Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

U50 - Wie offen seid ihr gegenüber euren Mitmenschen bezüglich eures Prostatakrebses?

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    U50 - Wie offen seid ihr gegenüber euren Mitmenschen bezüglich eures Prostatakrebses?

    Hallo Leidensgenossen

    Vorneweg, ich fall hier wahrscheinlich ein wenig aus dem Rahmen, weil ich erst 47 bin. War bei jedem Besuch beim Urologen der oder einer der Jüngsten. Jackpot in der Scheißelotterie kann man da wohl sagen. Aber zumindest rechtzeitig erkannt, wenn's stimmt, was mir die Ärzte gesagt haben sehr erfolgreich und nervenschonend operiert und nach visueller Einschätzung des extrem erfahrenen operierenden Arztes wohl auch in der Organkapsel geblieben und keine Gefahr, dass Metastasen entstanden sind. Histologie kommt in 1-2 Wochen. Hoffentlich bleibt es dabei, bin aber sehr zuversichtlich.

    Ehrlich war ich von der Option radikale Prostatektomie nicht begeistert, Bestrahlung verständlicherweise auch keine wirkliche Option (da später kaum mehr operierbar) und Immunotherapie für frühe Stadien wohl erst im Tierversuchstadium ist und so lange warten bei einer Biopsie mit 11 positiven von 16 Proben auch keine Option war. Aber realistisch war die OP die einzige Option.

    Im Krankenhaus hatte ich zum Glück einen sehr liebenswerten Zimmerkollegen, mit dem ich mich über sehr viel austauschen konnte. Dabei hab ich auch erlebt, wie er gegenüber seiner Freunde und Bekannten mit dem Fakt, dass er Prostatakrebs hatte und operiert wurde umgegangen ist. Alles sehr offen, niemanden gegenüber ein Geheimnis daraus gemacht. Er war aber auch schon 70 und er meinte auch, dass ihm Sex nicht mehr so wichtig ist.

    Mit noch nicht mal 50, sieht das bei mir etwas anders aus. Natürlich hoffe ich, dass ich wieder sexuell aktiv sein kann. Meine Freundin natürlich auch (nur der Vollständigkeit halber, sie macht mir keinen Druck, ist super verständnisvoll und unterstützend. Ich könnte es kaum besser erwischen).

    Ich habe bisher nur mit meiner direkten Familie und einem Freund in meinem Alter über den Prostatakrebs gesprochen. Er hatte selber Hautkrebs und auch Chemo gemacht, hat Verständnis, was einem die plötzlichen Konfrontation mit dem möglichen eigenen Tod, Aussicht auf Leiden usw. mit einem macht.

    Weil das ganze Thema einfach mit Sexualität und Selbstbild verknüpft bin, bin ich mir einfach unsicher, wie offen ich anderen gegenüber sein soll. Dann kommt natürlich noch das ganze Thema Inkontinenz dazu, über das man nicht so gern mit Bekannten oder Kollegen spricht.

    Also die eigentliche Frage: wie geht ihr mit dem Thema bei euren Nachbarn, Bekannten, Kollegen und anderen Mitmenschen um?

    Danke für eure Zeit!

    #2
    Letztlich ist Prostatakrebs eine Erkrankung der Sexualorgane. Da stellt sich die Frage, mit wem unterhältst du dich sonst über deine Sexualität? Das ist schon etwas sehr privates.
    Es geht nicht darum, die Erkrankung zu verheimlichen. Ich gebe von mir aus auch gerne Auskunft, renne aber auch nicht mit einem Schild herum.
    Prostatakrebs ist in jedem Haus anzutreffen, wenn man zu den 5% zählt, zu denen wir beide angehören, ist es aber noch einmal etwas anderes. Aus Erfahrung kann ich da sagen, dass Beziehungen als Folge der Diagnose auseinandergehen können, weil ein Kinderwunsch der jüngeren Partnerin eben nicht mehr erfüllt werden kann. Auch das sexuelle spielt teilweise eine ganz andere Rolle. Das sind Themen, die in Selbsthilfegruppen Prostatakrebs nicht immer thematisiert werden können,
    da man hier meist auf Männer um die 80 trifft, die einfach zusammen mit ihren Partnerinnen einen geselligen Nachmittag erleben wollen.
    ich drücke dir auf jeden Fall ersteinmal die Daumen für einen günstigen Befund aus der Histologie. Alles andere wird sich finden.

    Kommentar


      #3
      Ich persönlich gehe sehr offen mit meiner Erkrankung um - habe keine Scheu mit anderen darüber zu reden. Habe meine Geschichte auch im Rahmen eines Buches der Krebshilfe Publik gemacht.

      Kommentar


        #4
        Ich kann offen darüber sprechen, aber ich habe festgestellt, dass Leute ohne eine solche Erkrankung das Thema nicht gerne von selbst wieder zur Sprache bringen - auch wenn es nicht zwingend um Sexualität geht. Das sind die klassichen Berühungsängste mit potentiell lethalen Krankheiten. Darum thematisiere ich meine Krankheit nur wenn sinnvoll.

        Kommentar


          #5
          Ich habe bei einem Biergartenbesuch, einen Tag vor meiner OP, schon allen die dabei waren Bescheid gesagt. Somit konnte ich auch später offen über alles reden.
          Immer positiv denken!!!

          http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

          Kommentar


            #6
            Im Nachhinein betrachtet hatte ich in der Anfangszeit meiner Krebserkrankung wohl den Menschen um mich herum zu viel erzählt. Auch über Sexualität zu sprechen hatte ich keine Probleme. Manche sagten mir, dass sie es bewundern, dass ich so offen über Alles sprechen kann, andere fühlten sich von mir total gestresst und wären am liebsten weggerannt. Aber von Allen habe ich immer viel Mitgefühl bekommen.
            Am Anfang habe ich dieses übersteigerte Erzählbedürfnis zur Verarbeitung für mich jedoch wohl gebraucht. Mein psychoonkologischer Therapeut, bei dem ich fast 4 Jahre Gesprächstherapie gemacht habe, sagte dazu, dass es besser ist, zu viel zu erzählen als zu wenig oder gar nichts. Wer Alles in sich reinfrisst, muss letztendlich noch mehr und länger leiden.
            Inzwischen habe ich dieses übersteigerte Bedürfnis nicht mehr und erzähle nur noch den Leuten was, bei denen ich das Gefühl habe, dass es sie wirklich interessiert. Das könnte auch das Resultat meiner Psycho-Gesprächstherapie sein. Wenn man für so etwas offen ist, kann man da wirklich sehr viel für sich, über sich und Andere lernen, was einem das Leben, besonders als chronisch (Krebs)-Kranker, erleichtert.
            Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

            Kommentar


              #7
              Von mir aus erzähle ich nichts freiwillig. Ich belaste doch keinen, der das überhaupt nicht hören will. Erst wenn der Gegenüber damit anfängt, ok.
              Immer positiv denken!!!

              http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

              Kommentar


                #8
                Hi U50,

                ich hatte zu Beginn das Problem, was sage ich, als ich noch nicht wusste wie schlimm es war. Wem sage ich was, so lange ich nicht selbst sicher bin, also erst mal niemanden. Als es klar war, dass ich um eine Therapie nicht herumkomme, habe ich erst nur meine Frau informiert, selbst meinen Sohn noch nichts. Ich hätte ihm gerne gesagt ich: "Ich hatte Krebs, jetzt ist er weg! Mach dir keine Sorgen!" Irgendwann hat er mich im Krankenhaus aufgespürt, und mir Vorwürfe gemacht - er will Bescheid wissen. Leider kam am Entlassungstag die Diagnose, dass sich ein großer Gleason 9 in der Lymphbahn breit gemacht hat. Drei Monate später habe ich meine Geschwister informiert, wir machen so was gelegendlich, ohne Partner. Auch eine unangenehme Situation, wann machst du den Stimmungskiller. Mein kleiner Bruder fragte, ob er seine Frau informieren dürfe, ich sagte nur im Außnahmefall, der war dann wohl noch am Abend eingetreten.

                Als ehemaliger Datenschutzbeauftragter wird dir klar, die Möglichkeit der Informationsselbstbestimmung gibts du mit dem ersten den du informiert auf - was dann ggf. unter dem Siegel der Verschwiegenheit doch weiter erzählt wird, hast du nicht mehr in der Hand. Als mein Sohn fragte, ob er seine Frau informieren darf, meinte meine Frau, da wäre doch nichts dabei. Ich antwortete: "Informiert du auch deinen Schwiegersohn über deinen Sexualstatus?" Auch da habe ich zugestimmt, 1/2 Jahr später meine beiden besten Freunde informiert, dann einen Kollegen mit PCa, der das körperlich und mental sehr gut weggesteckt hat. Meine Neffen und Nichten wissen nichts, die Ungezwungenheit die wir an Pfingsten wieder pflegten, möchte ich nicht beeinträchtigen. Meine Kollegen und im Verein weiß keiner Bescheid - es gibt auch Mitleid von der falschen Stelle!

                Meine Therapeutin hat mir auch gesagt, reden hilft aber ich habe immer das Gefühl, dass es den anderen doch etwas unangenehm ist - somit bleibt viel in meinem Krebstagebuch, hier im Forum oder an meiner Therapeutin hängen, aber 2 x im Monat ist nicht so viel. Mitlerweile glaube ich, dass der "stille" Tränenfluss, abends oder morgens, das kriegt keiner mit, eine Reaktion meiner Psyche ist im einfach emotionalen Druck abzulassen. Hatte ich früher nie, bin noch die Generation "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" - aber ich akzeptiere das jetzt.

                Mein Selbstbild ist ziemlich zusammen gebrochen und das Thema Sexualität: "Die Fallhöhe bestimmt den Schmerz!" soll heißen, Impotenz war bis vor der OP ein Fremdwort für mich, sexuelle Befriedigung so normal und verfügbar wie Zähne putzen. Schön, wenn du beidseitig nervenerhaltend operiert wurdes, ich glaube da hast du sehr gute Chancen (70%) dass du deine Potenz wieder erlangen wirst.
                Ich wünsche dir alles Gute, Karl

                Kommentar


                  #9
                  Moi Unbekannter!

                  Zu meinen Nachbarn und Freunde sage ich auf Nachfrage, ich habe Lymphknotenkrebs.
                  Damit hat sich ein Gespräch über die Sexualität erledigt.
                  Nur sehr enge Freunde wissen bescheid.

                  Gruss nach Österreich
                  hartmut
                  http://de.myprostate.eu/?req=user&id=626&page=graphic

                  Kommentar


                    #10
                    Bin ich wirklich anders als alle hier. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals gezielt über Sexualität gesprochen wurde. Liegt das an meinem Alter oder ist das, wenn mal darüber, nicht wegen meinem PK, darüber gesprochen wurde, meine Antwort ist immer: "Weihnachten ist öfters". Und das wars dann auch.
                    Immer positiv denken!!!

                    http://de.myprostate.eu/?req=user&id=814

                    Kommentar


                      #11
                      Nein, Michi, Du bist kein Alien, Du hast eben einfach keine Lust, über Sexualität zu sprechen. Jedenfalls nicht mit Deinen üblichen Gesprächspartnern.
                      Ich habe z.B. ein paar Freunde, die gerne auch mal über Sexualität reden. Dann reden wir halt drüber und gut ist.
                      Liebe Grüße Lutz --- > Mein Profil bei myProstate < --- > Erlebnisberichte meiner Therapien <

                      Kommentar


                        #12
                        Zitat von Michi1 Beitrag anzeigen
                        ..., meine Antwort ist immer: "Weihnachten ist öfters". Und das wars dann auch.
                        Den Mag ich, muss ich mir merken!
                        Danke für den Lacher!

                        Kommentar


                          #13
                          Zitat von Hartmut S Beitrag anzeigen
                          Moi Unbekannter!

                          Zu meinen Nachbarn und Freunde sage ich auf Nachfrage, ich habe Lymphknotenkrebs.
                          Damit hat sich ein Gespräch über die Sexualität erledigt.
                          Nur sehr enge Freunde wissen bescheid.

                          Gruss nach Österreich
                          hartmut

                          Hi Hartmut,

                          Mensch Kiel! Da war ich vor 25 Jahren mal eine Zeit lang öfter! War eine schöne Zeit...

                          Die Idee mit dem Lymphknotenkrebs gefällt mir. Ich glaub, das wird meine Offizielle Geschichte für alle, die's noch nicht wissen.

                          Schöne Grüße an die Förde und spring bitte mal im Sommer in Kalifornien für mich in die Ostsee!
                          LG,
                          Andreas

                          Kommentar


                            #14
                            Zitat von rolfw64 Beitrag anzeigen
                            Ich kann offen darüber sprechen, aber ich habe festgestellt, dass Leute ohne eine solche Erkrankung das Thema nicht gerne von selbst wieder zur Sprache bringen - auch wenn es nicht zwingend um Sexualität geht. Das sind die klassichen Berühungsängste mit potentiell lethalen Krankheiten. Darum thematisiere ich meine Krankheit nur wenn sinnvoll.
                            So geht's mir auch, bzw. ging es mir so. Mein Freund / Bekannter aus Teenagerzeiten hat mir letztens bei unserem ersten Treffen seit 10-15 Jahren erzählt, dass er Hautkrebs und Chemo hatte. Noch dazu hat ihn die Gicht recht arg erwischt. Er war immer sehr sportlich (Tauchen, Radfahren, Bergsteigen und Wandern) und leidet extrem unter den Einschränkungen.
                            Ich wusste auch nicht wie ich damit umgehen sollte und wollte bei jedem Treffen das wir seither hatten nachfragen, wie's um seinen Krebs steht. Hab es aber nicht geschafft, bis ich selber meine positive Diagnose hatte und die OP überstanden hatte (Gut, die Zeit zwischen Diagnose und OP war mit 2 Monaten extrem kurz und ich war echt selber damit beschäftigt alles mental auf die Reihe zu kriegen). Einerseits war ich froh, dass ich ihm gegenüber offen sein konnte, warum ich mich schon lange nicht mehr gemeldet habe, andererseits konnte ich ihn endlich fragen, wie es um ihn steht. Zum Glück ist seine Krebserkrankung wohl gut im Griff und er hat noch viele Jahre vor sich.

                            Aber ja, die Auseinandersetzung mit der eigenen potentiell tödlichen Krankheit macht etwas mit einem. Das muss man wohl erlebt haben, um es nachvollziehen zu können...

                            Zitat von lutzi007 Beitrag anzeigen
                            Im Nachhinein betrachtet hatte ich in der Anfangszeit meiner Krebserkrankung wohl den Menschen um mich herum zu viel erzählt. Auch über Sexualität zu sprechen hatte ich keine Probleme. Manche sagten mir, dass sie es bewundern, dass ich so offen über Alles sprechen kann, andere fühlten sich von mir total gestresst und wären am liebsten weggerannt. Aber von Allen habe ich immer viel Mitgefühl bekommen.
                            Am Anfang habe ich dieses übersteigerte Erzählbedürfnis zur Verarbeitung für mich jedoch wohl gebraucht. Mein psychoonkologischer Therapeut, bei dem ich fast 4 Jahre Gesprächstherapie gemacht habe, sagte dazu, dass es besser ist, zu viel zu erzählen als zu wenig oder gar nichts. Wer Alles in sich reinfrisst, muss letztendlich noch mehr und länger leiden.
                            Inzwischen habe ich dieses übersteigerte Bedürfnis nicht mehr und erzähle nur noch den Leuten was, bei denen ich das Gefühl habe, dass es sie wirklich interessiert. Das könnte auch das Resultat meiner Psycho-Gesprächstherapie sein. Wenn man für so etwas offen ist, kann man da wirklich sehr viel für sich, über sich und Andere lernen, was einem das Leben, besonders als chronisch (Krebs)-Kranker, erleichtert.
                            Grundsätzlich sehe ich es ähnlich wie du. Lieber mal zu viel darüber geredet, als zu wenig. Aber ich hab dann auch schon oft erlebt, wie einem das erzählte gegen mich eingesetzt wurde... Darum bin ich vorsichtiger geworden, aber neige immer noch dazu mal zu viel zu erzählen, wenn ich mal in Fahrt bin!

                            Ich hab selber vor 2 Jahren mit einer Therapie begonnen, die mir auch sehr gut tut. Ich hab - sagen wir mal - eine etwas spezielle Familie, alles gut gemeint, aber naja. Ich würd mal sagen eine Mischung aus generationalen Traumata und etwas Neurodiversität können da schon interessante Konstellationen erzeugen. Tiefer möchte ich hier in dem Rahmen nicht einsteigen...
                            Aber ja, reden - auch mit professionellen Therapeuten - hilft wirklich extrem Dinge neu ein zu ordnen und damit besser um zu gehen. Mir hat es wirklich sehr geholfen...

                            Zitat von urosport Beitrag anzeigen
                            Hi U50,

                            ich hatte zu Beginn das Problem, was sage ich, als ich noch nicht wusste wie schlimm es war. Wem sage ich was, so lange ich nicht selbst sicher bin, also erst mal niemanden. Als es klar war, dass ich um eine Therapie nicht herumkomme, habe ich erst nur meine Frau informiert, selbst meinen Sohn noch nichts. Ich hätte ihm gerne gesagt ich: "Ich hatte Krebs, jetzt ist er weg! Mach dir keine Sorgen!" Irgendwann hat er mich im Krankenhaus aufgespürt, und mir Vorwürfe gemacht - er will Bescheid wissen. Leider kam am Entlassungstag die Diagnose, dass sich ein großer Gleason 9 in der Lymphbahn breit gemacht hat. Drei Monate später habe ich meine Geschwister informiert, wir machen so was gelegendlich, ohne Partner. Auch eine unangenehme Situation, wann machst du den Stimmungskiller. Mein kleiner Bruder fragte, ob er seine Frau informieren dürfe, ich sagte nur im Außnahmefall, der war dann wohl noch am Abend eingetreten.

                            Als ehemaliger Datenschutzbeauftragter wird dir klar, die Möglichkeit der Informationsselbstbestimmung gibts du mit dem ersten den du informiert auf - was dann ggf. unter dem Siegel der Verschwiegenheit doch weiter erzählt wird, hast du nicht mehr in der Hand. Als mein Sohn fragte, ob er seine Frau informieren darf, meinte meine Frau, da wäre doch nichts dabei. Ich antwortete: "Informiert du auch deinen Schwiegersohn über deinen Sexualstatus?" Auch da habe ich zugestimmt, 1/2 Jahr später meine beiden besten Freunde informiert, dann einen Kollegen mit PCa, der das körperlich und mental sehr gut weggesteckt hat. Meine Neffen und Nichten wissen nichts, die Ungezwungenheit die wir an Pfingsten wieder pflegten, möchte ich nicht beeinträchtigen. Meine Kollegen und im Verein weiß keiner Bescheid - es gibt auch Mitleid von der falschen Stelle!

                            Meine Therapeutin hat mir auch gesagt, reden hilft aber ich habe immer das Gefühl, dass es den anderen doch etwas unangenehm ist - somit bleibt viel in meinem Krebstagebuch, hier im Forum oder an meiner Therapeutin hängen, aber 2 x im Monat ist nicht so viel. Mitlerweile glaube ich, dass der "stille" Tränenfluss, abends oder morgens, das kriegt keiner mit, eine Reaktion meiner Psyche ist im einfach emotionalen Druck abzulassen. Hatte ich früher nie, bin noch die Generation "Ein Indianer kennt keinen Schmerz" - aber ich akzeptiere das jetzt.

                            Mein Selbstbild ist ziemlich zusammen gebrochen und das Thema Sexualität: "Die Fallhöhe bestimmt den Schmerz!" soll heißen, Impotenz war bis vor der OP ein Fremdwort für mich, sexuelle Befriedigung so normal und verfügbar wie Zähne putzen. Schön, wenn du beidseitig nervenerhaltend operiert wurdes, ich glaube da hast du sehr gute Chancen (70%) dass du deine Potenz wieder erlangen wirst.
                            Ich wünsche dir alles Gute, Karl
                            Oh ja, Datenschutzbeauftrager war ich in unserem kleinen Unternehmen auch. Was draussen ist, ist draußen und kann nie mehr eingefangen werden...
                            Leider hat meine Mutter, direkt nachdem ich meine Eltern eingeweiht hab mit ihrer Schwester darüber gesprochen. Und in der Woche meiner OP, war dann noch die Hochzeit meines Cousins, wo ich hin wollte und absagen musste. Hab nur erwähnt, dass ich eine kleine OP hatte, aber ich bin mir so gut wie sicher, dass der Buschfunk auf der Hochzeit jetzt die komplette Seite der Verwandtschaft erreicht hat. Ich bin echt nicht glücklich darüber, aber damit muss ich jetzt wohl leben. Zum Glück ist meine Cousin selber Arzt und kann sowas anders einordnen. Hoffe ich zumindest.

                            Auch zum Thema Datenschutzbeauftragter
                            Hab mich letztens in der Apotheke so extrem über diese verlogene Doppelstandards in unserem System geärgert. Wenn wir als kleines Unternehmen (das die selben Standards wie ein Multinationaler Konzern erfüllen muss) mal unerlaubt eine E-Mail Adresse veröffentlichen, dann droht uns eine Strafzahlung von bis zu 4% des Jahresumsatzes!
                            In der Apotheke (und auch bei der Anmeldung beim Arzt) muss ich vor all den anwesenden anderen Kunden, die teilweise noch meine Nachbarn sind denen ich um's Verrecken nichts über meinen Gesundheit erzählen möchte über die letzten Details sprechen. Das muss man einfach so fressen. War immer schon so, wird wohl auch so bleiben.
                            Absolut null Privatsphäre! Geht ja um nix. *grrrr*

                            Ansonsten bewundere ich dich, dass du aus Rücksicht auf die Stimmung deiner Verwandten mit deiner Diagnose zurückhaltend bist. Aber mit Gleason 9 in tder Lymphbahn ist halt auch eine andere Nummer, als Gleaseon 7 und gut in der Organkapsel mit minimaler Wahrscheinlichkeit auf entkommen. Ich wünsch dir auf jeden Fall eine einen guten Verlauf! Drück dir die Daumen!

                            Ja, mit dem Thema Impotenz kann ich dir gut folgen. Hatte da auch absolut keine Probleme. Klar, gab es mal dein einen oder anderen Abend, wenn Stress rund herum zu viel war (Selbständig mit Angestellten, hohe laufende Kosten, Pandemie, Lieferkettenprobleme, Ukraine Krieg, ... ) - Aber seit dem wir unser Online Geschäft geschlossen haben und nur mehr für uns selber verantwortlich sind, alles gut. Aber ehrlich, so weit bin ich noch gar nicht. Erst mal wieder die Inkontinenz in den Griff bekommen, dann weiter sehen...

                            Bin wohl grad wie Schrödinger's Katze: die Box ist noch zu.

                            Zitat von Blacksheep Beitrag anzeigen
                            Letztlich ist Prostatakrebs eine Erkrankung der Sexualorgane. Da stellt sich die Frage, mit wem unterhältst du dich sonst über deine Sexualität? Das ist schon etwas sehr privates.
                            Es geht nicht darum, die Erkrankung zu verheimlichen. Ich gebe von mir aus auch gerne Auskunft, renne aber auch nicht mit einem Schild herum.
                            Prostatakrebs ist in jedem Haus anzutreffen, wenn man zu den 5% zählt, zu denen wir beide angehören, ist es aber noch einmal etwas anderes. Aus Erfahrung kann ich da sagen, dass Beziehungen als Folge der Diagnose auseinandergehen können, weil ein Kinderwunsch der jüngeren Partnerin eben nicht mehr erfüllt werden kann. Auch das sexuelle spielt teilweise eine ganz andere Rolle. Das sind Themen, die in Selbsthilfegruppen Prostatakrebs nicht immer thematisiert werden können,
                            da man hier meist auf Männer um die 80 trifft, die einfach zusammen mit ihren Partnerinnen einen geselligen Nachmittag erleben wollen.
                            ich drücke dir auf jeden Fall erst einmal die Daumen für einen günstigen Befund aus der Histologie. Alles andere wird sich finden.
                            Ja, genau deshalb frag ich ja. Eigentlich versuche ich mit Problemen so offen wie möglich um zu gehen, aber ja, es ist etwas sehr intimes.
                            Ich bin mir der Gefahr bewusst. Zum Glück wollten und wollen wir beide keine Kinder. Meine Freundin hat letzten Herbst erst begonnen sich über eine Sterilisation zu informieren. Das Thema ist damit zumindest jetzt vom Tisch und mir ist wohler beim Gedanken, dass sie sich der doch nicht mehr so trivialen OP unterziehen muss!

                            Danke für all eure Meinungen. Es hilft alles ein wenig ein zu ordnen!

                            Besonders hat mir zuerst Harmut's Vorschlag mit dem Lymphknotenkrebs gefallen, aber für Menschen die ein wenig Ahnung haben erzeugt das die berechtigte Sorge der Metastasierung. Das find ich auch nicht gut, vor allem wenn (hoffentlich) weiterhin dafür keine reale Gefahr besteht.

                            Welche andere Krebsart im Unterleib gibt's denn noch, die bei erfolgreicher OP keine Langzeitprobleme darstellt?
                            Nicht muskelinvasiver Blasenkrebs erfüllt zwar die Kriterien insofern, dass das Langzeitrisiko minimal ist, erklärt aber nicht meine OP.
                            Das wird wohl über den Harnleiter erledigt...

                            Ich klopf mal bis zur Histologie Besprechung kommenden Dienstag auf Holz!

                            Ich wünsch euch allen alles Gute!
                            Grüße,
                            Andreas

                            Kommentar


                              #15
                              Hi Andreas,

                              ja mit 47 sich mit PK auseinandersetzen zu müssen ist schon ne Hausnummer.

                              Ich war damals 55 und hatte bis zur Diagnose auch ein sehr reges Sexualleben, dass dann nach der OP von 110% auf 0% gesunken ist, da ich leider nur einseitig nervenschonend operiert werden konnte.

                              Aber auch ich habe das Glück eine sehr verständnisvolle Frau an meiner Seite zu haben, die in erster Linie froh ist, dass ich noch am Leben bin.

                              Nichtsdestotrotz macht diese OP was mit einem....auch wenn alles gut gelaufen ist, der Krebsherd vollständig entfernt werden konnte, keine Metastasen vorhanden sind und man nach relativ kurzer Zeit wieder körperlich so einigermassen fit ist.

                              Inkontinenz und Impotenz belasten die Psyche schon sehr schwer. Und auch wenn die Partnerin Verständnis hat, macht es das Problem nicht kleiner.

                              Ich bin zu jedem Zeitpunkt bei engen Freunden, Kollegen und Verwandten sehr offen damit umgegangen...das war für mich auch irgendwie eine Art Psychotherapie frei nach dem Motto "Geteiltes Leid ist halbes Leid".

                              Ich dachte mir immer, warum nicht offen damit umgehen? Klar hätte ich auch sagen können ich hab "xy-Krebs". Aber was hätte es gebracht? Ich hätte mein Umfeld belogen (was generell nicht meine Art ist) und mich selbst dann ja irgendwie auch.

                              Man muss ja auch nicht offensiv alle Details dieser Krankheit erzählen.
                              Es reicht, wenn Du jemanden erzählst , dass Du PK hast und dir die Prostata entfernt wurde. Damit hat eh jeder alle Info`s die er braucht.

                              Dank des Internets sind doch Wirkung und Nebenwirkungen einer Prostatektomie überall und jederzeit verfügbar und kein Geheimnis.

                              Also macht es auch keinen Sinn, irgendetwas zu verheimlichen.

                              Die Frage ist: WIE GEHT DEIN UMFELD DAMIT UM?

                              Alle meine Freunde, Verwandte, Kollegen , Familie etc. haben mich zu jedem Zeitpunkt sehr unterstützt und KEINER hätte je gesagt "OH du bist Inkontinent und Impotent und damit auch kein Mann mehr"

                              Nun sind fast 5 Jahre seit der OP vergangen. Bisher sind alle Nachuntersuchungen im grünen Bereich, die Inkontinenz schon lange Geschichte......nur die Impotenz ist leider geblieben.

                              Das belastet mich mal mehr mal weniger. Der Sex ist weniger und anders geworden.

                              Mittlerweile sind auch weitere Freunde von mir an PK erkrankt und operiert worden. Mit ihnen tausche ich mich ab und zu auch über das Thema Sex aus, da es bei ihnen ebenfalls von 100 auf 0 ging.

                              In der Familie , bei anderen Freunden , Kollegen und Bekannten ist mein PK schon lange kein Thema mehr.

                              Das Leben ist weiter gegangen und es kamen neue Herausforderungen, die volle Aufmerksamkeit brauchten.

                              Das Thema PK verblasst, wenn man das Glück hatte, kurativ operiert worden zu sein...bleibt aber auch immer im Hinterkopf. Nur sollte es nicht mehr über allem anderen stehen

                              Ich wünsche Dir viel Glück und weiterhin gute Genesung

                              Kommentar

                              Lädt...
                              X