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Ausführlicher OP Bericht eines frisch operierten...

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    Ausführlicher OP Bericht eines frisch operierten...

    Hallo zusammen,


    ich hatte mich Ende Januar mit meinem Thread „Prostatakrebs oder unverhofft kommt oft..“
    hier vorgestellt und auch meine präoperativen Diagnosen und meinen Weg zur Entscheidungsfindung beschrieben.


    Ich beschränke mich daher heute auf die detaillierte Schilderung meiner OP, deren Ergebnis und allem was damit zusammenhängt.

    Vielleicht hilft es dem ein oder anderen sich besser darauf einzustellen, falls eine OP geplant ist.


    Ich mache dies in erster Linie für die „Neuankömmlinge“ hier, da ich selbst weiß, wie verwirrend
    einige Informationen sein können bzw. wie aufwendig die Suche danach sein kann. Ich denke daher, mein Bericht hilft dem ein oder anderen eine
    evt. bevorstehende OP richtig einzuschätzen.


    Am 08.03. war Aufnahmetag in der Martini-Klinik in Hamburg. Neben mir wurden 4 weitere Patienten an dem Tag aufgenommen, was uns bereits an diesem und den Folgetagen miteinander verbunden hat.

    Der Aufnahmetag verlief sehr angenehm und bestens organisiert, wie man es von so einer Privatklinik erwarten darf. Ich wurde noch einmal komplett untersucht und die Anästhesie und mögliche
    Unverträglichkeiten bzw. Allergien meinerseits wurden ausführlich besprochen.


    Aufgrund meiner Bildbefunde ging man von einer beidseitigen Nerverhaltung aus und ich wurde noch in die ProPotenz Studie aufgenommen.


    Sehr beruhigend für mich, da man leider erst nach der OP und dem dort vorgenommenen Schnellschnitt erfährt ob nerverhaltend operiert werden konnte oder nicht. Ich nahm das als gutes Zeichen.


    Mein OP Termin war für die Mittagszeit des Folgetags vorgesehen, also in der „zweiten“ Schicht. Mein Operateur, Prof. Heinzer, ist einer der erfahrensten Chirurgen dort mit weit über 4.000
    durchgeführten OPs. Am Abend kam er noch kurz zu mir um Details zu besprechen.


    Die Nacht vor der OP schlief ich gut und habe auf die angebotene Schlaftablette verzichtet.


    Am nächsten Vormittag wurde ich um 10.30 abgeholt und vorbereitet. Die Anästhesistin war sehr einfühlsam und wir unterhielten uns noch sehr nett. Mein Blutdruck lag überraschenderweise bei 120/80 und mein Puls bei 65, was die Ärztin sehr beeindruckte.

    Die OP muss gegen 11.00 begonnen und gegen 14.30 beendet worden sein. Im Aufwachraum tat ich mich mit dem Wachwerden etwas schwer und schlug daher erst gegen 16.30 die Augen auf. Dann war mir schlecht und ich musste mich übergeben. Daran kann ich mich aber nur dunkel erinnern.


    Ich bin dann mehrfach wieder weggedöst und war dann erst gegen 18 Uhr wieder ansprechbar. Mein Operateur kam dann kurz zu mir und erklärte mir, dass die OP komplikationslos verlaufen ist und beide Nervenstränge erhalten werden konnten. Das war doch mal eine gute Nachricht!


    Dann ging es auch zurück aufs Zimmer. Obwohl ich ganz gerne Gesellschaft habe, war ich froh ein Einzelzimmer bekommen zu haben.


    Ich wurde dann sofort mit Ultraschall auf freie Flüssigkeit etc. untersucht. Glücklicherweise war alles in Ordnung, was nicht immer selbstverständlich ist, wie ich später erfuhr.


    Kurz danach kamen noch 2 Pfleger, „animierten“ mich auf der Bettkante zu sitzen und kurz aufzustehen. Mehr ging aber auch nicht, ich war schon noch schwach und bin dann auch schnell eingeschlafen.


    In der Nacht hatte ich Schmerzen und bekam ein opiodhaltiges Schmerzmittel. Das gibt´s nur in der 1. Nacht nach OP, damit man sich nicht daran gewöhnt :-) Auf jeden Fall habe ich dann bis zum nächsten Morgen durchgeschlafen.

    Gegen 8 Uhr gab es Frühstück, was ich allerdings nur zögerlich zu mir nahm, so richtig Appetit hatte ich noch nicht. Kurz danach kamen die beiden Pfleger wieder und ich wurde untergehakt und die ersten Schritte auf dem Flur folgten.

    Das Motto nach der OP lautet „saufen&laufen“. Also viel trinken und auch im Rahmen der Möglichkeiten viel bewegen. Dazu muss man, wenn man mit DaVinci operiert wurde, Atemübungen machen um die Lunge wieder zu entfalten. Klingt easy, ist am 1. Tag nach OP aber nicht immer so leicht…


    Mir ging es auf jeden Fall von Tag zu Tag besser. Am 2. Tag nach OP funktionierte auch mein Darm wieder, was ein ganz wichtiges Thema und für manch einen Patienten ein Problem ist. Die Narkose
    legt den Darmtrakt gezielt komplett lahm, um jede Bewegung dort, die den Operateur stören könnte, zu vermeiden. Nach der OP muss der Darm wieder „anspringen“, was nicht jedem problemlos gelingt.


    Konsequenz sind dann Abführmittel und weitere Maßnahmen, die ich – gottseidank – nicht kennenlernen durfte. Ein Mitpatient hatte tagelang mit diesen Maßnahmen zu tun, bevor es bei ihm wieder funktionierte.

    Womit ich etwas Probleme hatte waren Schmerzen im Schulter- und Nackenbereich. Während der OP wird man im 45 Grad Winkel gelagert und das gesamte Gewicht ruht auf den Schultern. Wohl dem, der ebenfalls kein Übergewicht hat.
    Bei mir legte sich das nach 2 Tagen wieder, einige andere hatten damit mehr Probleme.


    Ein Problem kann auch die „Gasfüllung“ sein, welche man im Bauchraum erhält, um dem Operateur mehr Platz zu verschaffen. Normalerweise baut sich dies auf natürlichem Weg wieder nach 1-2 Tagen ab.
    Ein Mitpatient sah aber auch nach 4 Tagen noch aus wie ein Heißluftballon.


    Ein anderer Patient hatte nach der OP massive Blutungen im Bauchraum und wurde 4 Stunden nach der 1. OP gleich nochmal notoperiert, hatte am Ende 2L Blut verloren und einen riesigen Schnitt,
    den er eigentlich durch die DaVinci Methode vermeiden wollte.


    Warum ich das so deutlich beschreibe? Weil man gerade bei der Martini Klinik denken könnte, das läuft alles wie in einem Wellnessurlaub ab, vor allem wenn man deren Gästebuch liest. Dies ist aber nicht so. Bei mir war es soweit ok, aber die Quote an unliebsamen Überraschungen ist schon recht hoch, wenn auch nicht unbedingt lebensbedrohlich, wie bei dem Patienten mit der Not OP. Hier hatte der Operateur leider eine Arterie verletzt.


    So ganz ungeschoren kam ich am Ende aber auch nicht davon. Bereits am 4. Tag hatte ich meine Dichtigkeitsprüfung mit dem Ziel den Katheter loszuwerden. Leider stellte sich heraus, dass ich ein sehr großes Hämatom direkt unterhalb der Blase und Anastomosen-Naht hatte, welches diese unter Spannung setzte und daher die Heilung verzögerte. Die Verzögerung dauerte insgesamt 33 (!!!) Tage.


    Der Katheter wurde mir erst am 11.04. gezogen. Das war nicht schön. Vor allem kamen in dieser Zeit mehrfach Infektionen, die mit einem Katheter im Grunde obligatorisch sind, hinzu. Leider war auch ein nicht ganz so harmloser Keim dabei: Pseudomonas aeruginosa, welcher nicht angenehm ist, wenn er in den Blutkreislauf kommt. Ich musste daher Ciprofloxacin nehmen. Dieses entstammt der sehr umstrittenen Gruppe der Fluorchinolone und deren Nebenwirkungen können dramatischer sein als
    die postoperativen Probleme. (Übrigens habe ich nebenbei erfahren, dass über 70% der Patienten mit liegendem Katheter entlassen werden, auch hierzu kann man im Vorfeld einen anderen Eindruck bekommen)


    Aber gegen Pseudomonas hilft aufgrund Resistenzen nicht viel anderes, und daher musste ich das Zeug 5 Tage in der höchsten Dosis schlucken.

    Am Ende hat es auch geholfen und ich habe keine Nebenwirkungen gespürt.


    Am 20.03. bekam ich dann einen Anruf der Klinik und es gab ein Gespräch mit dem Pathologen.


    Mein Ergebnis war sehr erfreulich und es gab keine „bösen Überraschungen“: Pt2c, Gleason 4+3, pN0 (0/7), R0, L0, V0, Pn0


    Mein höchster Gleason 7b hatte sich noch von 70 auf 55 im 4er Anteil reduziert. Auf meine (scherzhafte) Nachfrage ob man nicht noch weiter hätte untersuchen können um 7a zu erreichen wurde mir gesagt, dass man sich als Pathologe „irgendwann“ auch entscheiden müsste. Das fand ich gleichzeitig sehr bemerkenswert und irritierend. Offensichtlich ist etwas dran, wenn man sagt, dass Pathologieergebnisse nicht 1:1 reproduzierbar sind. Ich werde dies zum Anlass nehmen ein Zweitgutachten einzuholen, kann ja nicht schaden.


    Am 11.04. konnte dann endlich der Katheter entfernt werden. Nach 4,5 Wochen war ich schon etwas nervös, wie sich das Wasserlassen darstellen würde. Nachdem ich 0,5L Wasser und eine Tasse Kaffee trinken sollte, tat sich nicht viel an Harndrang. Ich habe dann die Menge verdoppelt und verspürte dann 20 Minuten später den erwünschten Drang. Ab zur Toilette und dann der spannende Moment:


    Es brannte etwas und am Ende gab es ein leichtes Ziehen, aber es lief, im wahrsten Sinne des Wortes!!


    Danach Ultraschall und die Blase war restlos entleert und Nieren etc. waren ebenfalls top in Ordnung. Die Ärztin bat mich dann nochmal ca. 1L Wasser zu trinken um dann einige Übungen zu machen. Gesagt, getan.

    Mit gefüllter Blase musste ich aufstehen, etwas husten und gehen. Mein Urinverlust war gleich Null und dies hat sich seitdem auch nicht geändert. Mit anderen Worten: ich war von Beginn an kontinent.


    Da die Ärztin dies kaum glauben konnte, rief sie mich einige Tage später nochmal an und fragte nach. Es blieb bei der 100%igen Kontinenz. Fast „ärgerlich“, hatte ich doch mehrere Pakete Vorlagen gekauft…


    Dieses Problem blieb mir also schon mal erspart. Zur Erektionsfähigkeit kann ich noch nicht viel sagen. Während der Zeit des einliegenden Katheters hielten sich meine sexuellen Phantasien in Grenzen. Damit werde ich mich nun intensiver beschäftigen.


    Insgesamt geht es mir körperlich und mental hervorragend. Ich treibe bereits wieder Sport, wenn auch noch dosiert. Insgesamt war die OP für mich die richtige Entscheidung und ich hoffe natürlich
    auf einen weiterhin unproblematischen Verlauf.


    Ich hoffe, dass ich dem ein oder anderen mit meinem Bericht etwas weiterhelfen konnte. Das Ganze ist kein Spaziergang, aber machbar. Die Komplikationen der Mitpatienten waren, bis auf die arterielle Blutung, sicherlich nicht lebensbedrohlich, sondern eher lästig. Diese Blutung war sicherlich eine seltene Ausnahme.


    Trotzdem habe ich hautnah gesehen was passieren kann und wollte dies ungeschönt weitergeben.


    Vor diesem Hintergrund kann ich nur dringend empfehlen sich eine sehr gute Klinik mit sehr erfahrenen Operateuren zu suchen. Am Ende ist dies das wichtigste Kriterium für ein gutes Ergebnis!

    Gute Besserung und liebe Grüße
    Wolfgang

    #2
    Lieber Wolfgang,

    Danke für Deinen Erlebnisbericht. Ich liebe solche Berichte
    Manches habe ich bei meiner OP ähnlich erlebt.
    Mich wundert es, dass Ciprofloxacin immer noch eingesetzt wird, wo es doch so umstritten ist. Vor über 5 Jahren hatte mein Uro noch vor meiner OP es mir auch wegen Verdacht auf Prostatitis verordnet. Damals war es auch schon umstritten.
    Jedenfalls wünsche ich Dir gute Genesung und dass Du in Zukunft keinen Stress mehr mit PCa hast.

    Gruß
    Lutz
    Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

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      #3
      Wolfgang, Glückwunsch zum guten Gesamtergebnis und vielen Dank für den Bericht. In absehbarer Zeit muß ich mir die Karten womöglich auch noch mal neu legen, so als aktiver Überwacher....da ist jede Info aus der Praxis Gold wert
      Gruß
      Thomas

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        #4
        Lieber Wolfgang,

        vielen Dank für deinen anschaulichen, detailreichen Bericht, der hilft, eine Vorstellung von der Behandlung abseits der Hochglanzprospekte zu erlangen.

        Dir wünschen wir noch einen komplikationslosen, guten weiteren Verlauf.

        Liebe Grüße
        Victor und Silvia
        https://de.myprostate.eu/?req=user&id=1097

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          #5
          Lieben Dank Euch allen für die Genesungswünsche !!

          Ja, Anspruch und Wirklichkeit klaffen schon mal auseinander. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass sich
          die Ärzte und auch das Pflegepersonal dort sehr intensiv kümmern. Bei Fragen oder Wünschen ist immer jemand
          ansprechbar und nimmt sich auch Zeit. Das ist mit einem „normalen“ Krankenhaus nicht vergleichbar.

          Aber auch dort können halt Dinge schiefgehen, mit denen man nicht unbedingt rechnet…

          LG
          Wolfgang

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            #6
            Herzlichen Dank für den Bericht und eine allzeit problemlose Nachsorge. Dein Bericht deckt sich mit meinen Erfahrungen, die ich selber machen durfte. Schon 2013 hat die Martiniklinik sehr schnell die Patienten entlassen, was allerdings bei den Rehaärzten nicht immer gut ankam. Heute ist das auch in Leverkusen, wo ich operiert wurde, Standard. Die Op ist kein Spaziergang, auch wenn man das nach Durchlesen der Prospekte meinen könnte; es kann viel schiefgehen. Allerdings ist man in einem KH, das viele OPs durchführt vermutlich gut aufgehoben. Die Gabe von Cipro wundert mich allerdings dann doch ��

            VG
            Achim
            Meine PCa-Geschichte: http://www.myprostate.eu/?req=user&id=494

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              #7
              Morgen Achim,

              tja, Cipro ist für den Arzt natürlich der "bequemste Weg" eine Infektion zu bekämpfen. Hochwirksam aber halt mit Monsternebenwirkungen.

              Normalerweise hinterfrage ich solche Dinge, da die Beweggründe desjenigen, der etwas verordnet oder veranlasst nicht unbedingt deckungsleich
              mit den eigenen Interessen sind. Aber wenn Du da als Patient stehst, den Katheter an der Seite baumelnd, Du noch mitgenommen von der OP und damit
              höchst vulnerabel bist und Dir die Ärztin dann sagt, dass Du einen multiresistenten Krankenhauskeim hast, der durch Deine noch undichte Ansastomose in den Bauchraum und schlimmstenfalls
              in den Blutkreislauf kommen und dann lebensbedrohlich werden kann und Du das nun sofort nehmen musst, ja, dann diskutierst Du nicht lange....

              Erst später habe ich das Nebenwirkungsprofil von Cipro realisiert und auch, dass es Alternativen gegeben hätte. Ein Antibiogramm hätte dies zeigen können.

              Cipro wurde aber "schon immer" gegeben und werden hier wie "Smarties" verteilt, wie mir später eine Assistenzärztin sagte.

              Ich habe dies später noch in einer Email an die GF moniert. Mir wurde daraufhin freundlich mitgeteilt, dass man dies prüfen werde. Ich denke, der "Smartiesstatus" von
              Cipro wird sich nicht wirklich ändern...

              LG
              Wolfgang

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                #8
                Übrigens, mitteilungsfreudige Assistenzärzte: als ich etwas frustriert war, nachdem mein 1. Dichtigkeitstest gescheitert war und ich mit Katheter entlassen wurde, nahm mich
                eine Ärztin beiseite und meinte, ich solle es positiv sehen. Nachdem sie meine volle Aufmerksamkeit hatte, teilte sie mir mit, dass Patienten früher immer mit liegendem Katheter
                entlassen wurden und die Liegezeit des Katheters gut 3 Wochen betrug.

                Irgendwann hat man dann festgestellt, dass bei einigen Patienten die Anastomose sehr schnell verheilt und der Katheter dann deutlich früher entfernt werden kann. In den letzten Jahren
                hat sich das aber so entwickelt, dass man jeden Patienten prüft und wenn die Anastomose halbwegs dicht ist, der Katheter gezogen wird. Problem kann sein, dass, falls die Anastomose
                noch nachheilt, sich durch die fehlende "Schienung" durch den Katheter sich deutlich mehr Fibrin bildet, welches sich verdickt und im "worst-case" eine Striktur nach sich ziehen kann.

                Auf meine Frage, warum man dann inflationär prüft und so scharf darauf ist die Patienten möglichst ohne Katheter zu entlassen kam als Anwort: "Marketing"

                O-Ton: "Die Kliniken überbieten sich gegenseitig mit frühen Entlassungsterminen, da müssen wir mitmachen, sonst bekommen wir keine Patienten mehr..."

                Da bin ich im Nachhinein fast froh über meine 33 Tage mit Katheter...

                LG
                Wolfgang

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                  #9
                  Hallo Wolfgang, mit Interesse habe ich deinen Bericht gelesen und ich habe 2019 bei meiner OP die gleichen Erfahrungen gesammelt. Wenn man sich vorher versucht zu informieren kann man den Eindruck gewinnen, dass diese OP eigentlich ein Spaziergang sein sollte und man nach sehr kurzer Zeit wieder auf den Beinen sein wird. Obwohl ich schlank und sportlich bin, hat mich die OP ziemlich angestrengt und ich habe einige Zeit gebraucht bis ich wieder einigermaßen fit war. Schultern taten weh, Darm war schmerzhaft, Wundheilungsstörungen, lange Zeit kein Rad usw. usw. Von daher hilft dein Bericht, das manchmal kommunizierte Bild gerade zu rücken.

                  VG Martin

                  Kommentar


                    #10
                    Bin 2014 in MKL offen operiert worden.Keinerlei Probleme bis auf Anastomoseninsuffizienz. (8 Wochen Bein- Katheter)
                    Bereits am nächsten Tag konnte ich problemlos auf dem Flur kurze Spaziergänge machen.Nach 5 Tagen wurde ich entlassen und bin mit der U-Bahn nach Hause gefahren.Nachsorge war auch tadellos.Röntgen für Dichtigkeitstest wurde mehrfach im UKE gemacht. Als die Blase dicht war, machte MKL den üblichen Bakterientest. Leider negativ.Es wurde eine Bakterienkultur angelegt und ein anderes Antibiotikum verschrieben. Danach alles bestens, obwohl der Schliessmuskel 8 Wochen nicht benuizt wurde.Note 1 bekommen die Schwestern von mir.
                    VG
                    Reinhard

                    Kommentar


                      #11
                      Zweitbegutachtung d. ektomierten Prostata

                      Hallo Wolfgang,

                      aus Deinem Beitrag #1: ...wurde mir gesagt, dass man sich als Pathologe „irgendwann“ auch entscheiden müsste. Das fand ich gleichzeitig sehr bemerkenswert und irritierend. Offensichtlich ist etwas dran, wenn man sagt, dass Pathologieergebnisse nicht 1:1 reproduzierbar sind. Ich werde dies zum Anlass nehmen ein Zweitgutachten einzuholen, kann ja nicht schaden...


                      Klar, Diagnosen, auch histologische Befunde können kaum gründlich genug sein, und das mit dem “entscheiden" klingt erst mal schräg. Aber auch der Zweitbegutachtungs-Pathologe wird sich wahrscheinlich irgendwann entscheiden müssen. Der Grund ist simpel, wie Urologe/Dr.FS in diesem Beitrag

                      https://forum.prostatakrebs-bps.de/s...4126#post74126

                      geschrieben hat: Die KOMPLETTE Aufarbeitung einer Prostata würde ca. 15.000,- Euro kosten (und das war 2014). Sorry.
                      Gruß, Rastaman

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                        #12
                        Im März 2022 wurde ich in der Martini-Klinik operiert. Direkt nach der OP war alles bestens, Katheder wurde nach Dichtigkeitsprüfung sehr schnell gezogen, ich war fit, sofort Kontinent - und dann kam der sehr ärgerliche und unangenehme Harnverhalt dazu. Statt nächsten Tag nach Hause verbrachte ich viele weitere in der Klinik und wurde mit Katheder entlassen, der einige Tage später bei meinem Urologen gezogen wurde.

                        Trotz insgesamt guter Werte bin ich heute noch immer nicht zu 100% Kontinent, auch wenn ich nicht richtig tröpfel, und die Potenz ist Null. Erschreckend für mich, vor allem die fehlende Potenz. Dadurch ergeben sich für mich Einschränkungen und Gedanken, an die ich vor der OP nie gedacht habe.

                        Die Martini-Klinik ist für mich eine Fabrik. Das heißt nicht, dass dort schlechte Arbeit abgeliefert wird! Mein operierender Arzt und vor allem die KrankenpflegerInnen waren immer für mich da, hilfs- und gesprächsbereit

                        Speziell von den Krankenpflegern kam der Hinweis, dass sehr gerne der Katheder so früh wie möglich gezogen wird und es dadurch immer wieder zu Problemen kommen kann. "Lass den Katheder mindestens 7 Tage drin, eher 10-14!", war immer wieder zu hören.

                        Nach meinem Gefühl gibt es einen Klinik-Wettbewerb welches Haus die Operierten am schnellsten entlässt.

                        Insgesamt bin ich enttäuscht (Kontinenz, Potenz), kann mich damit aber arrangieren. Sonst bin ich körperlich sehr fit.

                        Und ja, vor dem Eintritt in das Krankenhaus denken viele, auch ich, so schlimm ist das nicht mit einer Prostata-OP. Bereits beim Aufnahmegespräch und den folgenden, u. a. mit einem Psychologen, sieht das ganz anders aus. Noch auf dem OP-Tisch im Vorbereitungsraum habe ich überlegt aufzustehen und nach Hause zu gehen. Vielleicht hätte ich dies tun sollen.

                        Die Entwicklung geht weiter. Jeder Fall liegt anders, aber im Nachhinein würde ich für mich eine Bestrahlung auf kleiner Flamme bevorzugen.
                        VG
                        Jens
                        https://de.myprostate.eu/?req=user&id=916&page=data

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                          #13
                          Hallo Rastaman,

                          vielen Dank für Deinen Beitrag!

                          Ich habe jetzt erstmal Angebote zu einer Zweitbefundung angefordert, bis jetzt aber noch keines erhalten. Ich kann mir allerdings Kosten in Höhe von € 15.000.- nicht vorstellen. Die gesamte OP hat knapp 15k
                          gekostet und da war das tolle Essen mit drin... Die Kosten für die Pathologie waren in der Rechnung mit knapp über 4k ausgewiesen. Vielleicht gab es hier in den letzten Jahren einen Preisverfall wie bei Elektronik :-) Ich werde aber berichten, wenn es soweit ist.

                          Ich habe mir übrigens Deinen - sehr erfreulichen - Verlauf angesehen, herzlichen Glückwunsch dazu! Etwas überrascht hat mich die Einschätzung Deines Rezidivrisikos in Höhe von 30%. Ich hatte in der Klinik
                          einen Mitpatienten, der auch mikrofokale Infiltration des periprostatischen Fettgewebes hatte. Seine Ausdehnung waren 0,6 und 0,2mm.

                          Er hat daraufhin ein Gespräch mit dem Pathologen geführt, bei dem ich anwesend sein sollte. Der Pathologe hat ihm dann erklärt, dass in der Rezidivstatistik der Martini-Klinik pt3a über 10 Jahre mit 47% angegeben ist.



                          Allerdings ist pt3a nicht immer gleich pt3a. In dieser Statistik sind halt auch sehr ausgedehnte Infiltrationen/Durchbrüche kombiniert mit hohen Gleasonscores und - vor allem - R1 Situationen (über 70%). Diese
                          Patienten können auch bis zu 70% Rezidivrisiko haben. Das Risiko meines Mitpatienten schätzte der Pathologe aufgrund seines sonst sehr guten Befunds (alles O) auf knapp oberhalb von 15%. Wirft man diese
                          unterschiedlichen Befunde zusammen, kommt man halt - statistisch gesehen - auf 47%.

                          Vielleicht auch das ein Hinweis an alle "Neuen" die hier mitlesen, dass Statistiken (und auch Nomogramme) immer hinterfragt und auf die eigene Situation heruntergebrochen werden müssen. Man läuft sonst Gefahr sich zu schlecht aber ggf. auch
                          zu gut einzuschätzen. Da man häufig auch in eine bestimmte Richtung sucht und dann entsprechende Ergebnisse findet, sprechen Psychologen auch von dem sog. "Bestätigungsfehler".

                          Aber das nur am Rande.

                          Also, Rastaman, ich denke die 30% trafen auf Dich nie vollumfänglich zu. Nach dieser langen Zeit eh nicht mehr und Du kannst entspannt sein. Aber wie ich das einschätze und das lese, bist Du eh entspannt:-)

                          LG
                          Wolfgang

                          Kommentar


                            #14
                            Hallo Jens,

                            ja, das mit der "Fabrik" trifft es ganz gut. Es wird schon viel Wert darauf gelegt, dass die Liegezeit der Patienten möglichst kurz ist, da die Betten schnell wieder "verkauft" sind. Aber wie beschrieben kann ich mich
                            insgesamt nicht beschweren und fand die Betreuung sehr gut, vor allem im Vergleich zu einer "normalen" Klinik.

                            Dass Deine Ergebnisse nicht optimal sind tut mir sehr leid. Was die Potenz angeht würde ich aber die Hoffnung noch nicht aufgeben. manche berichten ja von bis zu 2 Jahren, bis "es" wieder funktionierte.

                            LG
                            Wolfgang

                            Kommentar


                              #15
                              Hallo Wolfgang,

                              danke für die Blumen. Es geht mir ganz gut. Ich bin hier einer der leichteren Fälle, und daß es das ca. 11,5 Jahre nach RPE auch gibt, sollte nicht ganz untergehen.

                              Zitat von Wolfgang1965 Beitrag anzeigen
                              ...Ich kann mir allerdings Kosten in Höhe von € 15.000.- nicht vorstellen.
                              Du wirst sicher keine Angebote bekommen, die den 15K€ auch nur nahe kommen. So etwas wird evtl. in Studien gemacht, aber weder bei einer "normalen" Erst-, noch bei einer Zweitbegutachtung. Worauf Urologe/Dr.FS in dem in #11 verlinkten Beitrag hinauswollte ist: Eben weil eine wirklich richtig gründliche Begutachtung der Prostata (sowas wie eine 100%ige Durchmusterung) so sauteuer wäre, läuft es in beiden Fällen auf eine Untersuchung von Stichproben hinaus, d.h. darauf, daß der Pathologe sich "irgendwann entscheiden" muß, so blöd das klingt.

                              Ich rate nicht von einer Zweitbegutachtung ab, aber ich würde meine Erwartungen daran ein wenig herunterdimmen...
                              Bin trotzdem gespannt auf das Ergebnis.

                              Alles Gute Dir.
                              Gruß, Rastaman

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