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    #46
    Hallo Jürg,
    nocheinmal Uwe. Ich habe mir soeben deine PK-Geschichte durchgelesen und die hat mich umgehaut: im Vergleich zu meinen Problemen ein wirklich schwerer Fall! Den du aber, so scheint mir, wahrscheinlich mithilfe deiner Ärzte ziemlich souverän bewältigen konntest.
    Mir haben sich bei der Lektüre zwei Fragen gestellt, auf die ich dich um eine Antwort bitte: 1. Habe ich richtig gelesen, dass du deinen PK mitsamt all seinen Metastasen ausschließlich durch Medikamente und Bestrahlungen "heilen" bzw. ruhigstellen konntest? Und keinen chirurgischen Eingriff benötigt hast? Jedenfalls habe ich nichts darüber gelesen.
    2. Frage: Trotz meiner langandauernden Lektüre habe ich bis jetzt immer noch nicht herausbekommen, wie die PSA mit dem Testosteron zusammenhängt. Beides spielt ja in deiner Krankengeschichte eine wichtige Rolle. Könntest du mir das bitte erklären, so simpel wie möglich, als einem medizinischen Laien?

    Grüße, Uwe

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      #47
      Hallo Jürg,
      ein drittes Mal, ich habe soeben bemerkt, dass mein allererster Beitrag, in dem ich auf deine hilfreiche Analyse einging, verloren gegangen sein dürfte. Daher hier noch einmal ganz kurz: meine Überlegungen decken sich überwiegend mit deinen, ich werde demnächst meinen Hausarzt aufsuchen und mit ihm alles durchsprechen. Auch ein neuer PSA-Test mit einer ausgruhten Prostata und ausreichend Wasserversorgung ist vorgesehen - erst danach geht es wieder zum Urologen.

      Grüße aus Wien, Uwe

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        #48
        Hallo Uwe!

        Zu deinen Fragen von Heute:

        1.) Man unterscheidet verschiedene Stadien beim PK: a) lokal begrenzt b) lokal fortgeschritten c) fortgeschritten und metastisiert. Im Falle von Jürg dürfte c) zutreffen (ähnlich wie bei mir). Damit ist keine kurative (heilende) Behandlung mehr möglich, sondern nur eine palliative (lindernde) Behandlung. Es handelt sich um eine systemische Erkrankung, die im Regelfall nicht mehr mit OP oder RT behandelbar ist, sondern nur durch eine Hormonblockade bzw. Chemo oder andere Maßnahmen.

        2.) Das PSA ist ein Surrogat-Marker. Dies bedeutet es ist kein echter Tumor-Marker, sondern gibt nur einen hinreichenden, aber nicht ausreichenden Hinweis auf ein Tumor-Geschehen. Das Testosteron kann man verstehen als Wachstumsignal für den Tumor. Deshalb blockiert man die Rezeptoren am Tumor, die das Testosteron aufnehmen und man blockiert die Herstellung von Testosteron in den Hoden. Wenn man unterhalb eines bestimmten Kastrationswertes liegt, schrumpft der Tumor und die Metastasen, was sich wiederum im Absinken des PSA ablesen lässt. Leider wird der Tumor nach einiger Zeit kastrationsresistent und beginnt wieder zu wachsen. Dann muss man zu einer anderen Therapie wie z.B. Chemo greifen.


        In deinem Fall würde ich dir raten zunächst eine 2. PSA-Bestimmung machen zu lassen, wie es Jürg schon beschrieben hat. Weiterhin sollte dein Urologe eine Prostatitis (Entzündung der Prostata) ausschließen können. Ein langsamer Anstieg über 11 Jahre könnte auch auf einen altersbedingten Anstieg durch Vergrößerung der Prostata hinweisen. Wenn der Anstieg über die 11 Jahre eher linear (gleichmäßig) war, dann ist eher von einer Vergrößerung auszugehen. Ist der Anstieg eher exponentiell (Verdoppelung in relativ gleichen Zeitabständen), dann könnte dies auf einen Tumor hinweisen. Allerdings ist im Zweifelsfall bei einem PSA-Wert knapp unter 10 nicht mehr zu spaßen. Dein Urologe sollte dies schnell abklären.

        Bei mir war bei einem PSA von 347 ng/ml weder etwas zu tasten, noch war im TRUS (rektaler Ultraschall) etwas zu erkennen.

        Liebe Grüße
        Günter
        "Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun"
        Johann Wolfgang von Goethe

        Meine Geschichte unter myProstate

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          #49
          Hallo Günter,
          danke für deine Auskunft. Man kann deinen Fall (und den von Jürg) mit meiner Bagatellerkrankung überhaupt nicht vergleichen; noch dazu, wo du um 15 Jahre jünger bist, als ich, und Jürg um 5 Jahre älter. Danke trotzdem, dass ihr euch mit eurer Aufklärung so viel Mühe für einen Anfänger gebt!

          Am Mittwoch habe ich ein Gespräch mit meinem Hausarzt, dann gibt es einen zweiten PSA-Test und dann wird man weitersehen. Ich hatte übrigens in der Vergangenheit zwei Zacken, wo der PSA-Wert einmal in einem halben Jahr von 2,82 auf 4,97 sprang (2001), und dann von 2,57 auf 6,14 (2003). Da machte der Urologe die erste (und bisher einzige) Biopsie. In den folgenden Jahren fiel der Wert wieder und stieg dann nur mehr allmählich an, mit ein paar Aufs und Abs nur um etwa 1 pro Jahr. Der Anstieg von 3,13 (2003) auf jetzt 9,92 erfolgte schrittweise innerhalb von 7 Jahren.

          Danke auch für deine Aufklärung über den Zusammenhang zwischen Testosteron und PSA-Wert. Könntest du mir vielleicht den Link zu einem Artikel schicken, in dem dies ein wenig ausführlicher dargestellt wird.

          Grüße aus Wien, Uwe

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            #50
            Hallo Uwe,

            wie gewünscht weitere Informationen zu deinen Fragen:





            Liebe Grüße
            Günter
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              #51
              Hallo Uwe, hallo Helmut (i), hallo alle Anderen,

              ich denke, an den Fragen von Uwe kann man sehr gut erkennen, dass die Unsicherheit um den PSA uns weiterhin beschäftigen sollte, nach Erkenntnissen zu suchen (so weit unsere Mittel dies können, aber dank des Internets stehen uns wesentlich mehr Quellen zur Verfügung als früher). Und vielleicht sollten wir durch Nachfragen bei unseren Ärzten damit zeigen, dass uns als Patienten ganz stark daran gelegen ist, unsere Krankheit vollständig zu verstehen. Ich glaube, dann werden wir als Gruppe demnächst sehr viel ernster genommen als zurzeit oder gar früher.

              @Uwe
              Jürg und Günter haben im Grunde genommen alles zu Deiner Situation gesagt, insbesondere, wie Du diesen PSA-Wert bewerten solltest: Prostatitis ausschließen, relativ engmaschig PSA kontrollieren (ich würde es alle 2 Monate machen), Werte notieren, einen weiteren eventuellen Anstieg genau beobachten (ich würde bei 0,5 - 1 ng/ml mehr im nächsten halben Jahr sofort reagieren = Biopsie).

              Zum Zusammenhang von Testosteron und PSA (soweit ich dies verstanden habe):
              Die Relevanz stellt sich eigentlich nur innerhalb der Therapie (PCa diagnostiziert) mit einem LHRH- oder GnRH-Medikament oder bei einer Orchiektomie (sollte heute nicht mehr gemacht werden) dar. Damit wird grob gesprochen die Testosteronproduktion in den Hoden unterbunden, und mit dem Sinken des Testosteronspiegels sollte dann auch der PSA-Wert sinken, idealerweise bis unter der Nachweisgrenze (< 0,1 ng/ml). Dies würde einen hormonsensiblen PCa bedeuten.

              Die beiden anderen Formen der Hormontherapie (Rezeptor-Blocker z.B. Bicalutamid und 5-alpha-Reduktase-Hemmer z.B. Finasterid) haben keinen Einfluss auf den Testosteronspiegel, dass heist, bei Wirkung der Therapie fällt der PSA unabhängig vom Testosteronwert. Auch hier zeigt das Ergebnis einen hormonsensiblen PCa.

              Das ein geringer Teil des Testosterons in den Nebennieren produziert wird, ist mir bekannt, vernachlässige ich jetzt einmal in der Diskussion, ich weiß, dass bestimmte Ärzte gerade deshalb die DHB proagieren.

              @Helmut und alle Anderen
              1. Es gibt ja durchaus nachvollziehbare Therorien, die das Entstehen eines PCa dem altersbedingten Ungleichgewicht im Hormonspiegel zuordnen. Tatsächlich ist es so, dass junge Männer (mit einem hohen Testosteronspiegel) so gut wie nicht am PCa erkranken, im Alter sinkt dann der Testosteronwert.
              2. Außerdem weiß man, dass Männer, deren Testosteronproduktion schon in jungen Jahren in den Hoden gestört ist (z. B. Kastration nach Unfall) keinen PCa im Alter entwickeln (dies war ja die ursächliche Grundlage der Hormontherapie).

              Wie verhält sich dies zueinander?
              Wenn kein Testosteron produziert wird, ist ja das Gleichgewicht im Hormonhaushalt besonders enmpfindlich gestört. Nach 1. müsste das Risiko auf einen PCa jetzt besonders hoch sein. Ist es aber nicht!
              Meine Logik sagt mir daraus: Für die Entstehung eines PCa ist in der Regel also Testosteron in irgendeiner Menge notwendig, solange es hoch genug ist, um den Hormonhaushalt im Gleichgewicht zu halten, ist das Risiko auf einen PCa sehr klein (abgesehen von erblichen Anteilen).

              Andererseits weiß man, dass ein PCa in der Regel zumindest am Anfang sehr gut auf eine Testosteronentzugstherapie anspricht, was nicht bedeutet, dass in vielen Fällen besser RPE und/oder Strahlentherapie als Primättherapie zu wählen ist (ich gehe hier von Fällen aus, die behandelt werden sollten). Aber für systemisch Erkrankte wird damit die Hormontherapie zur Therapie der ersten Wahl (die unterschiedlichen Formen und ihre Effizienz möchte ich an dieser Stelle nicht behandeln).

              Zurück zum PSA:
              Grob: PCa existiert vom Testosteron -> PCa produziert PSA (+ mehr oder weniger erhöhte erhöhte Durchlässigkeit + mehr oder weniger erhöhte Produktion in den nicht betroffenen Zellen zur Stimulation der Immunabwehr) --> erhöhter Wert im Blutserum, jetzt könnte PSA als Anzeichen für eine Karznomentwicklung dienen.
              Aber Achtung: im niedrigen Wertebereich gibt es im Zusammenhang zwischen PCa und PSA keinen signifikanten Zusammenhang (Uwe liegt noch in diesem Bereich). Dort müssen viele andere Kriterien zusätzlich in der Diagnostik herangezogen werden, um zu einer Entscheidungsfindung (z.B. für eine Biopsie) zu kommen (PSA-Anstieg, PSA-Verdoppelungszeit, DRU, TRUS, andere Bildgebende Verfahren, Anamnese = erbliche Faktoren).
              Nur für den hohen Wertebereich (> 50 ng/ml bei ausgeschlossener Prostatitis) gibt es diesen signifikanten Zusammenhang, und noch gravierender, je höher, desto größer die Wahrscheinlichkeit auf Metastasen.

              Also: Für den Bereich der Diagnostik bleibt der PSA ein schwer einzustufender Wert. Hier wäre es sehr schön, wenn die Forschung eine bessere Differenzierung erkennen würde, Ansätze dazu gibt es. Trotz dieser Misere ist positiv, dass in vielen Fällen ein diagnostizierter PCa unbehandelt bleiben kann und dass es für lokal beschränkte (aggresive) PCa kurative Therapien gibt.

              Für den Therapiebereich ist der PSA dagegen ein sicheres Indiz, wie gut die Therapie wirkt (das gilt auch für RPE und Radatio). Hier spielt dann keine Rolle mehr, wie differenziert er sich darstellt.

              Dies ist meine Sicht, die keinen Anspruch auf Richtigkeit hat, aber ich denke, so ungefähr wird es schon sein. Ich lasse mich aber gerne belehren. Nur eines wünsche ich mir dabei, dass die Disussion in diesem THread weiterhin so sachlich bleibt.

              Viele Grüße

              Detlev

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                #52
                Hallo Uwe

                es ist tatsächlich so, dass ich angesichts meiner Ausgangslage eine Operation als kontraproduktiv betrachtet habe. Was hilft es mir, die Prostata zu operieren (mit den damit verbundenen Risiken), wenn ich gleichzeitig sicher bin, dass sich Fernmetastasen in meinen Körper festgesetzt haben. Gegen metastasierten Krebs ist aus meiner Sicht nur eine systemische Therapie erfolgreich, womit ich nicht gesagt haben möchte, dass die Koordination mit einer Prostatektomie oder einer Bestrahlung nicht in bestimmten Fällen Vorteile bringen könnte.

                Testosteron wird zur Hauptsache in den Hoden erzeugt, zu einem geringen Teil aber auch in den Nebennieren. Seine natürliche Bestimmung ist es, in der kindlichen Entwicklungsphase den Aufbau der männlichen Geschlechtsorgane zu steuern und später diese auf einem guten Zustand zu erhalten. Testosteron hat auch noch andere Aufgaben, die jedoch in. diesem Fall nicht direkt interessieren. Ob Testosteron bei der Entstehung von Prostatakrebs überhaupt eine Rolle spiele, ist bis dahin nicht geklärt. Ebenfalls umstritten ist die Frage, ob und inwieweit Testosteron die Entwicklung einer Krebserkrankung fördere. Ich neige persönlich der mehrheitlich vertretenen Auffassung zu, dass hohe Testosteron Werte die Erkrankung an Prostatakrebs fördern und beschleunigen. Dementsprechend sind es auch Ziele von Medikamenten, entweder die Produktion von Testosteron am Ursprung zu blockieren oder aber die Androgene daran zu hindern, das Zellwachstum der Prostata zu unterstützen. Ob eine Kombination der beiden Möglichkeiten zweckmässig sei wird zur Zeit ebenso kontrovers diskutiert wie die Frage, ob eine intermittierende Therapierung Vorteil bringe.

                Gruss

                Jürg
                Meine vollständige PK-Geschichte findet sich hier:
                http://www.myprostate.eu/?req=user&id=37

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                  #53
                  Hallo Jürg,

                  bez. OP beim metastasierten PK findet langsam ein Umdenken statt. Siehe diese Studie der Martini-Klinik:



                  Liebe Grüße
                  Günter
                  "Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es ist nicht genug zu wollen, man muss auch tun"
                  Johann Wolfgang von Goethe

                  Meine Geschichte unter myProstate

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                    #54
                    Hallo Günter,

                    natürlich bist Du im Recht, und die Auffassung der Martini-Klinik ist mir bekannt.

                    Aber: Zum einen schrieb ich über einen Entscheid im Jahr 2000, und zum andern hatte (und habe) ich Fernmetastasen, während im Artikel der Martini-Klinik von regionären Metastasen die Rede ist. Ich hätte etwas präziser schreiben sollen...

                    Beste Grüsse

                    Jürg
                    Meine vollständige PK-Geschichte findet sich hier:
                    http://www.myprostate.eu/?req=user&id=37

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                      #55
                      Hallo,

                      die Diskussion über die Studie der Martini-Klinik dürfte noch weiter gehen. Wie oft wurde schon darüber gestritten, dass die Entfernung der primären Tumorlast die Wirkung einer Hormontherapie deutlich verbessern könnte?
                      In den Prostatadrüsen befinden sich die Basalzellen, wie Prostata-Stammzellen und deshalb auch Tumorstammzellen beherbergen müssen, die durchaus für den Nachschub der Filialen verantwortlich sein können.
                      Nur leider ist es so, dass wir sicher weitere 10 Jahre warten müssen, bis sich solche Vermutungen in Erkenntnisse umwandeln. - Deshalb Jürg, hast Du vor 10 Jahren richtig gehandelt.

                      Gruß Heribert

                      Vollständige PK-Historie seit 2005 bei
                      myProstate.eu
                      Menschen sind Engel mit nur einem Flügel.
                      Sie müssen sich umarmen um fliegen zu können.



                      (Luciano de Crescenzo)

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                        #56
                        Hallo Detlev, hallo Jürg, hallo Günter, hallo Heribert,
                        herzlichen Dank für all eure Mühe, sie hat mich wissensmässig weiter gebracht.
                        Morgen geh ich zum Hausarzt und lass einen weiteren PSA-Test machen. Dann kommt der Urologe dran und ich werde sehen, was der sagt.
                        In der Zwischenzeit möchte ich mich in die zwei theoretischen Artikel vertiefen, die mir Jürg als Link geschickt hat, in denen es um den Zusammenhang zwischen Testosteron und PSA geht. Für mich als medizinischen Laien, der durchaus mit abstrakten Texten umgehen kann, eine ziemliche Mühe. Nicht wegen des Verständnisses, sondern wegen des Wissens, das mir fehlt, dort aber in sich wiederholenden Fachtermini immer wieder vorausgesetzt wird. Und wenn du das nicht hast, steht zuerst einmal Lexikon-Konsultation an.
                        Aber egal, in ein paar Tagen lass ich wieder von mir hören, sowohl was mein eigenes Schicksal betrifft, als auch, was die PCa-Problematik betrifft. Die stellt sich wirklich als viel komplexer haraus, als ich immer gedacht habe.

                        Liebe Grüße aus Wien, Uwe

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                          #57
                          Hallo Heribert, hallo Forum

                          wenn wir in der Diskussion um den Stelenwert des PSA auch über die Hormontherapie diskutieren, sollten wir darauf achten, die verschiedenen Ansätze zur Hommontherapie getrennt zu betrachten, da die dortigen Benefite (bezogen auf die Gesamtüberlebenszeit, und um die geht es ja wohl) sich jeweils völlig anders darstellen.
                          Ich fände es im Übrigen besser, wenn wir die Diskussion über die verschiedenen Ansätze der Hormontherapie und derer vielleicht zukünftiger Alternativen im Parallel-Thread zum Paradigmenwechsel weiterführen, da sie dort viel besser zum Thema passt.
                          1. Hormontherapie als alternative zur RPE oder zur Radatio (weil für den Patienten aus bestimmten Gründen dies nicht in Frage kommt) --> welchen Benefit gibt es hier (mit dem Krebs sterben statt an ihm ?).
                          2. Hormontherapie als unterstützung von RPE oder Radatio bei lokal begrenztem PCa --> Benefit = das Rezidivrisiko zu mindern --> Überleben.
                          3. Homontherapie bei lokalen Metastasen (Lympfknoten) --> Benefit eher begrenzt und Alternativen möglich (Matini-Klinik-Studie / Walsh Therapiebeginn / etc.).
                          4. Homontherapie bei Fernmetastasen (Knochen) --> Benefit sehr begrenzt, welche Alternative stellt sich wirklich dort ? Keine ? Insofern ist Jürg's damaliger Therapieansatz auch heute noch gültig (wie bei mir).

                          Bezüglich dieser Differenzierung komme ich auf die Anfangsfragen dieses Threads (von Helmut) zurück:
                          welche Rolle hat das PSA dabei. Wie müssen wir die Messwerte in welcher Situation interpretieren? Oder provokativ: Muss Uwe sich große Sorgen machen? Oder anders provokativ: Bedeutet 283, 55 Jahre und der halbe Körper voller Metastasen, dass es das jetzt gewesen ist.
                          Nur für meinen Fall (Spekulationen ausdrücklich erwünscht): von der ersten Minute an Hormontherapie (was sonst?), PSA-Abfall auf 0,2, Testosteron auf 0,15, Prostatagröße von 48 ccm auf 20 ccm zurückgegangen --> deckt sich jetzt Theorie und Ergebnis? Oder nur Glück gehabt? Kann man den Zusammenhang zwischen Biopsie-Ergebnis = mäßig differenziertes Adenokarzinom und weitreichende Metastasen mit dem hohen PSA korrelieren? Bedeutet dieser Zusammenhang, dass der PCa in der Prostata eher wenig aggressiv ist, dafür die Metastasen um so mehr? Lässt sich für die gewählte Therapie (noch einmal die Frage: was sonst?) ein gutes Ansprechen vorhersagen (nur dann macht es Sinn,, diese Therapie zu wählen)? Oder ist dies mangels alternativen der einzige Weg, der überhaupt etwas positives bewirken kann, wenn auch unwahrscheinlich?

                          Ich finde, da kommen ziemlich locker eine Menge Fragen zusammen. Und ganz oben hängt da der PSA-Wert - oder etwa nicht. Ich finde es nur zu verständlich, dass man (wir) da nach Antworten suchen. Und auch die Biochemie verstehen.

                          Am Donnerstag, den 29.7. hält Prof. Hertle, Leiter des Prostatakarzinomzentrum in Münster in der SHG Münster einen Vortrag zum Thema: "Vorgehensweise bei der Erstdiagnose Prostatakrebs und bei einer Wiederkehr", 18:00 Uhr Gesundheitshaus, Gasselstiege 13, 48159 Münster. Ich werde sehr aufmerksam zuhören und einige Fragen habe ich schon notiert, insbesonder wie der Herr Professor die Diskussion um den PSA sieht.

                          Allen einen schönen Abend

                          Detlev

                          Kommentar


                            #58
                            Hallo Detlev und alle Interessierten,

                            wie zu erkennen ist, habe ich bei meiner These zur Tumorlast, bewusst das PSA nicht berücksichtigt, weil ich glaube, das es mit der Entstehung des PCa nichts zu tun hat. Es ist nur ein Gradmesser der Schädigung einer Prostatazelle.
                            Die Prostatadrüse hat nichts anderes zu tun als Enzyme zu produzieren, die dem Spermatozoon zur Beweglichkeit verhilft, es vor chemischen Einflüssen der Vagina zu schützen etc. Ist diese Drüse durch Entzündung oder Zellentartung geschädigt, fließt das PSA einfach nicht mehr in die dafür angelegten Kanäle, sondern wird bei Auflösen der Zellmembran in den gesamten Organismus ausgeschwemmt.

                            Warum man dieses Enzym den Beinamen Antigen verpasst hat, erschließt sich mir so. Ein Antigen ist ein Eiweißkörper der zum Schutz angelegt ist. - Zum Schutz vor was? - Dabei kann es sich doch nur um den Schutz der Spermien handeln. Ergo hat PSA seine physioplogische und biochemische Bedeutung verloren, wenn der natürliche Weg der Spermien verbaut ist.

                            Das PSA bekommt aus meiner Sicht erst dann wieder eine Bedeutung, wenn es als Gradmesser der gesunden/kranken Prostata und/oder deren entarteten Zellpopolationen herangezogen wird.

                            Vereinfacht ausgedrückt sind Enzyme Stoffe, die als Transmitter oder zur direkten Verstoffwechelung von Nährstoffen in Körperzellen produziert werden. Die überwiegende Anzahl (nicht Menge) der Enzyme werden direkt ins Blut und den Pfortaderkreislauf abgegeben.
                            Für all diese Enzyme gibt es Normwerte. So ist es möglich bei erhöhten Enzymwerten auf die regelrechte Funktion von Organen zu schließen. Diese Schlussfolgerungen kommen aber nicht dadurch zustande, weil die Zellen dieser Organe mehr von diesen Enzymen produzieren, sondern weil mehr als normal, Zellen absterben und beim öffnen der Zellmembran diese Enzyme freisetzen.

                            Deshalb füge ich dem PSA keine einflussnehmende Bedeutung bei der Entstehung des Prostatakarzinoms zu. Die einzige schlüssige Bedeutung ergibt sich aus der Tatsache, dass sich bei zunehmender Malignität der Prostatazellen die PSA-Produktion proportional erhöht bis sich die Zellen in NE-Phänotypus Zellen umwandeln und die PSA-Produktion einstellen.

                            Gruß Heribert

                            Vollständige PK-Historie seit 2005 bei
                            myProstate.eu
                            Menschen sind Engel mit nur einem Flügel.
                            Sie müssen sich umarmen um fliegen zu können.



                            (Luciano de Crescenzo)

                            Kommentar


                              #59
                              Zitat helmut(i):
                              Ich habe es etwas einfacher formuliert ...

                              Hallo Helmut,
                              nicht nur einfacher, sondern auch unmissverständlicher lerne ich dazu, wenn mein Beitrag bei Dir so rübergekommen ist:
                              Ich bin etwas unschlüssig, wie ich Deine Stellungnahme einordnen soll.
                              Sie klingt nach „überflüssig“, „sinn- und zwecklos“.


                              Mit meinem Hinweis auf

                              • den 3 Jahre zurückliegenden Thread, Ist der steigende PSA-Wert ein Schurke?
                              • den bescheidenen Erkenntniszuwachs
                              • die zwei mutigen Forscher aus Australien


                              wollte ich lediglich andeuten, dass wissbegierige Querdenker (Wissenschaftler wie Laien) eine hohe Frustrationsschwelle und einen langen Atem brauchen – geschweige denn Dich entmutigen.

                              Mein Eindruck ist, wir ticken auf der gleichen Wellenlänge, bes. bei diesem Thema, das Du mit diesem Thread erfreulicherweise aus dem Dornröschenschlaf geweckt/geholt hast.
                              Möge dieses Bild ein gutes Omen ...Und hoffentlich ...

                              Zitat helmut(i):
                              Nicht jeder hat Dein Wissen ...

                              Danke für die Blumen. Es ist weniger als Du meinst, es ist mehr eine Art Vorwissen. Im Internetzeitalter steht Wissen jedem Suchenden in Fülle zur Verfügung. Die Infoflut ist das Problem. Es erinnert mich an Jemanden, der seinen Durst an einem Feuerwehrschlauch stillen möchte - ohne Reduzierrohr bzw. Druckminderer funktioniert es nicht so recht.

                              Man braucht m.E. etwas Vorwissen, um das herauszufiltern, was wesentlich ist für die jeweilige Fragestellung oder richtig für den jeweiligen PK. Dies habe ich „durch die 14jährige Erfahrung erworben“.

                              Ein Quäntchen Intuition ist dabei hilfreich, meinte schon A. Einstein:
                              „Der intuitive Geist ist ein heiliges Geschenk und der rationale Geist ein treuer Diener. Wir haben eine Gesellschaft erschaffen, die den Diener ehrt und das Geschenk vergessen hat.“

                              Herzliche Grüße

                              GeorgS
                              Bei www.myProstate.eu ist meine Geschichte hier einsehbar.

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                                #60
                                Lieber GeorgS!

                                Ich freue mich über Deine Stellungnahme, die mir zeigt, dass Dein Einwand nicht
                                kritisch gemeint war und dass Du sogar eine gemeinsame Wellenlänge unterstellst.

                                Gerne würde ich mich – Deiner Definition folgend – als Querdenker mit hoher Frustrationsschwelle und langem Atem einstufen; aber auch dies ist mir noch zu hoch gegriffen.

                                Ich verfüge weder über eine besondere Bildung noch über eine überdurchschnittliche Intelligenz. Aber ich neige dazu, nach dem „Warum“ zu fragen, wenn mich ein Thema interessiert und dabei kann ich eine gewisse Hartnäckigkeit entwickeln (auch wenn die kleinen grauen Zellen mit 80 nicht mehr ganz so effektiv funktionieren wie früher).

                                Es ist ein schwerer Weg, sich mit diesen einfachen Mitteln ein Minimum an Wissen zu verschaffen; Umwege und Sackgassen sind vorprogrammiert. Wie Du richtig erwähnst, ist die Informationsflut (und die damit verbundenen Widersprüche) ein weiteres Problem; hier zu selektieren, ist eine Sisyphusaufgabe. Die Intuition als hilfreiches Geschenk zu nutzen – wie von Einstein so schön formuliert – wäre sicher ein gutes Hilfsmittel; aber auch sie muss einem gegeben sein.

                                Ich neige dazu, Fragen zu stellen und versuche dann, mir aus den Antworten ein bescheidenes Mosaik zu bilden. Ich scheue auch vor „dummen“ Fragen nicht zurück (und habe mich damit auch schon bei so manchem Arzt unbeliebt gemacht).

                                So werde ich auch hier noch so manche Frage stellen, wohl wissend, dass ein Tor mehr fragen kann als 10 Weise zu beantworten vermögen. Ich habe mit dieser Rolle kein Problem, wenn ich damit Wissende veranlassen kann, sich zu äußern und wenn ich Suchende und Ratlose damit ein wenig motivieren kann, ebenfalls Fragen ohne Scheu und Hemmungen einzubringen.

                                Herzliche Grüße
                                Helmut

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