Tag zu Tag besser. Am 2. Tag nach OP funktionierte auch mein Darm wieder, was ein ganz wichtiges Thema und für manch einen Patienten ein Problem ist. Die Narkose
legt den Darmtrakt gezielt komplett lahm, um jede Bewegung dort, die den Operateur stören könnte, zu vermeiden. Nach der OP muss der Darm wieder „anspringen“, was nicht jedem problemlos gelingt.
Konsequenz sind dann Abführmittel und weitere Maßnahmen, die ich – gottseidank – nicht kennenlernen durfte. Ein Mitpatient hatte tagelang mit diesen Maßnahmen zu tun, bevor es bei ihm wieder funktionierte.
Womit ich etwas Probleme hatte waren Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich. Während der OP wird man im 45 Grad Winkel gelagert und das gesamte Gewicht ruht auf den Schultern. Wohl dem, der ebenfalls kein Übergewicht hat.
Bei mir legte sich das nach 2 Tagen wieder, einige andere hatten damit mehr Probleme.
Ein Problem kann auch die „Gasfüllung“ sein, welche man im Bauchraum erhält, um dem Operateur mehr Platz zu verschaffen. Normalerweise baut sich dies auf natürlichem Weg wieder nach 1-2 Tagen ab.
Ein Mitpatient sah aber auch nach 4 Tagen noch aus wie ein Heißluftballon.
Ein anderer Patient hatte nach der OP massive Blutungen im Bauchraum und wurde 4 Stunden nach der 1. OP gleich nochmal notoperiert, hatte am Ende 2L Blut verloren und einen riesigen Schnitt,
den er eigentlich durch die DaVinci Methode vermeiden wollte.
Warum ich das so deutlich beschreibe? Weil man gerade bei der Martini Klinik denken könnte, das läuft alles wie in einem Wellnessurlaub ab, vor allem wenn man deren Gästebuch liest. Dies ist aber nicht so. Bei mir war es soweit ok, aber die Quote an unliebsamen Überraschungen ist schon recht hoch, wenn auch nicht unbedingt lebensbedrohlich, wie bei dem Patienten mit der Not OP. Hier hatte der Operateur leider eine Arterie verletzt.
So ganz ungeschoren kam ich am Ende aber auch nicht davon. Bereits am 4. Tag hatte ich meine Dichtigkeitsprüfung mit dem Ziel den Katheter loszuwerden. Leider stellte sich heraus, dass ich ein sehr großes Hämatom direkt unterhalb der Blase und Anastomosen-Naht hatte, welches diese unter Spannung setzte und daher die Heilung verzögerte. Die Verzögerung dauerte insgesamt 33 (!!!) Tage.
Der Katheter wurde mir erst am 11.04. gezogen. Das war nicht schön. Vor allem kamen in dieser Zeit mehrfach Infektionen, die mit einem Katheter im Grunde obligatorisch sind, hinzu. Leider war auch ein nicht ganz so harmloser Keim dabei: Pseudomonas aeruginosa, welcher nicht angenehm ist, wenn er in den Blutkreislauf kommt. Ich musste daher Ciprofloxacin nehmen. Dieses entstammt der sehr umstrittenen Gruppe der Fluorchinolone und deren Nebenwirkungen können dramatischer sein als
die postoperativen Probleme. (Übrigens habe ich nebenbei erfahren, dass über 70% der Patienten mit liegendem Katheter entlassen werden, auch hierzu kann man im Vorfeld einen anderen Eindruck bekommen)
Aber gegen Pseudomonas hilft aufgrund Resistenzen nicht viel anderes, und daher musste ich das Zeug 5 Tage in der höchsten Dosis schlucken.
Am Ende hat es auch geholfen und ich habe keine Nebenwirkungen gespürt.
Am 20.03. bekam ich dann einen Anruf der Klinik und es gab ein Gespräch mit dem Pathologen.
Mein Ergebnis war sehr erfreulich und es gab keine „bösen Überraschungen“: Pt2c, Gleason 4+3, pN0 (0/7), R0, L0, V0, Pn0
Mein höchster Gleason 7b hatte sich noch von 70 auf 55 im 4er Anteil reduziert. Auf meine (scherzhafte) Nachfrage ob man nicht noch weiter hätte untersuchen können um 7a zu erreichen wurde mir gesagt, dass man sich als Pathologe „irgendwann“ auch entscheiden müsste. Das fand ich gleichzeitig sehr bemerkenswert und irritierend. Offensichtlich ist etwas dran, wenn man sagt, dass Pathologieergebnisse nicht 1:1 reproduzierbar sind. Ich werde dies zum Anlass nehmen ein Zweitgutachten einzuholen, kann ja nicht schaden.
Am 11.04. konnte dann endlich der Katheter entfernt werden. Nach 4,5 Wochen war ich schon etwas nervös, wie sich das Wasserlassen darstellen würde. Nachdem ich 0,5L Wasser und eine Tasse Kaffee trinken sollte, tat sich nicht viel an Harndrang. Ich habe dann die Menge verdoppelt und verspürte dann 20 Minuten später den erwünschten Drang. Ab zur Toilette und dann der spannende Moment:
Es brannte etwas und am Ende gab es ein leichtes Ziehen, aber es lief, im wahrsten Sinne des Wortes!!
Danach Ultraschall und die Blase war restlos entleert und Nieren etc. waren ebenfalls top in Ordnung. Die Ärztin bat mich dann nochmal ca. 1L Wasser zu trinken um dann einige Übungen zu machen. Gesagt, getan.
Mit gefüllter Blase musste ich aufstehen, etwas husten und gehen. Mein Urinverlust war gleich Null und dies hat sich seitdem auch nicht geändert. Mit anderen Worten: ich war von Beginn an kontinent.
Da die Ärztin dies kaum glauben konnte, rief sie mich einige Tage später nochmal an und fragte nach. Es blieb bei der 100%igen Kontinenz. Fast „ärgerlich“, hatte ich doch mehrere Pakete Vorlagen gekauft…
Dieses Problem blieb mir also schon mal erspart. Zur Erektionsfähigkeit kann ich noch nicht viel sagen. Während der Zeit des einliegenden Katheters hielten sich meine sexuellen Phantasien in Grenzen. Damit werde ich mich nun intensiver beschäftigen.
Insgesamt geht es mir körperlich und mental hervorragend. Ich treibe bereits wieder Sport, wenn auch noch dosiert. Insgesamt war die OP für mich die richtige Entscheidung und ich hoffe natürlich
auf einen weiterhin unproblematischen Verlauf.
Ich hoffe, dass ich dem ein oder anderen mit meinem Bericht etwas weiterhelfen konnte. Das Ganze ist kein Spaziergang, aber machbar. Die Komplikationen der Mitpatienten waren, bis auf die arterielle Blutung, sicherlich nicht lebensbedrohlich, sondern eher lästig. Diese Blutung war sicherlich eine seltene Ausnahme.
Trotzdem habe ich hautnah gesehen was passieren kann und wollte dies ungeschönt weitergeben.
Vor diesem Hintergrund kann ich nur dringend empfehlen sich eine sehr gute Klinik mit sehr erfahrenen Operateuren zu suchen. Am Ende ist dies das wichtigste Kriterium für ein gutes Ergebnis!
Gute Besserung und liebe Grüße
Wolfgang
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